Beruf im Wandel: Tontechniker/in

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patohobbes

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Die Vor-Digas-Zeiten kenn ich nur noch vom HörenSagen (Stichwort "Schneidemiezen"); heute bringen wir unseren Mediengestaltern Pro Tools bei und Dinge, die früher allenfalls ein Ing. können musste (Effektgeräte, Sounddesign...)

Gleichzeitig verlieren Tontechniker aber immer mehr ihrer eigentlichen Domänen. Knackpunkte: Einführung von EditStation (oder Audition usw.), dann die Reporterbox.
Und schließlich werden auch im ÖR immer mehr Sendungen im Selbsfahrerbetrieb abgewickelt.

Was bedeutet diese Entwicklung für die Zukunft der Tontechniker / Mediengestalter im ÖR?

Arbeiten in den Senderegien noch Techniker, und wenn ja, was machen sie?

Gibt es auch Anstalten, in denen Techniker redaktionelle Tätigkeiten übernehmen?

Worauf müssen wir Azubis von heute vorbereiten?
 
AW: Beruf im Wandel: Tontechniker/in

....auf 7.1 und 5.1 Surround Produktion, auf Motion und Performance Capture, auf die ständige verbesserung der Qualität von Produktionsmitteln, auf neue Verfahren der Bild und Tonübertragung und und und......
 
AW: Beruf im Wandel: Tontechniker/in

Hmmm. Hätte gedacht, das Thema ist heißer.
Bin ich im falschen Forum?

Ich frag mal anders:

Wer hat schonmal den Umstieg einer bisher "konventionell" gefahrenen Sendung zur DJ-Show miterlebt?
Wie ist das abgelaufen?
Wollten die Moderatoren das, oder gabs Widerstand?
Was ist aus den Technikern geworden?
 
AW: Beruf im Wandel: Tontechniker/in

Vielleicht mal bei NDRkultur nachfragen. Die haben diesen Wechsel (vermutlich mit als letzte in Deutschland) im vergangenen Sommer gemacht.
 
AW: Beruf im Wandel: Tontechniker/in

Herbst 1993, MDR Sputnik. Der Umzug von Berlin (Studio K6 in der Nalepastraße) zum Waisenhausring nach Halle brachte auch den Selbstfahrbetrieb. Die Moderatoren wurden in den Wochen vor dem Umzug im neuen Studio geschult, nicht nur in der Bedienung der Technik, sondern auch in den neuen Gepflogenheiten ("hot drive" nannten sie das), Ramptalk als Muß kannte vorher vermutlich auch fast keiner der Sputnik-Leute (zumindest nicht von denen, die von DT64 kamen).
Für die Schulungen zeichnete keine Technikerin, sondern eine Moderatorin verantwortlich: Birgit Abrameit. Nach einigen weiteren Stationen ist Frau Abrameit inzwischen selbständig tätig und bietet ihre Dienste an: http://www.birgitabrameit.de/Moderationstraining/moderationstraining.html . Hier zahlt sich aus, daß Kompetenzen sowohl in der Technik als auch im sprecherischen Bereich vorhanden waren/sind.

Soweit ich das überblicke, fanden es die Moderatoren schon teilweise anstrengend, waren aber auch froh über die neuen Möglichkeiten, viel spontaner und ohne Intercom / Zeichensprache die Sendungen gestalten zu können.
Einige Techniker gingen wohl mit nach Halle und waren in der Produktion beschäftigt. Es gab damals noch richtig produzierte Sendungen bei Sputnik, es gab redaktionelles Wort, Features und nicht zuletzt die wöchentliche Satireshow "Deutschland im Stau", die eine Ansammlung vieler kleiner Schnipsel war. Das war dann noch Aufgabe der Techniker. Wo die inzwischen abgeblieben sind, weiß ich leider nicht.

Andere gingen zu privaten Tonstudios, als für sie beim Rundfunk kein Platz mehr war.

Meine Erfahrung: im Formatfunk braucht man Techniker eher im Bereich Netzwerk- und Systemadministration. Audio-Workstations müssen gewartet werden, Redakteure (die zuweilen kaum Ahnung von Audioediting haben) wollen geschult und beraten werden und fragen nach, wenn etwas "hängt". "Richtige" Tontechniker sind da eher selten. Wo nichts produziert, sondern nur Konserven abgespielt werden, haben sie halt ihre ursprüngliche Aufgabe verloren. Wozu Mikrofonaufstellungen und Einpegeln beachten, wenn der Beitrag in irgendeinem Büro sowieso ins Headset geschnorchelt wird? Die paar Aufgaben, die in der Wartung der Studiotechnik anfallen, geben kleine Sender dann auch noch gerne außer Haus, z.B. hierhin http://www.audioone.de/flash/leistungen/l_support.html . Andere Variante: der "Haustechniker", der vom Netzwerk (Qualifikation: hat zu Hause auch nen DLS-Router zum Laufen gebracht) bis zur Produktion von Audioelementen (Qualifikation: weiß, daß man mitm Kompressor alles viel lauter bekommt) alles übernimmt.
Freilich, große Häuser und die ARD sowieso haben noch Tontechniker. Sie kommen bei der Produktion von Hörspielen oder komplexeren redaktionellen Arbeiten zum Einsatz und betreuen die dann doch zahlreichen Studios - immer mehr unterstützt durch reine Computer- und Netzwerkleute. In einer mir bekannten ARD-Anstalt gibts nen Korridor, auf dem all das konzentriert ist. Da stehen die Rechner der Dira-Administatoren ebenso wie die Lötkölben, Oszis (ja, da wird noch selbst gemessen), Kartons mit Geräten, Meßschnüre, Tastköpfe und im Fax aufm Flur lag, als ich dort war, eine Einladung zu nem Workshop von Rohde & Schwarz...
Die Leute haben gut zu tun, aber halt kaum was mit dem künstlerisch-ästhetischen Teil der Produktion zu tun.
 
AW: Beruf im Wandel: Tontechniker/in

Nachtrag: jetzt erst merke ich, daß AudioOne keine 5 Minuten Fußweg von mir entfernt sitzen... Berlin ist also auch ein Dorf, wieder was gelernt...
 
AW: Beruf im Wandel: Tontechniker/in

Nun, erstmal sind sie im Ernstfall eben nicht im Haus, sondern allenfalls rufbereit. Insofern ist schon genau abzuwägen, für welche Aufgaben doch besser Anwesende verantwortlich zeichnen sollten. Andererseits ists auch ganz nett, einmalige große Projekte (Generalauftragnehmer für Studioneubauten usw.) von Externen machen zu lassen, Abnahme gemäß den vorher erstellten Forderungen, Haftung trägt der Externe.

Ich werde mich hüten, hier Dinge zu verbreiten, die ich mal gehört habe und diese in namentlichen Zusammenhang zu externen Studiobetreuern zu bringen. Aber ohne die Namen kann man ja mal: also, es geht folgende Geschichte: ein kleiner Spartensender hatte zumindest bis Anfang 2000 seine Studiobetreuung an eine externe Firma abgegeben. Da lief wohl einiges schief, unter anderem gab es wohl Probleme mit der Abrechnung, es tauchten da u.a. nie gelieferte Geräte auf Rechnungen auf. Der Sender zahlte dann wohl nicht und setzte den Externen bis zur Klärung vor die Tür. Etwa zeitgleich focht der kleine Sender mit nem neuen Programm einer großen Anstalt einen juristischen Streit aus und die große Anstalt präsentierte plötzlich einen "Kronzeugen", der von manipulierten Beweismitteln zu berichten wußte. Dieser Kronzeuge soll - welch Wunder - mit ebenjener externen Frma verknüpft gewesen sein.
Nein, das ist keine Verschwörungstheorie, sondern mir persönlich so erzählt worden. Und zwar von jemandem, der nicht ganz unbedeutend bei diesem kleinen Sender ist, in seinem eigenen Büro. Kann sein, daß daran nix wahr ist, aber ein bißchen Wahrheit ist ja an fast jeder Story dran. Ich kann die Glaubwürdigkeit nicht einschätzen, also bleibt es, was es ist: eine kleine Geschichte.

Und hier nebenan gibts Weihnachtsbäume - wer findet, daß das on-topic ist, bekommt 10 Punkte :D
 
AW: Beruf im Wandel: Tontechniker/in

beim truppenbetreunungssender der bundeswehr "radio andernach" werden immer noch alle sendungen von einem techniker gefahren. das technikerteam dort ist fast genau so groß, wie das der redaktion. es werden aber auch viele off-air aktionen gestartet, was das große technikerteam wohl rechtfertigt...

und hier nebenan gibts kebap - wer findet, daß das on-topic ist, bekommt 11 Pünkt! :)
 
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