Gendern im Radio

Zum Gebrauch von "man".
Es trifft zu, dass in einer journalistischen Ausbildung, die diesen Namen verdient, vor dem Gebrauch des Pronomens "man" gewarnt wird. Weil es schlechter Stil ist. Weil es fantasielos ist. Weil es einen Text tendenziell passiv werden lässt. Weil es einen Bogen um den Akteur macht. Es handelt sich hier um stilistische, handwerkliche Empfehlungen und keineswegs um eine Steilvorlage für gendergerechtes Formulieren. Von daher ist die Herleitung des von @KV_Journ verlinkten genderleicht.de eine irreführende Mogelpackung.
Deswegen sind "wir" keineswegs auf "diesem Stand", wie KV_Journ apodiktisch behauptet. Das ist vielleicht sein Stand. Meiner ist es nicht.
 
Ich möchte einige Studien hier verlinken – allerdings nicht, weil ich hier jemanden gegen seinen oder ihren Willen vom Gendern überzeugen will, sondern, weil danach gefragt wurde. Die folgenden Studien und Aufsätze halte ich für bemerkenswerte Denkanstöße.
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Ich komme mir hier langsam etwas vera...t vor, wenn ich schreibe, dass man wissenschaftlich valide Studien zur Sinnhaftigkeit von sog. "geschlechtergerechter" Sprache ja einfach präsentieren könnte, wenn es diese denn gäbe und man mit der Behauptung ja in Politik und Medien solche Genderungsmaßnahmen verargumentiert:

Und dann werden einfach irgendwelche Experimente gepostet, mit der Absicht so zu tun, als würden sich hinter diesen Links solche Studien verbergen. Fröhlich geliked dann von Personen, bei denen ich zu 99% davon ausgehe, dass sie die weder kennen noch angeklickt haben.

Diese ganze Verhaltensweisen zeigen doch eindeutig: Hier geht es um Ideologie, man möchte einfach, das bestimmte Sachen so und so sind und Wissenschaftlichkeit spielt dabei überhaupt keine Rolle.

Wer in Corona-Krisenzeiten als Experte im Fernsehen befragt wird, liefert ja nun wahrlich keinen Erkenntnisgewinn in Bezug auf die Studienlage zu sog. "geschlechtergerechter" Sprache (einer der Links). Eine andere der "Studien" bezeichnet sich selbst nicht als Studie (ist es auch nicht), sondern als Experiment und regt dann an, man solle doch einmal Studien in dieser Richtung betreiben um die Aussagen zu validieren: ja, finde ich aber auch.

Offenkundig gibt es hier eine breite Masse von Schreibern, die sehr meinungsstark ist ohne das auf irgendetwas stützen zu können bzw. die sich von fünf überflogenen Seiten eines Abstracts blenden lässt, ohne an den entscheidenden Stellen nach Methodik und Evidenz zu fragen.

Es gibt sie einfach nicht, die wissenschaftlich haltbaren Studien, die belegen, dass das vielgescholtene generische Maskulinum für die behauptete Ungerechtigkeit sorgt. Es gibt nur ganz viele (hoffentlich studierende) Studenten, die sich heutzutage ungerecht behandelt fühlen.
 
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@radiopfleger
Das hätte mal alles ein Mann sagen sollen - was meinst Du, was dann losgewesen wäre. So ist`s ein bisschen blöd für die Gender-Apologeten, wenn das schon eine Frau so sieht, die ganz offensichtlich auch noch ziemlich klug ist.
 
@Mannis Fan: Die Argumentationsmuster sind gefährlich ähnlich. "Wir können keine Antisemiten sein, wir haben doch sogar Juden in unserer eigenen Partei", und: "Genderpolitik muss schlecht sein, sogar eine Frau sagt das". Zugespitzt, zugegeben. Aber es erschüttert mich immer wieder, wenn Meinungsverschiedenheiten innerhalb einer Gruppe gegen diese Gruppe verwendet werden. Das ist mir schon sehr häufig aufgefallen. "Wie, sie finden wir tun zu wenig für Behinderte? Tja, unsere behinderten Mitarbeiter sehen das anders!" Bei Frauenpolitik wird es dann natürlich noch absurder, denn dass die Hälfte der Menschheit nicht einer Meinung sein kann ist doch nur logisch.
 
Es wird nicht lange dauern, bis es aus einer bestimmten Ecke tönt: "Na klar - das ist doch Birgit Kelle. Demnächst wird hier auch noch Klaus Kelle zitiert, Birgit Kelles Mann und ehemaliger Redakteur beim Westfalen-Blatt, als dieses noch das echte Westfalen-Blatt war." :cool:
 
@Mannis Fan: Die Argumentationsmuster sind gefährlich ähnlich. "Wir können keine Antisemiten sein, wir haben doch sogar Juden in unserer eigenen Partei", und: "Genderpolitik muss schlecht sein, sogar eine Frau sagt das". Zugespitzt, zugegeben. Aber es erschüttert mich immer wieder, wenn Meinungsverschiedenheiten innerhalb einer Gruppe gegen diese Gruppe verwendet werden. Das ist mir schon sehr häufig aufgefallen. "Wie, sie finden wir tun zu wenig für Behinderte? Tja, unsere behinderten Mitarbeiter sehen das anders!" Bei Frauenpolitik wird es dann natürlich noch absurder, denn dass die Hälfte der Menschheit nicht einer Meinung sein kann ist doch nur logisch.

Warum kommen wir in Deutschland eigentlich bei so gut wie jeder Meinungsverschiedenheit immer gleich mit der Nazikeule? Ich hasse das, sowas hat nichts mit einer vernünftigen Diskussionskultur zu tun.
Du kannst die Gender Diskussion nicht mit Antisemitismus vergleichen.
Es geht doch darum, ob wir uns von einigen wenigen Menschen vorschreiben lassen, wie wir in Zukunft miteinander reden oder ob Sprache sich von alleine entwickeln sollte. Ich bin für letzteres.
 
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Der Vergleich hinkt in der Tat gleich an zwei Stellen gewaltig: Erstens unterstelle ich mal, dass niemand Frauen diskriminieren möchte, ganz gleich, ob er sich nun dafür oder dagegen entscheidet, zu gendern. Das hat damit zu tun, dass zweitens: Welchen Einfluss gendergerechte Sprache, in welchem Umfang genutzt, auf die Chancengleichheit im Alltag und in der Karriere hat, ist noch Gegenstand aktuellen wissenschaftlichen Diskurses. Das generische Maskulinum tötet jedenfalls niemanden, so viel kann man, glaube ich, schon feststellen.

Außerdem ist die Stimme einer Frau in diesem Thema natürlich besonders hervorzuheben, da nun einmal nur sie aus der subjektiven Perspektive berichten kann, wie sie sich durch Sprache einbezogen fühlt.
 
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@ThoRr Mein Vergleich war die Antwort auf diesen Post:
Das hätte mal alles ein Mann sagen sollen - was meinst Du, was dann losgewesen wäre.
So ist`s ein bisschen blöd für die Gender-Apologeten, wenn das schon eine Frau so sieht, die ganz offensichtlich auch noch ziemlich klug ist.
und ich habe nicht Antisemitismus mit dieser Diskussion verglichen, sondern ausdrücklich von dem Argumentationsmuster geschrieben. Dem Argument derjenigen, die Antisemitismusvorwürfe mit Verweis auf jüdische Parteimitglieder beantworten, und dem Argument, dass sich ja auch Frauen gegen Genderpolitik äußern würden, was diese unglaubwürdig mache. Antisemitismus selbst kam in meinem vergleich überhaupt nicht vor.

@radiopfleger Danke, kein Problem.
 
Toggoradio spricht auch so verkehrt. Diese unnatürliche Betonung klingt einfach gruselig. Ich würde meine Kinder sowas nicht hören lassen! Aber so bringt man schon die Jüngsten auf "Kurs"!

("Warum spricht die Tante im Radio so komisch, hat die Schluckauf oder ist die krank?")
 

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Wieso auf Kurs? Gendern ist immer noch kein Zwang, sondern sollte freiwillig aus Respekt gegenüber den anderen Geschlechtern passieren
 
So ein Kauderwelsch daherzubrabbeln wie dieses Weibsbild in meinem Audiobeispiel von Toggo führt diese Argumentation zuwider. Denn so spricht kein normaler Mensch, der die deutsche Sprache mal erlernt hat! Auch kein Ausländer. Nicht mal ein Sprachrobotorer oder eine Software.
Ungeachtet des Geschlechts (von Sprecher oder Sprachsoftwarestimme).

Wer so unnatürlich (fernab jeder Sinnträger in den Sätzen) betont, steht nicht für Gleichberechtigung ein, sondern befördert sich durch seine bewusst kokketierte, negativ auffallende Andersartigkeit selbst ins Abseits. Wie jemand der sich wie ein Punk/Emo/Gothik kleidet und sich abheben will. Damit trägt man die ursprüngliche Absicht der Toleranz ad-absurdum!
 
Stimmt schon irgendwie was sie sagt
Das stimmt zu 100 Prozent. Und wie @Mannis Fan schon bemerkt hat, ein Mann hätte so etwas nie äußern dürfen. Das hätte einen enormen Shitstorm bei den Genderfans gegeben.

So ein Kauderwelsch daherzubrabbeln wie dieses Weibsbild in meinem Audiobeispiel von Toggo führt diese Argumentation zuwider.
Gibt zu. Du hast die Audiodatei bearbeitet, und mit diesen "Löchern" versehen. :D
 
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Wieso kann man bei Toggo nicht sagen: Preisträgerinnen und Preisträger? Ist das wirklich so schwer?
Stattdessen Preisträgerluftholinnen. Dann sagt doch gleich Preisträgerinnen und lasst die maskuline Form raus. Das ist allemal vom Sprechfluss angenehmer als diese Unterbrecher, die diesmal nicht vom stotternden DAB+ Radio herrühren. An Stotterei im Ton bei den Digitalmedien und Kacheln im TV-Bild hat man sich ja schon gewöhnt, da muss nicht noch extra gestottert und verpixelt werden, das erledigt die Technik schon von alleine.
 
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Weibsbild ist KEINE Beleidigung sofern dem kein Adjektiv vorangestellt wird!
https://www.duden.de/rechtschreibung/Weibsbild

  • Frau
    Gebrauch umgangssprachlich, besonders süddeutsch, österreichisch Beispiel
    • ein strammes, schmuckes Weibsbild

    • siehe auch: https://www.dwds.de/wb/etymwb/Weibsbild
    • Und in dieser Bedeutung (analog zu Mannsbild) möchte ich es auch verstanden wissen.
      Von einer beleidigenden Nutzung (in Form eines vorangestellten Attributes) distanziere ich mich ausdrücklich!
 
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Allein das Wort Weib ist problematisch (wir leben nicht in Österreich?). Ich bemühe mal den analogen Duden. Übrigens wird dort auch das Wort Gutmensch aufgegriffen, das wir vorher mal diskutierten... oft abwertende Begriffe. Passt übrigens hervorragend zum Thread.
 

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Bei Weibsbild lese ich dort: oft abwertend. Oft = nicht immer. War bei mir nicht so gemeint, mag jemandem der keinen Bezug zum süddeutschen Raum hat ungewohnt vorkommen. Ähnlich wie bei Madl, Dirndl, Bursch.
Von "Weib" oder "Weibsen" war nicht die Rede! Daher nochmal:
Von einer beleidigenden Nutzung (in Form eines vorangestellten Attributes) distanziere ich mich erneut ausdrücklich!

Dass "Gutmensch" meist (auch dort steht wieder: oft) abwertend verwendet wird, hat niemand bestritten. Wie weiter oben geschrieben kam das Wort 2000 in den Duden. Von Nazizeit lese ich auch in deiner aktuellen Print-Ausgabe nichts.

Im Grunde kann man jedes Substantiv als Beleidigung verwenden ("Du Fuchs!" "Ein Haufen Hühner" "Ihr Frösche!" "So ein Hund"), es kommt eben immer auf den Zusammenhang u. ggf. den Tonfall an . Es gibt nicht wenige Schulkinder die "Du Jude" als Schimpfwort verwenden.
 
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