40 Jahre MusiCassette

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Kaum: Rauschunterdrückung ist nicht dazu da, Senderrauschen wegzufiltern, sondern das systembedingte Grundrauschen der Kassette auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Und da ergibt es natürlich einen Sinn, auch und gerade beim Kopieren digitaler Tonträger!
Gruß TSD

Ah, natürlich! Die ganze Zeit habe ich nachgedacht wo ein Grundrauschen herkommen könnte aber den Wald vor Bäumen nicht gesehen.
Das liegt wohl daran daß auch bei mir der Dolby-Schalter ungenutzt in mittlerer Stellung verharrt - Danke für den Hinweis!
 
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Keine Ahnung ob es heute noch jemand macht, aber wenn von einer Cassette welche mit Dolby aufgenommen wurde auf eine andere kopiert werden soll, dann bitte an beiden Geräten Dolby ausschalten.
Beim Abspielen der neuen Cassette dann aber wieder Dolby einschalten.
So hab ich das jedenfalls in Erinnerung.
 
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Habt Ihr denn überhaupt jemals Dolby benutzt? Ich nie. Bis heute nicht.
Ich war selig, als ich endlich (!!!) im Sommer 1990, kurz nach der Einführung der D-Mark, im ehemaligen Betrieb meines Vaters einen Servicerückläufer günstig (90 DM) ergattern konnte. Dolby! Endlich! Es war ein Dolby-B-Nachbau, definitiv nicht ganz so gut wie das Original, mit deutlichen dynamischen Fehlern und Toleranzen. Das Deck war auch extern nicht einmeßbar (intern war ich damals nicht so fit, daß ich mich da rangetraut hätte), produzierte aber mit BASF Chrome Maxima und zugeschaltetem "Dolby" bis auf einige Rauschfahnen und "Aufreißer" an kritischen Stellen endlich eine Qualität, die den Radiomitschnitten angemessen war. Ab damals nur noch mit Dolby, ab November 1991 dann mit Dolby S und korrekt eingemessen.

Bei einem guten Band, einem guten Tape-Deck zur Aufnahme und zur Wiedergabe und einer korrekten Aussteuerung braucht es meiner Ansicht nach auch kein Dolby.
Wenn Du mit Rauschabständen deutlich unter 60 dB, also einer hörbaren Rausch-Hinzufügung zu anständigem UKW-Empfang, leben kannst, dann ist das eine korrekte Aussage. Wer das Rauschen bewußt in Kauf nahm, kam so um Pumpeffekte, dumpfen, muffligen Dolby-Sound und ähnliche Probleme herum. Wie TSD schon ausführte, für Reportagen war es deutlich sicherer, die O-Töne ohne Dolby einzufangen.

Andererseits: wenn Bias UND Bandempfindlichkeit (Dolby-Arbeitspunkt) korrekt eingemessen sind, sind die ungewollten Nebeneffekte von Dolby sehr gering, besonders bei Dolby B. Dolby C war etwas kritischer, Dolby S empfand ich als recht gutmütig.

Ich hatte im Frühjahr 1990 vom zusammengesammelten Westgelt einen 5er-Pack BASF Chrome Maxima im ProMarkt Darmstadt gekauft und nächtelang bei meinen Gasteltern (Schüleraustausch) die Depeche-Mode-Maxis des Sohnemanns auf dessen Technics-Tape kopiert. Ende 1991 wußte ich dann: Azimut völlig daneben, Bias völlig daneben, Arbeitspunkt total daneben. Ohne Dolby wäre das nur dumpf gewesen, mit Dolby hat es auch noch gepumpt. Lehrgeld.


Keine Ahnung ob es heute noch jemand macht, aber wenn von einer Cassette welche mit Dolby aufgenommen wurde auf eine andere kopiert werden soll, dann bitte an beiden Geräten Dolby ausschalten.
Beim Abspielen der neuen Cassette dann aber wieder Dolby einschalten.
So hab ich das jedenfalls in Erinnerung.
Das geht 100% in die Hose, wenn nicht auf dem Zielband exakt (!!!) der gleiche Bandfluß (die gleiche Magnetisierungsstärke) drauf ist wie auf dem Originalband. Es gibt also nur eine Einstellung des Aufnahmepegelreglers beim Zielgerät, bei der das Verfahren funktioniert. Ansonsten: zu wenig Aufnahmepegel -> Zielband klingt mit Dolby dumpf, zu viel Aufnahmepegel -> Zielband klingt grell und rauscht. In beiden Fällen gibt es Fehler in der Dynamik.

Aus diesem Grund funktionierten Kopien auf Doppelkassettendecks (die schalteten bis auf wenige Ausnahmen das Dolby beim internen Überspielen aus) oft so schlecht. Daß sie das Dolby ausschalteten, lag daran, daß nur eine Dolby-Baugruppe vorhanden war, die entweder für Aufnahme oder Wiedergabe genutzt werden konnte, aber nicht für beides gleichzeitig.

Was man aber auf diesem Wege mit viel Mühe machen konnte: eine völlig fehleingemessene Kassette, bei der die Aufnahme nicht mit der korrekten Kalibrierung der Bandempfindlichkeit erfolgte, durch Überspielen wieder etwas fitter machen: war das Original "dynamisch" zu dumpf, mußte der Kopierpegel erhöht werden, war das Original "dynamisch" zu grell, wurde er etwas abgesenkt.

Ich hatte mich zu den Zusammenhängen mal hier ausgelassen.
 
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Dann hab ich und der Autor des folgenden Artikels alles falsch gemacht.
Als in den frühen 70er Jahren der "Dolby-Stretcher" vorgestellt und in einige (semi)professionelle Spulenbandmaschinen eingebaut wurde, hielt man diese Innovation noch für sehr exotisch. Ab 1975 jedoch eroberte sich eine abgemagerte Version des professionellen DOLBY A, das DOLBY B, einen weltweiten Markt und wurde in zahlreichen Lizenz-Versionen in Millionen von Geräten installiert. Konkurrenten wie TOSHIBAs "Address" oder JVCs "Super-ANRS" hatten keine echte Chance. DOLBY C folgte um 1981 und konnte im bes. kritischen Brillanzbereich die nutzbare Dynamik um max. 20 dB anheben; Spitzengeräte realisieren mit Reineisenband eine Dynamik von ca. 75 bis 78 dB bei Dolby C bzw. 65 bis 68 dB mit Dolby B. Wenig später folgte als noch weiter verbesserte Version das DOLBY (C) "HX" (Headroom Extension) mit noch höherer Wirksamkeit im so kritischen Brillanz-Bereich. DBX und HIGH COM bzw. HIGH COM II (Nakamichi) sollen zwar noch höhere Rauschverminderung liefern, konnten sich aus Kompatibilitätsgründen jedoch nicht durchsetzen. Bei richtig eingestelltem Dolby-Pegel (der Wert ist jedoch, wie die Praxis zeigt, nicht allzu kritisch) und korrektem Tonkopf-Azimuth gibt es keine Kompatibilitätsprobleme von Gerät zu Gerät, so daß ohne weiteres Dolby-Aufnahmen mit anderen Geräten weiterverarbeitet werden können*); Dolby-Bänder sind stets in Position "Dolby OFF" zu überspielen, damit der originale Dolby-Code erhalten bleibt. Das bedeutet in der bzw. für die Praxis: mit einem hochwertigen Portabelrecorder, z.B. dem SONY TCD 5 M, wird eine anspruchsvolle Live-Aufnahme auf optimales CR- oder Reineisenband gemacht; DOLBY B ON. Das Band wird auf einem anderen, diesmal stationären, Recorder "abgetastet" und von diesem auf einen oder mehrere andere möglichst ebenfalls hochwertige Recorder kopiert: DOLBY OFF. Die so gewonnenen Kopien werden auf wiederum anderen Geräten abgespielt: DOLBY B ON; dabei treten keine nennenswerten Klangverfärbungen und Rausch-Störungen auf. Dies ist nicht nur bei der relativ unkritischen Popmusik möglich, sondern sogar bei Cembalo-, Sakralorgel- und (mit Einschränkungen) Klavieraufnahmen, allerdings werden hierzu höchste Anforderungen an die verwendeten Laufwerke und Tonköpfe gestellt. Alle für "dolbysierte" Kopien herangezogenen Mutter- und Tochter-Laufwerke brauchten kein Dolby-System zu enthalten, müßten jedoch mit exzellenten Mechaniken, extrem rauscharmen Verstärkern und störfreien Netzteilen aufwarten. Ein gravierendes Problem bei derartigen Kopiervorgängen ist die heutige Unsauberkeit des Stromnetzes, dessen Rundsteuerimpulse und andere Signale sich über das Netzteil hinweg bis in den NF-Nutzsignalweg einschleichen und dort "verewigen" können; die so "gewonnenen" verbrummten "Morsezeichen" bleiben dann auf der Kopie.
*) Meine spätere Praxis zeigte allerdings, daß Dolby-B-Aufnahmen ebenso gut in Pos. "Dolby ON" kopiert werden können; ist Höhenverlust zu befürchten, sind Cr-Bänder auf dem Muttergerät in Pos. "Fe" abzuspielen. (WN 2.11.2001)

Quelle: http://www.staff.uni-marburg.de/~naeser/cassrec1.htm
 
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Dann hab ich und der Autor des folgenden Artikels alles falsch gemacht.
Nicht alles, aber ein paar Sachen sind bissl obskur.


Wenig später folgte als noch weiter verbesserte Version das DOLBY (C) "HX" (Headroom Extension) mit noch höherer Wirksamkeit im so kritischen Brillanz-Bereich.

HX-Pro hatte mit der Rauschminderung nichts zu tun, außer, daß Dolby, soweit ich mich erinnere, die Lizenz zu HX-Pro von Bang & Olufsen erworben hatte. Deshalb kam der HX-Pro-Schriftzug immer in Tateinheit mit Dolby auf die Gerätefront. HX-Pro ist kein Kompander und greift überhaupt nicht in den Aufnahmesignalweg ein. HX-Pro ist eine dynamische Vormagnetisierungs-Regelung. Der fest eingestellte Vormagnetisierungsstrom (Bias) beeinflußt, wie jeder, der schonmal eingemessen hat, weiß, Verzerrungsverhalten, Banddurchmagnetisierung und - zuerst auffällig - den Frequenzgang in den Höhen. "Zuviel Bias macht dumpf" - mit dem Aufkommen der CD als bis 20 kHz hoch aussteuerbarem Tonträger kam zum Bias noch eine Komponente hinzu, nämlich exzessive Hochtonanteile im aufzunehmenden Material. Dieses "self-Biasing" führte zu Hochtonverlusten. HX-Pro prüft über einen Hochpaß ständig den Hochtonanteil des aufzunehmenden Materials und nimmt ggf. den Bias dynamisch entsprechend etwas zurück.


Bei richtig eingestelltem Dolby-Pegel (der Wert ist jedoch, wie die Praxis zeigt, nicht allzu kritisch)

Oh oh...


Dolby-Bänder sind stets in Position "Dolby OFF" zu überspielen, damit der originale Dolby-Code erhalten bleibt.

Kann man wie gesagt machen, nur muß dann halt zwingend neben

exzellenten Mechaniken, extrem rauscharmen Verstärkern und störfreien Netzteilen

auch der Aufzeichnungspegel exakt identisch sein.


Dies ist nicht nur bei der relativ unkritischen Popmusik möglich, sondern sogar bei Cembalo-, Sakralorgel- und (mit Einschränkungen) Klavieraufnahmen

Da würde ich mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Klavier hat aber nicht nur mit Dolby zu tun, sondern vor allem mit Gleichlaufschwankungen, also dem Laufwerk und seiner Qualität.

Ein gravierendes Problem bei derartigen Kopiervorgängen ist die heutige Unsauberkeit des Stromnetzes, dessen Rundsteuerimpulse und andere Signale sich über das Netzteil hinweg bis in den NF-Nutzsignalweg einschleichen und dort "verewigen" können

Ist mir nie aufgefallen, da gibt es schon wichtigere Dinge, z.B. den genau unter, über oder neben dem Tapedeck stehenden Verstärker, dessen Netztrafo in die mittelohmigen Aufnahme- oder Widergabeverstärker bzw. direkt in den Hörkopf einstreut...
 
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... einer hörbaren Rausch-Hinzufügung zu anständigem UKW-Empfang, ...

Frage: Wie "anständig" muß der UKW-Empfang denn sein damit sich die ganze Technologie lohnt? Ich habe immer so in bißchen auf dem Berg gewohnt und mir sämtlichen "Müll" von Überreichweiten, Flughafen usw. eingefangen.
Jetzt will mir bestimmt jemand sagen ich hätte keinen guten Empfänger mit ausreichender Trennschärfe gehabt, das mag durchaus sein, aber wenn man zu dicht an der Flugsicherung dran ist kriegt man wohl auch die Harmonischen und ZF mit, das ist kein Spaß. Im Ballungsgebiet wo alle Frequenzen belagert sind ist es ohnehin schwierig und wenn dann noch ein Sender einen unsauberen Hub hat - Ich weiß ja nicht. Heutzutage wahrscheinlich äußerst unwahrscheinlich aber damals, zu Zeiten analoger Sendetechnik?
 
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Sorry für das Doppelposting und dass ich ins OT abgeschwiffen bin, aber das Googeln hat etwas länger gedauert. Also, das war ein "Mister Hit" von Telefunken, nämlich dieser hier.

Hallo auch,

das Ding wurde in der "Volksrepublik Polen" auch in Lizenz gebaut und in der DDR verkauft. Bei manchen Platten musste man einen (OST)-Pfennig auf den Tonabnehmer legen. damit er nicht springt :) Und das gute Stück schaltete sich nicht bei jeder Platte ab...

Mario.
 
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Tja, die gute alte Zeit...
Sehr schöner Artikel.

Hallo,

also, in Berlin im Saturn am Alexanderplatz gibt es auch nur noch sehr wenige Sorten Kassetten. Ich kaufe die TDK SA90 (Chromdioxid) und bin ganz zufrieden.
Mache noch Mitschnitte bei radioeins am Freitag abend (Ocean Club Radio). Bis vor ca. zwei Jahren hatte ich Maxell XLII bei einem Händler in Göttingen bezogen http://www.radiofaeth.de/), immer gleichso 50-60 Stück. Da brauchte mein Bruder noch massig davon, weil er John Peel (Gott hab ihn selig) mitschnitt von Radio One FM. Und zwar jede Sendung. Gibts die eigentlich nochirgendwo, die UD gibt es noch.
 
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Hier muss noch der (m.E. klägliche) Versuch von Phillips erwähnt werden, die Cassette ins digitale Zeitalter zu retten.

DCC hieß das damals, als Konkurrenz zu Sonys MiniDisc. Das Verkaufsargument sollte die Abwärtskompatibilität zur MC und deren Beständen sein. Der totale Flop dieses Mediums war mehr als vorhersehbar, wobei es die Minidisc auch nie so richtig geschafft hatte...

Wenn ich dann noch ein paar Schlagworte des Topics zusammenfasse..

Gleichlaufschwankungen
Azimutfehler
Pegelfehler
Dumpfer / spitzer Klang
Rauschfahnen

... meine eigenen Erfahrungen ergänze ...

Zerknittere Bänder (Fleischwolf-Laufwerke aus Ungarn)
Drop-Outs
200 Mark für den Austausch eines verschlissene Tonkopf nach lächerlichen 1000 Betriebsstunden
Bandende nach 30 oder 45 Minuten Aufnahme immer im falschen Moment
Keine Chance als Amateur ohne hörbaren Verlust zu schneiden oder zu kopieren
....

... da lassen meine Nostalgiegefühle für die MC doch deutlich nach.
 
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... da lassen meine Nostalgiegefühle für die MC doch deutlich nach.
Meine auch. Leider sind bei mir Stunden über Stunden aufhebenswerten Materials eben auf solchen "archiviert"...

Was das Schneiden anbelangt, möchte ich ein wenig einschränken: Eine gute Pausenfunktion vorausgesetzt, konnte man, freie Nachmittage und unendliche Geduld vorausgesetzt, heute fast unglaubliche Ergebnisse erreichen. (Ich erinnere mich an eine selbstgemachte 7'21"-Maxiversion von "Ashes to ashes".) Im Prinzip das "elektronische" Verfahren zum Schneiden von DAT- oder Videomaterial manuell vorweggenommen. Eine Viechsarbeit, mit jedem danebenen "Schnitt" den damals unerfüllbaren Wunsch nach 38-cm/s-Ware verstärkend. Aber es prägte...


Gruß TSD
 
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Nu gloor!
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"Mit!"
(wer kennt den Spruch noch?)

Allerdings nur mit dem sowieso grottenschlecht produzierten Hypnotic Tango - das hätte außer mir auch jeder andere gekonnt.
Aber immerhin, ich war dabei!

Gruß, Uli :cool:
 
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Bei mir liegt irgendwo noch eine selbstgebastelte Version von "Let's Dance" auf MC herum. Scheint weit verbreitet gewesen zu sein in einschlägigen Kreisen... :)
 
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[Ferrochom...] Wie hätten die eigentlich gefahren werden müssen? 70 µs EQ wie bei ner Chromkassette? Wieviel Löschstrom? Wieviel BIAS? [...]

EQ wie bei Chromcassetten,
Bias wie bei Normalcassetten


[...] eine Bandmaschine für Kassetten [...]

Diese prinzipielle Idee hatte auch schon die Firma Sony in den 70er Jahren mit
dem Elcaset-System.

Das Bandmaterial (in Senkelbreite) befand sich auf zwei Tellern in einem Cassettengehaeuse, beim Abspielen wurde das Band automatisch aus dem Gehaeuse herausgezogen, aehnlich wie bei einer Videocassette.

Die Audiodaten waren hervorragend und langzeitstabil, praktisch Senkelqualitaet mit Handling-Vorteilen der Compact-Cassette.

Durchsetzen konnte sich das Format leider nicht. Fuer den Hifi-Fan relativ teuer im Vergleich zum damals bereits etablierten Philips-Format, fuer den Profi die fehlende mechanische Schnittmoeglichkeit.


Nicht zu vergessen: Die 70er Jahre BASF-Loesung zum "Cueen" einer Kassette.

Ein Cassettendeck in damals ueblicher Toplader-Bauform, bei dem sich der Deckel vom Cassettenschacht abnehmen liess. Dazu zwei spezielle Plastikstoepsel, die an den Schaft eines Trimmpotis erinnerten; diese liessen sich exakt auf den "Sechszack" der Cassette stecken und man konnte so in Pausenfunktion exakt cueen. Zumindest solange, bis einem der Kaufhof-Verkaeufer aus der HiFi-Abteilung rausschmiss...


Ich war selig, als ich endlich (!!!) im Sommer 1990, kurz nach der Einführung der D-Mark, [...] Ich hatte im Frühjahr 1990 vom zusammengesammelten Westgelt [...] Ende 1991 wußte ich dann: Azimut völlig daneben, Bias völlig daneben, Arbeitspunkt total daneben. [...]

Eben drum: Das ganze System voellig daneben, eben der ganze Kapitalismus total daneben.
Schade, dass ausgerechnet das ZK diese Erfahrungen nicht schon vor 1989 zuliess, sonst gaebe es die DDR vielleicht heute noch ...

Dann hab ich und der Autor des folgenden Artikels alles falsch gemacht [...] "DBX und HIGH COM bzw. HIGH COM II (Nakamichi) sollen zwar noch höhere Rauschverminderung liefern, konnten sich aus Kompatibilitätsgründen jedoch nicht durchsetzen" [...]

Mit HighCom habe ich saemtliche analogen Gerate angeschlossen, Cassettenrekorder und Bandmaschinen. Die Ergebnisse sind enorm - es ist zwar kein Telcom C4, aber die ueblichen Schmutzeffekte von Breitband-Kompander-Systemen waren selbst fuer geschulte Ohren eines aufgenommenen Mandolinenorchesters nicht wahrnehmbar. Und das Rauschen ist praktisch "abgeschaltet".

Warum sich das System nicht durchsetzte?

1.) Das System kam zuerst auf den Markt als Bausatz "Hobby-Com" im Rahmen der Fernsehsendung Hobbythek. Die mitgelieferte Einmesscassette konnte keine guten Ergebnisse liefern und schon gar nicht die periphere Elektronik rund um das High-Com IC: Der Stoerspannungsabstand der Hobby-Com-Schaltung lag so niedrig, dass wirklich gute Cassettendecks oder gar Bandmaschinen den Dynamikvorteil des HighCom ICs nicht nutzen konnten. Warum dieses schlechte Marketing? Wenn man den Erfolg wirklich gewollt haette, dann haette man dieses System erstmal in einem Spitzen-Tapedeck im Markt einfuehren muessen.

2.) Die Digitaltechnik stand vor der Tuer
Hier spielten moeglicherweise ideologische Ueberlegungen eine Rolle; vergleiche die damals zurueckhaltende Einfuehrung des neuen EE-Bandmaterials, mit dem sich Fremdspannungsabstaende realisieren liessen (sogar ohne Kompandersystem), wie bei einem digitalen Medium

3.) Lizenzpolitik
Fuer das HighCom brauchten die Cassettendeck-Hersteller eine Lizenz von Telefunken. Eine Dolby-Lizenz hatten sie zumeist schon fuer Dolby B; da erschien der Einbau von Dolby C, HX, etc. wirtschaftlich naheliegender...
 
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Wenn man den Erfolg wirklich gewollt haette, dann haette man dieses System erstmal in einem Spitzen-Tapedeck im Markt einfuehren muessen.
Moment! Immerhin gab's Telefunken-Cassettengeräte durchaus ab Werk mit High-Com. Okay, kein anerkannter Marktführer, aber immerhin.

Fuer das HighCom brauchten die Cassettendeck-Hersteller eine Lizenz von Telefunken. Eine Dolby-Lizenz hatten sie zumeist schon fuer Dolby B; da erschien der Einbau von Dolby C, HX, etc. wirtschaftlich naheliegender...
Ich bin nicht der Meinung, daß es Dolby-C für Dolby-B-Nutzer kostenlos gab. (Trotzdem lag marketingtechnisch einiges im argen.)


Gruß TSD
 
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Nicht zu vergessen: Die 70er Jahre BASF-Loesung zum "Cueen" einer Kassette.

Eigenkorrektur: Die Loesung war von Grundig


Moment! Immerhin gab's Telefunken-Cassettengeräte durchaus ab Werk mit High-Com. Okay, kein anerkannter Marktführer, aber immerhin. [...]

Ja, wir hatten so einen Telefunken-Rekorder mit HighCom frueher zuhause.
Leider kam HighCom ZUERST als Hobby-Com-Bausatz 'auf den Markt' ueber die Fernsehsendung Hobbythek. Erst DANACH kamen die Cassettenrekorder mit HighCom und die separaten HighCom-Einheiten CN 750, die waren dann mit dem zweifelhaften Ruf der Hobby-Com-Bastelkisten vorbelastet... dumm gelaufen.
 
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Jetzt taucht auch mal wieder ein Meßband in der Bucht auf. Originalverpackt...

Marketing-Gag?

Wie auch immer - TDK SA 90 waren jahrelang die Massenware mit Referenz-Daten. Erstmal waren die Daten gut - und ausserdem war mit einem gewissen Verbreitungsgrad zu rechnen - also Kompatibilitaet.

Damals ein Argument bei der Veroeffentlichung sogenannter 'Rundbaender' (Kassettenversand an interessierte Kreise). Egal ob sich der Hoerer ein Nakamichi-Geraet leisten konnte oder nur einen Billig-Japaner - der Sound stimmte.

Habe die Kassettenrekorder auf diese Kassetten einmessen lassen: B710, und Tascam C3, und einen Consumer Optonica (den mit den Jingle-Musikboxtasten...), passt.
 
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Letzte Woche bei Saturn: Im Regal ein gutes Dutzend verschiedener Bänder von 3 rennomierten Herstellern. Die SA gibt es immer noch ( nach wievielen Jahren? ) , Maxell war dabei und den Dritten habe ich vergessen. Und die Teile sahen mir definitiv nicht nach Ladenhütern aus!
( Dieser Saturn führt auch Vinyl )
 
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Hoch interessanter Thread und nun möchte ich sozusagen als "Einstand" mal auf meine Zeit mit der guten, alten Kassette zurück blicken:

Aufgewachsen in der DDR langte es erst mit 19 für das erste, richtig gute Deck: HMK-D 100 nannte sich das und war für schlappe 1980 DDR- Mark zu haben. Dank Dolby B ließen sich damit Aufnahmen in einer bis dahin nicht gekannten Qualität erstellen. Doch die Freude währte nicht all zu lange: Die damaligen, 22 Mark (vorher 30) teuren Chromdioxid- Kassetten sorgten durch "Dropouts" immer wieder für Verdruß. Im Herbst 1987 zog ich die Notbremse und legte mir ein "Tapedeck" Tesla B 116 zu. Das war ein Spulentonbandgerät ohne eingebauten Verstärker und kostete etwa genau so viel, wie ein HMK- D 100. Mit drer schnellsten Bandgeschwindigkeit 19 cm/ sek waren für damalige Verhältnisse hochwertige Aufnahmen möglich. Später kam noch ein 2. Gerät dazu, um auch mal überspielen zu können. Kassetten bespielte ich nur noch für den portablen Einsatz mit dem "SKR 700". Ende 1987 kamen zum selben Preis auch die verbesserten Kassetten auf den Markt. Jetzt sollten sie dem "IEC 2" Standard entsprechen. Da sich mechanisch nichts geändert hatte, blieben die Probleme aber bestehen, nur halt nicht mehr ganz so massiv. Für timergesteuerte Aufnahmen besorgte ich mir hochwertige TDK- Chromdioxidkassetzten aus dem Intershop. Da die teuer eingetauschten Forum- Schecks eh nie reichten, blieb es bei ganzen 2 Exemplaren. Ich probierte auch noch einige Kassettendecks aus. Darunter auch noch das HMK-D 200 für sagenhafte 2130 Mark.

Nach der Währungsunion 1990 war Schluß mit Spulentonband und es wurde ein Deck von JVC (TDR 611) angeschafft. Damit waren n un auch Dolby C- Aufnahmen möglich. Ich verwendete Anfangs Chromdioxidkassetten von BASF, später von Maxell.
Ende 1991 ein neuer Quantensprung: Mit dem Pioneer CT 900 S war dank Einmeßcomputer und Dolby S eine nie gekannte Aufnahmequalität möglich. Mit guten Metallbändern lag diese verdammt nah an der CD. Im Frühjahr ´93 sollte mit dem CTS 920 S ein nochmals verbessertes Deck folgen. Mit diesem bespielte ich sündhaft teure Metallbandkassetten (Sony Metall Master und Maxell Metall Vertex). Die Qualität war von der CD praktisch nicht mehr zu unterscheiden. Aber die hochgezüchtete Technik war auch empfindlich: Schon geringste Verunreinigungen des Tonkopfes wurden mit drastischen Klangeinbußen bestraft. Vielleicht hätte ich in meiner damaligen 1 Zimmer- Wohnung öfter Staub wischen sollen.... Ich verlor in dieser Zeit langsam aber sicher den Glauben an die Kassette und stieg auf DAT (Pioneer D500) um. Das Kassettendeck diente jetzt nur noch zum Überspielen vom DAT- Gerät. Der DAT- Recorder lieferte hochwertige Aufnahmen und das absolut zuverlässig. Nur die 180 min.- Bänder mochte er nicht. 1998 folgte noch ein Ausflug zur Mini Disc. Auch da behielt das Kassettendeck noch seine Daseinsberechtigung. Allerdings kamen nur noch preiswertere Metallbänder zum Einsatz. 2 Jahre später folgte mein 1. CD- Recorder (Pioneer PD-RW 900). Damit konnte ich mir - wenn auch etwas umständlich - meine eigenen CD- Zusammenstellungen brennen. Das war das "Aus" für das Kassettendeck und mein Abschied von der Kompakt Kassette. ES war eine schöne und spannende Zeit....

....meint Knosti.
 
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