Eifeler Radiotage

Da muss ich an
gab es in der Sprechertisch-Schublade des "großen" Nachrichtenstudios 2 einen kleinen Handgong à la Robert Lembke, der sanft mit einem Filzklöppel geschlagen werden musste, sonst hoben die Sendemasten im Hessenland ab... Der Spaß für uns war, den Filzklöppel rumzudrehen und mit dem Holzende viel energischer draufzukloppen als erlaubt...)
denken. Das musste ich schon beim Zuschauen zu den letzten Radiotagen im November. Ich habe innerlich gefeiert.
 
Mensch, sind nicht Bunker genau für solche Fälle gedacht? Coronas müssen draussen bleiben. Schade...aber der Herbst kommt schneller als wir denken. Da passt sich die Eifeler Aussentemperatur der Bunkertemperatur wieder an :)
 
Was für ein faszinierender Faden!

Es ist schade, dass die Internetseite dazu nicht wirklich was her gibt.
Ich meine, wie kam es dazu ein altes Radiostudio in einem Bunker wieder zu beleben?
Wurde das mal, wie ein alter Schatz, gefunden oder war man sich der Möglichkeiten bewusst
und hat das Studio dann wieder belebt?

Ich stelle mir auch gerade die Frage, ob die Bundeswehr noch so ein Studio für den Ernstfall
vorhält. Würde ja Sinn machen.....

Hier kann man etwas mehr sehen:

 
Der Ausweichsitz der nordrhein-westfälischen Landesregierung ist einer von mehreren Bunkern, die in den 60er Jahren, mitten im Kalten Krieg, angelegt wurden, um die Regierungsgeschäfte im Krisenfall (d. h., nach atomaren oder ähnlichen Angriffen) aufrechtzuerhalten. Dort hätten (und haben, bei Übungen) auf 1.000 m² etwa zweihundert ausgewählte Leute zwei Wochen autark weiterregieren können. Durch glückliche Umstände ist er, anders als vergleichbare Bauwerke anderer Organe, nahezu unversehrt erhalten geblieben.

In ihm untergebracht sind vor allen Dingen umfangreiche Fernmeldeanlagen, damit man sich im Ernstfall mit den anderen Regierungsbunkern unterhalten konnte. Außerdem ist dort ein winziges Ausweichstudio des WDR beherbergt, welches freundliche Durchhaltemeldungen an die draußen gebliebenen Leute absetzen sollte. Dieses konnte, wiederum durch glückliche Umstände, von einigen interessierten Fachleuten wieder in betriebsfähigen Zustand gebracht werden.

Dank des unverdrossenen Einsatzes einiger Mitforisten, insbesondere des Kameraden @Hinztriller, und der freundlichen Unterstützung des Eigentümers wurde das Studio in der Vergangenheit schon mehrfach für Hörfunksendungen genutzt – eben die Eifeler Radiotage. Für die Zukunft ist zwar ähnliches geplant, jedoch durch die aktuelle Pandemielage ausgeschlossen.
 
Ich stelle mir auch gerade die Frage, ob die Bundeswehr noch so ein Studio für den Ernstfall
vorhält.
Die Bundeswehr verfügt zumindest über "Sendertrucks", also LKW, in deren abnehmbare Containerkabinen kleine Sendestudios eingebaut sind. Zudem gab es (zu meiner aktiven Zeit) Redaktions- und Senderäume in verlastbaren Containern. Das sind diese neben- und übereinander stapelbaren Wohncontainer, die man auch bei vielen Auslandseinsätzen sieht. Vermutlich wird es bei "Radio Andernach" (das grundsätzlich zur Information und Unterhaltung der eigenen Truppe eingesetzt wird) ebenfalls Studios geben, die sich vorübergehend anderweitig nutzen lassen.
 
@DelToro

Das war mir gar nicht bewusst, dass die Budeswehr einen eigenen Radiosender hat.

Die haben ja sogar ein Studio in Afganistan, das ist dann so ein Studio, was Du da beschrieben hast.

 
Dank des unverdrossenen Einsatzes einiger Mitforisten, insbesondere des Kameraden @Hinztriller, und der freundlichen Unterstützung des Eigentümers wurde das Studio in der Vergangenheit schon mehrfach für Hörfunksendungen genutzt – eben die Eifeler Radiotage. Für die Zukunft ist zwar ähnliches geplant, jedoch durch die aktuelle Pandemielage ausgeschlossen.
Danke, Südfunk 3 für die Blumen und die Erklärung der Bunkerhistorie. Das Studio wurde von einem ehemaligen Techniker vom WDR/DW sowie seinem an historischer Audiotechnik interessierten Nachbarn (beide trennt ca. 50 Jahre Altersunterschied) restauriert. Wir wollten schon viele Jahre lang "mal immer was" aus dem Bunker machen, sei es eine Produktion für das Magazin "Radio. Menschen und Geschichten" oder irgendeine andere Aktion. Es kam aber immer was dazwischen. Im Herbst 2018 stand ich dann mit einem Freund in Ingolstadt an einem Weisswürstlstand und wir fragten uns: "Seit wann gibt es eigentlich UKW?" - Schnell gegoogelt: 1949. Da war uns klar: OK, wir MÜSSEN was machen, egal wie. Denn: da gab es dieses Bunkerstudio in Kall-Urft sowie noch einen Bunker 5km entfernt in Kall-Krekel, wo früher die Landespolizei ihren Kurzwellenfunk abgesetzt hat. An zweitem Bunker steht immer noch ein UKW Sender aus Mitte der 1950er Jahre, also der Pionierzeit des Radios. Um diese Ausgangssituation haben wir dann ein Programm gestaltet, incl. Bunkerführung etc. Das war noch alles in kleinerem Rahmen, nur Sendungen an 2 Tagen von 10-18 Uhr bzw 08-18 Uhr aus dem Bunker, danach teils automatisiert. Dennoch war die Resonanz aus Radiofreak-Kreisen immens und wir wussten: Da muss ne Wiederholung her.

Passenderweise gab es am 09.11./10.11. das 30-jährige Jubiläum der Maueröffnung. 33 Stunden haben aktive und ehemalige Kolleg:Innen der ARD und privater Rundfunkanstalten die Röhren im Bunker non-stop glühen lassen. Für uns alle ein einmaliges, unvergessliches Erlebnis, vor allem, wenn man aufeinmal mit den Stimmen und Leuten an einem Produkt arbeiten darf, die man schon in jungen Jahren als Radiogötter:innen verehrt hat.

Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr wieder halbwegs ein normales Leben führen können und uns im Bunker wieder treffen, um Radio nach unserem Gusto machen zu können. Aber in einem Regieraum der vielleicht 5m² Fläche hat, wo man sich bewegen kann und einem Sprecherraum, wo es selbst für 2 Leute mit dem Mindestabstand schwierig wird, mit engen Gängen, in problematischen klimatischen Bedingungen (Bunkertemperatur ganzjährig 7°C, nur die Röhren heizen), möchte ich keinen meiner gewonnenen Funkfreunde einem Risiko aussetzen.

Für die Zwischenzeit gibt es ja immerhin noch einen gut gefüllten Sack an Mitschnitten: https://vimeo.com/user90626330
 
Ich stelle mir auch gerade die Frage, ob die Bundeswehr noch so ein Studio für den Ernstfall
vorhält. Würde ja Sinn machen.....

Ich wüsste nicht, warum die Bundeswehr, abgesehen für das hauseigene Radio Andernach, ein solches Studio unterhalten sollte. Die Bundeswehr hat vieles, aber keinerlei "Lizenz", um im Inland für das Inland ein Hörfunkprogramm anzubieten. Staatlicher Rundfunk ist in Deutschland nicht möglich, auch deshalb kann Radio Andernach nicht ohne Zugangsdaten im Internet gehört werden. Wenn, wäre es ganz klar Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, solche Studios zu unterhalten (was aber nirgendwo mehr der Fall ist). Mobile Produktionsmöglichkeiten gibt es durch Ü-Wagen ja sowieso. Die Frage ist dann wohl erstmal, wie die Verbreitung stattfinden wird, wenn die zentrale Infrastruktur dafür nicht mehr nutzbar ist (sonst könnte man ja auch gleich von dort aus senden, von wo man immer sendet).
 
Zuletzt bearbeitet:
Lass das mal die Profis machen, die gerne (teils mal wieder) Radio so machen wollen, wie sie es auch beruflich geliebt haben zu machen. Mein Gott, Dagmar Fulle mit eigener Musikauswahl, technisch betreut von Ulrich Bessler. Das ist wie "Familienfeier". Nachrichten mit Jürgen Kolb, VAT oder Martin Schlabs. Ach, war das schön!

"Ist das das maßgebliche Mikro?"
 
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