ARD wünscht Entscheidungsfreiheit bei Programm-Ausspielwegen

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Das Thema ist vielschichtig:
Welche Ausspielwege gab es / gibt es / wird es geben? ...
Gut, dass die ÖR mehr Beinfreiheit wünschen, über welche Kanäle sie ihren Content uns Kunden anbieten.
Problem: "Müssen - oder dürfen - die ÖR auf allen Hochzeiten tanzen?"
Ich sehe da ein Kosten-Optimierungsproblem: Beim Grundversorgungs-Content Kosten sparen, Qualität vermindern, ... um auf allen Ausspielwegen - mit z. T. fragwürdigen Formaten - präsent zu sein??? - DAS kann es ja wohl nicht sein!
 
Wenn es so wäre, dass wirklich Neues entstünde

Viele 'Funk'-Channels zum Beispiel? Bleiben wir beim NDR: Strg_F? Kliemannsland? Richtig tolle Formate, vom NDR selbst entwickelt oder nur dadurch möglich geworden. Die Podcasts? "Corona-Update" lief bei Kritik und Publikum wirklich gut. Über eine Stunde monothematisches Gespräch mit extrem hoher Publikumsakzeptanz. NDR MV probiert in letzter Zeit Onlineformate als "NDR MV live". Dazu die ganzen kleinen Sachen, die man kaum vollständig aufzählen könnte. Noch mehr Beispiele?
 
Warum laufen diese ganzen Formate ausschließlich Online, wo sie erst gefunden werden müssen, und nicht ztw. auch linear? Platz ist ja genug da.
 
Da beschwert sich halt niemand mit einem Groll, als sollte sein Wohnzimmer in fünf Minuten dem Erdboden gleich gemacht werden, dass der "Nachtclub" jetzt um 20 Uhr statt um 0 Uhr gesendet wird.
Die Kritik beim Thema Nachtclub dürfte sich eher darauf beziehen, dass nahezu die Hälfte der moderierten Sendezeit beim Abschieben auf NDR Blue verlorengegangen ist und die einzelnen Sendungen nur noch eine Stunde lang sind, nicht jedoch auf die (für mich grausige und meist nur durch DVB-Direktaufnahme erträgliche) einstige Sendezeit. Man kann immerhin die Sendungen weit zurück online nachhören, wenn auch wieder nur in 128 kBit/s MP3:


Ja, ich weiß, manchen ist das 20 Uhr nun wieder zu früh... entscheidend ist aber, dass wertvoller Inhalt verlorengegangen ist.

Haarspalterei, weil der Übergang fließend ist und Neues nicht dauerhaft entstehen kann, ohne Altes wegzulassen.
Auffällig ist aber, was weggelassen wird: meist relevanter Inhalt, Einzigartiges, Wertvolles. Ohne dass es entsprechenden Ersatz gäbe. Ich muss da z.B. an


denken. Dabei wäre diese Reihe heute noch wichtiger als vor 5 Jahren.

Oder die "Weitwinkel"-Reportagen von Bayern 2.

Oder, um noch weiter zurück zu gehen, die Popkultur-Sendungen auf hr1. Welchem "Neuen" mussten die damals weichen? Genau wie hr XXL als Gesamtprogramm. Da wissen wir wenigstens, welchem "Neuen" es weichen musste - und da hätte ich gern drauf verzichtet, damals, als noch altersmäßig Zielgruppe.

Gegen "Neues" habe ich nichts einzuwenden, wenns denn auch einen Wert hat.

Oder ist es vielleicht ein psychischer Effekt: das Allerweltszeug kann man vielleicht auch weglassen, ohne dass es groß jemandem auffällt, während weggelassenes Wertvolles einfach schmerzlich auffällt?

Viele 'Funk'-Channels zum Beispiel?
Gut, nicht mehr meine Zielgruppe, aber als jemand, der sich durchaus mit Medien befasst (wenngleich wenig mit TV und viel mit Hörfunk), müsste ich ja eigentlich wissen, was da läuft. Ganz ehrlich: wenn mir nicht jemand vor 2 oder 3 Jahren in Berlin am Strand aufm Smartphone BBB gezeigt hätte, würde ich das wohl heute noch nicht kennen. Woher denn auch? Ich kenne doch auch nicht den Videostream eines Kunst-Studienganges einer US-amerikanischen Universität (den habe ich jetzt frei erfunden) oder den Videostream eines norwegischen Rentier-Jägers (den habe ich ebenfalls jetzt erfunden).

Im Ernst: warum läuft sowas nicht auch im linearen Fernsehen? Gerade die BBB-Filmchen sind da sogar teilweise zu haben - bei extra3. Muss man aber auch erstmal wissen, dass es davon mehr gibt und die einen eigenen Kanal haben.

Danke für den Hinweis. Kannte ich bislang nicht (!). Offenbar bin ich nicht so online-süchtig, wie mir von der "älteren Generation" gern vorgeworfen wird (so Sachen wie WLAN-Nutzungsverbot beim Besuch von Onkel und Tante kenne ich, ich wäre ja "zur Erholung" dort und da ruft man keine Emails ab und so).

Würde sowas statt irgendwelcher Semipromi-Interviews und Boulevard-News im linearen Fernsehen laufen, hätte es gewiss mehr gesellschaftliche "Einschlagskraft", selbst wenn es die eigentlich gewünschte Zielgruppe vielleicht gar nicht in deutlich größerer Zahl erreichen würde. Nur so mein Bauchgefühl. Im Netz versendet sich sowas doch zwischen Millionen anderer Angebote.

Auch davon habe ich bis jetzt noch nie gehört. Kein Scheiß, ist wirklich so.

Offenbar geht der Schrot, den die ARD online verschießt, an mir weitgehend vorbei.

Ja, das ist mir natürlich bekannt. Und da schätze ich tatsächlich, dass es online steht - und zwar als Transkription. Ich bin im "diagonal-drüberlesen" wesentlich schneller als im linearen Hören. Ich nutze das Update also im "schnellen Vorlauf".

Meine Mutter, knapp 83, zahlreiche sogenannte "Vorerkrankungen", medizinisch sehr interessiert und bis vor wenigen Wochen wie viele andere ihres Alters noch ungeimpft, wollte auch oft wissen, was Drosten sagt. NDR Info mit der Kurzfassung hätte sie im Wohnzimmer auf der Anlage (Kabelanschluss) empfangen können, das war ihr aber zu aufwendig (des dort-sitzen-bleiben-Müssens wegen). Sie hat das also wohl nie genutzt. An die volle Onlinefassung wäre sie gar nicht rangekommen - sie weiß nicht, wie ein Computer zu bedienen ist. Zuweilen war es dann so, dass ich ihr die Kernpunkte, nachdem ichs gelesen hatte, nannte. Im Sendegebiet des MDR wohnend war es für sie einfacher, den Kekulé auf MDR Aktuell zu hören - der kommt auch im kleinen tragbaren Quäke-Radio, das sie zwischen Schlafzimmer und Bügelkeller herumtragen kann.

Sehr schräg ist, wenn dir dann deine Mutter erzählt, was Drosten gesagt hat - nachdem sie davon Tage später 5 Zeilen in einem Corona-Artikel der regionalen Tageszeitung zitiert fand. Mediennutzung im Jahre 2020/21 kann auch so aussehen. Aber die "Visite"-Sendung im NDR-TV, die verpasst sie eigentlich nie. Da setzt sie sich eine Stunde am Dienstag abend vor den Fernseher. Es geht also, wenns zur passenden Zeit im passenden Kanal läuft. Und schon der Unterschied zu "36 Jahre jünger": wenn Mutter mich informiert, dass "jetzt in der Visite-Sendung" was läuft, das sie für mich relevant hält, und mich bittet, mir die Sendung doch anzuschauen, mache ich das natürlich nicht. Ich setze mich doch nicht eine Stunde vor einen Livestream (einen echten TV als Gerät besitze ich gar nicht). Ich gehe dann am nächsten Tag in die Mediathek oder auf die Sendungshomepage und hole genau diesen Beitrag. Und nur diesen. Ohne die Information einer lineares-TV-Nutzerin hätte ich den dann also nie gefunden.

Irgendwas muss das lineare TV wirklich noch den unendlichen Weiten des Internets voraus haben. Wie lange noch?
 
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Warum laufen diese ganzen Formate ausschließlich Online, wo sie erst gefunden werden müssen
Müssen Sie nicht. Mittlerweile sind sie in die ARD-Mediathek integriert.

Im Ernst: warum läuft sowas nicht auch im linearen Fernsehen?
Teile davon haben es ja inzwischen bis ins lineare Programm geschafft. Das Browser Ballett hat seit Dezember auch seine eigene 30-Minuten-Show. Und davon ab finden einzelne Filmchen auch den Weg in verschiedene andere Satire-Formate der ARD.

 
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Offenbar geht der Schrot, den die ARD online verschießt, an mir weitgehend vorbei.

Aus meiner Sicht zwei Problme:
a) Wie mache ich dem (potentiellen) Publikum das Angebot, das sie interessiert, auch bekannt? Wo erwartet mein Publikum etwas?
b) Kann ich ein Onlineformat 1:1 auf lineares TV übertragen (oder umgekehrt)? Ist das übrhaupt sinnvoll oder funktioniert ein Format nur in einem Bereich, weil es mit anderen Rahmenbedingungen und Erwartungen läuft? Oder ist es sinnvoll oder nötig, Material vielleicht anders anzuordnen für einen anderen Ausspielweg?
 
Ich frage mich, warum man nicht eine Sendung bzw. Content, die/der eh schon vorliegt, nicht für die Menschen, die Sendungen gerne linear konsumieren möchten, auch linear ausstrahlen kann, wenigstens zu Randzeiten. Damit erreicht man am Ende doch auf jeden Fall ein größeres Publikum. Warum möchte man diesen Personen etwas "vorenthalten"?

Anscheinend gibt es ja weiterhin einen Bedarf für lineare Ausspielwege, da z.B. Netflix in Frankreich einen linearen Stream anbietet, und die BBC ihr Jugendangebot BBC Three nach einigen Jahren wieder als Fernsehsender reaktiviert, nachdem das online-only-Konzept offenbar nicht so erfolgreich war.
 
Ich frage mich, warum man nicht eine Sendung bzw. Content, die/der eh schon vorliegt, nicht für die Menschen, die Sendungen gerne linear konsumieren möchten, auch linear ausstrahlen kann, wenigstens zu Randzeiten. Damit erreicht man am Ende doch auf jeden Fall ein größeres Publikum. Warum möchte man diesen Personen etwas "vorenthalten"?
Naja, warum will man linear konsumieren? Dahinter steht dann doch eine bestimmte Erwartungshaltung, ein bestimmtes Versprechen, was man bekommt, wenn man einschaltet. Wenn Content nicht dazu passt, warum sollte man ihn da versenden?
 
Naja, warum will man linear konsumieren?
Möglicherweise schon, weil nur die dafür nötige Technik vorhanden ist. kenne ich von ganz vielen Leuten: Fernsehen ist immer noch live und linear. Es sind auch in meinem Umfeld vorrangig die älteren Jahrgänge, die das betrifft. Teils gibt es da nichtmal Internet in der Wohnung und man scheut die Investition in diese Infrastruktur aufgrund seines Alters etc.

Das dürfte aber in den kommenden 5 Jahren deutlich abnehmen.
 
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Medienkonsum linear, und / oder on Demand?
Also, linearer Medienkonsum hat einen Vorteil: "Radio an und Radio ist da!" - "Alexa, tune in ..!"
Nachteil: Wer gezielt Input sucht, gezielt Content on Demand sucht, ... muss sich dafür anstrengen! - Da muss jeder 'seinen' Weg finden! - Multitasking mit Radio & TV im Hintergrund, am PC arbeiten und dazu in kleinen Fenstern Videos laufen lassen, und dazu auch noch einen Podcast hören? - "Generation Homeoffice" lässt grüßen!
 
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Linear vs. Abruf ist das Eine. Aber es gibt ja noch das Nebeneinander UKW vs. DAB vs. 5G:
 
"DAB+" tut sich weiter schwer. "UKW" ist noch bewährter Analog-Standard. Im Prinzip wissen alle: "Alles wird digital!" - Aber welche Technologie wird dann nach dem Abschalten von UKW Standard? - DAB+ ist sicher eine Zwischentechnologie, in die viel investiert wird. "5G" ist für UKW-Hörer ganz, ganz, ganz, ganz, ganz weit weg. - Viele fragen: "WO ist WLAN?" - "WIE geht Radio über WLAN? - Ich frage mal Alexa!" ...


Der DLF-Bericht zum Thema startet - linear - heute, 13.05.2021, 15:30 Uhr
 
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Naja, warum will man linear konsumieren? Dahinter steht dann doch eine bestimmte Erwartungshaltung, ein bestimmtes Versprechen, was man bekommt, wenn man einschaltet. Wenn Content nicht dazu passt, warum sollte man ihn da versenden?
Ich nutze lineare Sender anscheinend anders, als es meistens angenommen wird.
Mir geht es bei linearen Sendern (auch) darum, überrascht zu werden und Neues zu entdecken: Man schaltet mitten in interessante und bereichernde Radio- oder Fernseh-Sendungen rein (und bleibt hängen), die man in Mediatheken niemals aktiv ausgewählt hätte. Dieses Möglichkeit des Zappens würde durch reine On-Demand-Nutzung verloren gehen.

Aus meiner Sicht bräuchte es dagegen keine linearen Sender, die ausschließlich bereits bekannte und beliebte Sendungen ausstrahlen, welche ich genauso gut in den Mediatheken aufrufen kann.
 
Ja, und die übliche Nutzung im Linearen ist eine andere. Sendeplätze sind festgetackert mit Gewohnheiten und bis neue Plätze mal "gelernt" sind, vergehen Ewigkeiten. "Zappen" kann man ja auch On-Demand.
 
Naja, warum will man linear konsumieren? Dahinter steht dann doch eine bestimmte Erwartungshaltung, ein bestimmtes Versprechen, was man bekommt, wenn man einschaltet. Wenn Content nicht dazu passt, warum sollte man ihn da versenden?
es gibt Menschen, denen das Programm in ihrem Tag einen Rahmen gibt. PROGRAMM halt, nicht nur INHALTE...
 
Der Unterschied zwischen linear und on demand ist, dass die Natur es vorgibt, dass der Mensch sich dieser anpasst. So wie wir auf Tag-Nacht-Rhythmus und Jahreszeiten nur mit Aufwand reagieren können (Heizung, Licht, Klimaanlage, Kleidung) und uns ansonsten dem, was kommt, beugen, war, ist und bleibt es ein angenehmes Erlebnis, sich von einem UKW Programm in jeder Lebenslage berieseln zu lassen. On demand bleibt für mich eine vorübergehende Erscheinung des Zeitgeistes, sowohl im TV als auch im Radio. Für uns ist eine Heizung selbstverständlich, für die zugeschneiten Orte Athen und Istanbul eher die Klimaanlage. Wer es sich leisten kann und noch keine hat wird dort nun eine Heizung nachrüsten. Wer vom Hochwasser betroffen war und es sich leisten kann, wird sich davor schützen wollen. Aber am Ende werden wir alle weiter vor uns her leben. Wir werden mit On Demand Angeboten den Tag-Nacht-Rhythmus und die Jahreszeiten temporär ausschalten. Und wem das aufgrund von wie auch immer gestalteten Widrigkeiten zu kompliziert wird, der wird wieder das Radio einschalten.
 
es gibt Menschen, denen das Programm in ihrem Tag einen Rahmen gibt. PROGRAMM halt, nicht nur INHALTE...

Wo ist der Widerspruch zu dem, was ich schrieb? "Dahinter steht dann doch eine bestimmte Erwartungshaltung, ein bestimmtes Versprechen, was man bekommt, wenn man einschaltet."

On demand bleibt für mich eine vorübergehende Erscheinung des Zeitgeistes, sowohl im TV als auch im Radio

So sehr Zeitgeist wie Heizung, Licht, Klimaanlage, Kleidung.
 
Lasst sie doch. Irgendwann hat die ARD ihr Geld im Netz versenkt und strahlt auf ihren 70 Radio-Sendern zur Besitzstandswahrung nur noch den Meßton aus.
 
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"und strahlt auf ihren 70 Radio-Sendern zur Besitzstandswahrung nur noch den Meßton aus."

Welchen Sinn sollte das machen? Dass man einen von 70 Mio. Livestreams weltweit im "Besitzstand" halten kann, den man mit 5 Klicks ins Leben rufen kann? Marke und Publikum hätte man ja nicht mehr.

Ich verstehe Eure Argumentation nicht. Linear wird's weiter geben, aber in anderer Form und mit anderer Bedeutung als 1999.
 
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