Aussterbende Radiobegriffe – alle hier rein...

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Bandrückgewinnung? Aber sicher! War des Praktikanten Arbeit. Für die Chefs der Test, ob der Praktikant auch sauber arbeitet: Linsen oben und unten unzählige weiße Klebestreifen raus, hatte er schon den nächsten Job und einen seiner letzten wichtigen. "Dat jeht doch au' orn'tlich."

Danach durfte er vielleicht noch die Überdicke halbrunder Aufkleber von Bobbys entfernen, damit man sie wieder ordentlich im hölzernen Bobbyständer stapeln konnte. "Und bitte alle richtichrum rein und ohne verkanten. Sollte doch möchlich sein."
 
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Hatten wir die Doppeltrennklinke und das Verstärkergestell schon?


@ Zwerg: Die Rundfunkbehörde zu Frankfurt sah für die Fahrpläne folgenden Verteiler vor:

  • Blatt 1: Sprecher
  • Blatt 2 (gelb): Leiter vom Dienst
  • Blatt 3: Tontechniker(in)
  • Blatt 4 (grün): Toningenieur
  • Blatt 5 (rosa): Zwischenarchiv
  • Blatt 6 (blau): Schallarchiv
  • Blatt 7: Abteilung
  • Blatt 8: (ohne Bezeichnung)
Sorry w/ der zunächst falschen Benennung. Man beachte, daß es dort offensichtlich keine weibliche Toningenieure gab, dies änderte sich erst durch besagte Kollegin S.


Gruß TSD
 
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@ Onkel Otto: War hr1 nicht auch im 1. Stock? In der "großen 8"?

(Und nebendran war der Diskplatz!)

Oder meinst du das GANZ alte Studio, in dem der Abspieldienst noch keinen Fernstart hatte und der Pultdienst immer "AB!" brüllen musste?

Genau - ich meine KB mit der ursprünglich durch eine Glasscheibe und Tür abgetrennten Abspieldienstkabine. In späteren Jahren wurde wenigstens die Glasscheibe zum Ton-Ing. entfernt.
Aus der großen 8 sendete hr1 immer nur am Wochenende oder bei KB-Havarie. Die 8 wurde werktags gerne als Produktionsstudio genutzt (war ja auch als Hörspielstudio ausgelegt, deswegen auch "8" - in Analogie zu den beiden anderen Hörspielstudios 6 und 7) :rolleyes::cool::rolleyes:
 
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Ich hab auch noch einen: Dreiton. Und wenn ich jetzt in meiner Wohnung wäre, würde ich glatt noch die beiden akustischen Schätzchen anhängen.
Büddeschööön: aussterbende Radiobegriffe zum Nachhören.
 

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Genau - ich meine KB mit der ursprünglich durch eine Glasscheibe und Tür abgetrennten Abspieldienstkabine. In späteren Jahren wurde wenigstens die Glasscheibe zum Ton-Ing. entfernt.
Aus der großen 8 sendete hr1 immer nur am Wochenende oder bei KB-Havarie. Die 8 wurde werktags gerne als Produktionsstudio genutzt (war ja auch als Hörspielstudio ausgelegt, deswegen auch "8" - in Analogie zu den beiden anderen Hörspielstudios 6 und 7) :rolleyes::cool::rolleyes:

Wow. *Hut zieh*.
Was du alles weißt. Du und der Tondosenmann.
Ich mach das ja nun auch schon rund 25 Jahre, aber ich erinnere mich an all diese Sachen gar nicht mehr. Weder an Glasscheiben in KB noch gar an die einzelnen Empfänger der Durchschreibtrennsätze. Auch wiederholtes Nachfragen bei angejahrtem Technikpersonal ;) brachte dahingehend keine vollständigen Erkenntnisse.

Neugierige Frage:
Habt ihr in weiser Voraussicht damals alles dokumentiert oder seid ihr einfach Gedächtnis-Genies?
 
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@Armstrong: Wenn man sich als Jung-Mensch vor 30 Jahren über etwas dermaßen gewundert hat, dass man Mühe hatte, vor seinen Vorgesetzten nicht in Lachen auszubrechen, vergisst man das sein ganzes Berufsleben nicht mehr - das als Erklärung zu den Glasscheiben in KB, den Doppel-Achtfach-Trennsätzen der Fahrpläne und manch anderem Murkehaften nicht nur des Dornbusch...
 
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Ich hab auch noch einen: Dreiton. Und wenn ich jetzt in meiner Wohnung wäre, würde ich glatt noch die beiden akustischen Schätzchen anhängen.

Büddeschööön: aussterbende Radiobegriffe zum Nachhören.

Ich bin ja bekanntermaßen interessierter Laie und einige der hier vorgestellten Begriffe kenne ich sogar - oder kann die Bedeutung aus dem Begriff selbst mehr oder weniger erraten :D aber der Dreiton hier gibt mir zu denken und weder das allwissende Orakel von Googlos noch die weisen Tempeldienerinnen der Wikipedia gaben mir eine erschöpfende Antwort auf meine flehenden Anfragen - wofür war der? Meine Vermutung wäre ja als Band- (oder Take) Anfangs- und Endmarker, ähnlich dem Vorspannband bei Film- und Videomaterial. Dafür würde sprechen, daß sich die Signale als Anfangs- und Endmarker sowohl bei unterschiedlichen Bandlaufgeschwindigkeiten als auch vor- und rückwärts eindeutig erkennen ließen - hab ich richtig geraten?

LG

McCavity
 
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@McCavity: Die Bedeutung wird wohl die gleiche sein wie in diesem Video. Umschaltsignal für den Sender. Damals™ mußte sich RTL in bestimmten Regionen Frequenzen mit anderen Veranstaltern teilen.
 
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Das waren Steuersignale, mit denen bei Überspielungen z.B. zwischen unterschiedlichen Anstalten die jeweils aufzeichnenden Maschinen auf der "anderen Seite" gesteuert werden konnten. Muß man sich so vorstellen: an der Tür steht "Überspieltonträger" und drinnen stehen ringsum Bandmaschinen, auf den meisten ein voller Wickel. Irgendwann fängt eine davon einfach an zu laufen und schneidet was mit, was gerade auf Leitung reinkommt. Und danach stoppt sie wieder. Das machte der Dreiton.

Ich bekam einmal einen (absichtlich) gesendeten Take zu hören, der ging sinngemäß wie folgt: "Hallo, hier ist der [1. Sprecher] RIAS, [2. Sprecher] RIAS, [3. Sprecher] RIAS. Wir wollen euch was überspielen, aber der Dreiton geht nicht. Wir machen den jetzt von Hand: [1. Sprecher] Düdelütt..."

Großer Spaß! Hat das zufällig jemand in seinem Schatzkästchen?
 
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Nicht ganz. Die Dreitöne sind analoge Steuersignale zum ferngesteuerten Starten und Stoppen einer Bandmaschine. In Zeiten von "Zentralen Überspieltonträgern" (ZÜTR) standen mehrere Bandmaschinen, die - wie auch immer - an den Sternpunkt angeschlossen waren. Kam über den Sternpunkt eine Beitragsüberspielung, gab es den Dreiton 1, der damit den Aufnahmevorgang startete. Das Band lief also, die Überspielung konnte beginnen. War der Beitrag zu Ende, folgte Dreiton 2, der das Band auf der anderen Seite wieder stoppte.
Das Prinzip des Dreitons ist vergleichbar mit dem ARI-Pieps der Verkehrsmeldungen: es ist ein rein analoges Steuersignal, das für den Menschen keine Bedeutung hat, für die Geräte aber ein wichtiges Signal, weil man damit etwas fernsteuern konnte.

Wenn also beispielsweise der NDR einen Beitrag zum SWF senden mußte und das über den Sternpunkt lief, wurde die Leitung bestellt, und jemand beim NDR drückte auf das Knöpfchen für den Dreiton, damit startete in Baden-Baden eine Bandmaschinee mit der Aufnahme. Dann hörte man meistens einen Tontechniker über ein schnödes KDO-Mikro, der den Titel des Beitrags und die Länge ansagte und fuhr das Quellmaterial ab. Dann kam der Schluß-Dreiton, und in Baden-Baden hielt die Bandmaschine XY wieder an. So konnten innerhalb der ARD Wortbeiträge ausgetauscht werden. Heute läuft das meines Wissens über DigaTrans.
 
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@BlueKO, Radiowaves & Gelb

Vielen Dank, wieder etwas dazugelernt - also kann man das im Grunde ein wenig mit dem gesendeten Europiepser vergleichen, der ja auch ein entferntes Gerät "startet"?

Was mich hier noch wundert ist, warum werden die Piepser 5 mal übertragen? Beim Europieps (und auch den Piepsern der Feuerwehr) wird das Signal ja nur doppelt übertragen und das, obwohl ich eigentlich erwarten würde, daß die Übertragung durch die Luft wesentlich schlechter wäre, als über Leitung - insofern hätte ich eher da die höhere Redundanz erwartet?

Und was war nachher tatsächlich auf dem Band zu hören? Ich würde mal wieder vermuten: 4 x Startpieps, Ansage des Technikers, Beitrag, 1 x Endpieps? Die Geräte haben doch bestimmt schon beim ersten Signal geschaltet, oder haben die mehrere Piepser abgewartet?

LG

McCavity
 
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Was mich hier noch wundert ist, warum werden die Piepser 5 mal übertragen?
Einfach, damit die Maschine auch wirklich anläuft. Kost' ja nix. Manchmal waren's auch nur dreie. (Es hätte nur kein Hörspielautor auf die Idee kommen dürfen, in sein Werk einen Stop-Dreiton einzubauen...)


Gruß TSD
 
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Wow. *Hut zieh*.
Was du alles weißt. Du und der Tondosenmann.

Ich muß mich mal anschließen, und ziehe auch den Hut, obwohl ich - aus technischer Sicht - eine "EMT-Tondose" nicht für das Nonplusultra der Schallplattenabtastung halte.

Es freut mich immer wieder, die beiden zu lesen: Immer für Wissenswertes, eine Überraschung oder "spitze Feder" gut.

Genug "Gefühlsduselei", wir sind schließlich Männer....

vg Zwerg#8
 
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Wenn also beispielsweise der NDR einen Beitrag zum SWF senden mußte und das über den Sternpunkt lief, wurde die Leitung bestellt, und jemand beim NDR drückte auf das Knöpfchen für den Dreiton, damit startete in Baden-Baden eine Bandmaschinee mit der Aufnahme. Dann hörte man meistens einen Tontechniker über ein schnödes KDO-Mikro, der den Titel des Beitrags und die Länge ansagte und fuhr das Quellmaterial ab.

Wer das mal hören will, der konsultiere auf radiopannen.de die Position „Kinder, so geht das nicht“. Da passiert nämlich nichts anderes, als das man auf der Leitung gleichzeitig auch noch ein Gespräch führen will.
 
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