Gilt das für AAC-LC nicht und hat sich seit 2018 nichts weiter getan in der Forschung? (Reines Interesse, ist nicht mein Fachgebiet).
Was aktuell noch läuft, weiß ich nicht. Ehrlich gesagt wundert mich, dass 2018 noch so etwas veröffentlicht wurde, denn AAC gibt es in der "Ursprungsausführung" seit 1997 (!).
2009 hat die EBU einen großen Blind-Hörtest gemacht im Zuge der Planung von DAB+. Verwendet wurde die MUSHRA-Methode (
Multiple Stimuli with Hidden Reference and Anchor), bei der man die Testbeispiele "blind" zu hören bekommt, jederzeit auf die bekannte "Referenz" (das Original) schalten kann zum Vergleich, aber auch mutwillig auf bestimmte Weise verschlechterte Varianten dabei hat ("Anchor") - und eine weitere Referenz, die einem aber anonym als Testfile untergejubelt wird. Die sollte eigentlich 100% bekommen, bekommt sie aber normalerweise nicht, weil die menschliche Psyche halt eine gewisse Rolle spielt.
Im EBU-Test 2009 kam AAC in 128 LC-AAC und dann abwärts HE-AAC vor. Dabei muss man beachten, dass das da die DAB-Subchannel-Datenraten waren und von denen gehen im Falle von DAB+ noch je ca. 10% weg für zusätzlichen Fehlerschutz. Dann gingen noch 1 oder 2 kBit/s weg für PAD (programmbegleitende Daten). Eine Slideshow hatte man im Test nicht simuliert, die würde dann nochmals 2 bis 8 kBit/s wegnehmen. So kam das 128er LC-AAC auf 115,3 kBit/s netto und 113,3 kBit/s Audio. Auch aus anderen Gründen ist es nicht direkt mit filebasiertem AAC oder DVB-S-AAC vergleichbar.
Man hatte im ersten Durchgang "Experten" hören lassen, an mehreren Standorten in Europa. Die Ergebnisse waren verheerend. Damit hätte man DAB+ nicht erhobenen Hauptes einführen können, also wurde ein Durchgang mit "non Experts" nachgeschoben. Die bewerteten alles viel gnädiger - nur die hidden reference bewerteten sie etwas schlechter als die Profis. Die Unterschiede waren extrem: 64 kBit/s HE-AACv1 (netto-Audio 56,6 kBit/s) bekamen von den Profis gemittelt über alle Tester und Testbeispiele 44 Punkte, bei den nicht-Profis waren es etwa 74 Punkte. Gleicher Test, gleiches Setup, andere Leute.
In Psychoakustik spielt halt viel Erfahrung und persönliches Befinden rein. Man darf die Bewertungen also nicht als absolut ansehen, sondern muss schauen, wer da bewertet hat. Die "objektiven" Tests (wie PEAQ oder PEMO-Q) versuchen, durch Auswertealgorithmen die subjektiven Hörtests so gut wie möglich nachzubilden. Dazu muss man aber schon wissen, welches Testpublikum da nachgebildet werden soll. Natürlich ist es sinnlos, Audio von alles hinnehmenden, völlig unkritischen, da unerfahrenen Menschen bewerten zu lassen. Eine Orientierung am niedrigst möglichen Anspruch schließt alle anderen aus. Deshalb bewertet man doch bitteschön mit hohem Anspruch.
Obige kleine Grafik mit dem PEMO-Q sollte nur als grobe Orientierung dienen, was in etwa zu erwarten ist beim Vergleich LC-AAC gegen Layer II im Bereich hoher Qualität. Das kann auch gut um eine 8-kBit/s-Stufe bei AAC variieren. Aber grob kommt es so hin: 320 Layer II in etwa wie 256 LC-AAC, 256 Layer II wie 192 LC-AAC, 224 Layer II wie 160 LC-AAC, 192 Layer II wie 128 oder 120 LC-AAC. Darunter muss man nicht diskutieren, das verbietet sich, wenn man anständige Qualität will. Ich hatte vorhin ein Gespräch mit einem ARD-Tonmenschen, der meinte, bei 128 LC-AAC stereo sind schon deutliche Einschränkungen hörbar. Das "stereo" dazu fand ich witzig - in solchen Kreisen nimmt man gern 128 LC-AAC mono. Das passt dann... Interessanterweise weiß der Tonmensch auch nur, dass was passiert - aus den Medien. Intern steht er auf dem Schlauch (ok, er arbeitet beim TV). Es scheint also auch intern keine Infos zu geben - oder er konnte mich sehr gut täuschen.
Ich mein, was spricht wie hier schon erwähnt gegen 256kbps in MP2?
Der Platz auf den beiden Transpondern. 256 kBit/s Layer II sind auf dem Transponder ca. 280 kBit/s brutto (siehe Das Erste HD auf TP 19 oder halt 2 der Monoprogramme zu je 128 kBit/s Layer II auf dem Hörfunktransponder).
Nun pack mal wie offenbar geplant 44 Radioprogramme auf TP 39 - wären bei je 256 kBit/s Audio schon 12,32 MBit/s. Die gehören bislang dem TV, das sind 5 Programme. Da müsste man jedem Programm schon 2,5 MBit/s aus dem Statmux-Pool für die Videodatenströme entnehmen. Die laufen jetzt schon mit irgendwas um nur 7 MBit/s. Danach wären es 4,5 MBit/s. Und dann fehlt noch "Kleinkram" drum herum, HbbTV-Programmlogi (so man das wieder aufschaltet, derzeit okkupieren die auf TP 93 ein sattes MBit/s für alle Programme, wären auf TP 39 dann wohl um die 700 kBit/s), diverse Tabellen etc. - kurz: mit 4 MBit/s Videodatenrate dürften One HD, Tagesschau 24 HD, ARD-alpha HD und SR sowie RB HD ziemlich alt aussehen. Da ihnen Fernsehen offenbar unendlich wichtiger ist als Hörfunk, würden sie das wohl nie wagen.
Bei den DVB-S Radios tippe ich auf 192kbits.
Das wäre noch super, wenns nur um die Audioqualität ging. Inkompatibel bliebe es.
Ich vermute eher was um die 128 kBit/s, denn sie müssen ja auch noch bei einigen Wellen Mehrkanalton machen, steht ja in der Ankündigung. Dafür brauchts dann höhere Bitrate, vielleicht 320 oder 256 kBit/s.
Müssen wir wohl noch paar Wochen warten, dann ist Bescherung. Ausgehend von dem, was sie dem TV wegnehmen werden, können wir dann Alternativen basteln. Jetzt ist das sinnlos, wir wissen weder die AAC-Bitraten, die sie tatsächlich nutzen werden (Alternativvorschläge sollten eine vergleichbare Qualität mindestens erreichen, aber nicht unterschreiten) noch die Sparmaßnahmen beim TV, die sie als noch vertretbar betrachten.
Mit einer Wurfantenne HiFi zu bekommen klappt in vielen Wohnlagen wegen der UKW Störgeräusche nicht.
Mein Vorschlag war auch eher ironisch gemeint. Ich kann von meinem Balkon aus beinahe (wäre da kein Baum) ums Eck auf den Berliner Fernsehturm schauen. Sind 5,5 km Luftlinie. HF-Pegel habe ich an der Wurfantenne. Aber Reflexionen habe ich auch. Und eine Mehrelement-UKW-Antenne hänge ich mir nicht ins Wohnzimmer. Ich mag zwar Radio, bin aber kein Freak, der Ästhetik deswegen komplett weglässt. Aber bislang war UKW auch kein Thema: ich hatte ja Sat. Mit Bitrate satt. Und ohne die Not, den RBB-Hörfunk hören zu müssen. Es kam ja Bayern 2.
Die dadurch gesparten Euros soll mir die ARD bitte einzeln vorrechnen.
Steht ganz unten in der
Petition: weniger als 1 Cent je Monat und Haushalt. Da sie nicht komplett den Posten sparen können, sondern nur die anteilige Transpondermiete des aufzugebenden Hörfunktransponders, ists noch weniger.
Die ARD scheint sich entschieden zu haben. Technische Brillianz gibt es von ihr nicht mehr.
Die Zeit, in der die Öffis Technologietreiber waren, ist wohl wirklich vorbei. Das IRT hat man ja auch nicht ohne nicht-mehr-Notwendigkeit geschlossen. Das letzte richtig gute, was sie gemacht haben, war der Hörfunktransponder, den sie nun einstellen wollen. Nur dass da schon nicht das UKW-Processing draufgehört hätte. Hohe Qualität gibt es nur noch bei der ARD im Archivbunker...