Berufssprecher – Job ohne Zukunft?

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AW: Berufssprecher - Job ohne Zukunft?

Ein guter Sprecher kann aus einem schlechten Text immer noch ein halbwegs annehmbares Produkt machen.
Aber warum einen guten Sprecher mit einem schlechten Text behelligen, auf dass daraus ein halbwegs annehmbares Produkt werde? Im übrigen: Wird es das?
 
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Finde ich auch. Aber bei einem Produkt, das jenseits der 5 Minuten liegt, merkt man dann doch, wer Sprecher ist und wer nicht.
 
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Aber warum einen guten Sprecher mit einem schlechten Text behelligen, auf dass daraus ein halbwegs annehmbares Produkt werde? Im übrigen: Wird es das?

Nett formuliert und theoretisch völlig richtig. In der Praxis sieht es dann meist völlig anders aus. Leider.
 
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Am Besten ist noch die Variante, daß der Verfasser auch der Sprecher des Textes ist.
Ja, wenn er die Regeln der Leselehre beherrscht. Und die gelten für jede Art von Textpräsentation, egal, ob der Autor liest oder ein professionelles "Mietmaul".
Wenn der Verfasser nur deshalb den eigenen Text spricht, weil er meint, dadurch authentisch sein Werk rüber zu bringen, hat er das Basiswissen über Radio-Kommunikation nicht verstanden - falls er sich jemals dafür interessiert hat.
Ich bin weiter der Auffassung: Ein professioneller, guter Sprecher kann mit seinem kompletten Handwerks- oder besser: Mundwerkzeug in 90% aller Fälle einen Text besser präsentieren als der (ungeschulte) Autor selbst.
Neulich hörte ich eine halbe Stunde "Dr. Murkes gesammeltes Schweigen", gelesen von Böll selbst. Klar, es war Böll. Wow, dachte ich. Böll liest! Aber nach zwei Minuten begann ich mal drauf zu hören, wie er las: Monoton, leiernd, falsche Pausen machend, fehlbetonend. Der Text war futsch. Zerstört vom Autor...
Wie schade.
Und nun brechen wir das mal runter auf die ungezählten Eins-dreißig-Werke selbstsprechender Nicht-Bölls: Ein Wörter-See unstrukturierter Buchstaben-Ur-Suppe....
 
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Ich gebe Dir schon Recht. Aber derjenige der einen Text verfaßt, kann ihn am Besten vortragen. Gerade wenn es sich um mehr als nur eine einfache Nachricht handelt. Das meinte ich damit.

Und wenn Du schon von professionellen Sprechern sprichst, meinst Du hoffentlich nicht die vom DLF. Die sind seit einigen Jahren unter aller Kanone.
 
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derjenige der einen Text verfaßt, kann ihn am Besten vortragen
Genau das ist der Generalirrtum, der uns dahin gebracht hat, dass heute jeder durchsagen darf vom Pförtner bis zum Praktikanten. Das heißt nicht, dass alle, die als Sprecher unterwegs sind, diese ungeschützte Berufsbezeichung auch verdienen. Es bedeutet auch nicht, dass es Klassejournalisten gibt und gab, die unersetzlich selbst reden mussten bzw. müssen. Ich sach nur mal: Georg Stefan Troller.
 
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Nicht unbedingt und immer, Radiomann & makeitso. Es kommt eigentlich immer wieder auf den Einzelfall an.
Grundsätzlich bin ich auch Radiomanns Meinung. Und auch der Meinung vieler Entscheider, dass Rundfunkjournalisten nur dann im Rundfunk arbeiten sollten, wenn sie auch die OnAir-Präsentation beherrschen. Wenn sie das nicht tun, sollten sie eigentlich nicht im Radio arbeiten. Nur leider ist das nicht überall verbreitet und auch wieder nicht in jedem Falle das non plus ultra.
Es gibt aber auch fähige Journalisten, die als Auslandskorrespondenten für ARD & ZDF arbeiten. Ihre selbst gesprochenen Beiträge finde ich aber blöd, weil sie eben geleiert klingen, in einer furchtbaren Satzmelodie. Mir fällt da auf Anhieb Karen (?) Storch vom ZDF/ Tel Aviv ein.

Anderes Beispiel: Grundsätzlich gefallen mir die moderierten tagesschau-Ausgaben besser, als die 20-Uhr-Variante. Ich möchte aber keine der beiden unterschiedlichen Präsentationsarten missen.
 
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Und wenn Du schon von professionellen Sprechern sprichst, meinst Du hoffentlich nicht die vom DLF. Die sind seit einigen Jahren unter aller Kanone.

:confused: :wall:

Da bleibt mir echt die Spucke weg bei Deinem Satz. Das Sprecherensemble kannst Du damit nicht meinen !

Wenn Du damit aber die "Redakteure im Studio" meinst: Übereinstimmung.
 
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Grundsätzlich bin ich auch Radiomanns Meinung. Und auch der Meinung vieler Entscheider, dass Rundfunkjournalisten nur dann im Rundfunk arbeiten sollten, wenn sie auch die OnAir-Präsentation beherrschen.

Ich muß ehrlich sagen, daß ich mit so markigen Äußerungen ein Problem habe. Da schwingt mir zuviel Gewißheit mit, das selbst ganz toll zu bringen. Es gibt da aber einen Spruch, von dem ich jetzt nur nicht mehr weiß, wo ich ihn herhabe: Wer anfängt, sich gut zu finden, hat den ersten Schritt zu seinem Niedergang schon hinter sich.

Ansonsten teile ich sogar die Meinung, man könne sein Thema am Mikrofon selbst überzeugender, <Floskelalaaaarm!!!> authentischer <Entwarnung> bringen. Allerdings nicht mit einer Märchenstunde, in der man in althergebrachter BmE-Manier einen ausformulierten Text runterliest, den man in der Form auch hätte einem Sprecher geben können – und ggf. halt auch besser hätte geben sollen.


Anderes Beispiel: Grundsätzlich gefallen mir die moderierten tagesschau-Ausgaben besser, als die 20-Uhr-Variante.

Lieber vom Telepromter abgelesenen Text als vom Blatt abgelesenen Text? Na da.
 
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Neulich hörte ich eine halbe Stunde "Dr. Murkes gesammeltes Schweigen", gelesen von Böll selbst. Klar, es war Böll. Wow, dachte ich. Böll liest! Aber nach zwei Minuten begann ich mal drauf zu hören, wie er las: Monoton, leiernd, falsche Pausen machend, fehlbetonend. Der Text war futsch. Zerstört vom Autor...
Wie schade.
Also, ich habe zwar die Hilmar-Thate-Fassung genossen, aber trotzdem frage ich mich: Kann der Autor wirklich seine Geschichte - in diesem Fall um Profesor Bur-Malottke, Dr. Murke und "jenes höhere Wesen, das wir verehren" -zerstören? Oder ist es nicht ein Wert an sich - selbstredend anders als beim schlechten Aufsagen eines Einsdreissigers - wenn mir Böll sein Angebot auch akustisch aus erster Hand unterbreitet?
Hach, allein die Paternosterfahrt - aber zurück: ich würde das Segment "journalistischer Beitrag" doch von der Autorenlesung trennen.
 
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Genau das ist der Generalirrtum, der uns dahin gebracht hat, dass heute jeder durchsagen darf vom Pförtner bis zum Praktikanten. Das heißt nicht, dass alle, die als Sprecher unterwegs sind, diese ungeschützte Berufsbezeichung auch verdienen. Es bedeutet auch nicht, dass es Klassejournalisten gibt und gab, die unersetzlich selbst reden mussten bzw. müssen. Ich sach nur mal: Georg Stefan Troller.

Voraussetzung ist natürlich, daß jemand weiß was er schreibt. Ich gehe jetzt nicht vom Durschnitts-Dudelfunker aus, obwohl da auch eine Menge kompetente Leute sitzen, die nur nicht die Möglichkeit für Mehr bekommen.
 
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Voraussetzung ist natürlich, daß jemand weiß was er schreibt. Ich gehe jetzt nicht vom Durschnitts-Dudelfunker aus, obwohl da auch eine Menge kompetente Leute sitzen, die nur nicht die Möglichkeit für Mehr bekommen.

So ist es, lieber Radioman!
Und da kommen wir nämlich zur Ausgangsfrage zurück. Beim ör Radio sitzen noch einige kompetente, gut ausgebildete, erfahrene Sprecher herum, die außer Nachrichten sprechen nicht mehr viel zu tun bekommen.
 
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Teste es. Die Eigenschaften und Emotionen die jemand in den Text reinbringt, kann derjenige auch so am Besten rüberbringen.
Das gilt so vielleicht für eine Reportage, aber ansonsten sehe auch ich keinen Grund, wieso ein (guter!) Sprecher damit Schwierigkeiten haben sollte. Ich sehe das wie K6 und mache mir Sorgen über die überhandnehmende Sichwichtignahme mancher Schreibenden. Ich kenne da ganz konkrete Beispiele, sowohl auf sprecherischem als auch auf tontechnischem Gebiet, in welchem die Problematik übrigens ganz ähnlich liegt.


Gruß TSD
 
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So ist es, lieber Radioman!
Und da kommen wir nämlich zur Ausgangsfrage zurück. Beim ör Radio sitzen noch einige kompetente, gut ausgebildete, erfahrene Sprecher herum, die außer Nachrichten sprechen nicht mehr viel zu tun bekommen.

Diese findet man aber zum Teil auch bei Privaten. Man muß sie zwar mit der Lupe suchen aber sie gibt es. Beispiel: Robert Scheibe. Ein genialer Nachrichtensprecher, der weiß wie eine Meldung auszusehen hat.
 
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Man könnte fast den Eindruck bekommen, Radiomann, daß in Österreich kaum jemand sauber sprechen kann. :D

Im Übrigen sollte man wohl erst mal genau definieren, was überhaupt gesprochen wird.
Comedy? Werbespot? BmE? Letzteres stellt m.E. völlig andere Anforderungen an den Sprecher als die ersten beiden Beispiele.
 
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Das ist eine Frage der Besetzung. Klar kann nicht jeder alles gleich gut sprechen.


Gruß TSD
 
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Man könnte fast den Eindruck bekommen, Radiomann, daß in Österreich kaum jemand sauber sprechen kann. :D

Na ja, schau Dir die Sender hier (egal ob Öffi oder Privat) doch mal an!

Im Übrigen sollte man wohl erst mal genau definieren, was überhaupt gesprochen wird.
Comedy? Werbespot? BmE? Letzteres stellt m.E. völlig andere Anforderungen an den Sprecher als die ersten beiden Beispiele.

Gerade bei Dingen wo viele Emotionen drinnen sind, ist es - meines Erachtens - von Vorteil den Text auch selber verfaßt zu haben. Jeder schreibt anders und kann daher auch - vorausgesetzt er ist ein guter Sprecher - am Besten einsprechen.
 
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Liebe Kollegen,

natürlich gibt es viele Autoren, die ihre Themen gut oder vielöleicht sogar besser rüber bringen können. Aber wenn ich mir beispielsweise im Berliner InfoRadio die inhaltlich wirklich guten Reportagen anhöre, bekomme ich das kalte Grausen. Da pennt man richtig weg, weil die Autorinnen und Autoren z.T. niemals ein Sprechtraining gehabt haben. Da frage ich mich, wie man solche Produktionen überhaupt auf Sendung nehmen kann. Ich war zwei Jahre lang bei einem privaten Potsdamer TV-Sender als News-Anchor tätig. Sogar dort haben Leute Sprech-Verbot bekommen und in den ARD-Anstalten sendet man qualitativ schlecht vertonte Produktionen.

Darüberhinaus finde ich es in den Nachrichten ein MUSS, professionelle Sprecher zu beschäftigen. Leider gelingt mir das beim RBB - trotz meines Talentes und meiner guten Erfahrung und Ausbildung nicht, aber beim RBB ist eh Dunkeltuten. Da wird niemand mehr ins Boot geholt, leider. Die Nachrichten der kommerziellen Hörfunksender haben oftmals einen unglaubwürdigen Anstrich, eben weil dort die Redakteure selbst sprechen.

Ich finde, die Sender sollten durch die Bank wieder vermehrt die Türen für uns Profi-Sprecher öffnen, damit sich das Programm auch wieder besser anhört. Noch so gute Inhalte kommen leider all zu häufig langweilig, unglaubwürdig und unprofessionell rüber, weil man es sich billig und einfach macht. Sehr schade, der Hörer würde sich sicherlich bedanken.

Beste Grüße,

Timotheus
 
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...Darüberhinaus finde ich es in den Nachrichten ein MUSS, professionelle Sprecher zu beschäftigen. Leider gelingt mir das beim RBB - trotz meines Talentes und meiner guten Erfahrung und Ausbildung nicht, aber beim RBB ist eh Dunkeltuten. Da wird niemand mehr ins Boot geholt, leider. Die Nachrichten der kommerziellen Hörfunksender haben oftmals einen unglaubwürdigen Anstrich, eben weil dort die Redakteure selbst sprechen.

Ich finde, die Sender sollten durch die Bank wieder vermehrt die Türen für uns Profi-Sprecher öffnen, damit sich das Programm auch wieder besser anhört. Noch so gute Inhalte kommen leider all zu häufig langweilig, unglaubwürdig und unprofessionell rüber, weil man es sich billig und einfach macht...

Ein Zitat, dass ich 100prozentig unterschreibe !
 
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Hi Jo,

ich denke, Hauptprobleme vieler "Privat-News" sind a) die z.T. extrem saloppe Wortwahl, b) die Überbetonungen und damit verbundenen - gewollten oder ungewollten - Wertungen, die z.T. schlecht strukturiert gesprochenen Sätze (obwohl eh meist nur Hauptsätze) und leider die oftmals mit großen Lachern "kommentierten" Versprecher. Ist ja auch oft lustig, aber zumindest als Presenter sollte man sich doch zurück halten können. Dadurch kommen Nachrichten oftmals "nett", aber inkompetent rüber.

Ich finde das sehr schade und lobe mir die ARD-Nachrichten, auch wenn man beim Deutschlandfunk FAZ-Meldungen schreibt (mit Schachtelsätzen, ich liebe sie!!) und Angela Merkel "Frau Merkel" nennt. Aber wenn ich bei den Privaten im Schnitt 120 Sekunden-News habe und man sich noch ein Witzchen daraus macht, dann fühle ich mich als Hörer nicht informiert, sondern schlicht verarscht. Man kann auch bei den Privaten ruhig mal wieder die 5-Minuten-Marke erreichen bei den Nachrichten. Wenn einige Sender schon wieder damit anfangen den Wortanteil anzuheben, dann bitte bitte auch bei den Nachrichten!

Und mit der sauberen Artikulation haben es auch viele nicht, siehe zum Beispel die Nachrichten von BB Radio.

Gruß

Tim
 
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Leider gelingt mir das beim RBB - trotz meines Talentes und meiner guten Erfahrung und Ausbildung nicht, aber beim RBB ist eh Dunkeltuten. Da wird niemand mehr ins Boot geholt, leider.
Du hast also die Stimme, Talent, Erfahrung und Ausbildung. Trotzdem lässt Dich beim rbb keiner ans Mikrofon. Das kann ich nicht verstehen. Gerade bei Radio Eins tauchen ja in letzter Zeit ständig neue Stimmen auf, die das Qualitätsniveau oft nicht gerade heben.
 
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