Aussteuerungstechnik im Rundfunk – ewige Missverständnisse?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
...und da haben wir dann wieder ein Missverständnis, was ja dann auch zum Titel passt. Natürlich brauchst Du je nach Abhoersituation und Umgebungslaerm ggf. eine andere Abhoerlautstaerke, hier könnte übrigens eine jeweilige Einengung der Loudnessrange helfen. Aber weshalb findest Du es normal, dass Du diese immer anpassen musst, wenn ein anderes Programmelement kommt, sich die Abhoersituation ja aber gar nicht ändert? Das jedenfalls ist definitiv ein Loudness- und kein Spitzenpegelproblem! Auch wenn Diejenigen, die absurdeste Einstellungen für Multiprocessing Tools entwerfen, gern das Gegenteil behaupten. Und gerade im Auto, wofür dieses Zusammenquetschen ja so prima sein soll, funktioniert es zumindest bei mir meistens nicht, siehe obige Beispiele. Und man muss hier wirklich den kompletten Programmfluss betrachten und nicht nur einzelne Elemente für sich.

...und da haben wir dann wieder ein Missverständnis, was ja dann auch zum Titel passt. Natürlich brauchst Du je nach Abhoersituation und Umgebungslaerm ggf. eine andere Abhoerlautstaerke, hier könnte übrigens eine jeweilige Einengung der Loudnessrange helfen. Aber weshalb findest Du es normal, dass Du diese immer anpassen musst, wenn ein anderes Programmelement kommt, sich die Abhoersituation ja aber gar nicht ändert? Das jedenfalls ist definitiv ein Loudness- und kein Spitzenpegelproblem! Auch wenn Diejenigen, die absurdeste Einstellungen für Multiprocessing Tools entwerfen, gern das Gegenteil behaupten. Und gerade im Auto, wofür dieses Zusammenquetschen ja so prima sein soll, funktioniert es zumindest bei mir meistens nicht, siehe obige Beispiele. Und man muss hier wirklich den kompletten Programmfluss betrachten und nicht nur einzelne Elemente für sich.
 
Ansichten eines Soundprocessing-Beraters, Teil 1

Bei meinen Recherchen zur R.128 bin ich kürzlich erst auf dieses bemerkenswerte Pamphlet gestoßen, welches vor einem Jahr schon in einem VDT-Magazin erschienen ist und von einem Tonmeister dort empfohlen wird. Dass es auf jener Website gehostet wird, erweckt den Anschein einer Interessengemeinschaft, die der R.128 nicht sehr wohlwollend gegenüber steht. Nun, jeder sollte seine Meinung äußern. Besondere Objektivität und Sachlichkeit muss aber von Personen in Lehreinrichtungen erwartet werden können.

In Anbetracht des Einflusses des selbsternannten “Soundprocessing-Beraters” im ÖR und an der Medienakademie schreit sein Pamphlet mit Ungenauigkeiten und Verdrehungen geradezu nach kritischer Kommentierung. Ich habe im Folgenden diese Mühe nicht gescheut.
Endlich, die Erlösung scheint nahe, die EBU hat uns Radiomachern eine Lautheitsrichtlinie geschenkt.
Die Zeit gnadenloser Kompression schein gezählt, das Dynamikweltbild wieder zurechtgerückt.
Schon in der süffisanten Einleitung lässt der Autor sein Ansinnen unverhohlen erkennen. Nach meinem Kenntnisstand hat die neue EBU-Richlinie R.128 nie den Anspruch erhoben alle Probleme der Tontechnik zu lösen, wie in dem Artikel suggeriert wird. In erster Linie soll sie dafür sorgen, dass zur Loudness-Maximierung “gentechnisch” totkomprimierte Produktionen, die meist sinnlos Systemdynamik verschwenden, nicht auch noch im Vordergrund brüllen, während dahinter das natürliche Angebot untergeht. Der Kahlschlag soll und könnte damit verhindert werden!

Es liegt wohl in der Natur von „Soundprocessing-Spezialisten“ an allen Knöpfen drehen zu wollen (besonders wenn sich das auch noch finanziell lohnt). Der Autor liegt nicht falsch mit der Argumentation, dass “gleiche Lautheit“ nicht „gleiche Sprachverständlichkeit“ bedeutet. Unbestritten ist auch, dass die Möglichkeiten des Soundprocessings als Gestaltungmittel in der (Live-) Produktion nützlich eingesetzt werden können um z.B. schlechte O-Töne und Telefongespräche etc. verständlich aufzupolieren. Das waren aber schon immer grundlegende Problematiken für gezielte Anwendungen. Ebenfalls unbestritten dürfte sein, dass das Spielen mit den Gestaltungsmitteln dem Erwerb wertvoller Erfahrungen im Umgang damit dienen kann.

Es ergeben sich Fragen: Muss alles rücksichtslos umgesetzt werden was technisch möglich ist? Kann man nicht bewährte, funktionierende Bereiche einfach nur bewahren? Womöglich an den Haaren herbeigezogene Rechtfertigungen müssen hinterfragt werden. Behauptungen sind sachlich zu belegen und dürfen nicht nebulösen „Optimierungs“-ansprüchen geopfert werden. Hier gehört der Autor in die Pflicht genommen.

Einen Teil seines Wissens bezog er vermutlich aus oberflächlich angelesenen Fachartikeln, die er nun locker in einer gewissen Selbstüberschätzung nach eigenem Gutdünken interpretiert, was aber nicht immer den Tatsachen entspricht. Das scheint ihn indes nicht stören, Hauptsache unterhaltsam.

Nachdem mit der Loudnessmaximierung im Radio keine Lorbeeren mehr zu verdienen sind weil es jeder so macht, hat sich der Soundprocessing-Berater offenbar einen neuen Mythos zur Rechtfertigung gestrickt, an allen “Geschmacksschrauben” in der Tonübertragungskette drehen zu müssen. Dabei wird der Begriff “Maximierung” erst mal lieber plakativ durch “Optimierung” ersetzt. Hinter diesem blumig-diffusen Begriff kann sich nun aber alles verbergen und es besteht seitens des Autors offenbar auch ein Bedürfnis diese „Optimierungen“ esotherisch zu verklären. Möglicherweise ein wirksames Geschäftsmodell.

Auffallend ist, dass der Autor von Anfang an zielstrebig versucht die Sinnhaftigkeit der EBU-Richtlinie R.128 zu untergraben und stattdessen seinen „Optimierungs“-Hype in den Vordergrund zu schieben. Ständige Hinweise auf Vorzüge von nebulös gehaltenen wie-auch-immer-“Optimierungen” und deren Notwendigkeiten für alle Tonbereiche und Sendeketten ziehen sich durch den gesamten Artikel. Referenzen für die Richtigkeit oder Sinnhaftigkeit dieser Behauptungen fehlen. Dabei werden auch mal falsche Zusammenhänge hergestellt, “idealer Klang” in einem “homöopathisch” ganzheitlichen Konzept vom blauen Himmel herunter versprochen und gleichzeitig Rücksicht auf 9-Euro-Chinesenradios genommen.

Es wird auch nicht vergessen die Gespenster des „Massenmarktes“, des “Reichweiten”- und Hörer-Verlusts aufgrund von verlorenem “Signal-Rauschabstand” und der Vielen-Hunderttausend-Euro-Investitionen für R.128. aufzufahren, ohne dass die Kosten seines „Optimierungs“-Hypes zur Sprache kommen. Aber nicht ein Hinweis auf die ständigen Verzerrungen durch permanent dynamisches Verbiegen und Verdichten bei sog. „Optimierungs“-Prozessen“ mit fragwürdiger Notwendigkeit.

Gegen Ende nochmal Autor’s Eiertanz zwischen Nützlichkeit und Unfähigkeit der R.128:
Automatisation im Pool bietet ein weites Optimierungspotential und damit einen sinnvollen Einsatz der EBU-Lautheit. Ob es zu mehr reicht, muss die Praxis zeigen.
mit einem inkompetenten Vergleich:
Wobei angemerkt sein darf, dass diese Taktik die Lautheitspropleme der Übergänge in einer Sendung ebenso gut oder so schlecht ausgleicht wie das Aussteuern nach heutigen Pegelmetern ...
wobei mit „heutigen Pegelmetern“ selbstredend das neuzeitliche True Peak Meter gemeint ist, welches sich in der Wirkung völlig konträr zum Lautstärkemesser verhält und eine uralte Fehlinterpretation wieder aufwärmt (siehe auch post #16).

Mein Resümee

Den gesamten Artikel empfinde ich als penetrantes Werbeprospekt der Firma „XXX-Media“ zur Durchsetzung eines bewusst diffus gehaltenen „Optimierungs“-Hypes für „alle Bereiche der Tontechnik“, sozusagen als Konkurenz zur EBU R.128, mit „If-you-can't-beat-them,-join-them“-Charakter. Kein Zweifel, der Autor hat die eierlegende Wollmilchsau namens „Optimierung“ zur Lösung aller Tonprobleme im Gepäck.

Spekulationen über die Gründe für die „Optimierungs“-Forcierungen des Autors lassen nicht viel Spielraum. Er arbeitet im ÖR und betreibt mit einem Geschäftspartner eine Beratungsfirma, die im ÖR ein großes Potential sieht. Das alleine wäre kein Grund ihn misstrauisch zu beäugen. Wenn diese „Optimierungs“-Hypes aber zu Lasten der gebührenzahlenden Hörer gehen ist Aufklärung angesagt, damit die Betroffenen ggf. dem neuen „Optimierungswahnsinn“ die Stirn bieten können. Ich unterstelle hier Privatinteressen gegen Allgemeininteressen, gegen eine eher allgemeinverträgliche Richtlinie mit klaren Vorgaben.

Gerecht wäre eine Hörerumfrage nach ausführlicher sachlicher Information. Da ich aber die Illusion, dass das geschehen könnte nicht habe, plädiere ich für eine Verordnung zur Einführung der R.128 im allgemeinen Interesse.

TB.

P.S.:
Ehrlich g'sagt, ich fühl' mich von dem Dampfplauderer “net nur ä bissle verarscht”. Auch wenn der Kommentar von einem Nobody kommt, vielleicht kann er doch als Anregung für den einen oder anderen Kritiker dienen.
 
SWR3 Processing is powered by Stefan Scheurer...... das sagt doch alles über sein Know-How aus.....*würg*
Stereomaxx goes crazyyyyy...... omg
Und bei Baden.fm kann man sich Lynen´s "edles Meisterwerk" anhören Oo
Was Lynen ja angeblich wirklich denkt, könnt ihr euch ja mal in folgendem Video anhören.
http://dl.dropbox.com/u/28938952/RealFM video Preview.avi
no words.


Tonband.....ich stimme dir da voll und ganz zu.
 
Ein Blick auf die homepage http://www.stefan-scheurer.de/projekte/index.html
zeigt "Aktuelle Projekte" aus dem Jahr 2004. Frischeres habe ich nicht gefunden.

IMHO hinterlässt die Diskussion über die "Leistungen" des Autors Eindrücke von einer Exhumierung.

Es darf bezweifelt werden, dass er heute noch in diesem Umfeld tätig ist.
Ich tippe auf Veranstaltungstechnik, Versicherungswesen, Gebrauchtwagenmarkt . . .

Es grüßt RainerK
 
Aufschlussreich, danke @nobier, (dafür haben sich die 94 MB download rentiert).

Die beiden letzten Minuten des Streifens offenbaren eine m.E. grundlegende unsensible Gedankenwelt des ehemaligen Piratenradio-Moderators. Das ist ja nicht mal witzig, nur plump. Und es steckt schon ein gewisses Potential für Rücksichtslosigkeit drin.

So ein "Vogel" wird nun als "Coach" auf die Menschheit losgelassen auch für den ÖR. Offenbar haben Dampfplauderer nach wie vor Konjunktur.
wiki schrieb:
Seit 2000 arbeitet er vor allem als Dozent, Trainer, Berater und Coach für private und öffentlich-rechtliche Medienunternehmen.
„If there’s an elephant in the room - introduce him.“
 
Ein Blick auf die homepage http://www.stefan-scheurer.de/projekte/index.html
zeigt "Aktuelle Projekte" aus dem Jahr 2004. Frischeres habe ich nicht gefunden.

IMHO hinterlässt die Diskussion über die "Leistungen" des Autors Eindrücke von einer Exhumierung.

Es darf bezweifelt werden, dass er heute noch in diesem Umfeld tätig ist.
Ich tippe auf Veranstaltungstechnik, Versicherungswesen, Gebrauchtwagenmarkt . . .

Es grüßt RainerK

Ich glaube er ist aber noch beim SWR.
 
Ich schnalle ehrlich gesagt nicht,welchem Zweck das dient. Demonstration von Gruselradio? Oder ist das jetzt richtig ausgesteuert, so mit Loudnesss und dem ganzen Zeug? Oder ganz falsch?
 
ganz falsch ^^^^^^^^
ist rrrrichtig :thumbsup:

Zurück zum Thema:
Hallo zusammen, .... Übrigens stelle ich hierfür gerade Demomaterial zusammen. Wer mir dazu ggf. Audiomaterial zur Verfügung stellen möchte kann mich gern kontaktieren. (..) Beste Grüße!
Hallo @marillenfreund,

das interessiert mich sehr! Ich habe Dir mal 3 Proben a' 30s aus meinen Original-CD's gerippt:
(das extension .wmv darf in .wav umbenannt werden)

1) Dire Straits - So far away (Vertigo 1985), one of my favorites.

2) The Veterinary Street Jazz Band - Black Maria (Turicaphon 1990) aus dem Tonstudio Bauer :thumbsup:

3a) Amy MacDonald - This is the Live (Melodramatic 2007)

3b) Amy MacDonald - This is the Live (Melodramatic 2007), 8 bit is enough

Bin mal gespannt auf die Ergebnisse.
und darauf: Wer hört eigentlich zwischen 3a) und 3b) einen Unterschied im "Signal-Rauschabstand"? ;)

Bunte Ostergrüße von
TB
 
... und hier noch eine ‚Lektüre’ für die, die Ostern Dienst schieben müssen.


Ansichten eines Soundprocessing-Beraters, Teil 2
Für die Gegendarstellungen war es nötig das Pamphlet etwas zu sezieren:

Das Ende des Loudness War ? – am Beispiel UKW
... UKW-Hörfunk (..) dort gibt es mit der Multiplex-Leistung schon seit der Jahrtausendwende ein erfolgreiches Verfahren, den UKW-Markt in der Lautheit anzupassen. () Norm-Lautheit ()

... nicht jeder Senderbetreiber hat den Lautheitsstandard MPX 0 dBr immer ganz ernst genommen...
FALSCH ! Die MPX-Leistungsbegrenzung ist kein "Lautheitsstandard"! Derart grobe Schnitzer sollte sich ein Berater an der Medienakademie nicht leisten.

Die MPX-Begrenzungsmaßnahme gemäß ITU-R BS.412sollte seit 1994 verhindern, dass die bei der Frequenzplanung zugrunde gelegten Störabstände in den Nachbarkanälen dauerhaft durch starke Dynamikkompression verschlechtert werden. Zur Vermeidung von Nachbarkanal-beeinträchtigungen ist sie aber nur ein Kompromiss, da über einen relativ langen Zeitraum von 60s gemittelt wird.

Eine gewisse Begrenzung von Loudness war dabei eine (positive) Sekundärwirkung. Zur Lautheitsanpassung ist die MPX-Leistungsbegrenzung nicht geeignet, es sei denn, jeder Sender sendet permanent das gleiche ‚rosa’ Rauschen als Programmsignal.

Der Loudness War begann bereits Ende der 1980er mit zunächst massiven Hubüberschreitungen. FM-Hübe von 150 kHz, also doppeltem zulässigem Hub, waren bald keine Seltenheit mehr. Nachdem die Einhaltung der Sendergrenzhübe umfangreich kontrolliert wurde, gewann die Verdichtung (Dynamikkompression) zunehmend an Bedeutung, die trotz eingehaltenem Grenzhub zu Nachbarkanalstörungen führte. (zur Hubbegrenzung siehe [1] im Anhang)
... denn weniger Kompression konnte durch mehr Hub ausgeglichen werden ...
Die MPX-Leistungsbegrenzung bewirkte bei extrem komprimierten Tonsignalen zwar wieder etwas „Luft“ nach oben für den FM-Hub, gleichzeitig aber wurde mit allen Mitteln „optimiert“ was das Zeug hergab, die Tonqualitätwurde endgültig zum Kollateralschaden. Dafür war kein Optimod oder Omnia zu teuer. Das ging sogar soweit, dass Tonsignale zunächst auf Permanentmodulation von +/-75 kHz gebracht wurden bevor ihnen mit der „MPX-Glocke“ die finale Form zum „sendefertig“ aufgeklopft wurde. Diese Praxis ist nun ausgelutscht, Zeit für neue Hypes.

Notwendige Optimierungen“ – der nächste Hype ?

Womit wir bei einem praktischen Anwendungsfall gelandet sind, einem “unoptimierten Kulturprogramm”:

UKW-Kulturprogramm.gif

Hier wieder die Fehldeutung „Lautheitsmaximalwert“ (siehe oben). Was sind denn „?unnötige Stellen?

Wenn der Spitzenhub wie hier im Beispiel (links) erreicht wird, kann von Vollaussteuerung gesprochen werden. Die schwankende MPX-Leistungskurve (rechts) zeigt, dass im Tonsignal noch Dynamik vorhanden ist. Natürlich klingende Tonsignale erreichen trotz Nutzung des zulässigen FM-Spitzenhubes kaum die zulässige MPX-Leistungsgrenze.

Genau hier kann die R.128 helfen etwas zu bewahren, was sonst restlos den Manipulateuren zum Opfer fallen würde, für die nach all der Soundspielerei "natürlicher Klang" sehr fremd geworden ist.

FINGER WEG von den ÖR-Kulturkanälen !!!

Der Autor möchte also die Dynamik in der MPX-Leistungskurve nun zugunsten einer Loudness-“Optimierung” rausbügeln "ohne das Signal zu komprimieren"? (siehe: "eierlegende Wollmilchsau"). Dabei wäre ihm die R.128 in der Tat ein Dorn im Auge, weil sie Dynamik zulässt.
Allein in Deutschland gibt es gerade einmal eine Handvoll Experten, die eine „variable adaptive Preemphasis“ (..) erklären können ...
Einstellen lässt sich immer irgend etwas, auch viel Unnötiges und Schädliches. Dazu wird selbstverständlich der Missbrauch der "adaptiven Preemphasis" (s. [1], Anhang) empfohlen, was sich erfahrungsgemäß wegen permanenter De-Esserwirkung in verminderter Sprachverständlichkeit äussert, da die Höhen (z.B. S-Laute) und Tonsignalspitzen zwangsläufig der Loudness zum Opfer fallen. Das ist keine saubere Technik.
Man braucht kein Genie zu sein um zu merken, dass eine neue Lautheitsrichtlinie für den UKW-Weg keinen Sinn macht.
Ahhh ja, wer jetzt nicht zu den ganz Dummen gezählt werden will, kommt nicht umhin hier zuzustimmen. Und warum macht sie keinen Sinn? Haben wir nicht vor dem Lautheitskrieg (auch bei Gewitter) “glasklar” UKW hören können? Die anderen Verbreitungswege (z.B. Digitalradio) werden schon mal vorbereitend in den neuen allumfassenden Soundprocessing-Optimierungs-Mythos mit einbezogen.

Achtung, nun kommt ein “Basic”, ein Hauptargument der “Optimierer” (nicht nur für UKW):
.. schlechte terrestrische Versorgung wie bei den meisten Klassikwellen
Hier wäre doch mal ein greifbarer Ansatz für einen objektiven Nachweis. Die Klassik- bzw. Kulturwellen werden fast ausschließlich von den ÖRs betrieben. Und die stellen hier m.W. zu einem hohen Prozentsatz eine gute bis sehr gute Flächenabdeckung bereit.
" .. eine Mehrheit der deutschen Radioprogramme verschenkt Signal-Rauschabstand, und Reichweite,..
Hoppla, das kommt mir nun sehr bekannt vor. Hilfe, die "Hörerakzeptanz" ist gefährdet! Alarm!!

Was soll der Unsinn? Dimensioniere ich meinen UKW-Kanal für Randgebiete oder gar das benachbarte Bundesland?

Die Radiokanäle müssen für den vorgesehenen Versorgungsbereich funktionieren. In der gerne bemühten „Signal-Rauschabstand“-Debatte wird unterschlagen, dass permanentes Soundprocessing permanente unharmonische Verzerrungen zur Folge hat, die oft als störender empfunden werden als ein gleichmäßiges Hintergrundrauschen, das erst am Versorgungsrand allmählich ansteigt. Den Verzerrungen, die meist unbewusst ermüdend auf den Hörer einwirken, werden aber alle Hörer im Versorgungsbereich ausgesetzt.

Und nun zum guten Schluss:
Es braucht im Fernsehen wie im Radio einen Lernprozess zu einem (...), ganzheitlichen Tonkonzept, das beschreibt, welchen präzisen Zweck der Ton als Medium erfüllen soll.
Zustimmung. Und klare technische Strukturen. Aber widersprächen die nicht der „Stellschraubentheorie“?.

... und an welcher Stellschraube in der Produktion oder Sendekette dafür zu drehen ist.
Für die Produktion bestünde auch nach der Einführung der Produktionsrichtlinie R.128 ein künstlerischer Freiraum. Wahrscheinlich dann sogar erst recht, da der Druck zum “Pressen” keinen Sinn mehr machen würde, wie unser @marillenfreund bisher schon sehr ausführlich erläutert hat.

Am Übertragungskanal selbst muss überhaupt nicht herumgeschraubt werden. Für die Digitalkanäle trifft das ausnahmslos zu, da Lautstärke nichts zur Senderreichweite beiträgt. Dort ist die Reichweitenargumentation ein reines Psychospiel aus der untersten Schublade des UKW-Loudness-War. Aufklärung ist aus bekannten Gründen tabu.

Und für UKW würden einfache Schutzbegrenzer zur Einhaltung der gesetzten Grenzparameter ausreichen! Die werden einmal eingemessen und dann steht der Kanal!
Aus der Sicht eines Menschen, der sich auf das strategische hörpsychologische Optimieren von Verbreitungswegen spezialisiert hat, muss man die EBU-Lautheit für den Hörfunk mit gemischten Gefühlen sehen.
Logisch.


Freundliche Ostergrüße an alle Leser,
TB.


P.S.: Dass dem Autor noch niemand öffentlich widersprochen hat kann ich mir nur so erklären:
Er ist vielleicht doch nicht wichtig genug.

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Anhang [1]
FM-Hubbegrenzung im UKW-Radio

Die Hubbegrenzung auf +/-75 kHz war zur Vermeidung von Nachbarkanalstörungen bereits mit der Einführung des FM-Rundfunks in Deutschland 1949 festgeschrieben worden, 1994 wurde diese Schutzmaßnahme um die MPX-Leistungsbegrenzung nach ITU-R erweitert.

Variable, bzw. adaptive Preemphasis

Der UKW-Kanal ist wegen der ursprünglichen Rauschminderungseinrichtung Pre-/Deemphasis (50us-Filter) für hohe Tonfrequenzen (ab 3 kHz) weniger hoch aussteuerbar (10 kHz/-10 dB). Das war bei früheren Klangstrukturen auch kein Problem.

Die adaptive Preemphasis wurde ab 1980 als Teil eines Schutzbegrenzers zur Vermeidung von gelegentlichen Hubüberschreitungen durch hohe Audiofrequenzen wirksam eingesetzt. Mit dieser Technik konnte eine merkliche Reduzierung des mittleren Programmpegels bei höhenreicher Jazz- oder Popmusik vermieden werden. Ihre Wirkung blieb bei bestimmungsgemäßem Einsatz praktisch unhörbar. Das war vor dem “Loudness War”.
 
Will man was verstehen, muss man aufdrehen und gleich wieder runter wg. schrecklicher Musik. Oder umgekehrt.

Ich hatte mal ein Digitalradio bei dem konnte man einen LautstärkeUnterschied einstellen für Sprache und Musik. Der Sender musste allerdings eine Kennzeichnung für Sprache und Musik mitsenden. Was damals auch einige Sender getan haben. Das Ganze funktonierte mit dem Gerät sogar auf UKW (über RDS), falls der Sender die Kennung mitsendete. Wo ist das System abgeblieben? Ich, als Laie, stelle es mir auch nicht schwierig vor die Kennung mit dem MikroRegler zu verknüpfen. Arbeit würden nur Wortbeiträge machen, die müssten extra getagt werden, was ich mir aber auch unaufwendig vorstelle (hier der Ordner mit Musik, da der Ordner mit Wortbeiträgen).

Gerade im Auto wünsche ich mir neben dem LautstärkeDrehregler einen Schiebschalter mit folgenden Rastungen: Aktuelle Hauptquelle (z.B. Radio mit Musik), Radio Sprache, Verkehrsdurchsagen, NaviAnsagen, SprachAssistent von Auto und Smartphone, TelefonFreisprechen. Den Schiebeschalter könnte man sich einsparen - was auch ergonomische Vorteile hätte - wenn sich das Autoradio die zuletzt eingestellte Lautstärke individuell merken würde.

Aber noch mal meine Frage: warum gibts das System nicht mehr? Wäre das nicht eine prima Sache?
 
Dank gpio geht so etwas auch viel einfacher.
Soweit ich weiß, wird das über PTY gesteuert.
Und den PTY zu ändern ist ja auch kein Problem.
 
Ich muss doch sehr bitten! Als ob es nicht schon schlimm genug wäre, dass hier einige "Experten" immer noch nicht wissen, dass das H bei Hz-Angaben groß zu schreiben ist, nein, jetzt kommst Du auch noch mit "u" anstatt µ an... Der Buchstabe µ (gesprochen "mü") steht für "Mikro" bzw. 10^-6 und hat mit "u" nichts zu tun. Nehmt Euch doch mal etwas zusammen, wenn Ihr schon so auf den Putz hauen und Ingenieur spielen müsst.
 
Ich hatte mal ein Digitalradio bei dem konnte man einen LautstärkeUnterschied einstellen für Sprache und Musik.
Hallo @Radneuerfinder, stimmt, am ersten Telefunken-Digitalradio für "DSR" gab es einen Drehknopf mit dem das Pegelverhältnis Sprache/Musik eingestellt werden konnte. Die Radio-Automatisierung war aber offenbar noch nicht soweit die Beiträge entsprechend zu tag-en und zu verwalten. Und dann ist dieser Service wieder eingeschlafen und wurde mit dem System begraben.

Nun braucht es eben einen 'Sprache-Musik-Schalter-neu-Erfinder'. :rolleyes:
Wer könnte das übernehmen?
mfg. TB.



ps: Liebes @Raumschiff, ich danke Dir für die Zurverfügungstellung des µ ,
ich werde es demnächst mit Deiner freundlichen Genehmigung verwenden. ;)
 
Liebe Freunde der Missverständnisse,

endlich habe ich es geschafft, mein Versprechen einlösen zu können. Folgendes habe ich zur Veranschaulichung der Darstellungen, uns zur Verfügung stehender Aussteuerungsinstrumente, getan:

  • Audioausschnitte unterschiedlichster Art und Herstellung gesammelt
  • Erfassung der jeweiligen Programm Loudness dieser Audioschnipsel mittels I-Messung gemäß R-128
  • Angleichung der Programm Loudness durch statische Pegelanpassung gemäß der Abweichung zu -23LUFS, bis auf die reine Pegelangleichung nach Programm Loudness erfolgte keinerlei Bearbeitung mittels "Soundprocessing" jedweder Art. Die Ausschnitte sind also in sich genau so erhalten, wie sie vom jeweiligen Endbearbeiter gedacht waren!
  • Aneinanderreihung dieser Files, so als wären sie Bestandteile einer Sendung, oder als würden wir zwischen verschiedenen Programmen zappen
  • gleichzeitiges Messen der "Sendung" auf den folgenden Skalen: 1. True Peak, 2. Sample Peak, 3. QPPM, 4. R-128 Meter mit M,S,I, True Peak Max und LRA (Loudness Range) und Mitschnitt des TM9-Bildschirms (RTW Instrument) mit dem Audio als Videofile
Was soll nun damit verdeutlicht oder hinterfragt werden:

  1. Ist die R-128 Loudnessnormalisierung geeignet, um diese "sehr bunte Sendung" gehörrichtig zusammen zu setzen und somit ohne Abhörvolumenänderung durchzuhören?
  2. Lassen sich auf den Peakmetern 1., 2. oder 3. irgendwelche allgemein gültigen Werte definieren um das Audio daraufhin gehörrichtig auszusteuern?
  3. Welche Anzeigen zeigen etwas an, was dem Gehörten entspricht, besonders wenn wir laut und leise definieren wollen, wie etwa in Musik wenn von piano, mezzoforte und forte die Rede ist?
  4. Welche Details lassen sich in den völlig unterschiedlichen Mischungen heraushören?
  5. Sind im Audio irgendwelche technischen Störungen wahrnehmbar, die auf digitale Untersteuerung hindeuten?
Unter diesem Link:
https://www.dropbox.com/sh/4y9p46rnre00qft/Xnmh2BwUm0
findet Ihr einen Dropbox Ordner, in dem sowohl das Video File als MP4, als auch die verwendete Audiodatei in verschiedenen Formaten, sofern schon alles hochgeladen ist. Im Video seht Ihr untereinander ein
  1. True Peak Meter
  2. Sample Peak Meter
  3. QPPM Meter mit Skalenbereich bis +9dB (ARD Skala)
  4. R-128 Loudnessanzeigen Momentary, Short Term, Integrated (links davon als Zahlenwert noch mal die I-Messung, die Loudness Range und den True Peak Max)
Ich habe die Skalen auf einem TM9 von RTW jeweils so angeordnet, dass die uns bekannten Normwerte übereinander liegen. Außerdem habe ich in den Loudnessanzeigen den grünen, sog. Toleranzbereich für die jeweilige Anzeige unterschiedlich groß gemacht (Erfahrungswerte), einfach um den permanenten Farbumschlag bei +1LU zu vermeiden, denn gerade in den Anzeigen M und S sind Überschreitungen von 0LU völlig normal und legitim.
Beim Abspielen des Audios habe ich die I-Messung (Programm Loudness Messung) bei jedem neuen Programmanteil neu gestartet um zu zeigen, dass jedes File in sich eine Programm Loudness von 0LU/-23LUFS aufweist.

Und nun: gespanntes Hören und Schauen! Und ja, ich weiß, dass das Ganze leiser ist, als ein direkt von aktueller Pop CD importiertes File ;), aber darum soll es ja gar nicht gehen, mir jedenfalls nicht.

Beste Grüße!

P.S. offensichtlich dauert der Upload noch...
 
Früher setze man ausschließlich studierte Tonmeister und Ing. mit geschultem Gehör an die Mischpulte.

Da aber heute jeder Kasper einer Dorfkapelle glaubt mastern zu können, werden Titel oft mit Kompression und dubiosen Billigprogrammen zugemixt, was findige Firmen dazu nutzen und teure Technik anbieten, welche wieder etwas retten sollen.

Früher gab es in der ARD nur einen Sendelimiter - und Schluß. Der Rest war Handarbeit und Erfahrung mit gutem Gehör!
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben