ARD wünscht Entscheidungsfreiheit bei Programm-Ausspielwegen

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lg74

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Die ARD-Intendanten fordern mehr Freiheit bei den Ausspielwegen. So soll künftig nicht mehr ein Staatsvertrag, sondern sie selbst darüber entscheiden, welche Angebote noch linear und welche ausschließlich im Internet angeboten werden sollen.

...berichtet Michael Fuhr auf https://www.teltarif.de/ard-intendanten-freiheit-ausspielwege-internet/news/84363.html


Mein Kommentar dazu:

Seit wann sind Fernseher "smart"? Die ersten Geräte kamen soweit ich mich erinnere 2010 auf den Markt, bis sich die damit möglichen Funktionen - auch angesichts der Internetausstattung der Haushalte - durchgesetzt hatten, vergingen weitere Jahre. Um 2015 herum sah ich dann die verzweifelten Versuche meines Nachbarn, auf seinem neuen Smart-TV irgendwie die Webseite vom Otto-Versand oder Youtube aufzurufen. In den meisten mir bekannten Haushalten sind die Fernseher nicht ans Internet angeschlossen - bis heute nicht.

Seit wann sind Fernseher "HD-tauglich"? Die ersten Geräte mit integriertem DVB-C-HD-Empfangsteil, die mir unterkamen, waren von 2008. Damals musste der DVB-C-Tuner noch durch falsche Länder-Angabe ("Schweden", "-----") aktiviert werden. 2009 erwarb ich ein Triple-Tuner-Gerät für meine Eltern. Ab 2010, mit Einführung von CI+, war dann auch der DVB-C-Empfang nicht mehr versteckt worden.

Und woran hält die ARD fest? Am SD-Empfang, offenbar weiterhin und bis 2024 zumindest bei den Hauptprogrammen und allen Dritten.

Aber über eine generelle Abschaltung einzelner Programme auf den einfach zu erreichenden Broadcast-Verbreitungswegen wollen sie selbst bestimmen dürfen - und die faktische Abschaltung des ARD-Hörfunks via Satellit und Kabel durch Umstellung auf einen zu vielen (auch heute verkauften!) Endgeräten inkompatiblen Audio-Standard wollen sie dieses Jahr noch vollziehen.

Muss man das noch nachvollziehen können?
 
Zum Ende hin durchgedacht müßte die ARD linear im Fernsehen nur noch die Dritten Programme anbieten (tagsüber und nachts gleiches Programm, das von 15 bis 24 Uhr auseinandergeschaltet wird) und das ZDF lediglich sein Hauptprogramm. Die restlichen Fernsehangebote wandern on-demand ins Netz und könnten dort unterhalb einer Klickzahl eingestampft werden.

Der ARD Hörfunk würde sich auf UKW jeweils pro Sendegebiet auf eine "Servicewelle" und ein "Kulturradio" reduzieren; hinzu noch eine bundesweite Infowelle mit Meldungen aus der jeweiligen Anstalt. Schlager etc. im Stream nach dem o.g. Kriterium.

DAB+ wäre dann überflüssig, DVB-T letztlich auch. Der ARD Hörfunktransponder könnte reduziert werden. Die Webseiten der ARD Sender bestünden aus der Mediathek und einigen Infoangeboten aus den Redaktionen der Sender.

Noch kosteneffizienter wäre es, die Landesredaktionen des DLF zu erweitern, "DLF Nova" in "DLF Pop" (als Ersatz für WDR 2, SWR 3 etc.) umzubenennen, auf UKW zu bringen und den ARD Hörfunk einzustellen.
 
Muss man das noch nachvollziehen können?

Wo liegt das Problem? Du stellst kurz-/mittelfristige Entscheidungen gegen eine Grundsatzentscheidung: Ist der Ausspielweg im Jahr 2021 etwas so wichtiges, dass die Politik das entscheiden muss oder kann man das den Sendern selbst überlassen?

Zum Ende hin durchgedacht

Um deine Gedanken nachvollziehen zu können, wäre es sinnvoll, neben dem Ende auch den Anfang mit deinen Prämissen aufzuschreiben...
 
Der ARD Hörfunktransponder könnte reduziert werden.
Bloß´nicht! Das ist die einzige Möglichkeit, die Radiosender in hoher Qualität zu hören.
DAB matscht und pumpt und schmirgelt, UKW ist nicht überall verfügbar (z.B. der SR in Thüringen oder der RBB in BW) und dem gegenüber stehen dann noch Internetradio-Webstreams mit peinlich-lachhaften 128 kbps - Soundbrei auf dem Stand der digitalen Steinzeit, welche mit ihrer Datenrate und Audioqualität mal um das Jahr 2001 bis 2004 herum Standard waren!

SD-TV hat man gerade erst um 4 Jahre verlängert, in selbem Atemzug die Radioprogramme zu kappen (oder in AAC umzuwandeln, was einer Verlagerung in die absolute Bedeutungslosigkeit gleichkäme) ist nur schizophren. Die Radioprogramme der ARD bieten gegenüber der SD/HD-Parallelabstrahlung wenigstens einen Mehrwert.

Lieber sollte man sich von den zahlreichen unnötigen UKW-Klein- und Kleinstsendern und der Doppelausstrahlung UKW / DAB endlich trennen. Dazu könnte man ein paar überflüssige, zusammengesparte Themenkanäle (ich denke da an ONE, ARD-Alpha und Tagesschau24) einstellen.
Die Inhalte von ONE, NEO usw. die sich an eine junge Zielgruppe richten, kann man problemlos online anbieten. Dann spart man sich auch die Peinlichkeit, aktuelle Serien wie "Beforeigners" im Nachtprogramm des ERSTEn zu verstecken.
 
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Da bin ich jetzt mal mit matze einer Meinung. Der Hörfunktransponder hat gefälligst zu bleiben!
Tja, klanglich war wohl in den 90ern das Maximum erreicht: CD, DAT, DSR...selbst die Analogtonunterträger auf Astra brachten brauchbaren, mitschnittfähigen Sound, je nach Programm...seither ging es diesbezüglich eigentlich nur noch bergab.
 
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Ist der Ausspielweg im Jahr 2021 etwas so wichtiges, dass die Politik das entscheiden muss oder kann man das den Sendern selbst überlassen?
Ich halte den Ausspielweg schon noch für sehr wichtig, kann ich doch selbst aus meinem Umfeld genug Menschen benennen, die aus unterschiedlichsten Gründen (Alter, finanzielle Situation, Wohnort) kein oder nur ein gering belastbares Internet verfügbar haben. Und noch viel mehr Menschen, die zwar DVB-HD-taugliche Empfangsgeräte besitzen, aber keinen Smart-TV. Auch diese Menschen haben ein Recht darauf, bislang linear auf "klassischen" Broadcast-Wegen verbreitete Programminhalte künftig linear empfangen zu können. Sie werden über den Rundfunkbeitrag ja auch an der Finanzierung dieser Inhalte beteiligt.

Etwas anderes sind für mich Zusatzangebote, die neu geschaffen werden (nein, die Verlagerung von Inhalten aus den Hauptprogrammen fällt für mich nicht darunter). Da ergibt sich keine Verpflichtung, es in den klassischen linearen Verbreitungswegen anzubieten. Loopstreams mit Musik-Genres beispielsweise.

selbst die Analogtonunterträger auf Astra brachten brauchbaren, mitschnittfähigen Sound, je nach Programm...seither ging es diesbezüglich eigentlich nur noch bergab.
Die rauschten selbst bei meinem damals sehr gut getesteten Wisi OR55 mit Wegener-Panda-kompatiblem Audiosystem vernehmlich. Und spuckten bei manchen Programmen bei S-Lauten, offenbar, weil man vergessen hatte, dass das FM ist und satte 75 µs (USA-System!) Preemphasis drauf lagen. Da wäre ein Transientenlimiter mit schärferer Einstellung als bei europäischem UKW nötig gewesen. Für mich sind die derzeit angebotenen 320 kbps Layer II das beste System - oder eben DSR, je nachdem, ob man mehr Wert auf völlige Abwesenheit einer psychoakustischen Datenreduktion oder mehr Wert auf eine maximale obere Grenzfrequenz legt.
 
Die Kirchenbeiträge könnten man tatsächlich in das Internet verlagern, da die meisten von uns sowieso nur noch Kulturchristen sind.

Die öffentlich-rechtlichen Programme wären ohne weiteres als 320er Stream möglich, aber die Umsetzung dauert bekanntlich immer viel zu lange. 2007 hatte man bei WDR2 noch diese Optionen über das Internet Radio zu hören. Vor 14 Jahren war das auch schon sehr bescheiden.

wdr2.png
 
Ich wollte die Tage mit meinem 10 Monate alten Smart-TV die Hessenschau per Restart ansehen.
Das hat total super nicht funktioniert. Der Balken hat zwar die Sendung komplett gebuffert, aber der Stream ist alle 15 Sekunden hängen geblieben. Das wurde auch nicht besser. Ich merke ausserdem an, dass ich die ZDF-Mediathek mit meinem 6 Jahre alten Fernsehgerät nicht mehr schauen kann, da diese kurz nach start wieder abstürzt. Sollen wir uns nun alle paar Jahre neue Geräte kaufen um diese Streams schauen zu können? Das Internet von UM/VF hängt auch sehr gerne mal Minutenweise. Während Kollegen sich deswegen beim Fußball darüber aufregen, genieße ich mein DVB-S ohne Unterbrechung. Das letzte Mal als es eine Störung bei mir gab, war es der Totalausfall des DFS1 Kopernikus 😁
 
Ich halte den Ausspielweg schon noch für sehr wichtig, kann ich doch selbst aus meinem Umfeld genug Menschen benennen, die aus unterschiedlichsten Gründen (Alter, finanzielle Situation, Wohnort) kein oder nur ein gering belastbares Internet verfügbar haben.

Der Vorschlag zielt darauf ab, dass die Entscheidung über den Ausspielweg nicht mehr im Landtag, sondern in den Rundfunk- und Verwaltungsräten getroffen wird. Das heißt, dass mehr Flexibilität drin ist und man Schritt für Schritt in den nächsten Jahren mit der technischen Entwicklung die Ausspielwege flexibel an die Nachfrage anpassen kann. Das heißt, dass man zum Ausspielweg eines Spartenkanals nicht mehr zig Landtage mit hunderten Abgeordneten und diverse Landesregierungen konsultieren muss, sondern nur die Gremlins. Die im Übrigen im Durchschnitt so alt sind, dass die Gefahr einer vorschnellen Abschaltung des linearen Programms überschaubar ist.

Das heißt nicht, dass morgen das ZDF als Streamingplattform ZDI ins Internet entschwindet.

Und noch viel mehr Menschen, die zwar DVB-HD-taugliche Empfangsgeräte besitzen, aber keinen Smart-TV. Auch diese Menschen haben ein Recht darauf, bislang linear auf "klassischen" Broadcast-Wegen verbreitete Programminhalte künftig linear empfangen zu können.
Grundkonflikt: Will man den gesamten Status Quo an linear verfügbaren Angeboten erhalten, dann braucht man für non-lineare Ausspielwege fast zwangsläufig zusätzliches Geld. Das ist nicht in Sicht. Davon ausgegangen, dass schon in meinem Alter, und ich bin Mitte 30, viele Leute einfach gar keinen Fernseher und kein dezidiertes Radio mehr besitzen, meldet man die Öffis mit dem Vorhaben aus der Relevanz für breite Bevölkerungsgruppen einfach ab.

Sie werden über den Rundfunkbeitrag ja auch an der Finanzierung dieser Inhalte beteiligt.

Es gab in der Vergangenheit nie Rabatte für Teilnehmer, die bloß analogen Antennenempfang hatten, obwohl sie viele Inhalte gar nicht bekommen konnten.
Etwas anderes sind für mich Zusatzangebote, die neu geschaffen werden (nein, die Verlagerung von Inhalten aus den Hauptprogrammen fällt für mich nicht darunter). Da ergibt sich keine Verpflichtung, es in den klassischen linearen Verbreitungswegen anzubieten. Loopstreams mit Musik-Genres beispielsweise.
S.o., ohne Umschichtungen wird es nicht gehen.
 
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"Ausspielwege?" - Wenn gespart werden soll:
Geo-Blocking für uncodierte europaweite SAT-Abstrahlung der deutschen ÖR-Sender.
Kann jemand abschätzen, welches Einsparpotential besteht, wenn die ÖR für ihre Sendungen nur Lizenzen für terrestrische Ausspielwege einkauft, für SAT- und Internet-Empfang ein Zusatz-Bezahlsystem einrichtet?
 
"Zusatz-Bezahlsystem"? Du meinst die Kosten für das Betreiben und den Nutzern zur Verfügungstellen einer Verschlüsselungstechnik (aus Nutzersicht primär die Kosten für die Smartkarte). Die Kosten für einen sicherlich nicht kleinen Teil der Nutzer, der sich erstmal neue Empfänger kaufen muss, da sie reine FTA-Geräte haben, dürfen die Nutzer dann ja sicherlich selbst tragen. Ebenso die Anschaffung von CI-Modulen für Ihre (möglicherweise auch schon vorhandenen) Geräte. :rolleyes:

Mal davon abgesehen, dass ich gegen eine Verschlüsselung bin, ist der Zug dafür abgefahren. Das hätte man, wenn überhaupt, mit der Umstellung auf HD machen und schon vor über 12 Jahren einläuten müssen, damit nur entsprechende Geräte auf dem deutschen Markt sind, um irgendwann "sorgenfrei" verschlüsseln zu können. Das ist nichts anderes wie wenn man den Hörfunk auf AAC umstellen würde. Dafür sind auf dem deutschen Markt einfach zu viele Geräte, die es nicht können, weil es bisher nicht ansatzweise gefordert wurde.
 
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Bitte auch bedenken: es ist deutsch und nicht englisch, was da als Hauptsprache läuft. In Europa ansonsten nur in Österreich, Südtirol, Liechtenstein und Teilen der Schweiz. Dazu bissl Randgebiet in Dänemark, sicher bissl Niederlande. Aber der Hauptanteil sind die Deutschen - also das eigentliche Zielgebiet selbst, das Zahlenverhältnis ist massiv auf ihrer Seite. Und Südtirol bekommt sowieso höchst legal einen Sackerl deutscher Öffis ins DVB-T(2).

Die Kosten für einen sicherlich nicht kleinen Teil der Nutzer, der sich erstmal neue Empfänger kaufen muss, da sie reine FTA-Geräte haben
Solange es Fernseher sind, dürfte fast nichts ohne CI-Slot sein. Und wenns nicht CI+ sein müsste, würden auch Geräte aus den Jahren ab ca. 2008 reichen. Soweit mir bekannt hat die Schweiz auch nur CI in Nutzung.

Das Elend mit den Mehrkosten und den regelmäßig zu tauschenden Modulen / Karten bliebe. Die Verwaltung wäre angesichts der großen Zahl an Haushalten extrem aufwendig, es müssten massiv Mehrkosten abgewälzt werden (in der Schweiz mit ihren nur etwas über 8 Millionen Einwohnern beträgt die Sat-Nutzung nur ca. 7%, in Deutschland mit 10-facher Bevölkerungszahl nutzt ca. 45% der Haushalte Sat). Unterm Strich dürfte die FTA-Variante günstiger sein. Was über Deutschland hinaus an deutschen Programmen genutzt wird, fällt beinahe schon unter sowas wie das Gegenteil von "Streuverlust".

Sparen würde ich endlich mal bei SD. Und nicht beim Hörfunk. Den hat die Schweiz trotz Enge auf dem einzigen verblieben Transponder klugerweise in hoher Qualität und MPEG 1 Layer II belassen.
 
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Bitte auch bedenken: es ist deutsch und nicht englisch,
Das ist gerade der Fehlschluss.
Als "Seinfeld" vor zig Jahren auf zdf_neo lief, wurde das (neben im gleichen Paket gekauften anderen Serien) auch über Satellit mit O-Ton gesendet. one sendet inzwischen die Mehrzahl seiner Serien auch mit entsprechendem O-Ton, schafft es dann aber nicht, auch alle diese Serien damit in die Mediathek zu stellen.
Wenn Leute im europäischen Ausland mitbekommen, dass die deutschen Sender ihre Sendungen auch mit O-Ton senden, wird sich das schnell rumsprechen und es wird auch gerne zugeguckt.
Genauso wie damals, als der SWR "Rock am Ring" per Stream im Internet verfügbar machte und im angeschlossene Chat nur noch Kyrillisch geschrieben wurde.

Österreich und Frankreich haben es von Anfang an richtig gemacht, nur in Deutschland war man sich zu fein, weil man ein Schlupfloch für Gebühren-Beitragsverweigerer fürchtete.
 
Als "Seinfeld" vor zig Jahren auf zdf_neo lief, wurde das (neben im gleichen Paket gekauften anderen Serien) auch über Satellit mit O-Ton gesendet. one sendet inzwischen die Mehrzahl seiner Serien auch mit entsprechendem O-Ton, ...
Wenn Leute im europäischen Ausland mitbekommen, dass die deutschen Sender ihre Sendungen auch mit O-Ton senden, wird sich das schnell rumsprechen und es wird auch gerne zugeguckt.
Ja und? Wenn man das im Zweikanalton per Sat ausstrahlt, hat man höchstwahrscheinlich auch die Ausstrahlungsrechte dafür gekauft. Was genau sollte also groß passieren? Die einzige Möglichkeit wäre vielleicht, wenn Astra eine Art Deutschland-Beam einrichtet, was bei Sendergruppen anderer Länder ja auch schon gemacht wird. Natürlich würde der trotzdem "streuen". Allerdings bräuchte man dann je weiter weg man von Deutschland ist, auch entsprechend größere Sat-Schüsseln für den Empfang. Im Moment reicht im Grunde in ganz Europa eine schnöde Camping-Schüssel von nicht mal 50 cm, um überall Deutsches Fernsehen schauen zu können.

Ist der Ausspielweg im Jahr 2021 etwas so wichtiges, dass die Politik das entscheiden muss oder kann man das den Sendern selbst überlassen?
Kann man nicht. Nach meinem Verständnis kann eine so weitreichende Entscheidung nur der Beitragszahler selbst treffen, was aber aus logistischen Gründen natürlich nicht realisierbar wäre. Folglich müssen in diesem Falle dessen Vertreter, sprich die Länderparlamente, ran. Ein öffentlich-rechtliches System, welches von ausnahmslos allen finanziert wird, kann nunmal nicht halten und walten wie es lustig ist. Das ist die Krux dabei.

Und was die quasi komplette Verlagerung ins Netz angeht, kann man darüber nochmal in gefühlten 10 Jahren sprechen, wenn dann hoffentlich auch auf dem letzten Dorf eine Internetanbindung anliegt, die es dem geneigten Gebührenzahler ermöglicht diese Inhalte auch ungestört zu konsumieren.

Ich merke ausserdem an, dass ich die ZDF-Mediathek mit meinem 6 Jahre alten Fernsehgerät nicht mehr schauen kann, da diese kurz nach start wieder abstürzt. Sollen wir uns nun alle paar Jahre neue Geräte kaufen um diese Streams schauen zu können?
Das Problem ist beim ZDF bekannt. Es tritt seit dem letzten Relaunch der dortigen Mediathek vor allem bei älteren Geräten auf. Es hört sich profan an, aber mal im Netz auf der Seite des TV-Herstellers nachschauen, ob ein Firmware-Update für den Fernseher vorhanden ist. Das könnte das Problem beheben. In der Regel sind dort auch idiotensichere Anleitungen für die Updates hinterlegt. Im Grunde kann man da nichts falsch machen. Wenn das Gerät am Netz hängt, könnte evtl. über die Systemeinstellungen auch ein Update bei laufendem Betrieb möglich sein, sprich ohne dass man erst umständlich Dateien auf einen USB-Stick kopieren muss etc.
 
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Mit der Haushaltsabgabe finanzieren alle Einwohner den ÖR. Soweit so gut, dass man so hier die Sender terrestrisch frei empfangen kann. Via SAT ist eine größere Programmvielfalt konsumierbar. Fraglich, ob die Programme auch jenseits der Landesgrenzen frei empfangbar sein müssen.
Anmerkung: Wenn die SD-Verbreitung eingestellt wird und nur noch HD gesendet wird, werden auch die Privaten ihre SD-Transponder abschalten. RTL&Co werden dann nur mit dem CI+-Modul mit entsprechenden Zusatzkosten empfangbar sein. Ärgerlich! - Mit SD-Bild-Qualität bin ich zufrieden. Für HD-Qualität zusätzliche Monatsgebühren zahlen? - "NEIN!" ...
 
Für HD-Qualität zusätzliche Monatsgebühren zahlen? - "NEIN!"
Genau deshalb haben die Privaten ja erst ihre SD-Ausstrahlung verlängert. Die wissen das die Leute für diesen größtenteils versendeten Quark kein extra Geld ausgeben. HD+ ist nicht der große Bringer. Davon abgesehen wären es dann kein Free-TV-Programme mehr, denn als solche sind sie lizensiert.
 
Die einzige Möglichkeit wäre vielleicht, wenn Astra eine Art Deutschland-Beam einrichtet, was bei Sendergruppen anderer Länder ja auch schon gemacht wird.
ODER: SAT-Signal konsequent verschlüsseln und jedem Haushalts-Beitrags-Zahler eine SmartCard für das CI+-Modul schicken.
'Gekniffen' sind dann alle Haushalte, in denen mehrere TV mit SAT-Empfang betrieben werden. Frei sollte aber der terrestrische Empfang DVB-T2 bleiben.
Und was die quasi komplette Verlagerung ins Netz angeht, kann man darüber nochmal in gefühlten 10 Jahren sprechen, wenn dann hoffentlich auch auf dem letzten Dorf eine Internetanbindung anliegt, die es dem geneigten Gebührenzahler ermöglicht diese Inhalte auch ungestört zu konsumieren.
DAZU gibt es sicher noch heiße Diskussionen!
 
Wenn die SD-Verbreitung eingestellt wird und nur noch HD gesendet wird, werden auch die Privaten ihre SD-Transponder abschalten. RTL&Co werden dann nur mit dem CI+-Modul mit entsprechenden Zusatzkosten empfangbar sein.
Da sie als Free-TV lizensiert sind, müsste dort vorher auch erst einmal eine lizenztechnische Änderung biblischen Ausmaßes kommen. Es stünde soweit mir bekannt den Privaten aber frei, SD abzuschalten und HD frei zugänglich zu machen.

Ob die "Free"net-Versendung auch nur so lange verschlüsselt sein darf, wie man SD via Satellit unverschlüsselt überträgt, weiß ich nicht.
 
Folglich müssen in diesem Falle dessen Vertreter, sprich die Länderparlamente, ran.
Warum sollte der Rundfunkrat nicht ausreichend sein? Welche zusätzliche Kompetenz haben Landtagsabgeordnete, um die technische Entwiclung einschätzen zu können?

Warum sollte nicht ausreichen, dass im Gesetz der groben Rahmen festgeschrieben wird? Du kannst ja festschreiben, dass der wesentliche Teil weiter linear laufen muss, dass linear für alle wesentlichen Zielgruppen etwas dabei sein muss, du kannst festschreiben, dass es Mindestausbauten im Breitbandnetz geben muss, bevor etwas nach Online verlagert werden kann, du kannst vorschreiben, welcher Art verlagerbare Inhalte sein müssen, du kannst alles als Rahmen setzen.
Warum sollte das nicht gehen?

Ein öffentlich-rechtliches System, welches von ausnahmslos allen finanziert wird, kann nunmal nicht halten und walten wie es lustig ist. Das ist die Krux dabei.
Das steht gar nicht zur Debatte.

Und was die quasi komplette Verlagerung ins Netz angeht,
Es wird keine Quasi-Komplettverlagerung geben. Was es geben wird, und das so oder so, ist eine Verlagerung großer Teile der Ressourcen in neue Angebotsformen. Dabei interessiert den Fortschritt nicht, ob er mit oder ohne die deutschen Öffis stattfindet.

Nochmal:
Die Mittel sind beschränkt. Es gibt nicht mehr. Wer unbedingt bis zum bitteren Ende einen Fax-Abrufservice für die 10 Rentner in Deutschland ohne Akustikkoppler anbieten will, kann die Ressoucen nicht in eine Website stecken. Die Entwicklung ist aktuell dynamisch und die Landtage können nicht jeden Furz schnell und gut im Detail entscheiden. Dafür sind sie nicht gemacht.

kann man darüber nochmal in gefühlten 10 Jahren sprechen, wenn dann hoffentlich auch auf dem letzten Dorf eine Internetanbindung anliegt, die es dem geneigten Gebührenzahler ermöglicht diese Inhalte auch ungestört zu konsumieren.

Breitbandverfügbarkeit in Deutschland, Stand 15. April 2021
10 Mbit/s: ~ 100 % der Haushalte
16 MBit/s: 98 %
30 MBit/s: 95 %
50 MBit/s: 94 %
100 MBit/s: 88 %
 
Zuletzt bearbeitet:
Das 95% über mindestens eine 30MBit-Anbindung verfügen, halte ich für ein Gerücht. Dieser Stand 15. April bezieht sich nämlich höchstwahrscheinlich auf eine drahtlose Anbindung. Darüber was passiert, wenn alle in einer Funkzelle zeitgleich auf die theoretisch verfügbaren 30 MBit zugreifen, sollte bekannt sein. Die Option kannste salopp gesagt knicken. Entscheidend ist der kabelgebundene Ausbau, unabhängig von irgendwelchen Funkzellen. Da gibt es vom BMVI einen schönen Breitbandatlas im Netz. Auf den ersten Blick sieht der sogar recht flächendeckend aus. Wenn man dann allerdings mal in die Karte reinzoomt, offenbart sich das gesamte Breitband-Dilemma. Selbst bei 6 MBit leitungsgebunden finden sich da ganz erhebliche Lücken.

Was es geben wird, und das so oder so, ist eine Verlagerung großer Teile der Ressourcen in neue Angebotsformen.
Das ist doch völlig in Ordnung und passiert ja auch längst. Man sollte bei Überlegungen betreffs der linearen Verbreitungswege aber nicht die Alten vergessen und auch nicht das gerade beschriebene Problem der vielerorts fehlenden Bandbreiten. Man wird leider den Eindruck nicht los, dass die Öffis auf Gedeih und Verderb dort sparen wollen, wo man es eher nicht tun sollte, zumindest noch nicht. Warum redet zum Beispiel niemand mehr über die schon vor einem Jahr angedachte SD-Abschaltung? Weh tun würde die niemand. Stattdessen macht man wieder neue Baustellen auf, die durchaus zu Recht vielerorts auf Kritik stossen, weil für die Umsetzung die Vorraussetzungen beim Endkunden nun mal nicht überall gegeben sind.
 
Das 95% über mindestens eine 30MBit-Anbindung verfügen, halte ich für ein Gerücht. Dieser Stand 15. April bezieht sich nämlich höchstwahrscheinlich auf eine drahtlose Anbindung.
Die Zahl ist aus dem Breitbandatlas....

Darüber was passiert, wenn alle in einer Funkzelle zeitgleich auf die theoretisch verfügbaren 30 MBit zugreifen, sollte bekannt sein. Die Option kannste salopp gesagt knicken. Entscheidend ist der kabelgebundene Ausbau, unabhängig von irgendwelchen Funkzellen. Da gibt es vom BMVI einen schönen Breitbandatlas im Netz. Auf den ersten Blick sieht der sogar recht flächendeckend aus. Wenn man dann allerdings mal in die Karte reinzoomt, offenbart sich das gesamte Breitband-Dilemma. Selbst bei 6 MBit leitungsgebunden finden sich da ganz erhebliche Lücken.
...die Lücken sind entsprechend fast ausschließlich unbebaute Gebiete.
Hier die Werte von extrem dünn besiedelten Gemeinden in DE und deren Versorgung mit Festnetztechniken mit 10 MBit/s am Haus:

Gardelegen (35 Einw./km²)
93 % der Haushalte mit (V)DSL und 37 % mit CATV, je >= 10 MBit/s versorgt

Möckern (25 Einw./km²)
96 % der Haushalte mit (V)DSL >= 10 MBit/s versorgt

Zerbst (46 Einw./km²)
92 % mit (V)DSL und 20 % mit CATV

Wittstock/Dosse (34 Einw./km²)
97 % mit (V)DSL, 56 % CATV, 1 % Glasfaser

Templin (41 Einw./km²)
98 % mit (V)DSL, 27 % CATV

Das geht da im Bereich <= 10 MBit/s nur noch um Lückenfüllen. Und wenn die beiden Einwohner ohne Festnetzbreitband an LTE oder 5G hängen, macht das die Zelle auch nicht voll. Wenn wir heute über "Breitband" und die Ausbauziele sprechen, meinen wir ~ 100 MBit/s flächendeckend. Wenn wir über Audio sprechen: mit 100 MBit/s kann ich schon fast jeder Hausstaubmilbe einen eigenen Stream geben.


Das ist doch völlig in Ordnung und passiert ja auch längst. Man sollte bei Überlegungen betreffs der linearen Verbreitungswege aber nicht die Alten vergessen und auch nicht das gerade beschriebene Problem der vielerorts fehlenden Bandbreiten. Man wird leider den Eindruck nicht los, dass die Öffis auf Gedeih und Verderb dort sparen wollen, wo man es eher nicht tun sollte, zumindest noch nicht. Warum redet zum Beispiel niemand mehr über die schon vor einem Jahr angedachte SD-Abschaltung? Weh tun würde die niemand. Stattdessen macht man wieder neue Baustellen auf, die durchaus zu Recht vielerorts auf Kritik stossen, weil für die Umsetzung die Vorraussetzungen beim Endkunden nun mal nicht überall gegeben sind.

Hier geht es nicht um "Sparen" in der Verbreitung, sondern um programmliche Grundsatzentscheidungen. Die paar Kröten für SDTV sind doch völlig wumpe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der verzweifelte Existenzkampf der ARD (des öffentlich-rechtlichen Systems) gegen die Hydra der immer neuen Wettbewerber und ihrer technologischen Pfade wird nicht dadurch gewonnen, dass die ARD jeden Kommunikationspfad besetzt, der auch nur irgendwie Publikum verspricht. Diesen Wettlauf kann der ÖR-Apparat gar nicht gewinnen.
Ich bleibe bei meiner seit Jahren hier immer wieder vorgetragenen These, dass ÖR nur durch Relevanz, Qualität und Vielfalt seiner Inhalte auf Dauer seine Akzeptanz sichern und seine Existenz erhalten kann. Das Schielen auf Verbreitungswege kostet nur unnötig Geld und Ressourcen, verdünnt letztlich auch die Substanz des inhaltlichen Angebots, oder reduziert es auf "Quotenbringer" wie Fußball, Show, Krimi - also alles, was mit dem Grundversorgungsauftrag und den Alleinstellungsmerkmalen des ÖR nichts zu tun hat.
 
Die paar Kröten für SDTV sind doch völlig wumpe.
Die paar Kröten für ARD-Hörfunk via Satellit (4,4 Mio EUR / Jahr entsprechend weniger als 1 Cent je Monat und Beitragskonto) sollen aber nicht meh drin sein.

Fußball, Show, Krimi
Die Tatorte und Polizeirufe alleine kosten jeden Beitragszahler 14 Cent je Monat.

sondern um programmliche Grundsatzentscheidungen
Und da sind tatsächlich programmliche Grundsatzentscheidungen erkennbar: Hörfunk ist nicht wichtig. Nichtmal eine anständige Verbreitung auf wenigstens einem Weg.
 
@Mischpult
Wenn wir von Breitband reden, sollten wir von mindestens 50 MBit reden. Alles darunter hat mit Breitband nicht allzuviel zu tun. Ein Mehrpersonen-Haushalt braucht auch mindestens diese 50 MBit, wenn man Medien aller Art per Stream konsumieren möchte. Wenn der eine das schaut, der andere das und das Kind womöglich noch am Online-Zocken ist, sind die 50 MBit nämlich ruckzuck ausgeschöpft.
Es reicht übrigens sich mal Berlin genauer anzuschauen. Im Breitbandatlas kann man ja bis auf Straßenzüge reinzoomen. Da finden sich genug, wo diese 50 MBit kabelgebunden eben nicht anliegen. Dazu kommen dann noch die schicken Verschleierungen, dass man im Erdgeschoss natürlich die 50 MBit haben kann, ganz oben aber nicht, weil der Übergabepunkt dann zu weit weg ist. Da es unten geht, ists im Atlas aber dennoch als "vorhanden" gekennzeichnet. Ich bleibe daher dabei, in der reinen Theorie und bei Berücksichtigung aller Techniken mag eine Abdeckung von 94% vorhanden sein. Das ist aber halt nur die Theorie. Die Praxis lehrt einen leider oft genug etwas anderes. Und komme mir keiner mit der Kombination aus Festnetz und Funk. Davon rät selbst die Telekom unter vorgehaltener Hand eher ab, weil die Technik nicht das Gelbe vom Ei ist.
 
Ich bleibe bei meiner seit Jahren hier immer wieder vorgetragenen These, dass ÖR nur durch Relevanz, Qualität und Vielfalt seiner Inhalte auf Dauer seine Akzeptanz sichern und seine Existenz erhalten kann.
Was die notwendige Qualität betrifft, da bin ich bei Dir. Wobei da ja immer mehr Luft nach oben ist, die Massenprogramme, v.a. im Radiobereich, sind ja mittlerweile auf extrem niedrigen Niveau angesiedelt.

Das Schielen auf Verbreitungswege kostet nur unnötig Geld und Ressourcen, verdünnt letztlich auch die Substanz des inhaltlichen Angebots, oder reduziert es auf "Quotenbringer" wie Fußball, Show, Krimi - also alles, was mit dem Grundversorgungsauftrag und den Alleinstellungsmerkmalen des ÖR nichts zu tun hat.
Zeitgemäße Verbreitungswege sind aber immens wichtig, wenn man nicht riskieren will, dass ganze Generationen wegbrechen. Im Bereich U30 wirst Du sehr viele, im Bereich U20 vermutlich fast alle, finden, die weder ein klassisches Fernsehgerät, noch ein Radio besitzen. Medienkonsum erfolgt da ausschließlich online, über Handy, Tablet und PC, und nur noch selten linear.
 
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