Alsmann: Formatradio ist das Ende der Rundfunkkultur

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Mann, Dudelmoser, besser hätte es niemand beschreiben können. So ist es! Mach UNTERHALTSAMES Radio, und der Hörer bleibt dran.

Tja, und wie ist es leider meistens?

Nicht: Ich mag zwar die Musik nicht, höre aber trotzdem zu - sondern: Die Musik mag ich zwar, aber die Moderatoren sind so fürchterlich, da muss ich einfach abschalten.

Irgendwo habe ich mal ein Interview mit Götz Alsmann gelesen, in dem er Peter Frankenfeld als sein großes Vorbild nannte. Dass er was auf dem Kasten hat, kann also nicht verwundern.

Mannis Fan schrieb:
Wenn wir die technischen Möglichkeiten und die immer noch vorhandene Reputation des Mediums betrachten, dann ist es zum Haare raufen, was daraus gemacht wird.

Zustimmung. Und einen Punkt möchte ich in diesem Zusammenhang auch mal loswerden. Es gab eine Zeit, in der die Journalisten noch für's Denken bezahlt wurden, und nicht dafür, die Regler zu schieben, zehn verschiedene Schnittsoftwareprogramm in drei Jahren zu lernen und die Zeit mit sonstigem Kampf gegen technischen Schnickschnack zu verplempern.

Ich kannte alte Kollegen, die sich bis zum Schluß strikt weigerten, überhaupt nur 10-Finger-Tippen zu lernen, weil sie der Auffassung waren: das ist Sache der Sekretärin. Aber die gibt's leider nicht mehr.

Wie soll man von Journalisten bitteschön auch noch kreatives Revoluzzertum verlangen, wenn sie von morgens bis abends nur noch mit Computerproblemen und Studiotechnik kämpfen dürfen?
 
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Cocorita, das ist, wie bei der Zeitung (wo ich herkomme): Der Redakteur ist heute nebenbei noch Layouter, Content-Manager fürs Internet, Marketing-Mitarbeiter und Gewinnspiel-Betreuer. Nicht weit der Schritt, bis er auch noch Zeitungen austragen soll.
Wer nicht mitzieht, der wird aussortiert.
Bestimmen tut das ein Krawattenbürschchen mit abgebrochener Ausbildung zum Diplomkaufmann. Früher hätte man einen Vertreter aus ihm gemacht, heute steht er über dem Redakteur im Impressum unter der Rubrik "Gesamtleitung".
 
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Und wo ist das, vielleicht von den größten bundesweit erscheinenden Gazetten mal abgesehen, anders? :rolleyes:
 
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@Radiokult
Das ist überall so, da hast Du recht. Aber früher war es anders!
 
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Cocorita, das ist, wie bei der Zeitung (wo ich herkomme): Der Redakteur ist heute nebenbei noch Layouter, Content-Manager fürs Internet, Marketing-Mitarbeiter und Gewinnspiel-Betreuer.

Ich weiß. Ist genauso traurig.

Wer nicht mitzieht, der wird aussortiert.

So er freier Mitarbeiter ist. Ist er festangestellt und unkündbar, wird er zum Sortieren der Bobbies endgelagert (was aufs selbe rauskommt).
 
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Das Problem ist doch, dass diejenigen, die in den Sendern das Sagen haben, weder das Programm noch den/die Hörer lieben, sondern nur das Betriebsergebnis. Shareholder value!
Es geht darum, aus einem Sender möglichst viel herauszuquetschen. Es geht überhaupt nicht darum, ein ansprechendes, fesselndes, faszinierendes, mitreißendes oder sonstwie qualitätsvolles Programm zu bieten. Hier ist auf den entscheidenden Etagen niemand mit Herzblut dabei, sondern nur mit dem Rechenschieber. Den wahren Enthusiasten blutet das Herz!
Radio ist mal eine Angelegenheit des Feuilletons gewesen, heute ist es eine Angelegenheit der Kapitalrendite.
Wenn wir die technischen Möglichkeiten und die immer noch vorhandene Reputation des Mediums betrachten, dann ist es zum Haare raufen, was daraus gemacht wird. Bornierte Banausen mit Schlips und Aktenkoffer, mit Power-Point und Blackberry, mit Betriebswirtschaftsstudium und Controllingweisheiten bestimmen, was gesendet wird, wie gesendet wird, wann gesendet wird und warum gesendet wird. Neben den vielen brav erzogenen Sprechmarionetten sitzen nach wie vor noch zahlreiche Idealisten hinter den Mikrofonen und in den Redaktionsstuben, aber es sind Überlebenskünstler, Selbstkasteier, Selbstverleugner, Erdulder und bisweilen Märtyrer. Wohltuend, dass es noch Götz Alsmanns (oder Elmis) gibt, die zu groß sind, um klein gemacht zu werden. Richtet euch an diesen wenigen Felsen in der Brandung auf. Haltet euch daran fest! Glaubt daran, dass Durchhalten sich lohnt. Fühlt euch einfach wie Untergrundkämpfer, die eines Tages obsiegen werden. (Das sagt freilich einer, der nach 13 Radiojahren aufgegeben hat, und jetzt im warmen Sessel auf einem gut dotierten Versorgunsgposten sitzt).

Stimme Dir (fast) vollständig zu. Das Problem ist nur, dass sich diese "Grössen" gelegentlich zu Wort melden, einen Rundumschlag machen und dann bei ihren auch nicht immer guten oder hochwertigen Leisten bleiben. So eine grundsätzliche Kritik ist sicher immer mal wieder gut, aber verändern wird sie nichts.
 
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Hier ist nun vieles geschrieben worden, das ich nur unterstreichen kann!! Die Vielfalt macht es halt. Und die ist komischerweise immer weniger geworden, je mehr Programme es gibt. Was in den 60er und 70er Jahren auf 2 Wellen eines Senders veranstaltet wurde ist nun mal nur so möglich gewesen, wenn man allen etwas für ihren Geschmack anbieten wollte.

Heute potenziert sich das Angebot ins Unermessliche und jede Sendeminute will gefüllt sein. Aber, mit was denn? Einseitiges Jugendgedudel, Einseitiges für Rentner und Einseitiges für den Emusik Liebhaber. Dabei lernt niemand mehr was Neues kennen. Oben wurde geschrieben "Ich mag zwar die Musik nicht, aber die Präsentation. Irgendwann mag dieser Mensch vielleicht auch diese Musik, weil er genauer hinhört und doch Reizvolles entdeckt.

In diesem Sinne, schönes Wochenende.
 
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Das klingt hier alles sehr danach, als hätten Zuhörer tatsächlich ein größer werdendes Bedürfnis nach Authentizität - auch im Radio.

Genau das meint doch Alsmann mit seinem Blick in das Radio, was es einmal gab und ich damit, dass es ihm eben nicht um eine rückwärtsgewandte Nostalgie geht.

Ich gebe mal ein Beispiel: ich habe auch einen gewissen Musikgeschmack, will heißen, Musikrichtungen, die mir besonders gefallen. Ich habe jedoch einen großen Respekt vor Musik, die gut gemacht ist und da ist es vollkommen egal, ob sie meinen Geschmack trifft.

Genauso gefällt mir authentisches Radio: wenn es gut gemacht ist, bleibe ich dran. Das kann dann zwischen Schlager und Punk und viel Wort und wenig Wort sein. Es kommt auf die Qualität an.
 
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Was Götz Alsmann betrifft, für seine Art Musik bin ich noch zu jung, um dort richtig warm zu werden
Er selbst ist dafür auch noch zu jung. ;) Seine Favoriten sind die Jazzschlager der 40er, 50er und 60er Jahre - als Jahrgang 1957 war er da entweder noch gar nicht da oder ein Kleinkind. Nein, diese Musik macht ihm einfach Spaß, so wie in den 60er Jahren ein Eric Clapton Robert Johnson entdeckt hat oder vielleicht heute einer Bob Dylan oder die Beatles entdeckt. Das ist nicht zwingend eine Altersfrage. Mehr eine des Interesses und der persönlichen Neigungen.

Mannis Fan schrieb:
Neben den vielen brav erzogenen Sprechmarionetten sitzen nach wie vor noch zahlreiche Idealisten hinter den Mikrofonen und in den Redaktionsstuben, aber es sind Überlebenskünstler, Selbstkasteier, Selbstverleugner, Erdulder und bisweilen Märtyrer. Wohltuend, dass es noch Götz Alsmanns (oder Elmis) gibt, die zu groß sind, um klein gemacht zu werden.
Da sagst du was. Leider sind die Idealisten häufig zwar hochkompetent (und wären hochmotiviert, wenn man sie denn ließe!), aber nicht prominent genug, um eine Sendung wie Alsmann zu bekommen. Ich wage zu behaupten, er hätte diese Sendung nicht, wenn er kein Promi wäre - Kompetenz hin oder her. Insofern ist es für die "Überlebenskünstler, Selbstkasteier, Selbstverleugner, Erdulder und bisweilen Märtyrer" nur sehr eingeschränkt wohltuend, wenn sie nur den "Großen" lauschen sollen, anstatt selbst zeigen zu dürfen, was sie können (und was man ihnen aufgrund des mangelnden Prominentenfaktors verwehrt).
 
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So eine grundsätzliche Kritik ist sicher immer mal wieder gut, aber verändern wird sie nichts.

Das ist leider das Traurigste daran! :(
Da kann sich sonst wer hinstellen, aus vielleicht schon jahrzehntelanger Erfahrung sprechen... und es hören ihm nur die wirklich zu, welche ihm letztendlich eh weitestgehend zustimmen werden, da alle anderen die geäußerte Kritik gar nicht mehr hören, geschweige denn Abhilfe schaffen wollen! :wall:

Fazit daher auch für mich: Man macht sein eigenes Ding so gut man kann - egal, wie klein die Nische dafür auch immer sein mag und ignoriert den anderen Mist (gemeint ist damit jetzt der "Dudelfunk" an sich!) ganz einfach möglichst vollständig!
 
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Stichwort WDR:

Um 1990 war es ja noch der WDR alter Prägung, hatte ich 1/2 Jahr in Dortmund zu tun. Ich konnte mit den Programmen nix anfangen. Da gab es mal Popmusik auf einem Sender, dann wieder stundenlange Wortstrecken, wo unspannende Themen episch ausgewalzt wurden. Dann auf einmal Schlager.... Ich hatte da kein Programm gefunden, das meinen Nerv auch nur annhähernd traf. Landete dann bei BFBS oder einem der Lokalen (wenn der nicht gerade zum Bürgerfunk gezwungen wurde) und freute mich auf das Wochenende in der Heimat und auf - ja - Formatradio: hr3, NDR2, ffn.

EBEN! Danke für diesen Beitrag. Es war früher nämlich NICHT alles besser.
 
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Lieber Punk, was ist an Einschaltradio eigentlich so schlimm?
Der Dudelfunk, den du bevorzugst und offensichtlich selbst produzierst ist doch das pure Abschaltradio.

Was ist denn letztlich besser: Ein Sender den man ab und zu hört oder ein Sender den man überhaupt nicht hört?
 
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Einschaltradio gibt es in Deutschland noch mehr als genug. Man denke nur an DLF/DR Kultur, Bayern 2, WDR 5, ...

Was m.E. fehlt ist gutes Formatradio. Insofern gehen Alsmanns Thesen für mich völlig ins Leere. Was er fordert, ist doch da. Was fehlt und was wir in den späten 80ern und frühen 90ern hatten, das sind anspruchsvolle Tagesbegleiter mit intelligenter Unterhaltung, anspruchsvollen Nachrichten und einer nicht zu schmalspurigen Musikauswahl.
 
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Ist schon merkwürdig, dass immer Ausreden gesucht werden, bezüglich Privat orientiert sich an ÖR und umgekehrt. Und schaut mal genau hin: ES STIMMT! Würde zum Beispiel in Berlin der rbb ein Programm machen wie der NDR, sie würden doch untergehen, denn dort gibt es Spartenradios (Motor & 87.9 Star FM, Jam & Kiss FM), und was macht der rbb? Stellt mal eben 6/7 hörenswerte Kanäle auf die Beine. Was gibt es Beispielsweise in Niedersachsen?: ffn und HitRadio Antenne, mit was kontert der NDR?: NDR 2 und N-Joy die im Prinzip das selbe machen, genau wie die Anderen. Wenn also die Privaten oder die ÖR auf der einen Seite mehr riskieren, dann würde die Gegenseite auf kurz oder lang nachziehen oder verbessern.
 
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Also wer Lust auf völlig unformatiertes Radio aus der "guten alten Zeit" hat, dem kann ich nur den RAI Sender Bozen empfehlen. Er ist seit kurzem im Livestream zu hören auf www.senderbozen.rai.it Die Website ist spartanisch, und erinnert an die Anfangszeit des Internets. Sendebeginn ist 6.30, Sendeschluß um 22 Uhr. Das Programm reicht von "Soundcheck" über "Trompetenecho" bis hin zum Konzert oder Hörspiel. Einfach alles, aber eben alles zu seiner Zeit.
Ach ja, bekannte deutsche Moderatoren kann man dort auch wiederhören, Ado Schlier zum Beispiel (Sa 18 Uhr), Elmar Gunsch (Sa 9 Uhr) oder Hans Griebl (Fr 16 Uhr). Das ist dann fast wie früher auf Bayern 1.
 
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Lieber Punk, was ist an Einschaltradio eigentlich so schlimm?
Der Dudelfunk, den du bevorzugst und offensichtlich selbst produzierst ist doch das pure Abschaltradio.

Was ist denn letztlich besser: Ein Sender den man ab und zu hört oder ein Sender den man überhaupt nicht hört?

Erstmal mache ich keinen Dudelfunk, sondern einen auf recht ordentlichem Niveau, wenn auch ausbaufähig, formatierten Popsender mit zahlreichen Spezialformaten.
Zweitens schätze ich die Einschaltprogramme vieler Bezahlsender, daher bezahle ich sie auch.
Drittens was ICH höre ist hier unerheblich. Aber ein Sender, KEINER hört macht mal auch keinen Sinn.
 
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kicher.gif
 
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Dieser Satz auch kein Sinn.
-esta

Stimmt, jetzt aber schon, oder? Ich war in Eile.

Erstmal mache ich keinen Dudelfunk, sondern einen auf recht ordentlichem Niveau, wenn auch ausbaufähig, formatierten Popsender mit zahlreichen Spezialformaten.
Zweitens schätze ich die Einschaltprogramme vieler Bezahlsender, daher bezahle ich sie auch.
Drittens was ICH höre ist hier unerheblich. Aber ein Sender den KEINER hört macht mal auch keinen Sinn.
 
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