Alle bauen ab - wie soll das weitergehen?

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@Internetradiofan: Doch, ich hatte Praktika beim Fernsehen (Bürgerfunk) und bei einem kommerziellen Radiosender.
Beide wollten mich, doch war der Bürgersender nicht autark, und der Radiosender hat die UKW-Frequenzen (bisher noch immer nicht) zugeteilt bekommen. Die Hand wurde mir gereicht, nur kam von einer anderen Seite immer ein Bodycheck.
Was allerdings korrekt ist: bisher haben mir andere Sender die Chance nicht gegeben.

@Radio2010 Ich kann es nicht nachvollziehen, dass andere Menschen, die weitaus weniger qualifiziert sind als ich nach nur wenigen Bewerbungen Vorstellungsgespräche und einen Job bekommen haben (ich mein, Mädel, 23 Jahre, Ausbildung zur Köchin, Bewerbungen für den Einzelhandel bei KiK, Rossmann und MacGeiz, und alle drei laden sie ein und sie bekommt ruckzuck einen Job.
Ähnliches mit einer 50jährigen Frau mit sehr verqueren Lebenslauf und keine besondere soziale Kompetenz. 5 Bewerbungen, 3 Jobangebote.
Mir dünkt, mein Fehler ist, ein Mann zu sein...:(
 
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@Internetradiofan: Ehrlich gesagt ja. Nicht weil es cool ist, beim Radio zu arbeiten, nicht weil es etwas ist, was ich kann.
Vielmehr, weil ich ein Mensch bin, der mit Worten unterhalten will, der Kino im Kopf erzielen will, sei es durch Schreiben, sei es durch sprechen, sei es, dass ich am Mikro sitze, sei es, dass ich Beiträge erstelle, sei es, dass ich mal ein (oder mehrere) Hörspiel(e) produziere oder auf einer Bühne stehe und ein Comedyprogramm spiele.
Vielleicht klingt es für euch lachhaft und lächerlich, aber ich finde es einfach toll, Menschen zu unterhalten.
 
@Feuertraum: Aus Deinen Zeilen spricht eine echte Begeisterung!
Wenn ich PD wäre, würde ich jetzt sagen: "Schick' mir mal 'nen Aircheck!"

Vielleicht ist es für Dich ein gewisser Trost, wenn ich Dir schreibe, dass ich nicht wenige Leute kenne, die sich in einer ganz ähnlichen Lage befinden.
 
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Internetradiofan schrieb:
Soll man Praktika absolvieren, eine Zeit lang gratis arbeiten?
Vitamin B? - OK, wie läuft das? Soll man sich bei den potentiellen Arbeitgebern einschleimen? Wenn ja: Wie?
Gebt doch bitte mal etwas Butter bei die Fische!
Sorry, aber ich werde bei diesem Thema deshalb emotional, weil sich mir der Eindruck aufdrängt, als werde so getan, als ob alle, die auf der Suche nach einem Job Bewerbungen abfassen, doof seien; es gäbe ja schließlich weitaus effektivere Methoden.
Wenn es sie gibt, kann man sie hier ja durchaus kurz vorstellen.

Ich weiß auch kein Patentrezept, ich weiß aber aus meiner Erfahrung, dass bei all meinen beruflichen Schritten jeweils Bewerbungen am wenigsten geholfen haben.
Mein Volontariat bei einer Tageszeitung habe ichbekommen, weil ich bereits als Schüler dort jahrelang freier Mitarbeiter in der Lokalredaktionw ar und der entsprechende Lokalchef mich dann gefördert und im Verlag empfohlen hat.
Zum Radio bin ich gekommen, weil mich der Programmchef aus meiner Zeitungszeit kannte und beim Aufbau einer Redaktion auf Leute gesetzt hat, von denen er bereits wusste, was sie können.
Den jahrelangen Job bei einer Wochenzeitung habe ich gemacht, weil ein Studienkollege mich aktiv dorthin geholt hat.
Mein Netzwerk beim Radio und den Freiburger Medien hat mir schließlich meinen heutigen Job in einer Unternehmenskommunikation verschafft.
In allen aufgezählten Fällen habe ich die Bewerbung erst im Nachhinein pro forma formuliert, damit sie bei den Personalakten liegt. Dass ich den Job kriegen werden, war dabei jedesmal schon klar.
Ich habe auch Bewerbungen geschrieben. Blindbewerbungen waren immer er4folglos. Bei Bewerbungen auf ausgeschriebene Stellen reichte es zumindest zweimal zur Einladung und zur Endauswahl, ich kam aber jeweils nicht zum Zuge. Ein einziges Mal endete es tatsächlich mit einer Entscheidung zu meinen Gunsten, dann habe aber ich im letzten Moment den Schwanz eingezogen und den Vertrag nicht unterschrieben.

Was ich sagen will: Das eine tun und das andere nicht lassen! Es kann mit viel Glück auch mal mit einer Bewerbung zu einem Erfolg führen. Aber wer sich alleine darauf verlässt, der träumt vielleicht bis zum Nimmerleinstag von seinem Traumjob. Leute kennen, Netzwerke pflegen, Seilschaften angehören - sorry, so blöd es klingt, das ist wesentlich erfolgversprechender. Allerdings musst Du auch dort etwas können. Sonst bist du schnell entzaubert und wieder weg vom Fenster. Solche Fälle habe ich auch erlebt.
 
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Wie lautet denn nun das "Geheimrezept", um als Außenstehender, der nicht in einer bestimmten Institution tätig ist, den Einstieg zu schaffen?

Es gibt in dieser verrückten Branche keinen normalen Einstieg. Alles ist möglich. Oder eben auch nicht.

"Man kennt sich". Oder wird schlicht "entdeckt" und angesprochen. In vorderster Front beim Radio zu arbeiten ist so ähnlich wie in der Showbranche. Gibt es dort sowas wie Bewerbungen? Oder eine klassische Ausbildung? Natürlich nicht. Frag' doch mal Mario Barth oder andere Comedians, wie lange sie sich für ein paar Euro auf irgendwelchen Kleinbühnen abgerackert haben, bevor sie ihre Chance im Fernsehen bekamen! Es passiert... oder es passiert nicht. Ich habe zweimal in diesem Leben die Chance gehabt, bei "Hitradio FFH" anzufangen. Am Ende ließ mir Hillmoth seine Visitenkarte da, nachdem er mir eine Weile im Studio gelauscht hatte, aber da saß ich anderswo schon fest im Sattel. Ich habe es also nicht getan. Aber sowas gibt's wirklich!

Ein wenig "normaler" geht es hinter den Kulissen zu. In den Redaktionen. Nachrichtenredakteure haben ihren Einstieg meist über die Zeitung geschafft, sind dann zu irgendeinem Sender gewechselt und dann vielleicht später zu einem richtig großen. Bei Reportern ist es ähnlich, aber Viele haben auch eine Ausbildung bei einer Hörfunkakademie oder Journalistenschule absolviert.

Der Rest ist dann ganz normal rekrutiert worden: Assistenten, Techniker, IT-Personal usw. über Stellenanzeigen.
 
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Jedes Haus und jeder Chef hat andere Kriterien für die Beschäftigung neuer Mitarbeiter. Das Problem beim Radio ist, dass der Bewerber neben den üblichen Anforderungen über entsprechendes Talent für den angestrebten Job verfügen muss, d.h., sie oder er muss (in fast allen Fällen) über eine gute (radiotaugliche), dialektfreie und sprachfehlerfreie Stimme verfügen, die zu dem Sender passt, bei dem er oder sie sich bewirbt. Und er oder sie muss mit dieser Stimme umgehen können. Das hat also erst einmal gar nichts mit Studium etc. zu tun. Mag ungerecht sein, ist aber so, denn die meisten Menschen wollen nun mal angenehme Stimme im Radio hören. Nachweisen kann man eine solche Stimme über entsprechende Arbeitsproben, gemeinhin als Airchecks oder auf CD gebrannte Beiträge, die in der Vergangenheit bei anderen Radiosendern erstellt worden sind, bekannt.

Anders sieht das bei technischen oder Verwaltungs-Jobs aus. Allerdings gibt es auch hie reinen Dämpfer: Diese Jobs müssen entsprechend der deutschen Gesetzgebung in Festanstellung ausgeführt werden, deshalb sind sie eher selten verfügbar. Alle programmgestaltenden Tätigkeiten gehen auch in freier Mitarbeit, deshalb ist der Zugang hier auch im Prinzip leichter, wenn o.g. Voraussetzung mit der Stimme gegeben ist.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die Stimme ist die Eintrittskarte, natürlich sollte eine gute Allgemeinbildung und ein umgängliches Wesen und noch einiges mehr vorhanden sein, um tatsächlich genommen zu werden. Bei Brüchen im Lebenslauf kommt es darauf an, wie die aussehen. Wenn jemand ständig den Arbeitgeber gewechselt hat, ist das sicher nicht hilfreich, wenn es dafür nicht sehr gute Gründe gab.

Die Bewertung der eigenen Stimme, sollte man im übrigen Profis überlassen und nicht auf das Lob aus dem Bekanntenkreis hören. Dafür gibt es Sprachlehrer. Mit etwas Recherche findet man mit Sicherheit auch welche, die für Radio und TV arbeiten.
 
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Die Stimme ist die Eintrittskarte, ...

Ja! Meine war damals nicht gut genug, Gott sei Dank! Damals war ich sehr frustriert, heute bin ich heilfroh, dem Mikro ausgekommen zu sein! Ich würde nicht um alles in der Welt bei einem Sender die vorgefertigten Meinungen runterlabern wollen. Als Hörer erkennt man in der Stimme, ob der Mod. lügt oder nicht, bzw. ob es authentisch ist, was er da von sich gibt! Auf der einen Seite hörst Du seine "Ansage", auf der anderen hörst Du aber ganz deutlich raus: "Mein Gott, der Shit schon wieder!" ...
 
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Entscheidend sind also die richtigen Connections und das Glück, entdeckt zu werden.
Was an dem Beitrag von Mannis Fan sichtbar wurde, ist, dass es zudem darauf ankommt, klein anzufangen und sich vorzuarbeiten, am besten in jungen Jahren.

Ein großes Problem liegt darin, dass viele junge Leute heutzutage nicht wissen, was sie beruflich machen wollen, sich für ein Studienfach entscheiden, das sie inhaltlich interessiert und dann hoffen, im Anschluss schon einen Job zu finden.
Die Frage nach den beruflichen Aussichten ist bei der Wahl des Studiengangs kaum ausschlaggebend.
Da steckt noch immer die Denkweise dahinter, die Mona anfangs beschrieben hat:
Es ist heute nicht mehr so wie in den 80ern und 90ern, als ich noch zur Schule ging. Damals galt folgende Grundsatzregel: "Sei gut in der Schule, dann kannste Abitur machen. Wenn du Abitur hast, kannste studieren. Dann kannste dir aaaalleeee Berufe aussuchen und wirst mal viiiieeeel mehr Geld verdienen als diejenigen, die nichtg studiert haben." Es folgten Hospitanzen und mehrere Jahre der freien Mitarbeit bei verschiedenen Sendern, und immer wieder schlugen die oben erwähnten alten Hasen in die selbe Kerbe: "Du musst studieren, du brauchst ein Volontariat, du musst dieses tun und jenes, und dann wirste auch was."

Mit dem Wissen, das ich heute habe, würde ich sagen: Bestimmte Studienfächer sollte man besser meiden!
Ich kenne Leute, die haben erfolgreich Soziologie, Jura, Sozialarbeit und sogar Physik studiert und kommen über Honorartätigkeiten oder befristete Verträge nicht hinaus. Bis auf den Juristen, der mit fast 40 einer Ordensgemeinschaft beigetreten ist, arbeiten bzw. arbeiteten die alle bei diversen Bildungsträgern.
Es handelt sich um Personen, die wirklich was auf dem Kasten haben, aber trotzdem einfach keine solide Arbeit finden konnten.

Bei Brüchen im Lebenslauf kommt es darauf an, wie die aussehen. Wenn jemand ständig den Arbeitgeber gewechselt hat, ist das sicher nicht hilfreich, wenn es dafür nicht sehr gute Gründe gab.
Sind Zeitverträge ein guter Grund?
Die Leute können doch nichts dafür, dass sie heute nur noch befristete Verträge bekommen.
Bei dem Sozialarbeiter, von dem ich oben schrieb, wurde der Vertrag zweimal verlängert; seit ein paar Wochen ist er arbeitslos.
Natürlich hat er auch versucht, sich parallel als Familienhelfer selbständig zu machen, aber hier gilt in vielen Kommunen das gleiche wie bei der Frequenzvergabe im Radiosektor: Die Jugendämter arbeiten nur mit bestimmten Firmen zusammen, die schon seit Jahren auf dem Markt vertreten sind. Newcomer haben da überhaupt keine Chance.
 
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Wie schon gesagt, wenn die Brüche begründbar sind, ist das kein Problem. Zeitverträge im klassischen Sinn gibt es zumindest im programmgestaltenden Radiobereich kaum, hier gibt es eben auch kaum Festangestellte, so dass häufige Arbeitgeberwechsel schon hinterfragt werden. Quereinsteiger haben, so denke ich, faktisch keine Chance, egal, was sie vorher gemacht haben. Hier wird immer wieder gern auf das Praktikum verwiesen, was bei privaten Sendern oft ewig dauert, unbezahlt ist und keine Garantie für eine spätere Beschäftigung ist. Bei den Öffis bekommt man meist ein Praktikum nur dann, wenn man etwas entsprechendes studiert. Häufig ist das Praktikum dann wenigstens bezahlt und geht in der Regel 8 Wochen. Beides ist für Menschen, die sich nicht relativ frühzeitig für diesen Beruf entschieden haben, nur schwer machbar und oft auch nicht sinnvoll.

Es ist eben ein Beruf, für den man sich früh entscheiden sollte. Das gilt aber für viele andere Berufe auch.
 
Beides ist für Menschen, die sich nicht relativ frühzeitig für diesen Beruf entschieden haben, nur schwer machbar und oft auch nicht sinnvoll.

Es ist eben ein Beruf, für den man sich früh entscheiden sollte. Das gilt aber für viele andere Berufe auch.

Heute ist es schwierig, sich für den Beruf zu entscheiden, den man gerne machen möchte. Ich wollte nie in den Handel, ich wollte immer was mit Medien machen, wurde aber in den Beruf des Kaufmanns reingedrückt.
Heutzutage geht es sogar nach dem Motto: Du musst nehmen, was Du kriegen kannst (danke, Herr Schröder).
Die Aussage, einen Berufswechsel als für nicht sinnvoll zu erachten, finde ich ehrlich gesagt für falsch. Jeder hat seine Fähigkeiten und Talente, und wenn er die Chance hat, einen Beruf zu ergreifen, die diese fördern bzw. dessen Einsatz erlauben, sollte es egal sein, wann der Mensch diesen Job annimmt, ob also mit 20 oder 45!

@Internetradiofan: Meine Beweggründe habe ich Ihnen geschildert. Und dazu stehe ich auch.
 
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Meine Beweggründe habe ich Ihnen geschildert. Und dazu stehe ich auch.
Ich wollte diesen relativ ernsten Thread mit den beiden Videos ein wenig aufheitern. ;)

Die Aussage, einen Berufswechsel als für nicht sinnvoll zu erachten, finde ich ehrlich gesagt für falsch. Jeder hat seine Fähigkeiten und Talente, und wenn er die Chance hat, einen Beruf zu ergreifen, die diese fördern bzw. dessen Einsatz erlauben, sollte es egal sein, wann der Mensch diesen Job annimmt, ob also mit 20 oder 45!
Das sehe ich genauso.

Leider leben wir in keiner idealen Welt.
Es gibt gewisse Bereiche, in denen die Zahl der Bewerber viel höher ist, als die der freien Stellen.
Da werden meist nur Leute mit niedrigem Alter und einer ausgezeichneten Qualifikation genommen.
Um als Moderator arbeiten zu können, muss man nicht studiert haben, aber da nun einmal viel mehr Leute beim Rundfunk tätig sein wollen, als es freie Stellen gibt, werden Selektionskriterien eingeführt, und dazu kann u.a. ein abgeschlossenes Fach- oder Hochschulstudium gehören.
Das heißt natürlich noch lange nicht, dass jemand mit einem entsprechenden Examen auch ein guter Moderator oder Redakteur ist.
In anderen Sektoren werden hingegen händeringend Bewerber gesucht.

Ich denke, am wichtigsten ist es, sich nicht auf einen bestimmten Beruf zu versteifen, auch wenn es sich vielleicht um einen Traumberuf handelt.
Leider definieren sich in unserer Gesellschaft viel zu viele Menschen in erster Linie über ihre berufliche Tätigkeit und ihr Einkommen.
 
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Wenn man eine magnetische Persönlichkeit hat, sich im Leben durchzuschlagen weiß und zum Lebenskünstler taugt, der ohne Selbstzweifel und Existenzängste auch mal kurze Durststrecken überwinden kann fällt man immer auf die Butterseite, man muss nur seine Chance abwarten können. Nach meinem Dafürhalten ist es sinnvoller überschaubare Lehrgänge oder Colleges zu besuchen, die einem innerhalb kürzester Zeit zu einer praktischen Spezialausbildung verhelfen als sich auf lange Diplomstudien einzulassen, obwohl man keine besonderen Anlagen oder Talente zeigt, die mit aller Kraft nach außen drängen. Zuallererst ist es wichtig seine Neigungen und Interessen zu kennen, denn wer seine Arbeit gern macht baut keine inneren Widerstände auf, die ihn immer wieder Überwindung kosten und vom beruflichen Durchbruch fernhalten.

Nach dem Studium hängen die meisten mittelmäßigen Studienabgänger auf dem Arbeitsamt herum, vergeuden Monate mit dem Schreiben von Bewerbungen und mit dem Absolvieren schlecht bezahlter Praktika. Unbezahlt würde ich als Absolvent höchstens eine zeitlich befristete Hospitanzstelle annehmen, die mir wertvolle Einsichten in den Berufsalltag verschafft, aber bestimmt kein mehrmonatiges Praktikum, bei dem nur die eigene Arbeitskraft ausgebeutet wird. Wer sich auf solche Abenteuer einlässt beweist zumindest kein Selbstwertgefühl, das zu einer erfolgreichen Persönlichkeit ganz einfach dazugehört.

Niemand sollte sich unter Wert verkaufen, das machen nur Menschen, die keine Probleme damit haben sich in letzter Konsequenz auch mit dem Existenzminimum zufriedenzugeben und sich in ihrer Opferrolle gefallen. Einige Industriezweige und Politikerkreise nähren aus eigennützigen Motiven eine Gesinnung, die zur raschen Ausbreitung eines modernen Arbeitssklaventums geführt hat (zwei Jobs + Aufstockerlohn vom Staat etc.)

Man kann sich immer wieder vom Beispiel eines Schulabbrechers inspirieren lassen, der bis auf den Führerschein und eine Taxilizenz keinerlei berufliche Qualifikation vorzuweisen hatte, es aber dennoch zum Parteichef, Minister, Vizekanzler und ganz nebenbei auch noch zum Doppel-Doktor (ehrenhalber) gebracht hat. Sein Name: Joschka Fischer. Am Ende entscheiden eben doch immer wieder hervorstechende charakterliche Attribute wie Strahlkraft, Willensstärke, Durchsetzungs- und Stehvermögen. Ein Verkaufstalent oder ein gewiefter Geschäftsmann können das Dreifache dessen verdienen, was ein arrivierter Rechtsanwalt mit großer Klientendatei erwirtschaftet und dank Internet war es noch nie so einfach, seine kreativen Ideen in die Wirklichkeit umzusetzen.
 
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Wie lautet denn nun das "Geheimrezept", um als Außenstehender, der nicht in einer bestimmten Institution tätig ist, den Einstieg zu schaffen?
Aber: Wie kann man in so ein Unternehmen / in eine derartige Institution reinkommen, wenn man dort noch nicht Fuß gefasst hat?

Soll man Praktika absolvieren, eine Zeit lang gratis arbeiten?
Vitamin B? - OK, wie läuft das? Soll man sich bei den potentiellen Arbeitgebern einschleimen? Wenn ja: Wie?
@Mannis Fan hat es schon so passend beschrieben und Moskau Radio hat noch die perfekten Sätze ergänzt:
Es gibt in dieser verrückten Branche keinen normalen Einstieg. Alles ist möglich. Oder eben auch nicht.
Mein Einstieg damals sah folgendermaßen aus:

Ich hatte mir, gegen den Rat aller derer die mich versuchten zu erziehen, in den Kopf gesetzt, beim Radio arbeiten zu wollen. Wie? Keine Ahnung! Meine schulischen Leistungen waren bis dato nicht gerade die besten gewesen, aber nichts desto Trotz war das ab da mein festgesetztes Ziel!
Jeden Tag hörte ich, während sich alle anderen Altersgenossen mit ihrem C64, ihren CB-Funkgeräten, Fernsehgeräten und sonstigem Kram beschäftigten, Radio. Von früh bis spät und zurück. Ich las Zeitungen und versuchte mich an Artikeln und kurzen Meldungen, die wie Nachrichten, passend für 3 Minuten-Sprachform zusammengefasst zu schienen. Irgendwann kam ich, wie fast jeden Tag an einer "Lokalklitsche" (damals waren das für mich noch absolut heilige Hallen) vorbei und ich beschloss diese nun einfach unter dem Vorwand zu betreten, mir "den Laden einfach mal ansehen zu wollen". - Zu jener Zeit war das noch weniger Problem als heute. Da wurde noch kein großer Hype aus solchen Dingen gemacht und sich Zeit für Besucher genommen. - Gesagt, getan: Rein, kurz gewartet, ein Musikredakteur, der einige Minuten Zeit aufbringen konnte kam und führte mich durch den Empfang, die Redaktion, das Schallarchiv, bis hin zum Produktionsstudio und schließlich zum Sendestudio aus dem gerade live gesendet wurde. - Ich war schwerstens beeindruckt! Der Moderator damals, ein grauhaariger Herr, langer, ebensolcher Bart, saß gemütlich in einem Sessel, die Kaffeetasse neben sich stehend und grüßte uns freundlich, bis er dann ein kurzes Zeichen gab, wir möchten eben ruhig sein.
Danach startete eine Unterhaltung zwischen dem Moderator und mir, aus der sich der Musikredateur verabschiedete.
Meine Begeisterung für's Radiomachen wuchs und wuchs immer mehr. Gesteigert wurde das nur noch, als ich danach allein durch die heiligen Hallen wanderte und schließlich erneut im Archiv landete und erneut mit dem Musikredakteur sprach, der mir erklärte, dass "ich gern jederzeit wieder reinschauen könne".

In der Stadt gab es allerdings noch einen anderen Lokalsender, den ich mir ebenfalls "anschauen" wollte. Dort war man nicht ganz so offen, wie ich schnell erfuhr. Am liebsten nur mit Termin und dann auch nur ohne eigene Fragen (am Ende gab es eine "Fragerunde") und sinnvoller Weise wenn Voicetracking lief. - Also eher enttäuschend (aus meiner damaligen Sicht).

Eine Weile später zog ich um, einige Städte weiter. Dort gab es einen Lokalsender, der kurz vor dem Start stand. Ich also hin mit eben dem Argument, mir das ganze "nur mal ansehen zu wollen".
Der PD führte mich durch die Hallen, zeigte mir alles. Es lief gerade eine Versuchssendung, da auf einem Kanal ein leises "Rauschen" zu hören war. Dennoch, wir setzten uns in's Sprecherstudio und bei einer Tasse Kaffee erklärte ich ihm meine eigentlichen Intentionen (Vorrangig ein Praktikum, ggf. anhängig Volontariat).
Was soll ich sagen? An dem Tag ging ich noch ohne feste Zusage raus, einige Tage später hatte ich den Volo-Vertrag in der Tasche.

So KANN es auch gehen. MUSS es aber nicht. Vor allem, nachdem das schon einige Jahre her ist. Ein Geheimrezept gibt es wirklich nicht.
Gegen ein Praktikum sprach bei mir auch nichts, allerdings sollte man für sich selbst die Zeit begrenzen.
Vielleicht könnte eine erste Anlaufstelle auch ein freies Radio sein. Ein solches nutzte ich später ebenfalls als eine Art Sprungbrett, um eine Lücke in meinem Lebenslauf zu vermeiden. Aber auch der Tipp macht sich nicht immer bezahlt.
 
Zitat von Internetradiofan: ↑
In anderen Sektoren werden hingegen händeringend Bewerber gesucht.
Stimmt! Aber wie Du richtig schriebst, kann sich der AG die schönsten/besten/tollsten/qualifiziertesten Bewerber heraussuchen. Obwohl: fairerweise muss man sagen, die die AG für die besten Bewerber halten.
Zahlen statt Talente

Ich denke, am wichtigsten ist es, sich nicht auf einen bestimmten Beruf zu versteifen, auch wenn es sich vielleicht um einen Traumberuf handelt.
Okay, da bin ich anderer Meinung; jeder sollte das machen, was er kann und nicht das, was die Umstände erfordern

Leider definieren sich in unserer Gesellschaft viel zu viele Menschen in erster Linie über ihre berufliche Tätigkeit und ihr Einkommen
.
Ja, leider.
Die Eitelkeit des Menschen...manchmal kennt sie keine Grenzen
 
Nicht gleich aufgeben, wenn es in den ersten Anläufen nicht klappt - das ist zwar eine Binsenweisheit, aber hinter ihr steckt auch ein Ausleseprinzip. Wer gleich den Bettel hinschmeißt, der hat es in der Regel auch nicht wirklich mit Herzblut ernst gemeint.
 
Okay, da bin ich anderer Meinung; jeder sollte das machen, was er kann und nicht das, was die Umstände erfordern
Prinzipiell stimme ich Dir sogar zu.

Wenn ich aber merke, dass ich in einen bestimmten Bereich trotz intensiver Bemühungen nicht reinkomme, dann muss ich mich fragen, woran das liegt.
Es kann z.B. sein, dass tatsächlich in dem betreffenden Sektor aktuell kaum jemand benötigt wird oder dass ich mich vielleicht selbst falsch einschätze.

Leider definieren sich in unserer Gesellschaft viel zu viele Menschen in erster Linie über ihre berufliche Tätigkeit und ihr Einkommen
Ja, leider.
Die Eitelkeit des Menschen...manchmal kennt sie keine Grenzen
Mit Eitelkeit hat das m.E. weniger was zu tun; eher mit den Werten, die die Menschen in unserer Gesellschaft verinnerlicht haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das würde ja unterstellen, dass Radioschaffende (Moderatoren, Reddakteure, Techniker) einen hohen Sozialstatus haben, dass man sie wertschätzt (oder gar bewundert). Ist das wirklich so? Nach meinem Eindruck haben sie ihren Ruf ähnlich ramponiert, wie andere einstige Status-Berufe (Ärzte, Banker, Politiker).
 
Der Sozialstatus wächst mit dem, was die Radioschaffenden abliefern, ablefern KÖNNEN und auch abliefern DÜRFEN.
Vor einer Helga Märthesheimer (RIP) oder einem Manfred Erdenberger würde heute noch Mancher seinen Hut ziehen!
Diese Spezies stirbt aus, weil Keiner mehr so darf wie er könnte oder müsste und Radio heute weitgehend nur noch für die Hintergrundberieselung gemacht zu werden scheint.
Also: Augen UND Ohren auf bei der Berufswahl :)!
 
Feuertraum, ich habe bei Dir immer ein Problem mit dem, was von Deinen Postings hängen bleibt. Das speichere ich meistens unter "Gejammer" ab, wir hatten das in einem früheren Thread schon einmal. Ich glaube nicht daran, dass ein hochtalentierter, tauglicher, leidenschaftlicher, begeisterungsfähiger Bewerber über lange Zeit einfach keinen Job bekommt, weil die versammelte Arbeitgeberschaft zu blind ist, seine Qualitäten zu erkennen. So weh es tut, aber vielleicht stimmt das Gesamtpaket einfach nicht. Überspitzt verglichen: ein 55jähriger Mann mit 60 Kilo Übergewicht kann sich noch so sehr für Fußball interessieren und nahezu alles darüber wissen - er wird trotzdem nie zum Trainer. Und das Thema "Besetzungscouch" und "dicke Ti***n" ist auch Käse, da gibt es zigmal so viele Gegenbeispiele wie es Nachweise gibt. Es tut sicher weh, aber manchmal hat es schlicht nicht sollen sein - und diese Tatsache ist vermutlich wieder für etwas anderes gut ("...wo sich eine Tür schließt...")
 
Normalize: Ich hatte leider das Pech, fast 10 Jahre arbeitslos zu sein.
Willst Du mit Deinen Worten also behaupten, dass ich jedem Bereich, in dem ich mich beworben habe, das Gesamtpaket nicht passte?
Tut mir leid, aber Du machst es Dir mit der Aussage: "Wer Talent hat, hat in Kürze einen Job" zu einfach.
Und wie ich schon schrieb: zweimal hat man mir die Chance gegeben, zweimal wollte ich sie nutzen, zweimal wurde ich von dieser Chance weggestoßen.
Und: Wie bitteschön will man beurteilen, ob das Gesamtpaket passt, wenn mir die Chance verwehrt wird, es zu beweisen?
 
Normalize schrieb:
ein 55jähriger Mann mit 60 Kilo Übergewicht kann sich noch so sehr für Fußball interessieren und nahezu alles darüber wissen - er wird trotzdem nie zum Trainer

Frank Pagelsdorf könnte es schaffen.

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