98,78 % der normalen Hörer (das entspricht grob einer Zustimmung zur nationalen Front bei einer Volkskammerwahl Anfang der 80er) dürften mit dem Klang auf UKW und DAB+ und sonstigen Quellen zufrieden sein.
Akustischer Schweinetrog reicht für den Popfunk meist in der Tat. Das ist ja auch inhaltlich meist als Wegwerfradio konzipiert.
Es gibt aber auch Kulturwellen mit Features, Hörspielen, Konzertübertragungen, Lesungen, Reportagen, ... - die erwarte ich "in ordentlich". Und wenn es auch sonst nur 2-3 Prozent der Menschen in diesem Land sein sollten, die für ihr Geld keinen Schund, sondern Qualität - auch technische Qualität - erwarten, hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk sie zu liefern. Er wird auch dafür bezahlt. Und es ist irre, sich Orchester, Sendesäle und Hörspielstudios zu leisten und am Ende kanns nie jemand "draußen" in anständiger Qualität hören, weils nur noch in Magerbitrate versendet wird.
Der einzige digital ordentliche Weg ist bei den meisten Programmen bis heute der alte Hörfunktransponder. Die Streams sind bis auf wenige Ausnahmen zu schlecht und die Infrastruktur, einfach mal Internetradio hören zu können, ist auch nicht überall vorhanden. Dank der inhaltlichen Ausdünnung des Hörfunks muss man sich heute sein Hörfunkprogramm von Hamburg bis München zusammensuchen. Nur mit der regional zuständigen ARD-Anstalt reicht kaum irgendwo noch aus. Also braucht es den Zugriff auf alle Programme - und da sin hochwertiger Qualität. Spricht für Sat und direkt daraus abgeleitetes Kabelnetz.
Für die Umsetzung in Kabelnetze (damit habe ich u.a. zu tun) braucht es auch kompatible Signale, die gängigen Brodcaststandards entsprechen. Die 128er AAC-Qualität eines hr3 oder eines Bayern 3 reichen den UKW-Kabelkunden mit Sicherheit aus (die merken das gar nicht, dass sich was ändert), aber wir können es nicht mehr einspeisen - die Umsetzer unterstützen kein AAC. Es ist also nicht nur der beim "Nebenbeihören" kaum auffällige Qualitätsverlust, es ist der Komplettausfall dank eines nicht unterstützen Codecs. Und wenn der Kabelkunde nun statt UKW sein neues DVB-Kabelradio nimmt, hört er auch nichts mehr - in Deutschland verkaufte Kabelradios unterstützen nur MP2. Was anderes war nie benötigt und wurde also auch nie eingebaut - Lizenzkosten gespart.
Die Leute werden im Strahl k*tzen, eben weil gar nichts mehr geht und ihre Investition ruiniert ist. AAC ist für viele einfach die Totalabschaltung.
DAB+ ist in fast allen Fällen weit unter der Qualität guten UKW-Empfangs. Der Moment, wenn du in die Küche der Nachbarn am Heimatort kommst und es dir aufgrund hundserbärmlichen Sprachsynthese-Sounds spontan übel wird und du fragst, ob das DAB ist und er bestätigt... hätte er das MDR-Programm von UKW geholt, wäre alles ok gewesen. Dort wird linear in PCM zugeführt. Ist ja auch das veraltete System, das unbedingt schnellsten weg muss, weil nur DAB+ "glasklar" klingt.
Aber Fernempfang ist dank der Zufunzelung seit den 90er Jahren schon nicht mehr möglich. An meinem Heimatort konnte man in den 1980er Jahren noch oben auf der Anhöhe mit ner 14-Element-Antenne aufm 20-Meter-Mast den hr vom Hohen Meißner empfangen. Heute steht auf jeder (!) seiner Frequenzen ein lokaler Störer davor. Oder BR Klassik - genau das gleiche. 30 kW aus 100 km gegen 30 kW aus 13 km 200 kHz daneben - wer gewinnt denn da? Wir können gar nicht mehr terrestrisch zuführen, wir sind auf Sat angewiesen. Und mit uns die anderen Netzbetreiber ebenso.
Übrigens: es war - zumindest in Deutschland - jahrzehntelang das Bestreben, die Audioqualität und den Rundfunk qualitativ auf immer höheres Niveau zu heben. Daran haben Generationen von Ingenieurinnen (ja, waren auch Frauen dabei) und Ingenieuren geforscht. Hochfrequenz-Vormagnetisierung für hochwertige Aufnahmen, hochwertige Kondensatormikrofone, exzellente Aufnahmeräume, DMM für bessere Schallplatten, BIGFON und später DSR als digitales Radio, UKW-Spitzenbegrenzer von EMT und später Jünger ohne hörbare Klangverfälschung, auch DAB ohne "+" in der ursprünglich konzipierten Anwendung mit 192 kBit/s MP2 für Stereoprogramme dienten dem guten Ton. Seitdem Rundfunk nur noch als Lockstoff für Werbe-Zuhörende betrachtet wird, geht es radikal abwärts auch mit der technsichen Qualität. Inzwischen teils sogar bei den Kulturprogrammen - was z.B. MDR Kultur auf DAB+ liefert, ist akustische Körperverletzung. Auf UKW ist MDR Kultur schon deutlich hörbar komptimiert und im neuen AAC voia Satellit bleibts gnädigerweise bei meinem Receiver komplett stumm.
Es ist eine Schande, wie die ARD hier mit jahrzehntelanger Ingenieurstradition bricht. Und die Orientierung am geringstmöglichen Niveau führt langfristig in die Bedeutungslosigkeit einer Nation. Wir arbeiten dran.
98,78% der Entscheider hielten Sirenensysteme in den vergangenen 3 Jahrzehnten vermutlich auch für überflüssig. Reicht doch auch ohne.