1-Zoll-Masterbänder aus dem AMIGA-Archiv

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Ich habe nicht zuerst "geschossen", Countie. Aber wer mir mit "So Ihr Hübschen" kommt, kriegt gleich Pfeffer zurück und muß sich - wie indirekt gewünscht - auch mit "alter Mann" ansprechen lassen! Ich bevorzuge normalerweise auch einen anderen Ton.

Entschuldige, daß ich erwähnt habe, daß du dich mit Nachrichtentechnik, Studiotechnik, Musikproduktion auskennst. Als ob das hier noch niemand gewußt hätte... (Kinder, glaubt nicht alles was im Internet steht!)
 
Ich glaube, wir sollten alle mal die Reset-Taste drücken und uns auf die bisher bekannten Fakten (und nur die!) konzentrieren. Sonst wird das hier nie was...

Die (von mir eingangs angebrachte ) These, daß es sich bei diesen Bändern um Bänder für die Herstellung von Kompaktkassetten handelt, können wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als falsch verwerfen.

Für meine These spachen zunächsst folgende zuvor gemachte Aussagen:

> Auf jedem Band befinden sich A- und B-Seite einer Amiga-Schallplattenproduktion (im Gegensatz zum AG-Kern hier gegenläufig, Spule wird also gedreht),

und

> vermutlich bei 19 cm/s.

Da reichte erstmal, um diese Theorie hier anzubringen. Das war mit den damals bekannten Fakten ja auch nicht falsch.

Dann kam aber der Hinweis auf DOLBY B auf diesen Bändern. Und damit wurde es langsam heikel. Denn wenn man ein mit DOLBY-B aufgenommenes Band mit 16-facher Geschwindigkeit "durchzieht" und auf Kassette überspielt, wirkt ein normales DOLBY-Netzwerk in der Wiedergabemaschine garantiert nicht so wie man es erwartet - praktisch gar nicht. Ein mit DOLBY-B "vorverzerrtes" Audiosignal würde also bei 16-facher Geschwindigkeit "irgendwie" oder - im Idealfall- "unbeschadet" auf dem Zielband landen. Damit wäre das Zielband - bei genauer Einhaltung des Aufnahmepegels - automatisch "dolbysiert". Das kann man einfach nicht machen.

Außerdem steht auf dem Cover der Kaufkassette der weiter oben genannten Metal-Band ("Messiah") nichts von Dolby-B.

Am 27.2.2012 kam das entgültige Aus für meine Theorie - mit den ersten Bildern von den "Begeleitkarten" dieser ominösen Bänder. Kein Zweifel, wenn sich - wie zu sehen war - beide Seiten einer Kassetten- oder Schallplattenproduktion auf einer einzigen (!) Seite eines Magnetbandes befinden, dann kann dieses Magnetband nicht zur Herstellung von MCs gedient haben! Da gibt es einfach nix mehr zu diskutieren.

Im gleichen Atemzug muß ich dann aber auch die Aussage des OP:
> Auf jedem Band befinden sich A- und B-Seite einer Amiga-Schallplattenproduktion (im Gegensatz zum AG-Kern hier gegenläufig, Spule wird also gedreht),
massiv in Zweifel ziehen!

Die Theorie von "diese Bänder dienten als Master für die Produktion von MCs", kann also bedenkenlos gestrichen werden. Ich habe absolut kein Problem damit, denn alle heute bekannten Fakten sprechen eindeutig dagegen..

Nun müßte ich eigentlich auf die Theorie "Produktionsbänder" genauer eingehen, die sehr plausibel zu sein scheint. Sorry, ich bin saumüde. All die Argumente und Fakten für ein Pro oder Contra aus dem Thread zusammenzutragen, würde noch weitere Stunden Arbeit bedeuten. Ihr könnt ja auch erstmal auch ohne mich weitermachen. Ich renne nicht weg, stoße garantiert wieder hinzu!

Ich will aber trotzdem noch etwas kundtun, damit ihr diese Fakten gebührend in eure "Argumentationskette" einbeziehen könnt...:;)

1..) Tony Krahl sprach letztens in einem Gespräch in Bayern 3 davon, daß AMIGA in der Mitte der 70er mit 16-Spur-Aufnahmetechnik aus dem Westen gearbeitet hat. Er muß es wissen. Ob "nur" mit 19cm/s gearbeitet wurde, steht dort natürlich nicht. ;)

2..) Von Peter Wicke und Lothar Müller erschien 1996 das Buch "Rockmusik und Politik:" - ISBN: 3861530961. Wer sich für das Thema interessiert, sollte das Buch in der Bib seines Vertrauens ausleihen und mal schnell "querlesen". Ich konnte nur ein paar Seiten über "Google-Books" lesen. Um die Seite 57 herum ging es aber auch um die "Kassettenszene" in der DDR. Dort ist die Rede von Vierspurrekordern, die im Westen etwa 1000 DM gekostet haben, aber im Osten natürlich erst zum Umtauschkurs von 1:10 aufschlugen. Leider konnte ich nicht weiterlesen. Aber vielleicht stehen in diesem Buch ja noch weitere technische Details.

3.) Dr. K, dein Hilfegesuch im Studer/Revox-Forum und die Antworten von Rudy hab ich natürlich gesehen. Hilft nicht weiter. Die Zielgruppe dort ist viel zu speziell! Die haben fast nix mit AMIGA zu tun. Wende dich mit deinem Anliegen besser an die ganz normalen Tonbandfreunde. Dort ist die Basis einfach größer, auch aus dem Osten.

http://forum2.magnetofon.de/

Such dir für dein Erst-Posting aber bitte die passendste Rubrik aus! Die Rubrik "Musik->Fundstücke" passt IMHO erstmal ganz gut. Notfalls wird man deinen Thread sicher problemlos verschieben.

Schreib einen ordentlichen Text (durchaus mit den Erkenntnissen aus diesem Thread und einem Link hierher! Es ist im Net eine gute Geste, wenn man sich gegenseitig verlinkt.... ), und mach vorher bitte neue, ordentliche und internettaugliche(!) Fotos von den Bändern. Don't worry, ich lese garantiert mit... ;)

Mach mal!

Zwergi
 
Hier geht's ja heiß her... Nichts für mich. Von mir hier ein paar mehrfach ignorierte Fakten, Mutmaßungen und Klarstellungen:
1) Ja, Amiga hatte damals Telefunken M15 16-Spur-Maschinen gekauft, die allerdings wie wir alle wissen auf 2" Band und bei 38 cm/s liefen (eine dieser M15 Maschinen mit Inventarnummer des VEB Deutsche Schallplatte steht aktuell bei mir in Chemnitz, wer es nicht glauben mag).
2. Die beschriebenen Master-Bänder (ich spreche in der Tat davon) stammen aus der Nachwendezeit, in erster Linie von 1991 bis 1993, ggf. sind darunter auch ältere Aufnahmen aus DDR-Zeiten (ich denke aber eher weniger), die meisten tragen die Eintragung/Notiz "Dolby B" auf dem Schuber. Der Verweis auf Peter Wicke & Co. hilft hier nicht weiter, dabei ging es eher um den Tape-Underground Ost(-Berlin) und nicht das Staatslabel.
Sorry für die extrem schlechten Fotos, Grund hatte ich angeführt... Hätte ich "mein Problem" doch nur bei mir behalten. Dennoch Dank an alle Nerds.
 
Geduld, Doktor, Geduld! Ich kann noch nichts versprechen, aber vorsichtig ankündigen. Nee, ich überlasse das lieber mal Helge:

helge-schneider-tickets.jpg


Soll heißen: ich habe über 5 (!) ehemalige Mitarbeiter des VEB Deutsche Schallplatten offenbar am Ende jemanden gefunden, der wirklich weiß, was da vorliegt. Also, ich habe einen AMIGA-Mann kontaktiert und er trat eine kleine Lawine los. Nun ist ein Kassettenspezialist informiert, ich warte auf Antwort.
 
Und weil wir es gerade völlig off-topic von Toni Krahl hatten, hier noch eine weitere Story aus dieser Zeit, von Olaf Leitner 1993 Jörg Wagner erzählt.
 

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  • Olaf Leitner über City - Kasablanca.mp3
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Hier geht's ja heiß her... Nichts für mich. Von mir hier ein paar mehrfach ignorierte Fakten

Nix ist mit "ignorierte Fakten" - ich war nur nicht soweit mir meiner Recherche...

1) Ja, Amiga hatte damals Telefunken M15 16-Spur-Maschinen gekauft, die allerdings wie wir alle wissen auf 2" Band und bei 38 cm/s liefen (eine dieser M15 Maschinen mit Inventarnummer des VEB Deutsche Schallplatte steht aktuell bei mir in Chemnitz, wer es nicht glauben mag).

Das bezweiflelt niemand. Ich persönlich kenne zwar nur 24 Spuren auf einer 2"-M15A, die bei Musikproduktionen, wie countie schon schrieb, gern auch mit 76cm/s betrieben wurden, aber das ist jetzt nicht so wichtig. Daß AMIGA teure Studios mit Westtechnik hatte, ist kein Geheimnis. Schließlich gab es vor der Wende ja auch Schallplatten, die mit dem DMM-Verfahren (Direct Metal Mastering) hergestellt wurden.


2. Die beschriebenen Master-Bänder (ich spreche in der Tat davon) stammen aus der Nachwendezeit, in erster Linie von 1991 bis 1993, ggf. sind darunter auch ältere Aufnahmen aus DDR-Zeiten (ich denke aber eher weniger)

Und genau das ist unser Problem. Im Prinzip kann man sagen, daß alle Masterbänder die sich in deinem Besitz befinden und nach der Wende entstanden sind, praktisch nichts mehr mit dem Staatslabel AMIGA zu tun haben. Nach der Umbenennung in "Deutsche Schallplatten Berlin GmbH" (1990) und der Gründung des Labels "Zong", der Markenname "AMIGA" hatte damals zu viel ostzonalen Stallgeruch, war DSB eine Plattenfirma wie jede andere auch.

Und aus diesem Grund kann man davon ausgehen, daß diese Nach-Wende-Produktionen nicht mehr aus den AMIGA-Studios oder vom Rundfunk der DDR stammen, sondern in ganz normalen Tonstudios aufgenommen und gemastert wurden. Ein Beispiel wäre das Debutalbum "Harte Zeiten" der Band "Die Skeptiker", welches von November 1989 bis Januar 1990 in den "Teuto Records Lengerich" Studios aufgenommen wurde und auf AMIGA erschien.

http://www.discogs.com/Die-Skeptiker-Harte-Zeiten/release/1730448

Ein "Vorwende"-Beispiel wäre das Album "Februar" von Silly, das in der BRD im Februar 1989 (im Osten erst einen Monat später) erschien. Es wurde komplett in Westberlin produziert...

http://www.discogs.com/viewimages?release=1885179


Aber ich will mich nicht weiter mit fremden Wissen schmücken. Bei meiner Recherche zu AMIGA bin ich auf einen sehr lesenswerten Artikel gestoßen (euer Browser sollte eine PDF-Datei anzeigen oder downloaden):

http://www.deutschlandarchiv.info/download/article/522

Verfasst hat ihn Ronald Galenza. Tja, und ihn findest man bei "Fritz":

http://www.fritz.de/inside/team/fritz_team/1696.html

Dr. K, an deiner Stelle würde ich bei Ronald Galenza nachfragen. Er kann dir sicher viel zu deinen Masterbändern aus der Nachwendezeit erzählen.


Grüßle Zwerg#8
 
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