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oha

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Nach 6einhalb Jahren hab ich vor zwei Wochen den Radiojob an den Nagel gehängt, mache Urlaub und fang bald was neues an. Es ist erstaunlich, wie schnell Fragen wie "Rotation" und "Musikbett" in der real world ihre Bedeutung verlieren. Noch erstaunlicher ist, wie schnell einem als Nur-Hörer klar wird, was Radio definitiv NICHT braucht:

Musikprogramme, die jeden Tag zu jeder Stunde nahezu gleich klingen (Ich hör doch auch nicht jeden Tag die gleiche CD zur gleichen Zeit...).

Wetterberichte, die definitiv das einzige sind, was der Moderator zu sagen hat und deshalb zum Riesen - Event werden.

"Moderierte" Verkehrshinweise, die so lange daher geschwafelt werden, bis ich die Ausfahrt verpasst habe, die mich vor dem Stau gerettet hätte (Gaaanz schlimm bei SWR1).

Moderatoren, die mir ständig sagen, dass bald Wochenende ist und ich doch bitte einen schönen Nachmittag zu haben habe.

1.30 Min. Nachrichten, bei denen ich kaum hinhöre und schon sind sie rum.

Umfragen über das tollste Freibad, Eis oder sonst ein Thema, das keiner braucht.

Musikbetten in jeglicher Form.

Liner Cards in jeglicher Form.

Hörer, die nichts zu sagen haben, es aber trotzdem tun dürfen, da kein Geld für Beiträge da ist.

Moderatoren, die so sind wie Hörer, die nichts zu sagen haben, aber nett dabei lächeln können.

Vermutlich noch einiges mehr, aber ich hab ja Urlaub...
 
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Auf der einen Seiten tut es mir leid für Dich. Andererseits hast Du jetzt vielleicht die Chance, in einem anderen Bereich zufriedener zu werden.

Nun bin ich mal gespannt, wie die verbliebenen, meist kritikresistenten Radiomacher mit Deinen Erfahrungen umgehen...
 
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Ach so, eins hab ich vergessen: es war eine tolle Zeit, ein Traumjob...
 
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Tom2000 schrieb:
Nun bin ich mal gespannt, wie die verbliebenen, meist kritikresistenten Radiomacher mit Deinen Erfahrungen umgehen...

Ich kann oha gut verstehen. Nicht zuletzt aus den bereits aufgeführten Gründen halte ich mich, soweit möglich, von sämtlichen Formatradios fern. Statt in einer Moderationsstunde dreimal piep sagen zu dürfen, mache ich lieber gebaute Beiträge, die interessieren und informieren. Dabei brauche ich mich von keiner Quote unter Druck setzen zu lassen und mir auch keine Gedanken darüber machen, ob das Unternehmen XY nach einer kritischen Berichterstattung noch Werbung schalten wird. Öffentlich-rechtlich kann eben doch vorteilhaft sein, sowohl für den Hörer als auch für die Macher.

Wer hingegen moderiert, um kleine Mädchen zu imponieren, der soll weiterhin mit Maulkorb vor dem Mikrofon sitzen und Held spielen. Mein DIng ist das nicht und irgendwann hat jeder genug von der Dudelei und locker-vom-Hocker-Sprüche, während man sich hinter den Kulissen die Köpfe einschlägt.

Gruß

Micha
 
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@ oha: kann es nicht sein, dass du IM MOMENT einfach nur genervt bist, dass aber in zwei-drei wochen wieder ganz anders aussieht?

möchte dir nicht zu nahe treten, aber wenn ich nämlich so von mir ausgehe - ich bin 17 jahre und arbeite erst ein gutes jahr so neben der schule beim radio. ich muss sagen, dass macht mir richtig viel spaß. seit ungefähr letzten januar moderiere ich auch regelmäßig ne sendung. bin zwar noch nicht 100%ig sicher im umgang mit der technik und schreibe mir meist auch noch die moderationen auf, verfluche ab und zu, nach nem groben fehler:(; das ganze -aber nach zwei bis drei wochen urlaub fehlt mir das studio dann doch irgendwie.
genauso ist es mit den beiträgen!
ist das mit dem traumjob von dir ernst gemeint?:)

Brain
 
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Brain, es war (und ist) in vielerlei Hinsicht ein Traumjob und ich hoffe, Du hast auch weiterhin Spaß dabei (klingt väterlich, ich könnte aber auch altersmäßig durchaus Dein Papa sein...hihi). Ich bin aber durchaus nicht "genervt". Es ist einfach Zeit für was anderes. Der Beitrag von MichaNRW trifft dabei den Kern vom Pudel zumindest in Teilen...
 
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@ oha: und was willst du jetzt machen? in ner anderen branche wieder von klein anfangen? darf ich fragen woher du kommst?
 
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@oha
Dein erstes Posting trifft voll (!!!) meine Zustimmung. Jede Zeile!! Vorwiegend Privatradio (früher von mir herbei gesehnt), aber auch immer mehr die sog. Serviceprogramme der ÖRs nerven mich zusehends. Abends höre ich fast nur noch Deutsche Welle. Auch wenn ich nicht immer intensiv zuhöre, aber ich erfahre laufend interessante Dinge aus vielen Bereichen des Lebens, was auch meinen Horizont erweitert.
 
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Brain, mach Dir mal keine Sorgen, ich fange nicht völlig bei Null an. Es gibt aber durchaus ein Leben außerhalb der Studiowände...
 
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MichaNRW schrieb:
mache ich lieber gebaute Beiträge, die interessieren und informieren. Öffentlich-rechtlich kann eben doch vorteilhaft sein, sowohl für den Hörer als auch für die Macher.


Was macht Dich da so sicher?
 
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Heidi schrieb:
Was macht Dich da so sicher?

Wenn einer sagt: "... kann ein Vorteil sein..." - was ist daran "sicher"? Willst du grundsätzlich ausschließen, dass ö-r-Funk auch seine Vorteile hat? Das wär ja schon ein bisschen eng gefasst...
 
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@oha Ich bin sicher, wenn du denkst, es ist dein Traumjob, dann jetzt nicht ganz aussteigst, sondern eine lange Pause machst und zurückkommst, wirst du besser sein als je zuvor. Woher ich das weiß?.... ;)
 
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Heidi schrieb:
Was macht Dich da so sicher?

Wie newsman bereits richtig erkannte, schrieb ich, kann ÖR-Hörfunk von Vorteil sein. Solltest Du hingegen hinterfragen, weshalb ich mir sicher bin, dass meine Beiträge interessieren (und informieren), so kann ich a) auf 20 Jahre journalistische Radioerfahrung, davon 16 Jahre professionelle, verweisen b) auf die viele Hörerpost und c) auf zahlreiche Übernahmen innerhalb anderer ARD-Anstalten.

Mit "professionelle" meine ich übrigens, dass ich seither davon lebe, während es zuvor "Lehrzeit" bzw. "Beibrot" war. ;)

Gruß

Micha
 
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@newsman :)

O.K. Ich bezog mich auch eher hier drauf.

MichaNRW schrieb:
mache ich lieber gebaute Beiträge, die interessieren und informieren.

Denn da ist Micha offensichtlich sicher - kann er aber (wenn er ehrlich ist) nicht sein. Klingt komisch, ist aber so. :D
 
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@oha

darf man fragen, was du jetzt beruiflich machst? immer noch im medien-bizz oder was ganz anderes?

hintergrund meiner frage: habe mich letzte woche mit einem kollegen über genau das selbe thema unterhalten, und er meinte, daß er am überlegen sei, die branche zu wechseln und so ganz anders hinzugehen.
 
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@unwissender - interessante These...

@pegel - der Ausstieg beim Radio bedeutet keinen kompletten Branchenwechsel für mich...
 
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