Ab 2015: das Radiomuseum auf Mittelwelle

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Ja, das ist klar. In den Privatarchiven schlummern diese Schätzchen. Und, zugegeben, bei der Entscheidung, welche Sendungen/Produktionen "aufhebenswert" sind, war man ziemlich rigide und ist es auch heute noch. Die alltägliche Musiksendung wurde nicht "verewigt". In einem AM-Museum würde ich mir persönlich auch nicht 200 Mittagsdiskotheken oder Morning Shows irgendwelcher Sender wünschen, sondern Solitäre aus 90 Jahren Radio. Und die sind tatsächlich umfassend archiviert.
 
Genau, "Privatarchiv" heißt das Zauberwort. Hunderttausende von (nach Aufbereitung) sendewürdiger Mitschnitte aller möglichen Sendungen und Genres schlummern noch in Privatarchiven. Man müsste sie nur allgemein zugänglich machen, und dafür wäre ein solcher angedachter "Verein AM-Radiomuseum e.V" sicher richtig.
 
In einem AM-Museum würde ich mir persönlich auch nicht 200 Mittagsdiskotheken oder Morning Shows irgendwelcher Sender wünschen, sondern Solitäre aus 90 Jahren Radio. Und die sind tatsächlich umfassend archiviert.

Ansichtssache. Eine "Mittagsdiscotheke" mit Bernd Schröder würde sicherlich mehr Gehör finden als das Radiofeature über ... über... wer hört sich sowas eigentlich überhaupt noch an?

Auch das Fernsehen, lieber Onkel, mistet ja derzeit gründlich aus. Die entsprechenden Müllcontainer mit den halb verrosteten Filmdosen im H-Bau sind Dir sicherlich aufgefallen, oder?
 
Angedacht war eine solche Plattform ja schon, als man begann die Archive der ÖR zu digitalisieren. Von Anfang an war völlig klar, daß man auf dieser Plattform beispielsweise niemals eine Folge von "Disco 77" finden wird. Die Rechte. Aber Eigenproduktionen, bei denen alle Rechte bei irgendeinem ARD-Sender liegen. Das war der große Plan.
Und richtig, dann kam die "Politik" ins Spiel. Schade. Wirklich schade.
 
Eine Plattform wie die Österreichische Mediathek ist in der Tat etwas sehr wertvolles, allerdings sind bei Ö1-Journalen auch die Rechte klar. Aus meiner Sicht wäre das in Deutschland Aufgabe des DRA als zentrale Anlaufstelle. Allerdings haben die ja schon für ihren alltäglichen Betrieb kaum Mittel zur Verfügung.

Aber egal wer es macht, es wird nie eine Unterhaltungssendung mit Musik oder jedes Hörspiel/Feature "abrufbar" sein. Es scheitert schlicht und einfach an den Rechten, das kann auch ein Verein nicht ändern. Meines Wissens ist es auch einem Verein nur dann möglich, solche Mitschnitte weiterzugeben, wenn es sich um (wissenschaftliche) Forschungsprojekte (z.B. auch Studenten) handelt - an Privatpersonen geht das nicht so einfach. Ansonsten könnte z.B. www.dokufunk.org auch alles Audiomaterial online bereitstellen.
 
Auch das Fernsehen, lieber Onkel, mistet ja derzeit gründlich aus. Die entsprechenden Müllcontainer mit den halb verrosteten Filmdosen im H-Bau sind Dir sicherlich aufgefallen, oder?

Aus verrosteten Filmdosen vor dem H-Bau im Plattenhof ziehe ich allerdings nicht die Erkenntnis, dass Material weggeschmissen wurde. Mittlerweile kann man das wunderbar in Bits und Bites umsetzen...
 
Was das DRA angeht: Was kostet ein TB Online-Speicher? ... "Kaum Mittel" halte ich hier für einen vorgeschobenen Larifari-Grund. Hierzulande mischt sich zum einen viel zu viel Politik in die einzelnen Medienanstalten ein, übrigens auch beim Privatfunk. Und zum anderen geht es hierzulande nur noch ums Geld verdienen, egal wie und egal womit.
Das Unterhaltungssendungen aufgrund von Musikrechten etc. maximal auszugsweise zur Verfügung gestellt werden könnten, ist völlig klar. Aber wer hindert beispielsweise die ARD daran, mal die Hauptausgaben der Tagesschau oder die Tagesthemen der letzten 30 Jahre ungekürzt für Geschichtsinteressierte irgendwo frei zugänglich zu machen?
 
Was das DRA angeht: Was kostet ein TB Online-Speicher? ... "Kaum Mittel" halte ich hier für einen vorgeschobenen Larifari-Grund. Hierzulande mischt sich zum einen viel zu viel Politik in die einzelnen Medienanstalten ein, übrigens auch beim Privatfunk.

Das hat weder etwas mit Kosten für ein paar Festplatten (inkl. Backup-Systemen) noch mit angeblicher Einmischung der Politik zu tun, sondern mit der Tatsache, dass irgendjemand ("Menschen") sich darum kümmern muss. Glaubst du, die Österreichische Mediathek (oder irgendein anderes Archiv) digitalisiert, füllt und betreut sich redaktionell von selbst? Die größte Sammlung an Mitschnitten oder sonst etwas ist nichts wert, wenn die Metadaten fehlen - und die muss erstmal jemand erstellen oder zumindest übertragen...
 
Wenn ein Archiv in digitaler Form vorliegt, ist beispielsweise ein neuer Spartenkanal nichts weiter als eine Datenbankabfrage und kostet damit praktisch nix.

Ich bin voll bei dir, Kulti. Ich habe bloß die Befürchtung, daß auch die Tagesschau nicht frei von Rechten Dritter ist, da die Bilder in einem Beitrag meinetwegen von Reuters stammen.
 
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Sicher ist das sehr zeit- und personalintensiv und da käme die von mir favorisierte Vereinsidee gerade richtig. Da hat man die Möglichkeit Stellen für das "freiwillige soziale Jahr" oder eine gleichwertige Stelle zu schaffen und der Förderverein "wirbt" die liquiden Mittel für die Bezahlung der ein bis zwei hauptamtlichen Kräfte, die Räumlichkeiten, Energiekosten etc. ein.
Was die Politik angeht kann man ggf die Kulturstiftung der einzelnen Bundesländer - ich glaube es gibt in jedem Bundesland eine - mit ins Boot holen. Wobei da eine Stiftung vermutlich besser wäre (ein Stiftungsratsposten kommt immer gut) in den politischen Kreisen.
 
Eben, seit Jahren wiederholt man die Tagesschau vor 20 Jahren, der BR sendet ausserdem den Wochenspiegel von vor 25 Jahren. Die Daten liegen also alle digital vor. Warum nicht dauerhaft? Der rbb betreibt im Moment einen ähnlichen Quatsch mit den SFB-Abendschauen von vor 20 Jahren. Die sind gerademal wenige Tage per Mediathek abrufbar. Ein nicht nachvollziehbarer Blödsinn.
Und so ähnlich verhält es sich auch mit Radiosendungen. Wie wärs zum Beispiel mit einem umfassenden Archiv von DLF-Nachrichtensendungen, falls vorhanden?

Arbeitsintensiv? Mit Verlaub, aber das ist Käse. Ist die Page erstmal erstellt, läuft das Ding bis in alle Ewigkeit. Ich möchte lieber gar nicht erst wissen, wieviel ungenutzter Content Tag für Tag von allen TV- und Rundfunkanbietern im Web wortwörtlich verschleudert wird.
 
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Ich habe mir mal ein paar Gedanken dazu gemacht.
Ganz groß wird hier die Finanzierbarkeit angezweifelt. Doch wenn ich aber daran denke das mittlerweile fast jedes zweite Schwimmbad durch Fördervereine künstlich am leben gehalten werden, könnte das bei einem AM Sender durch genügend Öffentlichkeitsarbeit, durch soziale Netzwerke z.B., auch klappen. Grundvoraussetzung wäre natürlich freier Zugang zu alten Archiven und wohlwollende Zusammenarbeit mit den ÖR.
Dann wäre noch die Frage wie man neue Hörer binden könnte ohne den Museumscharakter zu verlieren. Dazu könnte man Grüße an Seemänner/Frauen senden oder Grüße von und an Soldaten/innen im Auslandseinsatz. Diese Sachen hat man früher auch schon gemacht und hat immer wieder die Familie zum Radiohören gebracht. Das würde auch Sendelücken füllen fals man nicht genug altes Material hat.
Hier wurde auch noch nach Kosten der Mitarbeiter gefragt und wie man dieses finanzieren sollte. Wenn man wirklich einen Verein gründet wird es auch genügend ehrenamtliche Helfer geben die so ein Projekt auch Körperlich unterstützen würden.

Gruß Alex
 
Die Daten liegen also alle digital vor. Warum nicht dauerhaft?

Da darfst du dich beim 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag bedanken, der das völlig sinnfreie Löschen von durch die Öffentlichkeit finanzierte Inhalte auf den Weg gebracht hat.
http://www1.wdr.de/themen/medienseite/rundfunkstaatsvertrag100.html
Aber die Bildzeitung darf alles bis in alle Ewigkeit online stellen... :wall:

Arbeitsintensiv? Mit Verlaub, aber das ist Käse. Ist die Page erstmal erstellt, läuft das Ding bis in alle Ewigkeit.

Dann hast du - mit Verlaub gesagt - keine Ahnung von Aufarbeiten von Archivmaterial. Klar, wenn das alles mal fertig ist...
 
Ich meinte das was bereits fertig ist. Das braucht nur noch irgendwo abgerufen zu werden.
Dass das digitalisieren von Bild- und Tonmaterial dagegen eine Heidenarbeit ist, weiß ich wohl. Damit beschäftige ich mich oft genug aus verschiedensten Gründen selbst.
 
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Ich zitiere Christoph Gronarz, verantwortlich für die Technik der Musikproduktion im WDR-Hörfunk aus c't 4/1999 "Der digitale Sender".

Gronarz: Die ersten Nutzer der digitalen Archive werden die ARD-Anstalten selbst sein. [...] Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine Verbreitung von Programmen per WWW wegen mangelnder Bandbreite einfach zu schlecht und wird so vom Publikum nicht akzeptiert. Mehr Bandbreite und der geplante Audio-Archivspeicher können uns in Zukunft durchaus neue Radio-Dienste bescheren. Mittagsmagazin mit Klassik anstelle von Pop? Dies ist heute schon Realität beim DAB-Angebot (Digital Audio Broadcasting) des WDR. Morgenmagazin am Abend hören? Den verpaßten Krimi am Samstag einfach am Sonntag downloaden? Wir arbeiten daran.

Doch Verwertungsrechte von Bildern, Musiken oder Wortproduktionen sind keine willkürlichen Gebühren, sondern die Einkommen von Fotografen, Musikern und freien Redakteuren. Der kostenlose Vertrieb von Inhalten unseres Schallarchivs über das WWW würde daher zu großen Problemen führen, der kostenpflichtige Vertrieb wahrscheinlich zu noch größeren. Bevor also der Hörer über das Internet durch die WDR-Archive surfen kann, sind erst einmal die Juristen gefragt.
Tja, eine richtige Lösung scheinen die Juristen bis heute nicht gefunden zu haben. Ähnlich sieht es doch auch beim SWR2-Archivradio aus. Aus rechtlichen Gründen darf nur gestreamt werden. Also nix mit MP3-Download. Und dann gibt es ja noch den geänderten Rundfunk-Staatsvertrag mit den Einschnitten bei den Webauftritten der ARD-Anstalten. Die bekannte Löschaktion.
 
Für die Nutzung von Archivmaterial im Rahmen dieses Museums ist durchaus wichtig, was in dem PDF "Entscheidung des Rundfunkrates des Südwestrundfunks zum Angebot "SWR2 Archivradio" nach § 11f Absatz 6 Rundfunkstaatsvertrag" steht:

Die begleitende Internetseite verschafft einen guten Überblick über das Programm und erleichtert
den Nutzern den Einstieg in die Sendeschleifen. Zwar könnten bei einem Abruf der
einzelnen Beiträge diese noch zeitsouveräner genutzt werden; allerdings fehlt es hier meist
an entsprechenden Rechten. Es zeichnet das Archivradio gerade aus, dass es aufgrund seines
Hörfunkcharakters Beiträge verfügbar machen kann, die ansonsten nicht online gestellt
werden könnten.

Eine Aufführung, Sendung von diesem Material über Mittelwelle ist also theoretisch möglich.
 
Die MW mal aussen vor wäre eine Mediathek dieser alten Beiträge, ungeachtet der Rechteprobleme, sehr wünschenswert. Für alles andere braucht man ein Programmheft, was Einstieg und Nutzbarkeit unnötig erschwert...
Der SWR macht mit seinem Archivradio dann wohl, was das Recht hergibt. Ich wusste gar nicht, daß es das noch gibt und dachte eigentlich, daß das damals eine temporäre Veranstaltung im Rahmen von "Geschichte des Hörfunks in Originaltönen" (2010) gewesen sei.

So habe ich mir dann auch nur die erste Schleife 2010 gezogen:
Alfred Braun von der Trauerfeier Stresemanns, 1929-10-06.mp3
Alte, bekannte Stimmen - Im Originalton (1900-1925, Lenin, Wilhelm II u.a.).mp3
Blick hinter die Kulissen des Verkehrswarnfunks, 1995+1986.mp3
Club der Stereofreunde, 1969-05-06, Stereoempfang im Test.mp3
Das erste Rundfunkferngespräch Berlin - Batavia, 1932-10-07.mp3
Der 'Vater des deutschen Rundfunks' - Hans Bredow, SWF 1954-11-25.mp3
Große deutsche Funkaustellung Berlin, Die Einführung der Stereophonie, 1963-08-30.mp3
Hans Bredow und Albert Einstein auf der Funkausstellung, 1930-08-22.mp3
Herbert Morrison berichtet vom Brand der 'Hindenburg', 1937-05-06.mp3
Joseph Goebbels über den Rundfunk, 1933-08-18.mp3
Länderspiel Deutschland gegen England, Alfred Braun berichtet, 1930-05-16.mp3
Miriam Mörtl & Gábor Paál - Die Geschichte des Hörfunks in Deutschland.mp3
Peter Kehm zur Eröffnung des UKW-Programms, SDR, 1950-11-15.mp3
Radiopionier aus dem Südwesten - Heinz Laubenthal im Interview, 1979.mp3
Reportage der Fußball-WM in Bern, Herbert Zimmermann, 1954-07-04.mp3
Über die Technik der ersten Jahre - Heinrich Brunswig berichtet, 1978.mp3
Walter Steigner über die Entwicklung der Stereophonie, 1967-08-29.mp3
Wie die erste Reportage entstand - Alfred Braun erzählt, 1952-10-18.mp3

Kann es denn sein, daß an Lenin und Kaiser Wilhelm noch irgendwer Rechte hält?
 
Spekulation: Könnte es sein, dass auch auf manchen alten Aufnahmen (Kaiser Wilhelm singt den Ententanz) Rechte liegen, wenn diese Produktionen zum Beispiel mal von einer Agentur (Ton/Bild) gekauft wurden und die Werke nun notariell bei denen im Safe liegen?
 
An den aufgezeichneten Worten des Kaisers dürfte niemand mehr ein Urheberrecht besitzen. Es ist eine etwas komplizierte Angelegehenheit zu entscheiden, ob nun die 50- oder 70jährige Schutzfrist für ein Werk gilt, aber an SO alten O-Tönen ist sie auf jeden Fall abgelaufen.

Wenn ich das richtig sehe dürfte die ersten Radiohörspiele der Hesselbachs inzwischen in der Public Domain gelandet sein, für die Fernsehfolgen wird das kurz bevor stehen (weshalb es vor ein paar Jahren auch richtig und wichtig war diese Sachen auf DVD zu veröffentlichen, bevor dafür keiner mehr Lizenzgebühren zahlen muss).
 
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