Dieser Thread zeigt sehr schön auf, warum zum Thema "Homosexualität" in unserem angeblich so liberalen Land noch viel mehr getan werden muß. Da outen sich ein Fußballer und ein Radiomensch, und schon fühlen sich manche Heteros so dermassen unter Homo-Bombardement, dass sie denken, sie müssten entweder stramm behaupten, dass ihnen dies ja völlig egal ist (als wäre in der vertratschten Medienbranche irgendein Klatsch irgendjemand jemals egal) oder aber sie beschwören gleich das Bild von den armen Heteros, die bald im Homo"hype" untergehen und sich fragen müssen, ob sie gar nicht mehr wahrgenommen werden werden.
Dabei könntet Ihr aus Euren eigenen Reaktionen so schön lernen.
Schwule und Lesben sind 99% des Tages von Heterosexualität umgeben. Wenn Ihr Euch von zwei Tagen Medienresonanz zum Thema "Homos" schon so unsagbar unter Druck gesetzt fühlt, wie muß es sein, wenn man 363 Tage im Jahr permanent nur mit Hetero-Geschichten befeuert wird?! Dazu kommt: Heterosexualität wird ja in keinem der Artikel als etwas Negatives dargestellt, und trotzdem fühlt Ihr Euch davon schon angegriffen.
Homosexualität hingegen hat viele Gegner, und diese werden auch in Deutschland handgreiflich. Wenn Schwule und Lesben einfach nur ihren 5-10% Bevölkerungsanteil entsprechend in den Medien vorkämen, müsten sie allein in JEDER Tagesschau eine Minute Thema sein. Also macht Euch mal locker, und seht, wie hysterisch Ihr werdet. Vielleicht lernt Ihr sogar daraus, was es bedeutet, wenn man in den Medien permanent unterrepräsentiert ist.
Darüber hinaus ist auch die schöne Aussage: "Ich gehe ja mit meinem Privatleben auch nicht hausieren" natürlich völliger Quatsch, weil von jedem Menschen, der einem in einer heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft begegnet, automatisch erst einmal die Heterosexualität angenommen wird. Nein, Podolski muß sich nicht heterosexuell outen, denn jeder hält ihn automatisch dafür. Diese passive Annahme im heteronormativen Kontext ist da, man muß also "gar nichts aus seinem Privatleben" erzählen, da jeder weiß, wie das diesbezüglich aussieht.
Ich würde deshalb gerne mal erleben, wie es für heterosexuelle Forenteilnehmer hier im Job wäre, wenn sie mit der Aussage konfrontiert würden: "Na, und sie bringen dann doch sicher auch einen schwulen Freund zur MA-Feier mit?" In umgekehrter Form ist dies Standard in Unternehmen. Und: Wie würde es sich anfühlen, wenn dann Leute wie Ihr verlangen, dass man solche Fragen einfach ignoriert, weil Ihr ja ansonsten "mit Eurem Privatleben hausieren geht"?
Abgesehen von diesen grundsätzliche Aussagen finde ich es im konkreten Fall übrigens eher traurig, dass ein junger Mann bei Antenne Bayern offenbar bislang in seinem Arbeitsumfeld nicht geoutet war. Es spricht absolut nicht für den Sender, der offenkundig seinen Mitarbeitern nicht das Gefühl vermittelt hat, dass dies kein Problem wäre.
Und wenn dies im ach so liberalen Medienbereich schon Mut erfordert, dann kann man sich ungefähr vorstellen, was in weniger trendigen Betrieben so abgeht. Wie gesagt: noch viel zu tun!