Dass Musik aus den 70er/80er Jahren allgemein besser zu hören ist, liegt - wie schon geschrieben - daran, dass man damals noch mit mehr Dynamik produziert hat. Heute kommen halt fast ausschließlich Bretter aus dem Mastering.
Hallo zusammen, ich empfehle in den Interpretationen und Überlegungen über loudnessbasiertes Aussteuern den Begriff Dynamik genauer zu definieren.
In der Musik bedeutet Dynamik die Varianz in der Lautstärke, also ob man ein Instrument leise/piano oder laut/forte spielt. Dabei klingt ein Instrument meist auch unterschiedlich, ebenso wie die menschliche Stimme einen anderen Klangcharakter entwickelt, wenn gefüstert oder geschrieen wird und produziert meist auch unterschiedliche Peaklevel.
In der Audiotechnik definierte man Dynamik gern mit Peaklevelunterschieden und deren Abständen zueinander. Allerdings liefern diese nicht immer eine zutreffende und verlässliche Aussage darüber, wie laut ein Klang wahrgenommen wird. So kann eine piano Stelle eines Orchesters durch einzelne Triangelschläge sehr hohe Peaks enthalten, wenn diese nah am Mikro gespielt sind. Hierbei lohnt sich übrigens mal der Blick auf ein Truepeakmeter (Integration mit mind 4facher Sample Frequenz) und ein DIN Meter (Integration mit 10ms), denn das letztere wird die Peaks evtl. gar nicht zeigen. Daher wäre:
Ob es in der Summe einen Begrenzer bei -9dBFS gab weiss ich gerade nicht. Der Effektivwert von auf -23LUFS ausgesteuerter Sprache dümpelt aber eher bei -12 bis -15dBFS herum, eine harte Begrenzung bei -9dBFS hat dann nur geringen Einfluss auf die Lautheit des Signals - solange man es nicht mit Gewalt in den Begrenzer schiebt.
...auch schade für den Klang und die Wahrnehmbarkeit des Triangels (durch dessen Transienten), übrigens gerade in "klanglich verseuchten" Abhörsituationen wie etwa im Auto oder anderswo, wo es natürliche Störsignale/Umweltgeräusche gibt.
Somit könnte man auf technischer Seite besser von der Differenz zwischen Loudness und Peakleveln reden, also "
Peak to
Loudness
Ratio", diese betrüge also bei einem korrekt nach R128 produzierten Programms maximal 22 (-1dBFS - -23LUFS = 22PLR)
Die Dynamik eines Klangereignisses lässt sich viel besser mit der
Loudness
range beschreiben, die auch nicht nur einfach die Differenz zwischen dem Maximum und dem Minimum der gemessenen Loudness darstellt, sondern auch noch deren statistische Verteilung innerhalb der I Messung. Somit könnte also ein Klassikstück durchaus eine LRA von 15 - 20 LU aufweisen, was ziemlich viel ist. Oben beschriebener piano Satz hat aber in sich vielleicht nur eine LRA von 6 LU, denn zum piano wird er ja erst durch andere mezzoforte und forte Stellen in der Musik, unter Dynamikgesichtspunkten.
So gesehen hatte Pop- und Rockmusik inder seltensten Fällen eine wirklich hohe Dynamik, konnte jedoch eine sehr hohe PLR aufweisen, einfach weil damalige Limiter noch gar nicht in der Lage waren und sein mussten, sehr kurzzeitige Peaks zu verhindern. Und das ist übrigens nach meiner Meinung der wichtigste Grund, weshalb analog teilweise so viel besser klingt als digital!
Und zum Ende dieser Betrachtung ist Dynamik in der Stimme lediglich als dramaturgisches Stilmittel sinnvoll. In einer Nachrichtensendung oder auch bei Moderationen in einem gemischen Programm ist Dynamik geradezu sinnlos, störend und unverständlich. Ein guter Sprecher ist auch in der Lage nahezu gleichmäßig laut (hoffentlich nicht monoton) zu sprechen. Somit wird also kontinuierliche Sprache mit einer kleinen LRA von 3-5 LU daherkommen und das ist sehr gut durchgehend wahrnehmbar.
Je nach Aufnahmesituation und -mikrofonierung sind hierbei teils sehr unterschiedliche Peaklevel zu erwarten.
Beste Grüße, Björn