Musikredaktionen und Auswahl neuer Titel

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flipchen

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Hallo,

irgendwie habe ich nach der Umstellung von Fritz (keine Angst, ich lebe in Sachsen) das Gefühl, dass neue gute Titel nicht mehr so schnell in die Rotation kommen, also das die Labels entscheiden, wen sie puschen wollen. Vor der Umstellung bei Fritz hatte ich ab und zu neue interessnte Titel gehört, die ich noch nicht kannte, zum Beispiel Against The Current: Strangers Again [OFFICIAL VIDEO] - YouTube .

Gibt es heute noch eigene unabhängige Musikredaktionen die Titel auch mal selbst auswählen oder übernimmt das vollständig die "Musikindustrie"?

Es gibt "Perlen", die hier terrestrich überhaupt noch nicht laufen:
Of Monsters and Men - Visitor (Official Music Video) - YouTube
NINA ft. LAU - AUTOMATIC CALL - YouTube

Of Monsters and Men sind bekannt, Nina ist eine Berlinerin, die seit Anfang 2010 in UK lebt und Synthwave macht. Und den Titel empfinde ich auch als Perle.

Kann das jemand erklären?

VG flipchen
 
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Holger Lachmann vertraut auf die Musikforschung, wie schon zu goldenen Energy und RTL-Zeiten . Schön, wenn die Durchörbarkeit auf Hitradio Fritz langsam durchdringt.
 
Hallo,
irgendwie habe ich nach der Umstellung von Fritz (keine Angst, ich lebe in Sachsen) das Gefühl, dass neue gute Titel nicht mehr so schnell in die Rotation kommen, also das die Labels entscheiden, wen sie puschen wollen. [...]
Gibt es heute noch eigene unabhängige Musikredaktionen die Titel auch mal selbst auswählen oder übernimmt das vollständig die "Musikindustrie"?

Ist das eine ernsthafte Frage ??? Würde die "Musikindustrie" tatsächlich ernsthaft Einfluss nehmen können auf die Playlisten der Radiosender, hätten wir genau so ein Programm, wie es sich viele Radio-Freaks hier wünschen würden.
Die Labels sind es nämlich, die Hunderttausende neue Veröffentlichungen produzieren und herusgeben, mit der Absicht, die möglichst viel zu verkaufen. Deren Problem ist, dass diese Titel im Radio immer weniger gespielt werden, weil die Radiosender ihre Rotationen nur noch an den oberen Chartpositionen orientieren, und da können ja neue, (noch) unbekannte Künstler noch nicht sein. Weiterhin kommen polarisierende Titel oder Titel von polarisierenden Künstlern bei den meisten Radiosendern grundsätzlich nicht in die Rotation.

Die "Musikindustrie"/Labels würden sich riesig freuen, wenn die Radiosender auch mal die vielen Veröffentlichungen tatsächlich spielen würden, und nicht immer nur dieselben paar Hundert "gut getesteten" Titel bis zum Erbrechen.

Die Radiosender haben so totgedudelte Hits wie "Summer Of '69" oder "Blinding Lights" immer noch in der Heavy-Rotation, weil es die Leute offenbar immer noch hören wollen - obwohl jeder, der das mag, diese Titel längst besitzen dürfte.
Genau deshalb läuft in der Vorweihnachtszeit dauernd "Last Christmas" im Radio - die "Musikindustrie" würde hingegen vermutlich besser da stehen, wenn stattdessen mal "Everyday Christmas" von Tim Buktu laufen würde. Aber welcher Radiosender würde das Risiko eingehen, statt Wham mal diesen Song zu spielen? Der hat ja noch nicht mal 700 Klicks.
Das gemeine Publikum legt aber offenbar auch keinen Wert darauf: Der Tim Buktu kam aus Wuppertal (er lebt leider nicht mehr), und das Wuppertaler Lokalradio hatte den Titel tatsächlich vor gut einem Jahr mal ausgestrahlt - zwar nur einmalig im Bürgerfunk, aber immerhin. Ein solcher einmaliger Einsatz bringt aber offenbar auch noch keine Klicks. Offenbar muss ein solcher Titel wirklich auf allen Kanälen (zig Mal am Tag im Radio, Fernsehen usw.) laufen, damit er überhaupt wahrgenommen wird.
 
Zustimmung! Es ist zum Haareraufen, wie einige Leute sich hier die Arbeit eines Musikredakteurs vorstellen.
Fakt ist: Musikredakteure werden weder von "Beratern", Consultants oder Hinweisgebern NOCH von Mitarbeitern der "Musikindustrie" gesteuert. Im Gegenteil: GUTE Vertreter beider Gruppen reißen sich den Allerwertesten auf - und niemanden interessiert es letztlich, weil nämlich genau am Ende der Kette wieder Egozentrik eine Rolle spielt!
 
Zuletzt bearbeitet:
Gibt es heute noch eigene unabhängige Musikredaktionen die Titel auch mal selbst auswählen oder übernimmt das vollständig die "Musikindustrie"?
FFH (keine Angst, ich finde den Sender immer noch scheiße!) ist da völlig unabhängig.


RADIOSZENE: Kritiker werfen ein, dass in Zeiten des Formatradios die Musikredaktion nur noch wenige Einflussmöglichkeiten auf die Musikabläufe haben. Welchen Einfluss haben Sie bei HIT RADIO FFH?

Matthias Weber: Bei HIT RADIO FFH entscheiden wir in der Musikredaktion sowohl über die Auswahl als auch über die Abfolge der Titel. Wir haben also zu 100 Prozent Einfluss darauf. Niemand zwingt uns, bestimmte Titel zu spielen oder gibt uns die Abläufe vor. Einen anderen Titel als den nächsten eingeplanten zu spielen, ist dementsprechend genau einen Mausklick weit entfernt.

Grundsätzlich verfolgt doch jedes Unternehmen bestimmte Strategien und Ziele. Unser Ziel ist es, vereinfacht ausgedrückt, mit unseren Programmen möglichst viele Hörer zu erreichen. Zu unserer Strategie gehört unter anderem, dass wir die Musikauswahl und -planung so umsetzen, wie wir es für sinnvoll und richtig, also zielführend halten.

Es steht deshalb im Interesse meiner Kollegen und mir, einen Musikmix anzubieten, der vielen Menschen im Sendegebiet gefällt. Ich kann daran nichts Schlechtes finden und wüsste auch nicht, warum ich es anders machen sollte.

Ich habe keinen missionarischen Eifer, Menschen zu erklären, welche Titel ihnen zu gefallen haben, oder vorzugeben, welche Musik schlecht sei. Titel, die mir persönlich gefallen, gehen nicht aus diesem Grund bei uns auf Rotation. Und Titel, die ich selbst gerade nicht hören möchte, werden selbstverständlich trotzdem im Programm stattfinden, wenn sie ins Programm passen und unsere Hörer diese Titel mögen.

Unsere Hörer hören HIT RADIO FFH, weil sie unter anderem eine gute Mischung aus neuen und alten Hits erwarten (selbstverständlich erwarten sie auch die vertrauten Moderatoren, guten Wetter- und Verkehrs-Service, kompetente Präsentation und Auswahl der Nachrichten und vieles weitere mehr). Unser Programm ist nichts anderes, als ein Angebot und jeder kann frei darüber entscheiden, dieses zu nutzen, oder sich für etwas anderes zu entscheiden. By the way: Ich frage mich, wer nach Ansicht der besagten Kritiker die Musikabläufe bestimmen soll …
 
Fritz ist nach deren Definition einfach kein Radiosender mehr, sondern irgendwie so eine Art Podcast/Abrufonlineinstairgendwas. Das lineare Programm bleibt als Abfallprodukt über, ein lästiges Relikt aus einer Zeit, eines von dem man sich möglichst schnell oder wenigstens größtmöglich distanzieren möchte!
 
... und wo bitte bleibt der öffentlich-rechtliche Bildungsauftrag, wenn permanent der immergleiche Gedudel-Teppich läuft und man offensichtlich Angst davor hat, etwas Neues einzuspielen, ja aktuelle Titel dem Gebührenzahlungspflichtigem vorzustellen?

Müsste die ARD um Hörer kämpfen, wäre der Laden längst konkurs!

R.



The Beatles.gif
 
Ach schön, noch ein Faden, der sich an den Musikredaktionen abarbeitet. Der letzte (Stichwort: Umfragen) ist ja auch schon ein paar Tage alt.
Und während ich das schreibe, fällt mir auf, dass die Themenrotation (und Unsinns-Rotation) hier seit Jahren noch kleiner zu sein scheint, als die eines strikt formatierten Hitradios.
Ob da auch Berater am Werk sind?
 
... und wo bitte bleibt der öffentlich-rechtliche Bildungsauftrag
Auch so ein Impuls-Schrei seit vielen Jahren.

Wenn ein Radiosender einen Popsong spielt, dient das zunächst mal der Unterhaltung. Selbst bei so genannter "anspruchsvoller" Musik (Billie Eilish?), B-Seiten oder was auch immer hier gefordert wird, kann ich nicht feststellen, dass sich jemand ernsthaft bildet.

Übrigens steht nirgendwo, dass alle Aufträge in jeder Minute und von jedem Format gleichwertig erfüllt werden müssen.

@screaming j - das ist ein schönes Beispiel für eine Musikrotation: Ich spiele einen Song und nach Monaten gibt es immer noch Hörer, die ihn nicht kennen. Ich erzähle hier, wie eine Musikredaktion arbeitet und nach Jahren gibt es immer noch Leute, die das Gegenteil behaupten. Ich muss es wohl NOCH HÄUFIGER sagen ;)
 
Na klar, hier. So sieht das aus und hört sich das an, wenn die Musikredaktion die Musik noch selbst aussucht. Hier für das Nachtprogramm von ORF Radio Kärnten.
https://radiothek.orf.at/ktn/20210113/KSST
Würde mich mal interessieren, was ihr so von dieser Musikzusammenstellung haltet.
Wer die rechts aufgelisteten Titel nicht kennt, kann sie sich anhören. PLaytaste drücken und in dem oberen Bereich kann man dann nach rechts oder links scrollen, um zum Titel zu gelangen.
Ich freue mich schon auf euren Shitstorm.💩
 
Mit Kärnten hat diese Zusammenstellung aber nicht gerade viel zu tun. Trotzdem ist die Bandbreite gar nicht so schlecht, zumindest wenn man sie mit Sendern wie Bayern 1 vergleicht.

Aber dass man wirklich "The Winner Takes It All", "Mississippi", "Les Champs-Elysees"oder "Return To Sender" auswählt, finde ich bei einem händisch zusammengestellten Programm schon bedenklich, denn von all diesen Interpreten gibt es so unglaublich viele andere, gute Titel, die noch nicht komplett totgedudelt sind, und die es wirklich verdient hätten, gespielt zu werden.
 
Da sind aber auch ein paar abgedroschene Dinger dabei (der Amy McDonald-Titel und Meghan Trainer/Charly Puth z.B. finde ich gruselig nach sovielen Jahren täglicher Beschallung mit dem Kram).
Die Musik bei Radio Salzburg, Tirol, Vorarlberg und Steiermark ist (noch) wesentlich angenehmer!

Und dass man den Sailor-Song nicht mal richtig schreiben kann, spricht jetzt auch nicht gerade für die geballte Musikkompetenz...
 

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Gibt es heute noch eigene unabhängige Musikredaktionen die Titel auch mal selbst auswählen oder übernimmt das vollständig die "Musikindustrie"?
Dreh den Gedanken eher mal um: Die "Musikindustrie" versucht herauszufinden, wie Musikredakteure und Radiosender ticken, damit dort möglichst viel von ihren Interpreten gespielt wird. Manchmal gelingt es, - je durchschaubarer Rotationen sind, desto einfacher und planbarer ist es zum Beispiel, aber manchmal gelingt es auch nicht
 
Das Problem (der "Error") sitzt also immer vor dem System (der "User"). War schon bei Windows 3.11 so.
 
"nach allen Richtlinien von Titelkonfiguration und Stundenuhr die Stunde aus":

Die Richtlinien hat der Planer festgelegt.

Eingreifen darf und soll der Planer anschließend gern.

Und da er das kann und macht, ist der Planer derjenige, der die Musik zusammenstellt, auch wenn er auf ein Programm als Hilfsmittel zurückgreift.
 
Und wenn er gut genug konfiguriert hat, muss er nachträglich nicht einmal eingreifen. Wollen wir über den Begriff "Zusammenstellung" noch weitere Haare spalten?
 
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