Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

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...auf einem Radiotag-Gedenktreffen von ehemaligen Seefunk-Caroline-Mitstreitern in Erkrath, wie man auf radioszene.de nachlesen kann:

Bergab ist es derweil mit der deutschen Rundfunklandschaft gegangen, folgt man der Diagnose des nächsten Radiotag-Podiumsgastes, Moderator Dennis King. “Radio wird nur noch praktiziert, um Gewinn zu erwirtschaften. Dass Radio eine Seele hat, ist in Deutschland nicht gewollt.” Jedenfalls nicht von denen, die sich ihren Sender als Goldesel wünschen und nun doch wundern, dass Radiowerbung seiner Effektivität verlustig geht. “Die Leute hören nicht mehr hin.”

Guter Rat ist teuer: Nicht nur, dass King für seinen Heimatmarkt Berlin die Kosten für einen neuen Sender, der es irgendwie anders machen könnte, hoch ansetzt - zweieinhalb Millionen Euro fürs erste Jahr müsse man fürs Marketing rechnen, um überhaupt beim Publikum aufzufallen. Teuer zu stehen kommen auch die Beraterdienste, auf die etliche Verlegersender anscheinend blind vertrauen und die zu der Format-Uniformität entscheidend beigetragen haben. Apropos Consulting: Nichts anderes praktiziert Dennis King bei Rubinstein Media: “Wir suchen für Bankkonsortien, die in Medien investieren wollen, die sicheren Objekte. Sicher heißt heute, dass das Geld nicht weg ist.” Wobei die königliche Anlageberatung weniger Radio, sondern eher Fernsehen im Blick hat.

War früher alles besser, zu Zeiten, als der WDR die eingedeutschte “American Top 40” mit Dennis King zu einem Preis einkaufte, für den er im Dritten hätte Fernsehen machen können? Prompt wird der Radioveteran in Erkrath wieder auf die hippiesken Siebziger angesprochen, als er für den Seesender Caroline an Levis und Marlboro Werbezeit verschenkte, um später bezahlte von K-Tel zu erhalten. “Vor 30 Jahren habe ich zum letzten Mal Spaß gehabt beim Radiomachen”, seufzt er. “Danach habe ich nur Geld verdient.
 
Ich arbeite seit langer Zeit beim Lokalradio, in mehreren Ländern, in mehreren Bundesländern. Ich finde die hier geäußerten Bedenken zwar... bedenkenswert. Aber ALLE Sender, bei denen ich gearbeitet habe, hatten eine Seele. Meistens weil dort gute, kreative und fühlende Menschen arbeiteten.
Vielleicht liegt das an der Größe eines Senders? Können sich kleine Sender möglicherweise eher eine Seele erlauben?
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

Kleinere Sender müssten sich eine Seele erlauben, weil das die einzige Chance ist, gegen die "Grossen" zu bestehen. Was anderes nimmt man ihnen nicht ab. Und einer von 2 "Grossen", die noch eine Seele haben, ist dabei, eben diese zu verlieren.
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

O.K. also wieder mal ein Fred der Marke:

"Alles ist ja so Scheiße beim Radio/ in der Radioszene - da geht alles (warscheinlich schon nächste Woche) den Bach runter, und verdient haben sie es ja auch die blöden Funker-Idioten, die einfallslosen und geldgeilen Schmarotzer."

Dazu möchte ich mal folgende Anmerkung machen: Nehmen wir mal an, es gäbe da ein Chirurgenforum.de oder ein Anwälteforum.de oder ein Bankerforum.de (vielleicht gibts die ja auch - ich hab noch nicht danach gesucht). Glaubt ihr ernsthaft, die würden da ein solche Selbstzerfleischung betreiben? Nach dem Motto: Herrschaftszeiten, schon wieder 40ooo Ärztepfusch-Fälle in Deutschland, schon wieder Mist gebaut bei den Geburten - wer ist für die vielen Behinderten verantwortlich - natürlich die Klinikärzte. Das gleiche ließe sich für alle anderen Berufsgruppen fröhlich fortsetzen.

Ich bin mir aber sicher - keine hat ein so geringes Selbstbewußtsein, leidet an so hoher Unsicherheit was die eigene Branche angeht und hat offenbar (wenn man die Postings hier liest) so wenig Freude an der eigenen Arbeit.

Was ist los? So schlecht sind wir doch nicht - wir sind im Show-Biz - wir verantworten keine Fehlgeburten, Insolvenzen, Fehlurteile etc.

Also, bischen mehr Mumm Leute* (und ich meine nicht die Krawallbrause).

*Außer meine direkten Mitbewerber natürlich (Scherz!!)
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

wieder mal ein Fred der Marke:
"Alles ist ja so Scheiße beim Radio/ in der Radioszene - da geht alles (warscheinlich schon nächste Woche) den Bach runter, und verdient haben sie es ja auch die blöden Funker-Idioten, die einfallslosen und geldgeilen Schmarotzer."
Quatsch hoch 5 ;)
Man wird ja wohl noch seine eigen Branche kritisieren dürfen. Und Dennis King ist ja nun wirklich alles andere als ein Unbekannter.
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

Wenn einer 30 lange Jahre keine Freude an seiner Arbeit mehr hatte und nur ans Geldverdienen gedacht hat...
Nein, ich werde das jetzt nicht kommentieren!
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

Heidi: Die - wie du sie nennst - "Selbstzerfleischungs-Threads" in diesem Forum kommen von Postern, die im Radio das (journalisitsche) Niveau vermissen. Was Dennis King mit der "Radio-Seele" meint, sind wahrscheinlich die vor 30 Jahren noch nicht vorhandenen Format-Zwänge und die damals noch vorhandenen Personalities, die in den jeweiligen Sendern den Hauptteil dieser Seele ausmachte.

Warum es diese Threads immer wieder gibt? Nun, zum einen sind es Kollegen, die beispielsweise bei einem Sender mehrere Jahre (oder sogar von Anfang an) dabei waren und den schleichenden Wechsel vom Privat- zum Kommerzradio am eigenen Leib erfahren haben und dieser Zeit nachtrauern. Zum anderen sind es niveauvolle Radiojournalisten, die gegen die Kommerzsender wettern. Und es gibt bestimmt noch viel mehr Personen, die ihren Job gerne anders ausüben würden und sich über das Forum Luft verschaffen. So jedenfalls kommt es immer wieder zu diesen Threads.

<b>Warum</b> sich das Radio so entwickelt hat, ist wieder eine andere Frage - hier würde mich Kings Meinung besonders interessieren...
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

Das ist ja richtig. Wenn der Mann keine Freude mehr hat(te) und nur ans Geldverdienen gedacht hat, dann kommen Fragen auf. Vor allem bei ihm.
Andereseits: Der Trend bei Chirurgen (ich habe es allerdings nicht recherchiert, ist also nur eine Mutmaßung) ist, das mit dem Fortschreiten der Technik die Möglichkeiten größer geworden sind, komplizierte Erkrankungen zu heilen. Ärztepfusch gab es immer und wird es immer geben. Gerade Chriurgen sind ja vereinfacht gesagt nur bessere Handwerker. Da gibt es keine Berater in dem Sinne wie bei uns. Da wir in einer Showbranche (mehr oder weniger) arbeiten, ist dies hier allerdings eine emotionale Geschichte, die auch emotional bearbeitet werden sollte und dazu braucht es eine Seele. Ist diese Seele nicht mehr da, hat auch ein Schauspieler keine Lust mehr auf den Job. Und der ein oder andere in unserem Bereich wäre durchaus mit einem Schauspieler vergleichbar. (Auch, was das Spielen einer Rolle angeht.)
Das ist der Casus knacktus.
Was mich nur wundert, ist, dass ausgerechnet die, die das alles verursacht haben, jetzt am lautesten schreien.
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

Wenn ein Sender wie Antenne1 in Stuttgart noch eine Seele hat, dann versteckt er die aber sehr gekommt hinterm Mischpult irgendwo in den Redaktionsräumen. Mag ja sein, daß die da intern Spaß haben (und in den Redaktionsräumen immer noch 92.2 läuft) aber warum lassen sie das um Gottes willen nicht mal raus über die Antenne.
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

@heidi
das ist eine Unverschämtheit.. du, du.... du DELMENHORSTERIN!!!!!

ansonsten volle Zustimmung an AVB, ich hab erst vor ca. 10 MInuten richtig dolle Spaß gehabt - UND Geld dabei verdient.
Ansonsten muß ich sagen, daß ich es immer so peinlich finde, wenn ältere und fraglos ehrwürdige Herren anfangen, den alten Zeiten nachzutrauern.
Großer Respekt Herr King, aber was haben wohl seinerzeit die Gründerväter des Radios gedacht, als sie flotter, junger Feger auftauchten und Marlboro-Werbung machten????
Ich wünsche so sehr, eines Tages einfach in Frieden mit mir und der Sache abzutreten und andere einfach machen zu lassen.
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

Das das, was auf einigen Sendern mitunter läuft selbst den Moderatoren nur wenig Spaß machen dürfte kann und sollte man dennoch nicht unter den Tisch fallen lassen.
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

Steinberg schrieb:
@heidi
das ist eine Unverschämtheit.. du, du.... du DELMENHORSTERIN!!!!!

ansonsten volle Zustimmung an AVB, ich hab erst vor ca. 10 MInuten richtig dolle Spaß gehabt - UND Geld dabei verdient.
Ansonsten muß ich sagen, daß ich es immer so peinlich finde, wenn ältere und fraglos ehrwürdige Herren anfangen, den alten Zeiten nachzutrauern.

Genau, dass ist die richtige Einstellung - so gehts voran, so schaffen wir in Deutschland den Aufschwung, goldene Zeiten stehen uns bevor, blühende Landschaften...oh...ähm...da ist wohl etwas mit mir durchgegangen. :D

Übrigens: Hand hoch, wer schon mal in Delmenhorst war! (ich schon mehrfach, also Vorsicht, was ihr antwortet). ;)
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

“Vor 30 Jahren habe ich zum letzten Mal Spaß gehabt beim Radiomachen” (Dennis King)

"Lieber Dennis King, willst Du uns damit sagen, das Deine unvergessenen RIAS-Sendungen, die ja weit in die 80er hineinreichten nur der Geldanhäufung dienten und Du 1974 das letzte Mal Spaß beim Radiomachen hattest ?? Kann ich mir kaum vorstellen, denn wenn etwas in der Rundfunkgeschichte Seele hatte, dann waren es doch die Musiksendungen von RIAS Berlin."

Ich glaube, er hat, um den teilweise erbärmlichen Zustand des Radios zu beschreiben, eine etwas überspitzte Formulierung gewählt.

Ich hoffe die "Jungschen" lernen noch viel aus der Radioerfahrung eines Herrn King.
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

ich finde diese Diskussion und ähnliche zeigen auch, dass es die Privatfunker noch relativ gut haben: viel Zeit zum Posten, und Kritisieren und Konkurrenzsender hören...
die meisten Leute haben dass nicht, die müssen einfach nur ihre Scheissjobs machen und die Schnauze halten
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

Ja, wir durchschreiten z.Zt. schon ein Tal der Tränen!

Mir tun ja auch all die Radiosprecher leid (also jene, die noch einen Job haben!), denen seitens ihrer PDs und Consultants so furchtbar mitgespielt wird, die gar soviel erdulden müssen: Wird doch ihr Wortschwall eingebremst undihre unendliche Kreativität seit Jahr und Tag mit Füßen getreten! Weil sich beim Privatfunk doch alles nur noch ums Geld dreht. Welch grauenvolle Erkenntnis!

Matürlich war ja früher alles besser! Das wußte schon Opa Hoppenstedt ("Früher war mehr Lametta!").

Aber bevor ihr euch endgültig der alles verzehrenden Vanitasstimmung anheimgebt und dieses Land von Massenselbstmordwellen in den Funkhäusern erschüttert wird:
Denkt doch mal nur eine Sekunde an all die armen Teufel, die demnächst für 1€ die Stunde putzen gehen müssen.

Und dann also gehet in euch et carpe diem, compris?
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

Es ist wohl eine Frage der Herangehensweise an den Job im Radio. Wenn ich da nur hingehe, weil ich Geld verdienen will, dann kann ich da sicherlich Spaß haben ... mit den Kollegen z.B., der Rest ist mir dann egal, ist ja nur ein Job. Wenn ich aber das Medium Radio liebe, dann habe ich auch einen eigenen Anspruch an meine Arbeit und bekomme Bauchschmerzen, wenn ich ich mitbekomme, wie in meinem Sender die Hörer verarscht werden, z.B. aktuell mit dem Einsatz der 0190 Nummern. Ein ungutes Gefühl habe ich dann auch, wenn ich ständig die 100 oder 200 Songs die in der Rotation meines Programmes drin sind als das Beste vom Besten anpreisen muß, obwohl ich weiß, dass es soviel mehr an guter radiotauglicher Musik gibt.
Ich habe mir gerade das Buch "Die 10 grössten Radio Geheimnisse" der beiden selbsternannten Berater-Päbste Kreklau+Fitzek durchgelesen. Ihre These lautet vereinfacht: "Maximierung durch Reduktion". Mag ja sein, dass sie damit erfolgreich sind, oder bisher waren. Ich frage mich nur, was hat dass alles noch mit Radio zu tun? Kleine Kostprobe aus dem Inhaltsverzeichnis dieses "Werks" gefällig? "Reduzieren SIe Ihr Musikprogramm! Reduzieren Sie Ihr Wortprogramm! Reduzieren Sie Ihre On-Air-Stars! Reduzieren Sie Ihr Personal!" "Dieses Buch ist allen Radiomachern gewidmet, die dieses Medium und ihre Arbeit lieben", lese ich auf Seite 5 und verspüre den starken Drang kotzen zu wollen.

Noch kurz zu Dennis King. Ich habe ihn mal sehr verehrt. Dass war zu DDR-Zeiten, als ich noch ein Kind war. Dennis brachte mir mit seiner "Europarade" den damals so unerreichbar erscheinenden "goldenen Westen" ein Stück näher. Dann kam die Wende, ich hatte die Möglichkeit Dennis mal persönlich zu treffen und mittlerweile finde ich dass was er macht nicht mehr besonders originell, mitunter sogar mehr als peinlich, siehe auch aktuell den schon mehrmals verschobenen Neustart seiner Show auf FAB.
“Vor 30 Jahren habe ich zum letzten Mal Spaß gehabt beim Radiomachen”, seufzt er. “Danach habe ich nur Geld verdient.” War dass jetzt nur ein kurzer Anfall von Melancholie oder steckt mehr dahinter? Wie wärs denn Dennis, wenn Du einfach einen eigenen Sender aufmachst. Am besten einen Piratensender, wie einst Radio Caroline. Hinweg mit allen Konventionen, das Einzige was zählt ist Begeisterung !!! . . . . . aber dafür bist Du wohl zu alt. Du mußt ja "nur Geld verdienen".
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

Ich wünsche so sehr, eines Tages einfach in Frieden mit mir und der Sache abzutreten und andere einfach machen zu lassen.

Na so üppig sprudeln die guten Ideen der neuen Machergeneration wohl nicht. Sonst würden sie kaum im ganzen Land die alte Garde, deren Vertreter häufig durchaus würdevoll und rechtzeitig abgetreten sind, wieder vors Mikrofon zerren. Mit viel neumodischem Marketing-Getöse, versteht sich.
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

No, Elmi mit dem Begriff "würdevoll und rechtzeitig abgetreten" zu versehen finde ich ... nicht zielführend :)
Und Kochwitz irgendwie auch...
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

Okay, das mag sein. Bei Reinke stimmt's auf jeden Fall. Ich habe seine Abschiedsworte von vor 15 Jahren noch im Ohr.

Aber es gibt ja keine Leute ähnlichen Formats, die die Nachfolge der alten Radiomacher angetreten haben. Ganz im Gegensatz zum Fernsehen.

Wer in Deutschland beim Radio arbeitet und bei sich halbwegs überdurchschnittliche Talente wähnt, flüchtet von diesem Medium, meistens zum Fernsehen. Also muss doch irgendwo der Wurm drin sein?
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

@grenzwelle
auch wenn ich deine Worte nur teilweise verstehe und schon gar nicht teile: könnte es eventuell am Geld liegen?
 
AW: Auch Dennis King sagt: Mit dem Radio geht es abwärts

Grenzwelle schrieb:
Okay, das mag sein. Bei Reinke stimmt's auf jeden Fall. Ich habe seine Abschiedsworte von vor 15 Jahren noch im Ohr.

Aber es gibt ja keine Leute ähnlichen Formats, die die Nachfolge der alten Radiomacher angetreten haben. Ganz im Gegensatz zum Fernsehen.

Wer in Deutschland beim Radio arbeitet und bei sich halbwegs überdurchschnittliche Talente wähnt, flüchtet von diesem Medium, meistens zum Fernsehen. Also muss doch irgendwo der Wurm drin sein?


sorry, eindeutiger WIDERSPRUCH. so viele deppen wie derzeit fernsehen machen gab es noch NIE :rolleyes:
 
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