Bestes Infoprogramm in Deutschland?

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AW: Bestes Infoprogramm in Deutschland?

IMHO hat freiwild die differenzierteste und nachvollziehbarste (steigerungsfähig?) Bewertung abgegeben.

Deutlich wird, dass schon die Kategorien unscharf sind. Selbst unter reinen Nachrichtenwellen wie B 5, NDR Info, MDR, RBB info usw., für die ich alle seit Jahren arbeite, gibt es keine durchgängige Definition oder journalistisch belastbare Vergleichbarkeit.
Da wird bisweilen nur das Sammelgebräu aus dem MECOM versendet, andere recherchieren selbst, wieder andere mischen heftig regionales und internationales, mal mit sehr gewöhnungsbedürftigem Lokalkolorit, andere geben unerträglich neutral. In manchen sitzen Klasse-Journalisten in den Redaktionen, bei anderen besteht der einzige Kontakt zum Reporter/Korrespondenten aus Anrufen/Bestellungen von Sekretärinnen und Red-Assis, die nicht mal wissen, warum sie was bestellen, geschweige denn die Relevanz eines Themas einordnen können...

Was dann "Infowellen" reinsten Wassers sein könnten, ist schwer zu sagen. Sender vom Schlage eines WDR 2 sicher nicht. Da spielen heute eher MA-geprägte Aktionen und Reihen, Events, Präsentationen eine Rolle als klassische und der "Chronistenaufgabe" verpflichtete Programmgestaltung. Viele der Moderatoren beherrschen den Wechsel zwischen fröhlichem Geplapper und ernstem, hintergründigem Journalismus längst nicht mehr - wo sind die Erdenbergers dieser Welt?

DLF und WDR 5 (die "Echos"), B 2 sind hingegen Programme, die mehr und mehr klassische Radiotugenden hochhalten, behutsam modernisieren und Bewährtes weiterentwickeln. Ich gebe allerdings zu, dass sie auf ewig dem Minderheitenstatus nicht hinter sich lassen können, weil - ganz kulturpessimistisch gesehen - die Zahl der Menschen, die noch länger als "einsvierzich" zuhören können, immer kleiner werden dürfte.

meint Wineandradio
 
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Ich gebe allerdings zu, dass sie auf ewig dem Minderheitenstatus nicht hinter sich lassen können, weil - ganz kulturpessimistisch gesehen - die Zahl der Menschen, die noch länger als "einsvierzich" zuhören können, immer kleiner werden dürfte.

Da lese ich eine Befürchtung heraus. Wie sieht die aus?
 
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wine... meint damit wahrscheinlich die Pisa-Studien. Die nachwachsenden Jugend ist derzeit tatsächlich so ungebildet geworden, daß sie zusammenhängende Inhalte nicht lesen, nicht interpretieren (geschweige rezitieren) und nicht in eigenen Worten wiedergeben kann.
Insofern hoffnungslos überfordert, länger irgendwo als 1:40min zuzuhören. Daher auch kein Interesse an "Labersendern" wie B5, abgesehen von der Tatsache, daß sie fast nichts kapieren und Politik sowieso igitt ist. :rolleyes:
 
AW: Bestes Infoprogramm in Deutschland?

für mich gehört, was meine Region betrifft das Inforadio des RBB zum besten Infoprogramm, da man dort einfach eine ganze Stunde zu hören muss um zu wissen, was es neues gibt. NDR Info klatschen mir zu viele und zu popppige Jingles zwischen die Beiträge, so dass man denken könnte, man ist beim Privatfunk.
Dann wollt ich mal 'ne Frage an die Forengemeinde stellen, zu der ich jetzt nicht extra einen Thread aufmachen möchte. Muss man, um mit einem Auslandskorrespondenten zu sprechen heutzutage, genau wie damals noch eine Leitung bestellen? gruß
Sunshiner
 
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@ Otto: Befürchtung? Eher mehr. Ich sehe einfach, dass die qulaitativ guten Programme, egal ob Musik oder Wort schon längst nicht mehr die Quoten erreichen, die sie zum Fortbestand haben müssten. Wenn dann noch die Erbsenzähler kommen und vorrechnen, dass Feature und Orchester tausend mal mehr kosten (bei 1,2 % Hörern) als sogen. Infowellen, die nur Pop-Musik spielen, dann seh' ich schwarz für manche Programme

@ radiovic... stimmt. Und ich befürchte wir haben un selbst auf eine Abwärtsspirale begeben. Einige der superhippen Radiostrategen wollen uns weis machen, dass NIEMAND länger als 1'30 zuhören könne. Dieses Fitzelchen dann noch mit unverständlichen O-Tönen, Geräuschen Jinglen, Stingern und Bumpern garniert - fertig ist der modische Mini-Beitrag. Wer darauf "sozialisiert" wird, dem muss der klassische Zeitfunkbeitrag mit 3'00 bis 3'30 wie Opas Radio, langweilig und grottenlang vorkommen. Zudem: in den Kurzbeiträgen, die die Grenze der "Zumutbarkeit" tangieren, ist Hintergrund gar nicht mehr möglich - die Abwärtsspirale dreht sich weiter. Denn beim nächsten Mal versteht der 1'30-Hörer schon gar nicht, warum über das Thema A aus Teheran ("wat is' dat denn?") überhaupt berichtet wird.
Also, was brauchen wir noch Infowellen, wenn globales Wissen eh nicht gefragt ist und anderes Mini-Häppchenweise serviert wird. Schwarzbrot war immer schon schwieriger zu kauen als Weißbrot.

@ sunshiner (gehört wirklich nicht in diesen Thread...)

Falls Du Telefon meinst, gar kein Anmelden. ISDN geht in fast jedes Auslandsstudio durch Selbstanwahl via Schaltraum oder Studio, SAT-Leitungen aus der Pampa auch, aber der Schaltraum muss vorher wissen, dass man aufschlägt.
 
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Berlin: Merkel kocht; Wiesbaden: Koch merkelt, äh werkelt; Wetter: Heiter bis wolkig mit Regen und sonnigen Abschnitten; und jetzt endlich wieder Musik.


:rolleyes:


Ähnlich kurz sind bei WDR 2 die Nachrichten um halb - die Lokalnachrichten haben auch nur 1:30 Zeit. Da lassen sich Zusammenhänge leider nicht mehr erklären. Das ist sicher keine Infowelle, auch wenn WDR 2 wenigstens noch viele andere Themen am Morgen behandelt.

Und natürlich können die Leute noch zuhören, sogar länger - wie wäre sonst der Boom beim Hörbuch zu erklären!

Allerdings fehlt in Schulen zeitweise jegliche Medienkompetenzvermittlung. Was Google und Wikipedia nicht kennen gibt es einfach nicht! Und den Lehrern fehlt oft schlicht die Zeit und evt. auch selbst die Medienkompetenz.

Gerne würde ich da noch einmal die Brand eins über "Komplexität" empfehlen, längst vergessene Ausgabe 1/2006 (http://www.brandeins.de/home/inhalte.asp?MenuID=130&MagID=69&sid=su811731831165743514&umenuid=1)

Seltsamerweise erleben solche Zeitschriften als wenige der Branche überhaupt noch steigende Auflagen. Cicero wäre da auch so ein Beispiel. Mehrere Seiten zu einem Thema - kein Problem. Ich erinnere mich noch an Darfur - in den deutschen Medien zum ersten Mal erwähnt in der deutschen Le monde diplomatique. Das Fernsehen hat das Thema erst ein halbes Jahr später entdeckt. Ab nächstem Jahr gilt die Halbwertzeit des ÖR-Wissens gar nur noch 7 Tage - dann wird gelöscht. Was interessiert mich der Dreck der letzten Woche(n).

Wer begreifen will braucht Zeit. Aus diesem Grund mag ich DLF und WDR 5. Und eine kleine schwach wachsende Minderheit will sich diese Zeit auch nehmen. Dann hat z.B. die Gesundheitsreform auch mehr Platz als das Ein-Satz-Statement in der Tagesschau. Auch zu empfehlen ist hier Phoenix mit "Der Tag". DLF und WDR 5 haben aber die Nase vorn, denn Sie haben mehr Zeit als eine halbe Stunde.

Ich bin mir allerdings nicht sicher ob der hauptamtliche Politiker in Deutschland überhaupt denkende und mündige Bürger will - mehr als ein oder zwei Kreuze bei Wahlen sind ja nicht zumutbar.:(




Wer das gelesen hat brauchte evt. länger als 1:30 - ich bitte um Entschuldigung!
 
AW: Bestes Infoprogramm in Deutschland?

Wenn man die Diskussion hier verfolgt, kann man nur nur den Eindruck gewinnen, hier wird aneinander vorbei diskutiert. Es besteht auch nach 32 postings immer noch kein Konsens darüber, was nun Inforadio ist und was nicht. Also ich würde mich auch der Argumentation anschliessen, dass Inforadio ein Radioprogramm ist, dass man gezielt einschaltet um umfangreiche Informationen zu tagesaktuellen Themen zu bekommen. Da dieses Programm idealerweise ohne bzw. nur sehr wenig Musik auskommen sollte, scheiden WDR 2 & Co. in meinen Augen schonmal aus. Inforadio muss, in meinen Augen, mindestens 70% Wortanteil haben, ansonsten ist es tatsächlich eher Servicewelle.
 
AW: Bestes Infoprogramm in Deutschland?

In meinem Zielgebiet: Ich höre gern hrinfo. Leider ist der Empfang schon in Offenbach etwas beeinträchtigt. Früher hatte ich gern MainFM gehört. Die spielen mir aber zuviel Musik. Und zuviel Seichtes. :rolleyes:
 
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