30 Jahre kommerzieller Privatfunk

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Berieseln lassen heißt für mich Musik und ab und an ein.wenig Smalltalk zu hören. Der deutsche Privatfunk macht aber weitaus mehr: Er macht aggressiv! Ständige Selbstbeweihräucherung, mysteriöse Geräusche und das ständige Wiederholen der lustigsten Patzer des Morgentrottel haben nichts mehr mit Berieselung zu tun.
Schön, dass das endlich nochmal jemand so sieht und sich auch dazu äußert.
ABER:
Wenn ich berieselt werden will möchte ich nicht aggressiv werden. Das aber bleibt beim Hören der meisten deutschen Privatsender nicht aus. Mein Puls ist weitaus niedriger, wenn ich hr info oder ähnliches höre.
a) kannst Du einen Infosender nicht mit einem Dudelsender wie hr3 vergleichen;
b) unterscheiden sich Dudelsender wie hr3, SWR3 und wie sie alle heißen kein bisschen mehr in Hinsicht aggressiv zu machen vom deutschen Privatfunk. - Oder doch! - Sie sind sogar noch schlimmer, weil sie das Ganze inzwischen noch extremer betreiben als so mancher Privatfunker.
 
@Inselkobi:
Da es in diesem Thread speziell um den deutschen Privatfunk geht bin ich auf die öffentlich-rechtlichen Dudelwellen nicht eingegangen. Aber Du hast in der Hinsicht natürlich Recht: Sie machen genauso aggressiv!
Wenn man nicht aggressiv werden will darf man solche Sender nicht hören. Das Problem ist aber leider, dass man nicht um sie herumkommt.
Im Gegensatz zu dem in Deutschland angebotenen Privatfunk wäre mir ein Nonstop-Dudler lieber. Da gibts zwar auch kaum Infos, aber es blieben einem wenigstens die mysteriösen Geräusche erspart.
 
Man kann es zumindest versuchen aber die Moderatoren mit der partiellen Gesichtslähmung schaffen es dennoch, ihre dümmlichen Sprüche in "die besten Hits" -die auch schon niemand mehr hören will- zu Sabbeln um sie restlos zu versauen.
 
Im Gegensatz zu dem in Deutschland angebotenen Privatfunk wäre mir ein Nonstop-Dudler lieber. Da gibts zwar auch kaum Infos, aber es blieben einem wenigstens die mysteriösen Geräusche erspart.
Gibt's doch! Bisher zwar nur per Internet erreichbar, dafür in rauhen Mengen. So gut wie jeder Privatfunker hat seine "Spezial-Angebote". Seien es Comedy-Streams, 80s-Streams 90s-Streams, Rock-Streams, Oldie-Streams, Whatthefuck-Streams,...
Aber mal ernsthaft: Dieses "aggressiv machen", von dem wir gerade sprachen kommt nicht nur von den mysteriösen Geräuschen und dem Dauergeclaime, sondern auch von dem ebenso nervigen Soundprocessing. Hör mal aktiv zu und es fällt Dir auf! Dasselbe Phänomen hast Du nämlich auch auf den Nonstop-Dudelstreams der Privatfunker - nur dauert es dort etwas länger weil einige andere Elemente fehlen.
 
Berieseln lassen heißt für mich Musik und ab und an ein.wenig Smalltalk zu hören. Der deutsche Privatfunk macht aber weitaus mehr: Er macht aggressiv! Ständige Selbstbeweihräucherung, mysteriöse Geräusche und das ständige Wiederholen der lustigsten Patzer des Morgentrottel haben nichts mehr mit Berieselung zu tun.

Die wichtigste Taste bei einem Radio ist die An-/Aus-Taste und danach kommen die Stationstasten bzw. die Sendersuche. Wer freiwillig ein Programm hört, das er nicht mag, der ist auch grundsätzlich den Teller leer, nur weil er es bezahlt auch wenn es ihm nicht schmeckt.

Ich verweise einmal auf die berühmten Programm-Binsen:
  • Du (Moderator) bist zu Gast bei deinem Hörer
  • Du führst einen Dialog mit dem Hörer
  • Du sollst den Hörer unterhalten
  • Du darfst nie langweilig sein
Himmelherrgott noch einmal, wer denkt, dass er mit billigen wiedergekäuten "Gags", mit inhaltsleeren Gefasel und ständigem Eigenlob wenigstens nur einen der oben genannten Bulletpoints erfüllt, dem ist nicht mehr zu helfen. Bestes Beispiel bei Radio NORA hat irgendeine Moderateuse der Sonderklasse die Handlung von Dinner for One erklärt. Das ist echt eine Weltidee und reif für den Radiopreis. Die Sendung kennt ja auch keiner in der Zielgruppe eines Oldiesenders. Aber in SH kann ja radiotechnisch nichts passieren, denn im Wittland wird das "meinungsrelevante" Wort auf höchster Qualitätsstufe produziert. Soviele Mini-Lokalradios können und werden auch nicht lizenziert.

In der Startphase war Privatradio nicht immer unbedingt gut gewesen, aber es war wenigstens niemals langweilig. Heutzutage sind viele Sender das beste Argument für ein Spotify-Abo. Noch stimmen zwar die MA-Zahlen, nur das kann sich auch einmal ändern.
 
Wenn man sich vor Augen führt, mit welchem Enthusiasmus damals das private Radio gestartet ist, was sie alles vor hatten (dem "steifen Beamtenfunk" die Stirn bieten), und welcher Scherbenhaufen (bei allen Sendern, egal, ob privat oder öffentlich-rechtlich) jetzt übrig geblieben ist, dann muß ich sagen, das duale Rundfunksystem hat sich als echter Reinfall erwiesen.

Beim privaten TV ist es nicht anders, das Controller-Fernsehen ist steifer und langweiliger, als es das öffentlich-rechtliche TV je war.
Ich möchte noch einen Schritt weitergehen: Meiner Meinung nach tragen die Privatsender (Hörfunk und Fernsehen) eine erhebliche Mitschuld am gesellschaftlichen Niedergang in unserem Land. Wer den ganzen Tag lang privates Dudelradio hört oder sich nachmittags dieses private Schrott-Fernsehen anschaut, kann kein vollwertiges Mitglied unserer Gesellschaft sein. Dort werden Zielgruppen bedient, deren Vermehrung aus meiner Sicht nicht erwünscht sein kann. Doch wenn man eine bestimmte Gruppe füttert, vermehrt sie sich. Denn die Leute meinen ja, dass es "normal" ist, so zu leben, weil sie es jeden Tag im Fernsehen so vorgeführt bekommen.

Einerseits reißen sich die Erzieherinnen und Erzieher in den Kindergärten sowie die Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen den Allerwertesten auf, damit aus den Kindern etwas wird, und zwar auch dann, wenn aus den Eltern nichts geworden ist - und dann wird nachmittags das Fernsehen eingeschaltet und alle Erziehungsversuche waren für die Katz.

Aus meiner Sicht tragen die Privatsender in keiner Weise zu Bildung und Demokratie bei, vermitteln in keiner Weise ein Bild von der Möglichkeit des sozialen Aufstiegs, sondern sie bedienen eine Klientel, die unserer Gesellschaft immer mehr Probleme bereiten wird. Ich möchte nicht, dass die Unterschicht noch größer wird. Wenn man also die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen betrachtet, haben die Privatsender in den vergangenen 30 Jahren einen so immensen Schaden angerichtet, dass man das Experiment wohl als gescheitert betrachten kann und diese Sender abschaffen müsste.

Matthias
 
Matthias hat mit vielem recht, was er schreibt, jedoch muss sich das ja keiner anschauen. Auch bei den Privatsendern laufen Alternativen, z.B. die Börse live bei n-tv. Wer lieber die "Trovatos" schaut ist selbst schuld.

Schädliche Beiträge oder Propaganda gibt es auch bei den öffentlich-rechtlichen zuhauf. Beispiel: Im DLF lief die Tage ein Beitrag über allein erziehende Frauen. Diese für Kinder unbefriedigende Lebenssituation wurde als "Familie" verharmlost. Es kamen nur die Frauen zu Wort. Die Männer nicht. Wie kam es zu der Trennung? Wer wollte die Trennung? Gab es keine Möglichkeit zum Erhalt der Familie? Dürfen die Väter die Kinder sehen? Alles das wurde nicht thematisiert. Stattdessen Werbung für "Netzwerke für Alleinerziehende" etc. Insgesamt ein sehr einseitiger Beitrag, der imho mehr Schaden beim Hörer anrichtet als "das geheimnisvolle Geräusch".
 
@Matthias: Deine Ausführungen sind so stringent, dass es selbst einem überzeugten Befürworter des privaten Rundfunks und Fernsehens wie mir nicht leicht fällt, ihnen spontan zu widersprechen.

Vielleicht liegst Du mit Deiner inhaltlichen Analyse der quotenträchtigsten privaten TV-Programme richtig, aber zum einen stimme ich meinem Vorposter darin zu, dass niemand gezwungen wird, sich den Müll anzusehen und zum anderen muss ebenso die Frage aufgeworfen werden, worin der Auftrag des Privatfernsehens (und Rundfunks) liegt.
Hat ein privater TV-Anbieter einen Bildungsauftrag oder besteht seine einzige Aufgabe darin, Geld zu verdienen?
Die Mehrheit der Menschen möchte einen primitiven Content konsumieren, deshalb wird er ihnen geliefert. Aber: In einem möglichst deregulierten Markt gibt es ebenfalls Raum für anspruchsvolle TV-Sender in privater Trägerschaft. Neben RTL2 und Pro7 existieren auch n-tv, N24, DMAX oder Servus TV.

Das gleiche gilt für den Hörfunk: In Berlin gibt es langweilige Stationen wie r.s.2 und 104.6 RTL, die in der Gunst der Hörer nun mal ganz oben liegen. Aber eben auch Programme wie Jazz Radio und STAR FM, die es ebenso schaffen, in dem am härtesten umkämpften Radiomarkt Deutschlands zu überleben.

Und: Natürlich lesen viele, sehr viele Menschen die Bild-Zeitung (auch wenn das bekanntlich niemand zugibt), aber die FAZ, Die Zeit, FOCUS und Der Spiegel werden ebenso von einer entsprechenden Klientel gelesen.

Sollten private Medien, wie von Dir vorgeschlagen, also verboten werden?
Damit sind wir wieder beim Staat, der weiss, was für seine Bürger gut ist, und damit bei einer Diktatur.
Die kann ausgerechnet in Deutschland nun wirklich niemand wollen.

An der Rundfunk-, Presse- und Publikationsfreiheit führt kein Weg vorbei; - auch wenn erstere in den meisten Bundesländern noch immer nicht vorhanden ist, was ein Armutszeugnis für eine moderne Demokratie darstellt!

@raschwarz: Wahrscheinlich meintest Du das Feature "Alleinerziehende - Der Mut zur Mücke" vom vergangenen Freitag, das ich gebenfalls gehört habe.

Zugegeben: Für mich als Mann ist der Inhalt freilich nicht besonders schmeichelhaft, allerdings scheint er sehr nahe an der Realität zu liegen.
Das primäre Anliegen der Sendung lag meinem Eindruck nach darin, auf sozialpolitische Mißstände hinzuweisen: Es ist m.E. ein Unding, dass bei Hartz-IV-Empfängern das Kindergeld auf die ALG-II-Leistungen angerechnet wird. Gerade denjenigen, die am dringendsten auf derartige Gelder angewiesen sind, werden sie versagt, und das sind nun einmal in erster Linie alleinerziehende Frauen, die aufgrund ihrer Mutterschaft i.d.R. erhebliche Schwierigkeiten haben, eine Stelle zu finden, mit der sie sowohl ihren eigenen, als auch den Lebensunterhalt ihrer Kinder finanzieren können.
Ich glaube schon, dass es alleinerziehende Frauen nicht leicht haben.
Fakt ist doch, dass sich Väter relativ leicht der Verantwortung für ihre Kinder entziehen können und die Last dann allein bei den Müttern liegt.
Die Gründe, die in den jeweiligen Fällen zur Trennung geführt haben, wurden durchaus thematisiert.

Wenn Ehen scheitern, liegt dies m.E. nicht zuletzt an der fehlenden Kompromiss- und Opferbereitschaft in unserer Gesellschaft.
Darauf jedoch näher einzugehen, würde hier zu weit führen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Matthias hat mit vielem recht, was er schreibt, jedoch muss sich das ja keiner anschauen.
Richtig, aber das meine ich ja mit "Füttern": Wenn bestimmte Programminhalte in übergroßer Menge vorhanden sind, dann finden die eben auch ihr Publikum. Wenn ich die Programme der Privatsender am Nachmittag überfliege, wäre es wirklich besser, wenn da nur das Testbild mit einem 1kHz-Pegelton liefe. Ich möchte behaupten: Wenn dort im gleichen Zeitraum Sendungen laufen würden, die andere Inhalte (z.B. wie geht man verantwortungsvoll mit Geld um, wie löst man Konflikte gewaltfrei, was gibt es für interessante Berufe, wie funktioniert unsere Demokratie, was sollte man bei der Kindererziehung beachten usw.) transportieren, wäre das eine Möglichkeit, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und das Bildungsniveau zu heben. Ich hätte die Hoffnung, dass die Leute sich das mangels Alternativen anschauen würden.

Matthias
 
Wenn dort im gleichen Zeitraum Sendungen laufen würden, die andere Inhalte (z.B. wie geht man verantwortungsvoll mit Geld um, wie löst man Konflikte gewaltfrei, was gibt es für interessante Berufe, wie funktioniert unsere Demokratie, was sollte man bei der Kindererziehung beachten usw.) transportieren, wäre das eine Möglichkeit, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und das Bildungsniveau zu heben. Ich hätte die Hoffnung, dass die Leute sich das mangels Alternativen anschauen würden.
Merkst Du was? - Du willst die Menschen zu ihrem Glück zwingen, indem Du ihnen vorschreibst, was sie sehen sollen und was nicht!
Mal abgesehen davon, dass es solche TV-Angebote zu Hauf gibt: Phoenix, arte, 3Sat, die Zusatzkanäle von ARD und ZDF ...

Etwas Vergleichbares hatte man 40 Jahre lang in der DDR versucht.
Glücklicherweise konnte in vielen Regionen das Westfernsehen geschaut werden und es zeigte sich, dass dort, wo dies nicht der Fall war, die Menschen mit den Lebensumständen in der sozialistischen Mangelwirtschaft noch unzfriedener waren als im Rest des Landes.
Selbst ein Hartz-IV-Empfänger lebt heute besser als ein durchschnittlicher Arbeitnehmer in der DDR.

Außerdem ist es eine Utopie, zu meinen, die unterschiedlichen Schichten innerhalb einer Gesellschaft ließen sich auflösen.
Ja, auch dies hatte das kommunistische Regime in Ostdeutschland intendiert: Das Ergebnis bestand darin, dass man die Leute einsperren musste, damit sie nicht weglaufen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tja, aber wie könnte eine Lösung aussehen? Wie schafft man es, den Leuten nahezubringen, dass es besser ist, von eigener Arbeit zu leben, statt auf Kosten anderer? Und wie schafft man es, den Leuten guten Geschmack und gutes Benehmen beizubringen? Einer der wenigen, der das alles (auf seine eigene Art) macht, und dabei sogar ein Millionenpublikum findet, ist übrigens Dieter Bohlen. Deshalb kann ich DSDS oder das Supertalent einfach nicht so richtig schlecht finden.

Matthias
 
Wobei man auch beim kommerziellen Privatfunk ein paar Dinge nicht außer Acht lassen darf:

1) Diese (von mir sehr oft geschilderte) Verquickung ineinander und damit eigentlich das Aus jeglicher Vielfalt (Vielfalt wird nur scheinbar gemacht und vorgegaukelt).
2) Lokalfunker sind oft von Zeitungen und Drittmedien wie dem BLR, "Wetterkönigen" und sonstwem abhängig (somit fehlt dem kommerziellen Lokalfunk eigentlich eine eigenständige wirtschaftliche Grundlage).
3) Privatfunker sind oftmals Trendsetter. Sie erkennen wegen ihrer andersartigen Verbindung zum Hörer oftmals schneller Trends, die man dann umsetzen kann, die aber dann schlecht von öffentlich-rechtlichen Sendern kopiert und manchmal auch ins Lächerliche gezogen werden.
4) Privatfunker haben es, mit Ausnahme des Prinzips der Wirtschaftlichkeit, in ihrer redaktionellen Ausgestaltung leichter, weil man nicht von Gremien wie einem Rundfunkrat, Hörfunkdirektionen, etc., abhängig ist. So gesehen könnte hier wieder eine Renaissance liegen, um dem bisweilen trägen öR mal wieder Beine zu machen.
5) Privatradiosender haben gezeigt, dass sie mit ihrer Art, Hörer zu begeistern und ihren psychologischen Spürsinn, die Musik und die Programmschienen so zu fahren, wie es ihre Hörer gerne haben, voll ins Schwarze getroffen. Damit sind sie den öR gegenüber quotenmäßig (auch wenn es die MA als Vergleichszahl ist, deren Sinnhaftigkeit hier schon mehrfach hinterfragt wurde) überlegen. Zum Teil werden auch Flaggschiffe so durch Jahre hindurch zu Teilen von Familien, Dorfgemeinschaften, Orten, etc.
Andererseits haben die Privatsender eben weil sie dem Gebot der Wirtschaftlichkeit unterliegen und nicht der Grundversorgung, oft das Problem einer dekandierenden Art der Radiogestaltung. Mag die Quote noch so gut sein, oftmals mangelt es dann an der Qualität der Sender (wie hier in diesem Forum sehr oft und sehr kritisch beschrieben worden ist).
Privatradio ist von sich aus ein Gewinn, nur sollte es so sein, dass man nicht auf Grund des Gebotes der Wirtschaftlichkeit eine so tiefe Qualität bekommt, dass man meint, diese läge knapp über der Höhenlage der Nordsee...
Tatsache ist auch, dass sich die meisten Privatsender heutzutage nicht mehr unterscheiden, und viele gleich klingen, die Erfahrung auch, die man macht, wenn man diese mit öR vergleicht. Das hängt auch von den Beratern ab und von den Leuten, denen die Sender gehören. Da die meisten Sender untereinander verbunden sind, kommt es vor, dass manche eine leicht andere Ausrichtung bekommen...
Die Vielfalt der Möglichkeiten geht leider verloren, und es gibt nur ganz wenige Sender, die sich diesem Trend entgegenstemmen... Sie haben dann eine kleine Quote, aber diese konstant und fest...
 
Du willst die Menschen zu ihrem Glück zwingen, indem Du ihnen vorschreibst, was sie sehen sollen und was nicht!

Tja, vielleicht wollen die Menschen ja auf Wahlmöglichkeiten verzichten. Mir fallen da 2 Sachen ein:

1. Irgendeine Fernsehdiskussion in den 80ern als ein Herr Mühlfenzel die Vielfalt von vielen Programmen und den Privatrundfunk pries. Als jemand sinngemäß sagte "Ich will das nicht" gab es donnernden Applaus vom Publikum.

2. In Bayern gab es 1972 ein Volksbegehren, das kommerziellen Rundfunk verbieten wollte. Die Mehrheit wollte das und hat eine ausschließlich öffentlich-rechtliche Veranstaltungsart festgeschreiben! Bis heute gilt dieses Gesetz (zu finden in der Bayrischen Verfassung im Art 111a):
Rundfunk wird in öffentlicher Verantwortung und in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft betrieben.

(Wer sich jetzt wundert - der juristische Kniff: die Bayerische Landeszentrale für neue Medien ist der öffentlich-rechtliche Träger aller bayrischen Privatsender.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Tja, aber wie könnte eine Lösung aussehen? Wie schafft man es, den Leuten nahezubringen, dass es besser ist, von eigener Arbeit zu leben, statt auf Kosten anderer?
Die Mehrheit der Menschen lebt von ihrer eigenen Arbeit!

Das Problem ist eher, dass der Lohn aus der Erwerbsarbeit in vielen Fällen nicht zum Leben ausreicht und dass selbst Akademiker heute zunehmende Schwierigkeiten haben, eine adäquate Beschäftigung zu finden und daher Arbeiten unter ihrem Niveau verrichten müssen.
Insofern finde ich Deinen Vorschlag, im Fernsehen gezielt auf diverse Bildungsmöglichkeiten hinzuweisen, auch nicht für ganz unbedenklich: Brauchen wir noch vollere Hörsäle und Soziologen, Politik-, Medienwissenschaftler, Journalisten oder Juristen, die nach Beendigung ihres Studiums keinen Job finden und ein Praktikum nach dem anderen absolvieren oder sich für mies bezahlte Honorartätigkeiten hergeben müssen, bei denen sich die Arbeitgeber jeder sozialen Verantwortung entziehen, immer in der Hoffnung, endlich eine sozialversicherungspflichtige Anstellung zu erhalten, die sich in vielen Fällen jedoch als trügerisch erweist?

Und wie schafft man es, den Leuten guten Geschmack und gutes Benehmen beizubringen? Einer der wenigen, der das alles (auf seine eigene Art) macht, und dabei sogar ein Millionenpublikum findet, ist übrigens Dieter Bohlen. Deshalb kann ich DSDS oder das Supertalent einfach nicht so richtig schlecht finden.
Für die Erziehung ist in erster Linie das Elternhaus, danach Hort und Schule verantwortlich.
Ganz sicher jedoch nicht das Fernsehen.

Zudem meine ich, dass sich Menschen nicht durch äußere (Zwangs-)maßnahmen ändern lassen.
Ein Wandel der Lebenseinstellung und damit selbstverständlich auch des sozialen Verhaltens kann nur durch einen Wandel von innen her erfolgen.
Die größte Herausforderung unserer modernen Gesellschaft liegt daher meiner Einschätzung nach in einer Wiederbelebung von Glaube und Spiritualität (in deren Verbannung die Kommunisten übrigens mit Blick auf die heutige Situation in Ostdeutschland ausnahmsweise extrem erfolgreich waren).
Die Frage, was mir im Leben wichtig ist und wie ich handle, hängt ganz wesentlich von den letztgenannten Faktoren ab.
Aber auch das ist ein Thema, dass sich hier nicht vertiefen lässt.

Mir fallen da 2 Sachen ein:

1. Irgendeine Fernsehdiskussion in den 80ern als ein Herr Mühlfenzel die Vielfalt von vielen Programmen und den Privatrundfunk pries. Als jemand sinngemäß sagte "Ich will das nicht" gab es donnernden Applaus vom Publikum.

2. In Bayern gab es 1972 ein Volksbegehren, das kommerziellen Rundfunk verbieten wollte. Die Mehrheit wollte das und hat eine ausschließlich öffentlich-rechtliche Veranstaltungsart festgeschreiben! Bis heute gilt dieses Gesetz (zu finden in der Bayrischen Verfassung im Art 111a):
Rundfunk wird in öffentlicher Verantwortung und in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft betrieben.

(Wer sich jetzt wundert - der juristische Kniff: die Bayerische Landeszentrale für neue Medien ist der öffentlich-rechtliche Träger aller bayrischen Privatsender.)
Dass es in Bayern offiziell keinen privaten Rundfunk gibt, ist kein Geheimnis.
Paradoxerweise ist jedoch gerade dort die Auswahl besonders hoch.

Die Frage ist natürlich, von welcher "Mehrheit" hier die Rede ist.

Dieses Video aus dem Jahr 1984 scheint jedenfalls in eine andere Richtung zu deuten:


Vielleicht wollte man schon in den siebziger Jahren, der Blütezeit der Offshore- und Piratensender, keinen Konzern- und Verlegerfunk, sondern eine echte Programmvielfalt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Die größte Herausforderung unserer modernen Gesellschaft liegt daher meiner Einschätzung nach in einer Wiederbelebung von Glaube und Spiritualität (in deren Verbannung die Kommunisten übrigens mit Blick auf die heutige Situation in Ostdeutschland ausnahmsweise extrem erfolgreich waren).
Der ehemalige brandenburgische Innenminister Schönbohm hat vor etlichen Jahren, als eine Häufung von Kindstötungen durch Eltern zu beklagen war, die Hypothese aufgestellt, dass das möglicherweise etwas mit der "staatlich verordneten Gottlosigkeit in der DDR" (wörtliches Zitat) zu tun haben könnte. Er hat dafür viel Ärger bekommen, aber ich meine auch, dass da etwas dran ist. Nun muss man zwar nicht unbedingt Christ (oder Angehöriger einer sonstigen Glaubensgemeinschaft) sein, um den Wert des menschlichen Lebens zu achten, man könnte ja auch Humanist sein, aber die Abwesenheit eines solchen Glaubens oder Wertesystems scheint sich durchaus längerfristig auszuwirken.

Und bevor nun der Einwand kommt, dass sich auch die Nazis auf Gott bezogen haben: Stimmt, aber dafür konnte Gott ja nichts.

Matthias
 
@Pianist_Berlin : Gott ist schon so oft von Mächtigen missbraucht worden... Denn: man bezog sich gern auf ihn! Es ist sehr perfide, was man mit Gott und dessen eigentlicher frohmachender Botschaft getrieben hat. Man könnte sagen, Schindluder getrieben hat!
 
Wie gut, dass diese Zeit zumindest in vom Christentum geprägten Ländern längst vorbei ist.

...mal schauen, wie lange es dauert, bis jemand auf George W. Bush und die USA verweist.
 
Fakt ist jedenfalls: Damit ein Mensch sein Leben gestalten kann, braucht er einerseits Bildung, um Dinge einordnen zu können, und andererseits sowas wie Ermutigung. Also positive Impulse von außen, in erster Linie natürlich durch die Eltern. Auch durch Freunde, Kita, Schule. Vielleicht auch durch Dieter Bohlen oder Angela Merkel. Oder durch den Pfarrer oder die Pfarrerin. Von wem man Botschaften annimmt, entscheidet man ja selbst. Aber allein schon die Fähigkeit, von anderen Menschen etwas anzunehmen und darüber nachzudenken, ist viel wert. Und ich bleibe dabei: Auch die Medien senden fortwährend Botschaften. Von daher bewerte ich Hörfunk- und Fernsehsender zu einem großen Teil danach, ob sie einen Beitrag dazu leisten, dass Leute sich für etwas begeistern können oder nicht.

Matthias
 
Und genau diese Botschaften, die auch die Medien versenden, sind der Grund und nicht die "Gottlosigkeit" der DDR, was zudem übrigens belegbar ziemlicher Mumpitz ist. Die Kirchengemeinden in der DDR waren größer als es sich mancher heute einzureden versucht.
 
Und ich bleibe dabei: Auch die Medien senden fortwährend Botschaften.
Sind die Menschen nicht fähig, selber zu denken und sich ein eigenes Urteil zu bilden?

Niemand ist gezwungen, sich die konsumistische Haltung der Medien zu eigen zu machen.
Dazu bedarf es jedoch eines gewissen Maßes an innerer Freiheit.
Wer ausschließlich auf den Wogen des Zeitgeistes reitet, erleidet irgendwann Schiffbruch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jaaaa - aber auch diese Fähigkeiten muss man sich doch erst mal erarbeiten. Das hat man nicht von Geburt an. Und wenn diese Fähigkeiten bei Kindern nicht gefördert werden, dann haben die auch im jugendlichen Alter noch Probleme mit dem selbständigen Denken und Einordnen.

Matthias
 
Die Kirchengemeinden in der DDR waren größer als es sich mancher heute einzureden versucht.
Das ist richtig, und ich kann auch es mit einem Wort von Bischof Hugo Aufderbecks sagen: "So groß waren die Entbehrungen, aber das Fest Fronleichnam im Eichsfeld musste sein, um dem gläubigen Volk wenigstens beizustehen im Not und Elend unseres Staates." - Man denke auch an die katholische Kirche Polens, und hier besonders an den Papst Johannes Paul II., der mit dazu beigetragen hat, dass der Kommunismus im Osten Europas keine Zukunft mehr hatte. Übrigens: man hat verdammtes Glück gehabt, denn: der Kommunismus war materiell am Ende, substantiell auch, ideologisch total ruiniert, in sich zerstritten und nur noch von einer großen Gerontokratie verwaltet. Der Reformer Gorbatschow und seine Politik von Glasnost und Perestroika sowie dem Papst Johannes Paul II. und dessen aufmunternden Worte bei der Solidaronsc-Bewegung haben mit zum Untergang des Kommunismus in weiten Teilen Europas beigetragen.
 
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