Bayern 2: Vom "Kulturmülleimer" zu einem der stärksten ARD-Programme

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Der Radiotor

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Manche Dinge überraschen mich. Vor allem, wenn ich jahrelang nicht reingehört habe. Bayern 2 - das Programm hatte ich als "Kulturmülleimer" in Erinnerung, wo eine Volksmusikschiene und ein klassisches Konzert auf den Zündfunk traf. Klassisches Einschaltradio halt. Da musste doch mal alles rein, was in Bayern 1 und 3 nicht mehr formatgerecht war, gepaart mit Klassik, die wiederum für BR-Klassik zu unpopulär war und Wort, das nicht in die Stundenuhr von B5 Aktuell passte. Heute höre ich dieses Programm schon den ganzen Tag, und bin positiv überrascht. Es ist inzwischen "durchhörbar", wobei das in diesem Fall mal positiv gemeint ist. Pop/Rock gegen den Mainstream gepaart mit zum Teil langen, interessanten Wortbeiträgen bis hin zum Feature (Anteil Wort-Musiik ca. 60:40). Eine der stärksten, wenn nicht sogar die stärkste ARD-Welle. Wie gesagt: Bin positiv überrascht, wie gut Radio heute noch sein kann.
 
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Ich kann nur zustimmen. Für mich ist Bayern 2 seit einigen Jahren unangefochten auf Platz 1, wenn es um Radiohören geht. Ich kann gar nicht mal mehr sagen, wie es dazu gekommen ist, ob es dafür ein "Schlüsselerlebnis" gab. Voraussetzung dafür war bei mir aber eine tiefgreifende innere Veränderung, die sich in den Jahren ab ca. 2009 anbahnte (ich merkte zuerst nichts davon) und 2012 dann heftig zutage trat. Bayern 2 ist letztlich das zu meiner Innenwelt am besten passende Radioprogramm geworden.

Wäre ich nicht inzwischen generell so sehr zurückhaltend, was Radiohören angeht, ich fände wohl fast täglich etwas auf Bayern 2, das mich anspricht. Und zwar fast ausschließlich Wortsendungen, Features, Reportagen etc., weniger spezielle Musik. Den "Zündfunk" höre ich also so gut wie nie, Reportagen vom Land, über Umwelt- und wirklich relevante gesellschaftliche Themen hingegen bevorzugt. Ich finde da oft eine Heimat, die ich im Alltag draußen nicht finden kann, da das, was mich anzieht, so dünn gestreut ist. Auf Bayern 2 finde ich es in "konzentrierter" Form.

Ich betreue die "UKW-Abteilung" eines Kabelnetzes und wenn ich vor Ort bin, gehe ich alle Programme von 87,50 MDR Thüringen bis 108,00 Paloma durch, um zu prüfen, ob noch alles in Ordnung ist. Wenn ich irgendwo hängenbleibe, um über die technische Prüfung hinaus zuzuhören, betrifft das ausschließlich Kulturprogramme. Und davon fast immer Bayern 2. Manches davon muß ich mir dann nachträglich vollständig als Podcast beschaffen, weil es mich fesselt oder einfach meiner Seele gut tut.

Allerdings sind auch schon wertvolle Inhalte in letzter Zeit verschwunden. Die Reihe "Weitwinkel" wurde eingestellt, der BR gab auch ganz offen finanzielle Gründe an. Ich kann nur hoffen, daß der BR weise genug ist, nicht noch weitere Perlen wegzusparen. Bei knapper finanzieller Lage hielte ich es für ratsam, mit einzelnen Sendereihen bei anderen ARD-Anstalten anzuklopfen zwecks Ausstrahlung auch dort und hoffentlich entsprechend geteilten Produktionskosten.
 
Den "Zündfunk" höre ich also so gut wie nie
Das erklärt auch deine, gelinde gesagt, rabiate Haltung zur Umstellung der BR-Klassik-Frequenzen zugunsten von Puls. Zumindest kann ich mich daran erinnern, dass du die Verschiebung von BR-Klassik als weiteres Zeichen für den Niedergang der Gesellschaft bewertet hast, während du nicht einsehen wolltest, dass Puls als Quasi-Ableger des Zündfunks durchaus von Wert ist. Weil dort Popkultur stattfindet. Wie grausam!

Würdest du dich auf den Zündfunk einlassen, würdest du einmal jene wahrhaftige Offenheit beweisen, die du von anderen polternd einforderst, könntest du sehen, dass der Zündfunk das poptheoretische Fundament im BR bildet und Puls die Praxis beispielhaft vorlebt.

Damit wir uns nicht missverstehen: Ich bin absolut unglücklich darüber, dass Klassik- und Pophörer unnötigerweise gegeneinander ausgespielt wurden. Ebenso ist es peinlich für den BR, dass drei UKW-Frequenzen mit Popformaten bespielt werden. Meine Hoffnung ist aber, dass Bayern 2 dich auch in dem Punkt zu einem differenzierten Urteil verleitet. Du musst den Kram ja nicht hören. Obwohl der Zündfunk-Generator auch dir Erkenntnisgewinne bereiten könnte...
 
Im Universum eines Grabbeltischdudlers (Bayern 1), eines Chart-Dudlers (Bayern 3), eines Infokanals (B 5 aktuell) und einer demnächst ins digitale Nirwana ausgelagerten "Klassik"welle (BR Klassik) kann Bayern 2 ja gar nicht anders, als positiv herausstechen.
 
Ich finde es interessant, dass "digital" im Jahr 2017 immer noch als "Nirvana" bezeichnet wird. Als ob die Welt bei 108 MHz aufhört und wir noch Schellackplatten kaufen. Aber lassen wir das.

Ja, Bayern 2 ist mit Abstand eines der besten Programme, die der deutsche Radiomarkt zu bieten hat. Die perfekte Mischung aus Musik und Wort mit Hintergrund und Tiefgang in allen Bereichen. Ich genieße das Programm täglich in allen Lebenslagen und auch ich bleibe - wenn ich nicht gerade absichtlich einschalte - sehr oft hängen. Egal ob im Notizbuch, bei der radioWelt, im Talk oder bei einem Feature.

Meine größten Sorgen sind eine Abschaffung der Sprechernachrichten auch beim BR und im Zusammehang mit dem Frequenztausch BR-KLASSIK/PULS nebem dem sowieso schon stattfindenden programmlichen Abbau, eine Mischwelle aus Bayern 2 und BR-KLASSIK in einigen Jahren. Auf dass beides niemals eintreten wird.
 
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Ich finde, dass Bayern 2 das beste regionale Kulturprogramm ist, auf Augenhöhe sah ich lange Zeit WDR 5, welches aber seit VW auch nicht mehr ganz so gut ist.

SWR 2 bietet ebenfalls ein hörenswertes Programm, leider muss es aber genauso wie hr2 auch der Klassik Raum geben, dafür hat der BR ja noch eine weitere Welle.

Im Norden wäre man wohl dankbar für solch ein Angebot...
 
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Bayern 2 - das Programm hatte ich als "Kulturmülleimer" in Erinnerung, wo eine Volksmusikschiene und ein klassisches Konzert auf den Zündfunk traf. Klassisches Einschaltradio halt. Da musste doch mal alles rein, was in Bayern 1 und 3 nicht mehr formatgerecht war, gepaart mit Klassik, die wiederum für BR-Klassik zu unpopulär war und Wort, das nicht in die Stundenuhr von B5 Aktuell passte.

Die Genese des Programms beschreibt das wahrscheinlich sehr treffend, die Schlussfolgerung kann ich allerdings so nicht mittragen. "Kulturmülleimer" klingt mir zu negativ für jenes wunderbare Produkt, welches daraus entstanden ist. Auch die Sender des Deutschlandradios, auch WDR5 und SWR2 z.B. bieten hervorragende Sendungen. In einem unterschied sich Bayern 2 für mich aber immer hörbar (auch von den anderen Wortwellen): eben gerade in seiner Unformatiertheit.

Wer mit offenen Ohren und ohne Scheuklappen Bayern2 hört, der kann morgens Volksmusik, danach den Zeitfunk und abends alternative Populärmusik vernehmen. Für mich ist das offen gestanden keine Belästigung der Hörer, für mich ist es das Geheimnis dieser Welle. Anzunehmen, dass der Hörer wirklich offen ist für viele Dinge. Auch WDR5 bietet am Morgen Zeitfunk, am Vormittag eine Wundertüte, ein Call-In, nachmittags eine Wissenssendung. Die radikalen Formatbrüche von Bayern2 wird man dort aber nie erleben - und daher eine ganze Menge toller Radioerlebnisse verpassen.

Ich weiß noch gut, wie ich eines Tages mit dem Auto fuhr, an jenem Samstag das Vormittagsmagazin "orange" hörte und danach die Bayernchronik mit Volksmusik kam. Ich hätte nie gedacht, dass ich freiwillig einmal Volksmusik hören würde. Aber das Programm hat mir da die Ohren geöffnet. Soll nicht heißen, dass sie mich missioniert haben - soll aber durchaus heißen, dass ich es als Bereichung und Horizonterweiterung empfunden habe.

Bleibt zu hoffen, dass durch die Digitalsender nicht nach und nach Inhalte wie Volksmusik und Zündfunk in die Spartenprogramme zu Puls und Heimat abwandern. Ist bislang zum Glück ja noch nicht geschehen. Denn was bliebe wäre zwar immer noch eine hervorragende Kultur-/Wortwelle, aber es wäre nicht mehr dieselbe.
 
Der Begriff "Kulturmülleimer" soll auch nicht die Haltung der (zumeist sehr loyalen) Hörerschaft widerspiegeln. Eher ist er Ausdruck einer Achtlosigkeit z.B. seitens der Intendanz, bei der die Durchhörbarkeit in den Popularwellen die höchste Priorität zu genießen scheint, so dass der Eindruck entsteht, dass die Kulturwelle nicht mehr als ein Abfallprodukt - oder ein Gefäß dessen - sei.

Diese Entwicklung sehe ich beim BR allerdings nicht so stark.
 
Das erklärt auch deine, gelinde gesagt, rabiate Haltung zur Umstellung der BR-Klassik-Frequenzen zugunsten von Puls. Zumindest kann ich mich daran erinnern, dass du die Verschiebung von BR-Klassik als weiteres Zeichen für den Niedergang der Gesellschaft bewertet hast, während du nicht einsehen wolltest, dass Puls als Quasi-Ableger des Zündfunks durchaus von Wert ist. Weil dort Popkultur stattfindet. Wie grausam!
Du irrst partiell.

Ich halte den Zündfunk für wichtig. Inzwischen ist er längst einzigartig in Deutschland. Als damals die Aktionen für den Erhalt des Zündfunk liefen, war ich auch dabei, so gut es mir als nicht in Bayern Lebendem möglich war. Die letzte Zündfunk-Sendung aus dem "analogen Saloon" (Studio 12) habe ich mitgeschnitten und aufgehoben. Eine faszinierend lebendige Sendung! Nur die Fotos sind inzwischen weg: https://www.radioforen.de/index.php?threads/r-i-p-studio-12.34640/

Meine Haltung zu PULS steht u.a. hier:
Der BR darf 3 UKW-Ketten verdudeln und kommt um eine Befassung mit seinem eigentlichen Programmauftrag herum. Die Kulturmenschen müssen dafür bluten. BR Klassik dürfte nicht unerheblich Hörer verlieren und für Bayern 2 erwarte ich auch Änderungen, die zu Lasten des Profils des Programms gehen. Auch für PULS erwarte ich nichts anderes als die Verdudelung, sobald es auf UKW kommt. Dann wird das Programm auf den Quoten-Straßenstrich geschickt werden.

Ich bleibe dabei: die sinnvolle und korrekte Lösung wäre gewesen, eine der Unterhaltungswellen einzustellen und PULS auf diesem Wege auf UKW zu bringen. Wozu braucht man 3 mal Pop auf UKW?

Und dazu stehe ich bis heute.

Bei uns (kleines Thüringer Netz) läuft PULS übrigens auf UKW im Kabel. Bin ich dran schuld. Niemand hatte dieses Programm gefordert, ich habe dafür einen Platz reserviert, weil ichs für die beste der ARD-Jugendwellen halte:

PULS im UKW-Kabel.jpg

Würdest du dich auf den Zündfunk einlassen, würdest du einmal jene wahrhaftige Offenheit beweisen, die du von anderen polternd einforderst, könntest du sehen, dass der Zündfunk das poptheoretische Fundament im BR bildet und Puls die Praxis beispielhaft vorlebt.
Das ist mir schon bekannt. Zündfunk-Generator-Podcasts liegen hier übrigens auch herum. Aber aus der Popkultur bin ich (zumindest derzeit, seit etwa 2012) aus "innerbetrieblichen" Gründen raus. Es paßt derzeit einfach nicht zu meinem seelischen Zustand. Es sind andere Dinge in den Vordergrund getreten. Die gehen ohnehin mit deutlich weniger Beschallung einher, haben zum weitgehenden oder auch totalen Verlust mancher Hobbies geführt und eben auch die Popkultur weit zurückgedrängt. Ich halte es dennoch für wichtig, daß man sich darum genauso kümmert wie um andere Kultur. Letztlich wie um jede Kultur, die Nischenkultur ist und es nicht durch Massen-Hype zum Selbstläufer schafft.

Ich bin absolut unglücklich darüber, dass Klassik- und Pophörer unnötigerweise gegeneinander ausgespielt wurden. Ebenso ist es peinlich für den BR, dass drei UKW-Frequenzen mit Popformaten bespielt werden.
Da sind wir doch sehr nah beieinander, um nicht zu sagen: deckungsgleich.

Ich finde es interessant, dass "digital" im Jahr 2017 immer noch als "Nirvana" bezeichnet wird.
Mich wundert das hingegen gar nicht. Aufs Radio bezogen haben es weder DVB noch DAB außerhalb gewisser Freak-Kreise zu größerer Verbreitung gebracht. In meinem privaten Umfeld gibt es DAB-Empfänger fast nur dort, wo Menschen mit beruflichem Rundfunk-Hintergrund oder Radiofreaks am Werkeln sind.

Ein weiterer Grund, DAB zu besitzen, ist ein "zufälliger": Nämlich der, das jeweils teuerste System haben zu wollen - an DAB wird dabei gar nicht speziell gedacht. So findet sich im Mazda meines Nachbarn ein DAB-Radio - aber er wußte es gar nicht. Ich stellte das mal für ihn ein, er bat mich dann, auf UKW zurückzuschalten - da weiß er, was er hat. In der Küche steht ein sauteures Bose Wave-Radio, da läuft wiederum DAB - mit 88acht Radio Berlin. Würde da UKW laufen, er würde es auch nicht merken. Es ging ihm nur um das Bose-Radio. Egal, was es kann.

Besonders auffällig ist mir aber, daß ältere Musik- und Kulturliebhaber in meinem Umfeld nicht DAB-affin sind. Die nutzen auch kein DVB (was viel besser für sie wäre), oft haben sie keinen Internetzugang, womit Internetradio auch wegfällt. Man hört UKW, günstigstenfalls Kabel-UKW (manchen ist dieses eine Kabel aber schon zuviel Aufwand und sie begnügen sich mit dem, was die Wurfantenne liefert). Wenn ein Angebot verschwindet (was im Kabel durchaus mal passieren kann), dann bekomme ich das bekannte "dann geht es eben nicht mehr" zu hören, gefolgt von "war sowieso nicht mehr so gut wie früher". Die Hemmschwelle, auf eine neue Technik umzusteigen, ist da sehr hoch bis unüberwindbar. MDR Klassik z.B. ist fast durchweg unbekannt und wenn man diesen Namen nennt, assoziieren die meisten MDR Kultur.

MDR Schlagerwelt wird aber wohl deutlich nachgefragt in den Rundfunkgeschäften - diese Klientel kauft dann wieder DAB, vermutlich auch und vor allem für Schlagerparadies. Sollten diesen Beobachtungen kein Einzelfall sein, würde das bedeuten, daß Klassik-Hörer lieber verzichten. Irgendwie so eine Art mißverstandenes "der Klügere gibt nach auf"? Oder eine merkwürdige Form von "Reife", nicht "jede Mode" mitzumachen?

Und das kann gefährlich nach hinten losgehen für BR Klassik. Auch da gibt es Stimmen, die einen schleichenden Tod von BR Klassik prognostizieren, wenn es von UKW runter ist.

Wenn der BR argumentiert, ein Rundfunkprogramm könne sich neue Hörer nur erschließen, wenn es auf UKW verbreitet wird, weswegen PULS auf UKW kommen soll, muß er auch die Aussage gelten lassen, daß er damit BR Klassik neue Hörer vorenthält, wenn er das Programm von UKW nimmt. Und da jährlich Hörer wegsterben, ...

Wer, wenn nicht die "digital natives", also die Jugend, wäre am ehesten für einen digitalen Weg zu begeistern? Aber dieser Weg heißt auch nicht DAB, sondern IP.

Meine größten Sorgen sind eine Abschaffung der Sprechernachrichten auch beim BR und im Zusammehang mit dem Frequenztausch BR-KLASSIK/PULS nebem dem sowieso schon stattfindenden programmlichen Abbau, eine Mischwelle aus Bayern 2 und BR-KLASSIK in einigen Jahren.
Ist da was im Busch(funk)?

Im Norden wäre man wohl dankbar für solch ein Angebot...
Im Norden hat man immerhin auf NDR Info Jazz und Popkultur, beides angenehm unaufgeregt präsentiert. Ein Äquivalent zum großartigen Wortprogramm von Bayern 2 fehlt allerdings. Das fehlt in einer vergleichbaren Form auch in Berlin/Brandenburg (nein, Radio Eins bietet es nicht) und beim MDR sowieso. Hier sollten dringend Sendungen von Bayern 2 auch bei anderen Anstalten ausgestrahlt werden.
 
Radiowaves, ich danke dir für deine Antwort! Die falschen bzw. ungenauen Aussagen zu deinem Ungunsten ziehe ich hiermit zurück.

Zeitpartagierung auf UKW-Ketten, wie sie hier kolportiert wird, kenne ich aus Skandinavien. Es ist jetzt nur anekdotisch, aber wann immer ich mich mit normalen Bürgern (also Nicht-Medienmachern) darüber unterhalten habe, wirkte niemand so recht glücklich darüber. So wie hier vor einigen Jahren "Das ganze Werk" gefordert wurde, betrachtet man die Sender, die man liebgewonnen hat, ebenfalls als Werk, das über alle Verbreitungswege in seiner Ganzheit zu erhalten sei. Das soll nicht wieder in eine DAB(+)-Pro-und-Contra-Diskussion abdriften, sie kannten und nutzten Digitalradio, wo möglich. Nein, ihnen ging es mehr um den Umgang mit liebgewonnen Sendern.

Ich möchte behaupten, dass gerade Bayern 2 und BR-Klassik in filetierter Form eher zu Frust führen könnte. Ein Problem, das ich bei Bayern 1 und 3 eher nicht sehe.
 
Zumindest Bayern 2 ist ein gutes OnDemand Programm, aber kein Durchlaufradio.
Wer kann schon den ganzen Tag lang zeitlinear einem Radioprogramm folgen? Dazu müsste man erstmal die Berufsgruppe der "Radiohörer" einführen und ihre Bezahlung klären.

Ein Programm wie Bayern 2 geht nicht im Hintergrund zu hören, ohne daß man den Sinn des Programms verfehlen würde. OnDemand ist daher ein Segen gerade bei solchen Programmen (auch bei SWR 2, DLF etc.). Bei Bayern 2 sind manche OnDemand-Inhalte sogar in 224 kbps MP3, ohne jegliches Audioprocessing (= vor der Sendung aus dem System abgezweigt) und teils sogar etwas länger als die gesendete Fassung, die in das Stundenkorsett passen muss.

Ich gehe aber auch im Jahre 2017 noch davon aus, daß ohne die lineare (UKW-)Version die Bekanntheit der Inhalte von Bayern 2 noch weit geringer wäre, als dies mit UKW-Verbreitung der Fall ist.
 
Wer kann schon den ganzen Tag lang zeitlinear einem Radioprogramm folgen? Dazu müsste man erstmal die Berufsgruppe der "Radiohörer" einführen und ihre Bezahlung klären.

Doch, das gibt es schon. Ich kannte Bayern 2 lange Zeit nicht - war jedoch in meiner beruflichen Tätigkeit als Berater vor einiger Zeit länger in München und habe dort mit Menschen zusammengearbeitet, die während der Arbeit Bayern 2 gehört haben und bin dadurch auf dieses Programm gestoßen und habe es schätzen gelernt.

Das Hören des Programms erfolgte dort aus dem Grund, dass die gesendeten Informationen und Beiträge verwertet wurden. Dort war "Radiohören" also schon Bestandteil der Arbeit, genauso wie es Berufsgruppen gibt, die allmorgendlich die Zeitungen lesen müssen (z.B. die Ersteller der Presseschauen auf diversen Sendern, z.B. DLF).

Noch eine Frage zu Bayern 2: was ist der Unterschied zwischen Bayern 2 Süd und Bayern 2 Nord? Zu welchen Uhrzeiten werden die Programme auseinandergeschaltet?
 
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Der Trend der Fläche wird auch vor Bayern2 nicht halt machen. Die Etats werden auch für diese Kulturwelle bester Provenienz nicht größer. Leider.
 
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Bayern 2 macht ja auch einen ziemlichen Spagat in seiner Zielgruppe, ich glaube die bedienen so ziemlich jedes Alter. Ich mochte die Sendung "Top Ten Talk", die ich allerdings immer nur als Podcast gehört habe. 3 Musikjournalisten (BR, Süddeutsche Zeitung, und Musikexpress) diskutieren die aktuellen Albumcharts aus Deutschland. Wurde leider abgesetzt.
 
Mich wundert das hingegen gar nicht. Aufs Radio bezogen haben es weder DVB noch DAB außerhalb gewisser Freak-Kreise zu größerer Verbreitung gebracht. In meinem privaten Umfeld gibt es DAB-Empfänger fast nur dort, wo Menschen mit beruflichem Rundfunk-Hintergrund oder Radiofreaks am Werkeln sind.

Ein weiterer Grund, DAB zu besitzen, ist ein "zufälliger": Nämlich der, das jeweils teuerste System haben zu wollen - an DAB wird dabei gar nicht speziell gedacht. So findet sich im Mazda meines Nachbarn ein DAB-Radio - aber er wußte es gar nicht. Ich stellte das mal für ihn ein, er bat mich dann, auf UKW zurückzuschalten - da weiß er, was er hat. In der Küche steht ein sauteures Bose Wave-Radio, da läuft wiederum DAB - mit 88acht Radio Berlin. Würde da UKW laufen, er würde es auch nicht merken. Es ging ihm nur um das Bose-Radio. Egal, was es kann.

Oder in Bayern, wenn man gerne Volksmusik oder Schlager hört. Das Problem ist das Angebot - und wo gibt es da außerhalb Bayern schon eines, welches wirklich Hörer anzieht? Dem Hörer ist es vollkommen egal, ob der Übertragungsweg UKW, DAB+ oder wie auch immer heißt. Es braucht intelligente Empfänger, an denen der Hörer sein Wunschprogramm wählt und welche dann automatisch den technisch und qualitativ sinnvollsten Weg wählen. Aber das will man anscheinend auch im Jahr 2017 noch nicht. Mit der Technik dafür haben sich IRT & Co. schön vor Jahren beschäftigt.

Besonders auffällig ist mir aber, daß ältere Musik- und Kulturliebhaber in meinem Umfeld nicht DAB-affin sind. Die nutzen auch kein DVB (was viel besser für sie wäre), oft haben sie keinen Internetzugang, womit Internetradio auch wegfällt. Man hört UKW, günstigstenfalls Kabel-UKW (manchen ist dieses eine Kabel aber schon zuviel Aufwand und sie begnügen sich mit dem, was die Wurfantenne liefert). Wenn ein Angebot verschwindet (was im Kabel durchaus mal passieren kann), dann bekomme ich das bekannte "dann geht es eben nicht mehr" zu hören, gefolgt von "war sowieso nicht mehr so gut wie früher". Die Hemmschwelle, auf eine neue Technik umzusteigen, ist da sehr hoch bis unüberwindbar.

Ich kenne das, ist bei meiner Oma nicht anders. Aber tut mir wirklich leid, so jemandem kann man an dieser Stelle nicht helfen. Dann war es wohl doch nicht so wichtig, wenn man sich nicht mal kurz damit beschäftigen möchte.

MDR Klassik z.B. ist fast durchweg unbekannt und wenn man diesen Namen nennt, assoziieren die meisten MDR Kultur.

MDR Schlagerwelt wird aber wohl deutlich nachgefragt in den Rundfunkgeschäften - diese Klientel kauft dann wieder DAB, vermutlich auch und vor allem für Schlagerparadies. Sollten diesen Beobachtungen kein Einzelfall sein, würde das bedeuten, daß Klassik-Hörer lieber verzichten. Irgendwie so eine Art mißverstandenes "der Klügere gibt nach auf"? Oder eine merkwürdige Form von "Reife", nicht "jede Mode" mitzumachen?

Auch hier denke ich: Es fehlt am Angebot. MDR KLASSIK bietet nicht ausreichend hochkarätige, exklusive Inhalte.

Und das kann gefährlich nach hinten losgehen für BR Klassik. Auch da gibt es Stimmen, die einen schleichenden Tod von BR Klassik prognostizieren, wenn es von UKW runter ist.

Wenn der BR argumentiert, ein Rundfunkprogramm könne sich neue Hörer nur erschließen, wenn es auf UKW verbreitet wird, weswegen PULS auf UKW kommen soll, muß er auch die Aussage gelten lassen, daß er damit BR Klassik neue Hörer vorenthält, wenn er das Programm von UKW nimmt. Und da jährlich Hörer wegsterben, ...

Wer, wenn nicht die "digital natives", also die Jugend, wäre am ehesten für einen digitalen Weg zu begeistern? Aber dieser Weg heißt auch nicht DAB, sondern IP.

Dann kann man die terrestrische Verbreitung von Hörfunkprogrammen auch gleich komplett einstellen. IP schließt ja niemand aus und über welchen Weg dann am Ende ein Programm gehört wird, ist erstmal auch egal. Aber man muss auf der "Skala" präsent sein, um gefunden zu werden. Natürlich gilt das auch BR-KLASSIK, aber im Gegensatz zu PULS ist BR-KLASSIK eher ein Programm, das man bewusst einschaltet und nicht zufällig dran hängen bleibt, weil man die Programme in seinem Autoradio durchzappt. Anmerkung: Ich stehe dem Frequenztausch sehr neutral gegenüber, da ich die mittelfristige Zukunft so oder so nicht in UKW sehe.

Und jetzt zurück zu Bayern 2. ;)

Heute ging das ARD Radiofestival bereits um 16:00 Uhr los - auch auf DAB+. Sehr unglücklich und verstörend, wenn man unvorbereitet um 16:19 Uhr einschaltet und Richard Wagner statt dem Talk bekommt. Vor allem, wenn die Übertragung (natürlich) auch auf BR-KLASSIK stattfindet. :confused:
 
Heute ging das ARD Radiofestival bereits um 16:00 Uhr los - auch auf DAB+. Sehr unglücklich und verstörend, wenn man unvorbereitet um 16:19 Uhr einschaltet und Richard Wagner statt dem Talk bekommt. Vor allem, wenn die Übertragung (natürlich) auch auf BR-KLASSIK stattfindet. :confused:

Die Übertragung des ARD Radiofestivals auf Bayern 2 über DAB+ fand aber nur auf "Bayern 2 Süd" statt. Auf "Bayern 2 Nord" lief das normale Bayern 2 Programm. An meinem Standort, Frankfurt am Main, kommt auf DAB+ "Bayern 2 Süd" etwas stärker als "Bayern 2 Nord", so dass ich normalerweise "Bayern 2 Süd" einschalte. Gestern habe ich dann zum ersten Mal auf "Bayern 2 Nord" geschaltet.
 
Klar, natürlich "nur" auf Bayern 2 Süd, aber das hilft mir relativ wenig, wenn ich kein Bayern 2 Nord habe. ;)
Und ja, ich kann auf UKW umschalten und das weiß ich auch, aber es im ersten Moment einfach verstörend und der Otto-Normal-Hörer weiß nicht automatisch, dass er umschalten muss.
 
... bin positiv überrascht. (...) positiv überrascht, wie gut Radio heute noch sein kann.
So ist es, ein Musterbeispiel in Programmgestaltung und aktzeptablem Sendeprocessing.

In seiner Entwicklung gab es in Bayern 2 um die Jahrtausendwende einen massiven Einschnitt im Zuge der Umstrukturierung, als es zum "Produkt" wurde. Damals versuchte offensichtlich der neue "Produktleiter" es mit massivem Soundprocessing zu profilieren, womit er aber - gottseidank - bald scheiterte. :)

Bayern 2 war für mich seit den 70ern immer das erfrischende "Revoluzzer-Radio" in schwarzer Umgebung. Die "Reiferen" Hörer erinnern sich sicher noch gerne an "Club 16" mit Julia Edenhofer oder an den "Zündfunk". Wer erinnert sich noch an die Vormittagssendung mit Chansons zwischen den Wortsendungen ?

Heute hört sogar meine Frau Bayern 2, bei der früher Bayern 3 fest eingestellt war. Nur wenn mehrere 'unvermeidliche musikalische Neuproduktionen' eingeflochten werden schalte ich dann doch gern ab. Das Geschepper im "Zündfunk" tue ich mir schon lange nicht mehr an. Es bleibt ja noch genügend Anderes.
 
Bayern 2 generell als "durchhörbar" zu bezeichnen finde ich etwas gewagt. Schließlich erstreckt sich die Abwechslung von Volksmusik am Morgen bis zum Zündfunk am Abend. Nicht jeder kann all das verkraften. Ich persönlich habe damit zwar kein Problem aber es sind verschiedenen Welten die aufeinanderprallen. Für jemanden, der musikalisch, kulturell und interlektuell flexibel ist, ist es allerdings der perfekte Begleiter durch den Tag.

Was mich oft stört, sind die ständigen vorzeitigen Abbrüche von Musikstücken, die in einer Wortsendung platziert werden. Auch wenn es in erster Linie eine Wortsendung ist, gehört es sich einfach nicht, dann lieber 1-2 Titel weniger pro Sendung.
 
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