90elf verliert die Live-Rechte an der Bundesliga

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Das stimmt. Aber mir spukt schon den ganzen Tag die Wiederbelebung eines moderierten StarSatRadio im Kopf rum, ein Format, das noch fehlt. Träumen darf man ja mal....
 
Auf Dauer konnte eben nicht gutgehen, dass innovative Newcomer aus einem der neueren Bundesländer einer Altherrenriege in deren Stammgebiet etwas erfolgreich vormachten. Es passt geradezu in das derzeitige Erscheinungsbild des deutschen Fussballs, dass auch noch die Online-Übertragungsrechte ausgerechnet in die Isarmetropole wandern. Damit ist München wieder Hauptstadt einer nationalen Bewegung. Diesmal mit marktkontrollierender Stellung im Profifussball, sportlich wie kommerziell medial. Der FC Bayern, Sky und Sport1 verfolgen ihre Ziele zwar unabhängig voneinander, ziehen aber letztlich doch am gleichen Strang. Langsam und stetig mutiert die Bundesligaberichterstattung dank des bei den Livemedien überreichlich vorhandenen schnödes Mammons zu einer hoheitlich bajuwarischen Alleinveranstaltung.

Deutschlands Fussballradio 90elf aus der DFB-Gründungsstadt Leipzig ist seit heute Geschichte und kommt so nicht wieder. Alles zukünftige wird sich daran messen lassen müssen. Ich befürchte allerdings, es gibt bloss einen auf die Schnelle zusammengeschusterten Abklatsch, um mit der lukrativen Idee anderer irgendwelche Zusatzeinkünfte zu generieren. Mit Herzblut an ein Projekt heranzugehen sieht für mich anders aus. Für das Gesamtportfolio von Sport 1 ist die Audiosparte eh nur Ergänzung und 2te Wahl. Sollten die erwarteten Zahlen in den kommenden vier Jahren keine Rentabilität ausweisen, wird dieser Bereich eben wieder sang und klanglos eingestellt. Was soll's, es gibt ja immer noch die ARD mit dem Grundversorgungsauftrag. Hauptsache, man konnte ein einzigartiges Alternativangebot ohne viel Aufhebens ruinieren und abwickeln. Das eigene Handeln in diesem Fall lässt sich sowieso risikolos und unverfänglich mit der DFL und deren unterstützendem Gewinnstreben begründen.

Warum beginnt eigentlich so ein Gezerre um eine DAB-Verbreitung dieses zukünftigen Sport1Radios? Im Grunde genommen geht es doch nur um die frei empfangbare Konferenz der 1sten Liga am Samstagnachmittag. Da erkenne ich trotz des 90minütigen Live-Feelings bei maximal 5 Parallelspielen keinen Unterschied zur ARD. Dass, was 90elf bisher ausmachte, das Einzelspiel am Freitagabend, das Topspiel am Samstagabend und die beiden Sonntagspiele, findet in dem Programm, um das es geht, doch gar nicht mehr und genausowenig statt. Diejenigen Vereine, die in Champions- oder Europaleague aktiv sind, bevorzugen den Sonntag als Spieltag. Das sind in erster Linie die Vereine mit den meisten und zugkräftigsten Anhängern - auch als Klientel für DAB. Nur als Fan etwa des HSV, von Hertha BSC oder eines Zweitligisten könnte ich mich dagegen glücklich schätzen, weil eine wöchentliche Liveübertragung weiterhin auch im terrestrischen Radio so gut wie gesichert wäre. Interessiert das wirklich die Masse und rechtfertigt das den betriebenen Aufwand, wenn ich, durch meine Rundfunkpflichtabgabe finanziert, dasselbe an gleicher Stelle bereits in unterhaltsamerer Form angeboten bekomme? Ansonsten genügt mir das WLAN-Radio und der subjektiv kommentierte Livestream meines bevorzugten Vereins.
 
Die Gema hat überhaupt nichts von Sendern, die wenig oder kaum Werbeeinnahmen haben, denn es wird ein prozentualer Anteil auf die Werbeerlöse erhoben. Insofern interessiert es die Gema nur, wie viel Kohle kommt rein.

So ähnlich habe ich das auch in Erinnerung - aber ich bin hier im Forum nicht der "GEMA/GVL-Guru". "Ganz so" wie du schreibst ist es aber sicherlich nicht - sonst würden dir die Betreiber ungezählter Webradios aus DE sofort um den Hals fallen... Wenn ich (bundesweit) "Musik" in den Äther (oder "weltweit" ins Net) blase, muß ich natürlich dafür bezahlen. Auch wenn ich "Null" Einnahmen generiere, habe ich eine "Grundlast" - Fixkosten. Bei Webradios richtet sich der Preis nach der Anzahl der Ports. Beim "richtigen" Radio funktioniert dieser Ansatz natürlich nicht. Und darum wird die "Vergütung" auch völlig anders berechnet. Hier geht es um die Reichweite, die Anzahl der erreichbaren Haushalte etc.

Wenn du "handfeste" Zahlen hast, kannst du dir hier im Forum sicherlich einige "Pluspunkte" verdienen. Ich persönlich kenne nämlich keine handfesten Zahlen, denn ich habe dazu hier im Forum bisher keine Angaben gefunden oder "nebenbei" gelesen. Das wüßte ich! Das kannst du mir glauben, denn genau das interessiert mich auch schon lange. Scheint wirklich ein gut gehütetes "Betriebsgeheimnis" zu sein, über das man nicht gern spricht und über das nur wenige Leute Bescheid wissen. Wäre es anders, würde man das hier längst nachlesen können... ;)

Eigentlich eine wunderschöne Rechercheaufgabe... "Woher hat die GEMA ihre Millionen?" Leider fehlt mir die Zeit dafür.


Warum sollen private Unternehmen in die Entwicklung eines Verbreitungswegs investieren und das bei einem ungewissen Ausgang?

Die Frage ist richtig gut. Mir fällt dazu auch nur eine einzige sinnvolle Antwort ein:

Wenn ich als privater Rundfunkveranstalter eine Idee für ein Programm hätte, welches "bundesweit" und obendrein auch noch "einfach" empfangbar sein soll, dann fiele mir wirklich nur DAB ein.

"Rundfunk ist Ländersache"... Endlose Bürokratie. Das tut man sich freiwillig nicht an. Und selbst wenn das "durchgeht"...
Über UKW geht gar nichts. DE ist praktisch "zugefunzelt". Mit "Hängen und Würgen" könnte man vielleicht ein, zwei "bundesweite" (!) UKW-Ketten zusammenbasteln. Aber der technische Aufwand! Etliche Funzelsender sind dafür nötig. Ich möchte mir diese Scheiße gar nicht anschauen. Und selbst wenn man zwei private Ketten technisch hinbekommt - da steht schon der dritte Veranstalter und sagt: "Ich will auch bundesweit auf UKW!"

Das geht also nicht - UKW ist damit aus dem Rennen für neue Programme. Auf den vergebenen UKW-Frequenzen toben sich derweil die Platzhirsche aus. Lasst die ruhig mal (so weiter) machen...

Mobilfunk? LTE? Ich persönlich glaube zwar an den technischen Fortschritt, ich glaube aber nicht daran, daß O2 oder sonstwer nur aus "Weitsicht" an gewissen Brennpunkten (Berlin Reichstag, München Olympiagelände...) entsprechende Kapazitäten für eine große "Stadt" installiert. Es bringt ja nix, wenn dieses Zeug 99% der Zeit nur vor sich "hingammelt" und kein Geld bringt. Das wird also in den nächsten Jahren mit Sicherheit nicht passieren.

Wie gesagt - mir fällt dazu nur DAB+ im (notfalls zweiten) Bundesmux ein.



Ja, die Leser und Poster hier in den Radioforen sind anders, von ihrem Millionenvermögen würden sie jeden Euro in Radiosender investieren, weil DAB+ Radio so toll ist? Liebe Leute, wenn ihr Vermögen hättet, ihr würdet nach heißen Web-Investments suchen und nicht jahrelang mit ungewissen Ausgang Geld in Radioprogramme pumpen.


"Web-Investments" - Autsch! Das klingt verdammt nach "New Economy". Da war doch mal was? Ach, ja - hier haben wir es doch schon....

http://de.wikipedia.org/wiki/New_Economy


Wenn ich den Jackpot bei "Euro-Millionen" oder so gewinnen würde ("nur" 5 Mio. "reichen" für einen Sender natürlich nicht!) , würde ich mich erstmal zwei Wochen lang besaufen. Da man das nicht durchhält, würde ich in meinen "relativ nüchternen Phasen" schon an meiner Antrittsrede bzw. dem Senderkonzept "feilen".

Nach 14 Tagen würde ich hier dann einige Leute mittels PN kontaktieren und ganz unverbindlich zum "Brainstorming" in ein Luxus-Hotel in Frankfurt einladen. Selbstverständlich übernehme ich alle anfallenden Kosten der Anreise - ich bin ja kein abgefuckter Privatsender, der selbst eingeladenen Bewerbern zum Bewerbungsgespräch die Anfahrtskosten nicht erstattet. (Bitte Belege mitbringen und abgeben!) Den Rest bezahle ich natürlich auch...

*hicks*

Grüßle
 
Das ist leider nicht die "Topantwort" im "Familienduell", Hefeteich! ;)

Eine leichte "Fingerübung" ist das wirklich nicht. Wir alle können Bilanzen lesen. *gähn*

Wir wissen im Moment nur, daß rund "262000 T€" von Radio/Fernsehen in die GEMA-Kasse geflossen sind. Mal abgesehen davon, daß irgendein "Powerpoint-Blödmann" irgendwelche völlig unsinnigen SI-Einheiten verwendet ("262 Mio. €" wäre auch gegangen) - wir brauchen die einzelnen Beträge aufgeschlüsselt auf die einzelnen Sender....

Erst dann sind wir schlauer. Man muß also auch andere Bilanzen lesen....

So einfach ist das also nicht. Aber deine Finger sind ja gerade "warm"... ;)
 
Also kein Sport1 via DAB+. Die erste krasse Fehlentscheidung.

Das hängt von der Zielsetzung von Sport1 ab. Wenn es darum gehen sollte möglichst viele Hörer zu erreichen, dann ist der Verzicht auf DAB+ ein Fehler. Gerüchteweise geht es Sport1 aber wohl eher darum, kostenpflichtige Accounts zu verkaufen, und das geht am ehesten über Webradio, und Smartphone-Apps.
 
Das Modell kann aus zwei Gründen nicht funktionieren:

- Ein Sky-Kunde wird garantiert nicht doppelt bezahlen

- Die Buli-Berichterstatting in der Sportschau hat den Leuten ohne Abo bisher ja auch gereicht
 
Viele. Aber das liegt nicht an einem Preis x, sondern generell an der Bezahlschranke für Medieninhalte im Internet, die enorme Abbruchraten verursacht, auch wenn das sich gebessert hat. Aber dennoch es ist fast egal ob das 50 cent kostet oder 5 Euro. Ausserdem besteht die Schwierigkeit, dass ja die Konferenz wohl frei empfangbar ist. Das wird den meisten wohl reichen, ausserdem lässt sich mit ein bisschen Geduld ohnehin ein Video Livestream einrichten.
Ein weiteres Problem sehe ich in der Bekanntheit des Angebotes. Es wäre etwas anderes ein eingermassen bekanntes und genutztes Produkt wie 90elf im nachhinein mit einer Bezahlschranke zu versehen, als wie sport1radio von Null auf sowas aufzubauen und dann noch mit diesem Klotz am Bein.
 
Also ich fände es erheblich einfacher wenn das direkt über die Telefonrechnung oder Prepaid Guthaben abgebucht würde, anstatt Kreditkarte > Paypal > eingeben der Daten in Google Play oder Online Überweisung.
 
Bei WhatsApp gehts auch. Per PayPal zahlen. Noch einfacher geht es nicht.
Bei WhatsApp regen sich aber viele auf, dass sie jetzt 1 Euro im Jahr für die App zahlen sollen. Und für Fußballberichterstattung im Radio werden nur wenige bezahlen. Ich z.B. sehe nicht ein, dafür Geld auszugeben, es gibt genügend Alternativwege sich ohne Extrakosten über das aktuelle Fußballgeschehen zu informieren: ARD-Radio, Kicker online, Fußball-Apps, Videotext,.....
 
@schultze, das sehe ich genauso. Bei Paypal müsste ich mich erst anmelden und eine Kreditkarte habe ich nicht, weil ich keine wollte.
 
Auf Dauer konnte eben nicht gutgehen, dass innovative Newcomer aus einem der neueren Bundesländer einer Altherrenriege in deren Stammgebiet etwas erfolgreich vormachten.

Fussballreportagen sind also innovativ? Haben die ARD-Sender massiv Reichweite verloren? Wenn ja, komisch nur das 90elf nicht einmal die Mindestfallzahl in der MA geschafft hat. Paloma wird schon lange ausgewiesen

Es passt geradezu in das derzeitige Erscheinungsbild des deutschen Fussballs, dass auch noch die Online-Übertragungsrechte ausgerechnet in die Isarmetropole wandern. Damit ist München wieder Hauptstadt einer nationalen Bewegung. Diesmal mit marktkontrollierender Stellung im Profifussball, sportlich wie kommerziell medial. Der FC Bayern, Sky und Sport1 verfolgen ihre Ziele zwar unabhängig voneinander, ziehen aber letztlich doch am gleichen Strang. Langsam und stetig mutiert die Bundesligaberichterstattung dank des bei den Livemedien überreichlich vorhandenen schnödes Mammons zu einer hoheitlich bajuwarischen Alleinveranstaltung.

Klar dahinter steckt Uli Höneß. Richtig, 90elf war kein Kommerzprodukt und deshalb wurde es plattgemacht

Deutschlands Fussballradio 90elf aus der DFB-Gründungsstadt Leipzig ist seit heute Geschichte und kommt so nicht wieder. Alles zukünftige wird sich daran messen lassen müssen. Ich befürchte allerdings, es gibt bloss einen auf die Schnelle zusammengeschusterten Abklatsch, um mit der lukrativen Idee anderer irgendwelche Zusatzeinkünfte zu generieren. Mit Herzblut an ein Projekt heranzugehen sieht für mich anders aus. Für das Gesamtportfolio von Sport 1 ist die Audiosparte eh nur Ergänzung und 2te Wahl. Sollten die erwarteten Zahlen in den kommenden vier Jahren keine Rentabilität ausweisen, wird dieser Bereich eben wieder sang und klanglos eingestellt. Was soll's, es gibt ja immer noch die ARD mit dem Grundversorgungsauftrag. Hauptsache, man konnte ein einzigartiges Alternativangebot ohne viel Aufhebens ruinieren und abwickeln. Das eigene Handeln in diesem Fall lässt sich sowieso risikolos und unverfänglich mit der DFL und deren unterstützendem Gewinnstreben begründen.



Sport 1 hat noch keine Sekunde gesendet, aber es gibt schon "Befürchtungen" und man weiß "ohne Herzblut". 90elf hat eine Ausschreibung verloren. Dem Verfasser sind die beiden Konzepte nicht bekannt, aber warum soll das Sport 1 Konzept denn schlechter sein? Hast Du Quellen oder nur Vermutungen? Welche Idee ist lukrativ? 90elf ist seit seiner Gründung defizitär. Die Gründe dafür sind vielfältig. Wenn Sport 1 nach vier Jahren feststellt, dass sich die Investitionen nicht gerechnet haben, dann macht es natürlich noch einmal vier Jahre weiter und dann noch einmal 4 Jahre? Im Profifussball geht es seit Jahrzehnten um Geld. Wer an den reinen Amateursport glaubt, der sollte sich Thekenmannschaften ansehen.

90elf wurde von einem Radiokonzern gemacht, der stets wenn es darauf ankam in den Bundesländern Wettbewerber bzw. Lizenzbewerber mit politischer Lobbyarbeit und anderen Tricks zu verhindern wusste. Zeitungsverleger lernen langsam, dass sie nicht mehr alle Fäden im Radiogeschäft in der Hand haben. An den Kiosken wird schon seit Jahren abgestimmt. Zeitungen verlieren rapide Leser, Auflage und Werbeeinahmen. Bisher hat sich die Strategie der Radiosender ausgezahlt. Monopole und Oligopole machen die Sender zu echten Cash Cows. Radio ist die innovationsärmste Mediagattung. Ob diese Strategie auch zukünftig noch funktionieren wird?
 
@ Dr. Fu Man Chu, wen du in meinen letzten Beitrag namentlich hineininterpretierst überlasse ich deiner persönlichen Phantasie.

Wer sich beruflich tagtäglich mit Projektarbeit beschäftigt, weiss, dass etwas wie "richtiger" Hörfunk (also kein blosses Musikstreaming vom Computer) nicht in 3 Monaten vernünftig umgesetzt werden kann. Es gibt eben gewisse Projektphasen, die in festen terminlichen Abständen nicht umsonst einzuhalten sind.
Sport 1 wird der DFL sicherlich ein in sich schlüssiges Bewerbungskonzept vorgelegt haben. Mit "Herzblut" meine ich, dass ich im Fall der Fälle, der ja nun eingetreten ist, auch entsprechend vorbereitet bin, ein fertiges und lückenloses Konzept unmittelbar nach Bekanntwerden publikumswirksam der breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Ich kann mich bisher leider an nichts diesbezüglich konkretes erinnern. Wenn, dann nur an Ausblicke. Das vermittelt nicht gerade den Eindruck einer gut durchdachten und kurz vor dem Go Live stehenden Projektplanung. Sorry, bei mir werden an diesem Punkt Erinnerungen an einen TV-Anbieter namens Arena wach. Auf mich wirkt der derzeitige Status Quo, als hätte Sport 1 ernsthaft nie mit einem Zuschlag gerechnet und nur sein Geld und seinen guten Branchennamen in den Ring geworfen, um als Alibifunktion zu dienen.
 
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