Aber wenn man sich mit dem Thema einigermaßen ernsthaft beschäftigt und hier einer die berechtigte Frage stellt, wie die junge Generation das Medium wahrnimmt, muss man doch konstatieren, dass sich die Welt gehörig verändert hat.
Das steht doch völlig ausser Frage. Ich würde das halt nur nicht ganz so rabenschwarz sehen wie du. Und das hat nichts mit Schwelgen in Nostalgie zu tun. Wege aus dem Dilemma finden ist die große Aufgabe. Und daran glauben, dass das Medium eben nicht sang- und klanglos untergeht. Und Gründe daran zu glauben gibt es einige. Die bereits erwähnte Schallplatte ist immer noch da, trotz mp3 & Co.. Kino ist noch immer vorhanden, trotz TV, Netflix & Co. Warum sollte also das Medium Radio nicht überleben? Die Frage ist das Wie! Das es in der Form, wie es gefühlte 90% aller derzeit existierenden Radiosender in D betreiben, nicht auf ewig weitergeht, steht ebenfalls ausser Frage. Ich bin felsenfest überzeugt davon, dass nur mit Inhalten gepunktet werden kann. Anderswo geht es doch auch und da ist die Konkurrenzsituation genau dieselbe.
Genau das macht Spotify doch. Inwieweit die Playlisten musikjournalistische Qualitäten haben, darüber lässt sich streiten.
Musikjournalismus ist aber nicht das Abspielen irgendwelcher Playlists. Da gehört ein wenig mehr dazu. Was will der Küstler mit der Musik? Welche Intension hatte er, etc. pp. bis hin zum Gespräch mit dem Künstler incl. Live-Call in. Das kann Spotify eben nicht und wird es in absehbarer Zeit auch nicht tun. Da ist der klare Vorteil von Radio. Und um von der Musik mal wegzukommen. Radio kann auch sonstigen Journalismus, was man bei Spotify ebenso nicht findet. Es gibt genug Situationen, wo ich eben nicht online gehen kann, um nach den neuesten Ereignissen zu suchen, sondern wo Radio zunächst die Infoquelle ist. Aber dazu müßte man es halt auch tun. Das die übergroße Zahl der deutschen Sender nur Blabla statt gehaltvollen Inhalts sendet, liegt in erster Linie an den Sendern selbst. Radio hat den Vorteil das ich nur zuhören muss. Im Web muss ich selbst recherchieren, selbst lesen etc., wobei ich logischerweise nichts anderes parallell tun kann, ausser vielleicht prähistorisch eine rauchen. Beim Radiohören kann ich alles mögliche nebenbei machen.
Und noch ein Aspekt. In anderen Ländern gibt es, wie schon erwähnt, ebenso Spotify und Netflix und weiß der Teufel was. Trotzdem malt man da nicht mal ansatzweise solche teils skurill wirkenden Untergangsszenarien an die Wände wie hier. Paradebeispiel USA. Da ist sogar die prähistorische Mittelwelle noch ein Thema. Und die haben da auch alle überall Internet.
Aber es gibt so manche Künstler, die sich da reinkaufen, um das neue Album ordentlich zu promoten.
Richtig. Und da sind wir beim Dilemma des hiesigen Radios. Man traut sich viel zu selten neue Musik ins Programm aufzunehmen, testet alles erst hundert Mal durch, womit die Streamingdienste in dem Punkt natürlich schneller sind. Es bräuchte wieder Musikredakteure, die sich einfach mal auf ihr Bauchgefühl verlassen.