Alter Aufnahme-Wiedergabeentzerrer vom DDR-Rundfunk: Hilfe gesucht

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

tornadofilm

Benutzer
Liebe Technikfreunde, ich suche Informationen, am liebsten eine Schaltung, für dieses Gerät von VEB Tonmechanik. Es ist ein Aufnahme- Wiedergabeentzerrer wie er in Tonbandtruhen aus dem frühen Rundfunk verwendet wurde. Das Baujahr müsste Mitte der fünfziger Jahre sein. Er ähnelt in der Schaltung und in der Röhrenbestückung dem V47. Unterschied, er kann und 19 und 38, hat jeweils in der Aufnahme eine Klangkorrektur, getrennte Pegel für A und W. Sowie für beide Geschwindigkeiten eine eigene Vormagnetisierungseinstellung. Bestückt war er ursprünglich mit 4x EF12(jetzt EF86), 1xEL12(jetzt EL84, Löschgenerator) und einer EZ12. Kann mir jemand weiter helfen?

















 
Hallo Tornadofilm und alle anderen,
Ich habe mir die Bilder mit Interesse angesehen. Du liegst völlig richtig mit Deiner Vermutung V47. Aber dazu habe auch ich keine Unterlagen. Eventuell kann das Deutsche Rundfunkarchiv in Potsdam-Babelsberg weiterhelfen. Das RFZ ist nach seiner Auflösung in der Telekom aufgegangen. Möglicherweise sind auch bei der Telekom alte Unterlagen aus dem RFZ gelandet. Allerdings werden das höchstens neuere Unterlagen aus dem RFZ sein. Der V47 ist einfach zu alt. Schon in den 1960er Jahren wurde er durch modernere Verstärker (ich glaube V86 und V87) ersetzt. Im Depot des Postmuseums in Frankfurt Heusenstamm befindet sich ein alter DDR-Ü-Wagen Robur Garant. Dieser Ü-Wagen hatte zwei R28 in Verbindung mit V47 an Bord. Üblicherweise waren auf den Ü-Wagen auch Schaltungsunterlagen zu den dort verwendeten Geräten zu finden. Ob das auch in diesem Wagen der Fall war und ob die Unterlagen noch vorhanden sind, kann ich nicht sagen. Hier sind ein paar Informationen zu diesem Ü-Wagen.
http://emp-web-09.zetcom.ch/eMP/eMu...ollection&objectId=252824&viewType=detailView
Beste Grüße, Lindi.
 
Hallo Lindi,
besten Dank für Deine Infos. Ich werde versuchen mit dem Museum in Heusenstamm Kontakt aufzunehmen. Vielleicht haben sie ja dort noch die technischen Unterlagen zu den Gerärten.
Viele Grüße, Tornadofilm.
 
Übrigens: Auf einem baugleichen Ü-Wagen habe ich von 1971-1975 als junger Toningenieur herumgewerkelt. Ich erinnere mich mit ein bisschen Wehmut an diese Zeit. Eigentlich war dieser Ü-Wagen Anfang der 1970er Jahre bereits ein Anachronismus. Zu meiner Zeit gab es davon in der Nalepastraße noch ganze zwei Exemplare. Längst waren die moderneren FZ24 mit 700er Halbleitertechnik als Nachfolger im Einsatz. Aber ich hatte mit diesem Wagen einige nette Erlebnisse. Auf dem angehängten Bild lugt der Ü-Wagen durch die Bäume. Ich richte gerade den Reporterplatz für eine Liveeinbledung in der Sendung des Berliner Rundfunks "7-10 Spreeathen" in Friedrichshagen ein.

Friedrichshagen_1.jpg
 
Die Grundschaltung kommt meinem Gerät schon ziemlich nahe. Bei mir ist aber anstelle der EDD11 eine EL11 als Löschgenerator und für die Vormagnetisierung zuständig. Vielen Dank.
 
Zum Thema "Phänomen" habe ich dieses Bild gefunden, ein Tonfilmwagen von 1957 mit Perfo-Bandmaschine zur Tonaufzeichnung und späteren Synchronisation von Bild und Ton nach der Filmentwicklung:

Ü-Tonfilmwagen-1957-Perfobandrecorder.jpg

oben dürften die damals noch neuen V72 / V76 verbaut sein, darunter V66/67 oder schon V86/87 mit dem Abhörverstärker in Mono (Lichtzeiger links hinten auch Mono).
Mittig steht eine Telefunken M5.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier für Euch meinen privaten Bildschirmschoner; Radio Stuttgart 1957 mit den frisch installierten neuen Telefunken T9:

Radio Stattgart Tontraegerraum1953 T9.jpg

Auch er arbeitete an Telefunken (M10):
John-Lennon-at-Taperecorder-M10.jpg
 
Hallo Cavemaen,
es ist immer wieder schön, Bilder alter Studiotechnik ansehen zu können. Aaaaber: Mit "Phänomen" hat dieses Bild rein gar nichts zu tun. Vielmehr handelt es sich hier um einen (Film-) Tonwagen aus den alten Bundesländern. Obwohl manche der Einschübe denen in der damaligen DDR ähneln, so sind es doch mehrheitlich in Westdeutschland gefertigte. Die Ähnlichkeiten sind nicht zufällig, denn die Geräte in Ost und West haben die selben Eltern, nämlich die ehemalige RRG (Reichsrundfunkgesellschft). Das geht bis hin zu den Gerätebezeichnungen. V46 und V47 dürfte es vermutlich in Ost und West gegeben haben, und manche anderen Geräte ebenfalls. Der Ü-Wagen war aber keinesfalls ein "Phänomen", sondern ein "Robur". Und es war auch keine "Granit 27" sondern ein "Garant 30K". Ich hatte zur Beschreibung des Ausstellungsobjekts schon mal Korrekturen ans Museum geschickt, aber nie eine Antwort darauf erhalten.
Nichts für ungut und liebe Grüße
Lindi
 
Danke zu #19, habe ich nicht gesehen, habe unter "Phänomen" nur das von 1955 und dem RPZ-37, der im Hinterhof des RIAS mit 2 Brüdern (Generator-KFZ, Antennenweichenwagen und Übertragungswagen) gefunden wurde und ins Museum für Technik & Verkehr überstellt wurden, einer der Wagen lief noch aus eigener Kraft!
Leider blieben meine Gesuche nach Termin mit Einlass und Fofo-Safari im Außenlager bis heute unbeantwortet....



Ü-Wagen Funkschau-1939-1.jpgÜ-Wagen Funkschau-1939-2.jpg
 

Anhänge

  • Ü-Wagen Phänomen_1955.jpg
    Ü-Wagen Phänomen_1955.jpg
    664,8 KB · Aufrufe: 20
  • Ü-Wagen RPZ37 Berlin (RIAS).jpg
    Ü-Wagen RPZ37 Berlin (RIAS).jpg
    10,4 KB · Aufrufe: 20
Hallo Cavemaen,
danke für den Nachtrag #21. Das Bild Ü-Wagen Phänomen_1955 ist tatsächlich ein Phänomen Granit 27. Die 1946 enteigneten Phänomen-Werke Gustav Hiller AG in Zittau wurden 1957 in VEB Robur-Werke Zittau umbenannt. Das Nachfolgemodell zum Granit 27 war dann der Garant 30K. Der Ü-Wagen auf Deinem Bild hat übrigens ein Schweriner Kennzeichen und läuft noch unter Staatliches Rundfunkkommitee. Zum 1. Juli 1956 wurde die Technik des Staatlichen Kommittees für Rundfunk der DDR (so die offizielle Bezeichnung) eigenständig und als Studiotechnik Rundfunk ein Bestandteil der Deutschen Post der DDR. Damit bekamen auch die Mitarbeiter Postdiensränge. Ich war Toningenieur und bis 1989 Amtmann der Deutschen Post, scherzhaft bezeichnet als "Flasche mit drei Sternen" wegen der Pickel auf dem Rangabzeichen. Und geboren und aufgewachsen bin ich in Zittau. Deswegen auch das Interesse an Phänomen/Robur. Kann man detailliert bei Wikipedia nachlesen.
Beste Grüße an alle, Lindi.
 
Wow, das nenne ich mal hochkarätige Informationen, Danke!

Im Fernmeldemuseum Frankfurt befinden sich auch Steckfelder mit "Kugelverriegelungen" aus der Reichsrundfunkzeit und V20 Verstärkertechnik in den Verstärkerämtern.

Aus den üblichen Telefonverstärkern entwickelten sich bekanntlich auch die frequenzmäßig besseren Tonfrequenzverstärker der V40 und späteren V70-Familie hier im Westen.

Wie lange wurden denn vie V20 und V40 im Osten benutzt, oder wie hießen diese?

Mir sind nur neuere Einschubverstärker von der Nalepastraße bekannt, auch darüber gibt es kaum Unterlagen.

R.

Rf Verteiler Kugelsperre_Zeichnung.jpgRF_Veteiler_Steckfeld.jpg
RRG RF_Verteiler1.jpgVerstaerker_Gestell2_BASA_st_780_561.jpg
 
Hallo allerseits und natürlich Cavemaen ganz besonders,

danke für die interessanten Bilder. Das sieht sehr nach Schaltraum oder Verstärkeramt aus. Neugierige Frage: Hattest Du etwas mit dem Funkhaus an der Kufsteiner Straße zu tun? Diese Kreuzschienenfelder mit den riesigen Steckern gab es ganz ähnlich im Schaltraum Block A in der Nalepastraße.

Bild_189.jpg

Die V20-Familie kenne ich nicht mehr. War wohl vor meiner Zeit. Die V40-Familie kenne ich dagegen recht gut, aber eher von der Bedienung her, nicht aus messtechnischer Sicht. Ich kenne die 40er noch mit "Wehrmachts-Stahlröhren" EF12 und EF14, die später mit Zwischensockel durch EF86 ersetzt wurden. Nach der 40er Familie ist die Entwicklung in Ost und West dann auseinandergegangen. Ende der 1950er Jahre gab es dann im Osten die 200er Familie, von denen sich im Gegensatz zu den 40ern auf einer DIN-Gestellbreite 4 Vierteleinschübe unterbringen ließen. So wurde aus V40, V41 und V42 (volle Gestellbreite) V240, V241 und V242. In einer Eigenentwicklung der Studiotechnik Rundfunk entstand die 300er Familie in damals moderner Halbleitertechnik, während die 200er noch Röhrengeräte waren. Mitte bis Ende der 1960er Jahre entstand die 700er Familie in Halbleitertechnik. Der Block E in der Nalepastraße wurde Mitte der 1960er Jahre in Betrieb genommen und war zunächst voll mit der 200er Familie bestückt. Erst in den 1980er Jahren wurde Block E auf 700er Technik umgerüstet. In Wikipedia findet sich noch ein Kontrollraum aus Block E mit dieser 200er Technik. Allerdings ist das schon ein Bild aus einer Zeit (1970), in der die Sendeabwicklung bereits auf Einmannbetrieb umgestellt worden war. Zuvor werkelten dort immer zwei Mann, Kontrolldienst und Abspieldienst. In der 700er Familie hatte man übrigens Bezeichnungen der Geräte gewählt, die an die alten Bezeichnungen der RRG angelehnt waren. Demzufolge gab es V740, V741 und V742. Mit Begin des Stereozeitalters (in der DDR 10 Jahre später als im Westen) folgte dann z.B. der V781, ein zweikanaliger Mikrofon-Vorverstärker. Die Unterlagen zur 700er Familie sind sehr rar geworden. Auch ich habe nur noch einige wenige Unterlagen.

So, das war wieder viel zur Historie. Aber ich glaube, dass es sich durchaus lohnt, ab und an mal zurückzublicken. Ich bin übrigens im Bezitz der 1. Ausfertigung der "Betriebsgeschichte der Studiotechnik Rundfunk". Das war ein Geschenk meines leider schon verstorbenen Freundes "Switchmaster". K6 wird sich an ihn erinnern können. Er hatte uns durch das Bunkerstudio in der Nalepastraße geführt.

Herzliche Grüße an alle, und sorry für den weitschweifigen Rückblick.

Lindi
 
Nein, ich war "Privatrundfunker".

Die Bilder aus der Nalepastraße kenne ich und noch heute werden geplünderte "Funde" im Net angeboten.

Der Gebäudeteil E-R (Radio DT-64) ist schon ausgeräumt und soll entsorgt werden, so meine letzte Info:
2007:
Nalepastrasse Block E-R 2007.jpg

Regie DT64 1991:
DT64-im-September-1991 kurz vor Schluß.jpg

Dem künftigen RBB hat man den Gebäudekomplex damals angeboten, der aber ablehnte und "was Neues & Modernes" wollten.

Ein ganz schlauer Mensch soll sogar das Anwesen an einen "Investor" verkauft haben, bis der Berliner Senat merkte, dass die Nalepastraße der Stadt Berlin gehört und nicht dem selbsternannten Großgrundbesitzer und rasch schlimmeres verhinderte, so ein Zeitungsbericht.

Aber die Konzerthallen bleiben künftig in Betrieb aufgrund herausragender Akustik.



Funkhaus_hall_2-11.jpg

Funkhaus_hall_2-16.jpg

(alle Bilder Netzfunde) https://de.wikipedia.org/wiki/Funkhaus_Nalepastraße
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben