Bayern1 und der Oldiewahn

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Bayern 1 wird ab Januar noch formatierter klingen:
Die Sendung "Deutsch nach acht" wird am Sonntag, den 30. Dezember 2012 zum letzten Mal ausgestrahlt. Dann heißt es zukünftig täglich bereits ab 20.00 Uhr nur noch "Bayern 1 am Abend". Die Bayern 1-Sendungen "Deutsche Schlagerparade" (samstags von 20.00 bis 21.00 Uhr), "Schmankerl" (samstags von 21.00 bis 22.00 Uhr), "Showbühne" (samstags von 22.00 bis 23.00 Uhr) und "Operettenboulevard" (samstags von 23.00 bis 24.00 Uhr) fallen komplett weg. Sie bekommen auf anderen Sendern des Bayerischen Rundfunks einen Programmplatz.

Die "Deutsche Schlagerparade" läuft zukünftig ab Freitag, dem 11. Januar 2013 in der Zeit von 20.00 bis 21.00 Uhr im Programm von Bayern plus. Im Anschluss daran folgt die einstündige Sendung "Showbühne". Die "Schmankerl" werden ab dem 13. Januar 2013 immer sonntags von 18.00 bis 19.00 Uhr ebenfalls auf Bayern plus gesendet.
Der "Operetten-Boulevard" wird in die Sendung "Cantabile" auf BR-Klassik integriert. Weitere Informationen dazu gibt es hier.
Dadurch gibt es auch Änderungen im Bayern plus-Programm. Die Wunschsendung "Der Sonntagabend" (bisher von 18.00 bis 20.00 Uhr) wird verschwinden. Dafür gibt es einen neuen Namen und einen neuen Sendeplatz: "Bayern plus am Sonntag" von 12.00 bis 14.00 Uhr.

Es scheint wohl auch Änderungen bei den Regionalnachrichten (bisher immer um halb) zu geben. Laut dem aktuellen Programmkalender wird ab Montag, den 21. Januar 2012 "Regionales" nach den Weltnachrichten und vor den Wetter- und Verkehrsmeldungen aufgelistet (montags bis freitags von 9.00 bis 17.00 Uhr, samstags von 7.00 bis 12.00 Uhr). Bisher sind die Regionalnachrichten unter der Woche schon um 6.30 Uhr gestartet, aber am Samstag war bereits um 8.30 Uhr damit Schluss. Samstags um 9.30 Uhr kamen noch die regionalen Veranstaltungshinweise. Das Regionalmagazin "Mittags in ..." (montags bis freitags von 12.00 bis 13.00 Uhr) bleibt weiterhin erhalten.

Die "Bayern 1 Volksmusik" (getrennte Ausstrahlung für Nord- und Südbayern) und "Blasmusik" sowie das "Rucksackradio" wurden nicht angerührt. Sie laufen weiterhin auf Bayern 1. Fragt sich nur, wie lange noch...

Hallo Schraut, kannst Du das Alles belegen? Ich finde das nirgends, im BR Magazin stehen die ganz normalen Samstagssendungen.
 
aber aus München bist Du wohl auch nicht? Die können doch gar kein bairisch.

Ach woher! Die nördlichen Stadtbezirke (das Paradeviertel ist das "Hasenbergl") sind noch sehr dialektaffin. Auch die südlichen und östlichen Vororte (egal ob eingemeindet oder nicht) wie etwa Giesing, Gauting, Ramersdorf, Gräfelfing, Perlach oder Trudering pflegen das Müncher Spracherbe aufs Vortrefflichste. Dazwischen sieht's für die Mundart zappenduster aus. Aber dafür, dass das Bayrische in der Münchner Innenstadt nicht verloren geht, sorgen schon die vielen Pendler.

So ähnlich redete die große Mehrheit der Münchner vor zwanzig, dreißig Jahren:


Die Oberschicht sprach das sogenannte "Schickimicki-Münchnerische", das sich immer wieder in hochdeutsche Formen flüchtete, aber gesprochenes Schriftdeutsch "breißischer" Prägung war damals auf den überschaubaren Kreis der Zuwanderer beschränkt.
 
Der BR versucht gerade seine Oldiebeglückungsoffensive aufs Erste auszudehnen - mit einem Blondschopf als Moderator, der gerade sehr viel Zeit hat.

Alles weitere hier

BR- Musikredakteur zum Fernsehchef: "Es ist mir völlig unbegreiflich, dass die Mehrheit unseres geschmacksverirrten Volkes wahrhaft gute Musik noch immer nicht zu schätzen weiß. Wir müssen noch sehr viel Überzeugungs- und Erziehungsarbeit leisten."

Warum ist eigentlich noch keiner auf die Idee gekommen den Musikantenstadl in eine Oldiethek umzuwandeln? Etwa weil es im Fernsehen eine exalkte Quotenmessung gibt, die man nicht retuschieren kann?

Gucken doch wieder nur die Alten, nur eben bedeutend weniger.
 
Mal abwarten... Diese Carmen-Nebel-Sendung geht ja schon sehr in diese Richtung, und nach dem Rauswurf von Hansi Hinterseer aus der ARD würde ich auch dem Musikantenstadl in seiner derzeitigen Form keine allzulange Überlebenschance mehr geben.

Das ist doch *die* Herausforderung für jeden Programmverantwortlichen, jetzt auch den letzten Überrest Volksmusik zu entsorgen. Im ZDF haben sie es ja schon vor Jahren vorgemacht.
 
Es ist ja niemand da, der die deutsche Musiklandschaft auf Vordermann bringt. Die Öffis imitieren die Privatsender und kaufen Playlists bei dubiosen MA-Pflegern, um bei der Notenvergabe des Print-Werbekartells nicht ganz so schlecht wegzukommen, die Privaten kämpfen mit ungeeigneten Mitteln um die letzten Teens und Twens und die Post-68er kapern die Funkhäuser und predigen "Beatles & Stones". Aber auch diese irre Phase geht irgend wann mal vorüber.

Die deutsche Gegenwartsmusik sollte in erster Linie die Massen erreichen, die sich weder mit Oldies noch mit Bubble-Gum-Pop anfreunden können. Dazu braucht man aber satte Produktionen, die was hermachen und Texte mit Hand und Fuß. Mit deutscher Musik könnte man jede Party beschallen, denn wer kennt schon die englischen Texte, um im angeheiterten Zustand mitträllern zu können? Wer kann sich mit Liedtexten identifizieren, die er nicht auf Anhieb versteht? Wie viele sinnvolle Projekte hätte man schon vor Jahren anschieben können um das Angebot zu verbreitern und die Loyalität der maßgeblichen Hörerkreise (25 plus) auch in stürmischen Zeiten aufrechtzuerhalten, während sich die Allerjüngsten still und leise vom Acker machen? Statt dessen hat man sich für den Kahlschlag entschieden; was wir jetzt erleben sind nur noch vergebliche Rückzugsgefechte.

Was erwartest du von einer Branche, die nur noch um die Substanz kämpft? Was jahrelang verbockt wurde werden die neuen Medien angesichts des Erwartungsdrucks ihrer mündigen Nutzer wieder richten müssen. Nutzer, die ihre Freiheiten entdeckt haben und nicht mehr bei den Hörerredaktionen alteingesessener Radiostationen wegen der "unmöglichen Musikauswahl" Sturm laufen, weil sie es schlicht nicht mehr nötig haben.

Die Musikindustrie brennt schon auf den direkten Zugang zu den Haushalten der Musikliebhaber, ohne bei eitlen Fatzkes Klinken putzen zu müssen und auf 80% der Ware sitzen zu bleiben. Du kannst dir sicher sein, dass die Entwicklungen der kommenden Jahre unsere Radiolanschaft vom Kopf auf die Beine stellen werden. Rock in all seinen Spielarten (in D kaum noch vertreten), Pop, Schlager, Country, Blues, Jazz, Soul, Volkstümliches, Oldies, Latin, Reggae, Klassik, Musicals, Hip Hop, Techno, Folk, World Music etc. pp. - alles ist auf Knopfdruck verfügbar.

Wem das alles nicht in den Kram passt dem sei gesagt: Ihr hattet die Wahl.
 
Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden. Die von Ricochet beschriebene Entwicklung wird in dieser absoluten Dramatik nicht eintreten, aber in ihrer Tendenz (ist sie schon im Gange). Und dann wird erzwungenermaßen das Umdenken einsetzen (das dann ganz schnell ganz viele wieder als ihre inniovativen, völlig neuen Ideen verkaufen werden), und Radio wird - zumindest im Umgang mit Musik - wieder mehr seiner unbegrenzten Möglichkeioten ausschöpfen.
 
Die von Ricochet beschriebene Entwicklung wird in dieser absoluten Dramatik nicht eintreten, aber in ihrer Tendenz (ist sie schon im Gange). Und dann wird erzwungenermaßen das Umdenken einsetzen

Dieses Umdenken wird die Dramatik ein wenig entschärfen, schon allein die Möglichkeiten des digital-terrestrischen Rundfunks und die Ergänzung der klassischen Radioversorgung durch die unerschöpflichen Ressourcen des Internets wird den Radioveranstaltern trotz zunehmender Diversifizierung der Mediennutzung etwas Luft verschaffen.

Es ist schwer vorauszusagen, wer die künftigen Akteure im deutschen Radiogeschäft sein werden, denn die derzeitigen Anteilseigner lassen das Radio gerade mit voller Absicht oder aufgrund grenzenloser Verblendung vor die Wand fahren. Die Programmverjüngung stößt irgendwann an ihre natürlichen Grenzen, die Verflachung und Vereinheitlichung der Angebote sorgt für einen unablässigen Aderlass bei allen Generationen, der nur den immer billiger werdenden Internettelefonen und Flashplayern zum Nutzen gereicht und die überhandnehmende Oldie-Dauerdröhnung ist so interessant wie ein warmes Bier mit einem Schuß Hustensaft.
 
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