Billiglohn - Privatradio muss man sich leisten können?

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Ja und ? Gibt es einen Grund, warum nicht auch die marktführerhervorbringende Medienlandschaft die Mitarbeiter so bezahlt, wie es in der Wirtschaft üblich ist ?
 
Hängt ja vom Sender und der Aufgabe ab. Wer bei RPR 1 die Breaks abnölt, kann wohl keinen Schatz erwarten.

Außerdem steht es nach mehr als 25 Jahren Privatfunk dem On Air Personal ja frei, sich zu organisieren und gegen die VWs und YMs dieser Welt zu erheben. Wenn die Bedingungen so scheiße sind, kann man durch ein wenig gezielten Widerstand doch eh nur gewinnen. Denn wer will so einen Job schon länger machen? Aber gab es das überhaupt mal? Also dass sich ne ganze Mannschaft gegen einen Berater, Programmchef oder wen auch immer unmißverständlich erhoben hat?
 
Ich kenne auch so einen Hungerleider. Arbeitet bei nem Privaten (nein, keine Dorfklitsche) für nen Obolus, für den kein frisch examinierter Maschinenbau-Student frühmorgens auch nur aufstehen würde. Genau wie von Lemmer beschrieben: nach Abzug der üblichen Dinge (KV, RV, ...) bleibt weniger, als Miete und Essen kosten. Meiner regelmäßigen Frage, wie er davon leben kann, wird ebenso regelmäßig ausgewichen. Meine Frage, warum dagegen nichts unternommen wird, gemeinsam mit den "Leidensgenossen", wurde einfach beantwortet: dann bekäme man halt keine Aufträge mehr, man ist als Freier ja schließlich frei.

Dabei ist er weder Anfänger noch untalentiert noch unprofessionell. Im Gegenteil, ich möchte behaupten, von seinen rein rundfunk-technischen Talenten könnten sich viele andere eine große Scheibe abschneiden. Von dem Anspruch, mit dem er an seinen Job herangeht, ebenso. Der Anspruch ist so hoch, daß es schonmal Ärger gibt, wegen befürchteter Inkompatibilität mit dem Höreranspruch.

Und warum er dort ist? Nunja, vermutlich auch wie bei vielen anderen: weil es anderswo gerade keine Möglichkeiten gibt. Er gehört auf nen guten Öffi, aber die Öffis bauen ja auch eher ab als auf, vor allem im redaktionellen Bereich. Und wie es im Artikel steht: zu viele Leute, zu wenig Jobs. Letztlich wie in vielen anderen Branchen auch. Der Wunsch, beim Funk zu arbeiten, ist halt immer noch stärker als die Einsicht, etwas völlig anderes zu tun, nur weils nicht anders möglich ist.
 
Tja, deshalb hab ich auch anno tobak mein Volontariat geschmissen. Das tat zwar damals weh, aber nach der schlimmen Entwicklung im Kommerzfunk in den letzten 15 Jahren bin ich heute glücklich, mir das erspart zu haben, und in meinem heutigen Job mit der gesamten Medienbranche zu tun zu haben, ohne von ihr abhängig zu sein.
 
Obolus, für den kein frisch examinierter Maschinenbau-Student frühmorgens auch nur aufstehen würde.
Mit Verlaub: Der Herr Diplom-Ingenieur hat aber auch fünf bis sieben Jahre eines Studiums hinter sich. Ich will die Hungerlöhne der Branche nicht schön schreiben, aber man sollte auch nicht vergessen, dass Arbeitgeber vor allem für die Ausbildung und Qualifikation ihrer Mitarbeiter zahlen. Und wer mit ein paar Euro in der Stunde nach Hause geht, der hat auch (verhältnismäßig) wenig zu bieten. Nur weil man "was mit Medien macht", muss man nicht auch gut verdienen. Denn drei Praktika und ein Volontariat beim Privaten berechtigen nicht zum großen Geld...!
 
10 bis 14 Semester für Maschinenbau? Da hat er sich aber Zeit gelassen.
Was ich damit sagen will: Wer was studiert, bei Axel Springer volontiert, oder an der Henri-Nannen-Journalistenschule gelernt hat, muss nicht für 20 Euro Claims aufsagen. Wessen einzige Qualifikation ist, drei Mal in der Stunde "mehr Abwechslung und Vielfalt mit den Superhits der 80er, 90ern, 2000ern und dem Besten von Heute" unfallfrei sagen zu können, der wird auch nicht fürstlich entlohnt. Das Angebot regelt auch auf dem Arbeitsmarkt die Nachfrage: Viele Löhner, wenig Lohn!
 
Es ist schon leider Realität, dass im Laufe der Jahre ganz gezielt das gut bis sehr gut ausgebildete Personal (Studium, abgeschlossene Berufsausbildungen, belastbare Weiterbildungen usw.) systematisch aus den Radoredaktionen und Studios verdrängt worden ist. Im Gegenzug sind dann die ganzen "Enthusiasten" an Bord geholt worden, die "was mit Medien" machen wollen, oder die "im Radio sein wollen". Praktika für null Bezahlung, Volontärsrotation mit mieser Bezahlung und Rausschmiiss nach zwei Jahren. Ist ja kein Problem, weil - wie hier schon richtig gesagt - für das Aufsagen der Station ID und Ablesen der Positionierung brauche ich nur angelernte Kräfte. Und die werden eben auch so bezahlt wie angelernte Kräfte überall in der Wirtschaft: MIES. Und das ist logisch. Gutes Geld gibt es nur für Spezialisten und Fachleute - so ein Hörertelefon kann jeder bedienen. Und bei einer PK das Mikro hinstellen kriegt der interessierte Studi-Praktikant nach zwei Wochen auch hin. Wozu dann einen Vollredakteur bezahlen? Zumal die Nachrichten zum großen Teil nur eingekauft werden - ergänzt durch ein paar lokale O-Ton-Schnipsel.

Was der Bitterlemmer beklagt und erstaunlicherweise jetzt erst bemerkt, hat die Branche selbst so gewollt. Mein "Erschrecken" darüber hält sich deswegen sehr in Grenzen. In den Redaktionen der privaten Radiostationen ist schon seit Jahren kein Geld mehr zu verdienen - von den PD bzw. PC mal abgesehen. Wer ein vernünftiges Gehalt haben möchte, der darf da nicht arbeiten. Man sollte es als Jugendsünde abhaken, wenn man sich ein paar Jahre dort aufgehalten hat, und komischerweise nicht vorangekommen ist. Da hilft nur kündigen (wenn man überhaupt einen Vertrag hat) und eine vernünftige Ausbildung nachholen, Maschinenbau ist übrigens eine sehr gute Empfehlung ;) da wird nicht schlecht gezahlt. Und dann in die echte Wirtschaft einsteigen, die haben übrigens auch gute Presse- und Kommunikationsabteilungen :)

Gruß in die Runde
 
Trotzdem ist es ein Teufelskreis: Einerseits wird (zu Recht) über schlechte Programm-Inhalte gemeckert, andereseits werden die Mitarbeiter nicht ordentlich bezahlt. Das wiederum hat zur Folge, dass die Guten alle weggehen bzw. gar nicht erst kommen. Dadurch wiederum werden die Programm-Inhalte noch schlechter und die Mitarbeiter werden noch schlechter bezahlt.
Ich denke, das ist es auch, was Bitterlämmer bemängelt: Wenn endlich mal wieder ins Personal investiert wird, dann könnte man mal wieder ein hochwertigeres Programm machen. Damit neue Hörer gewinnen, mehr Geld durch Werbung verdienen und noch mehr gutes Personal einstellen!
 
Zur Orientierung solllte der Blick immer über die Grenzen geworfen werden. Das gilt für das Medium Radio im Besonderen. Schaut nach, was Moderatoren z.B. bei den landesweiten BBC-Networks verdienen. Das ist hoch gegriffen...aber besser hoch pokern als sich immer nach unten orientieren. Wenn den Stationen die Mitarbeiter davon laufen, weil sie sie nicht vernünftig bezahlen wollen, dann haben sie ein Problem! Einzigartig und unverzichtbar muss man sein, das ist die Grundvoraussetzung!
 
In Deutschland hat man eben das Untermaß zum Standard erkoren.
Unterschichtenradio UKW, der Rest hört Kabel und Web.
schöne neue Welt.
 
Der Kollege, um den es bei mir ging, hat übrigens abgeschlossenes Studium und ist kein Claimaufsager (wenn man ihn zu mehr läßt), sondern an einer wesentlich sensibleren Stelle im Einsatz. Auch da reicht es heute u.U. also für nicht mehr als "zu wenig".


@ Nomos

Maschinenbau geht wohl wirklich noch gut. Solar übrigens nicht mehr. Dann wäre ein Chinesisch-Kurs wohl noch realistischer.


@ Radiocat

BBC... da ist aber auch ein ganz anderer gesellschaftlicher Stellenwert dahinter als beim Tagesprogramm stemmenden Volo (mit 4 x Claim pro Stunde, dazu Stau und Wetter) und wohl selbst als beim Morgenmoderator eines (bundes)landweiten Privaten. Und solange sich im Funk (egal ob Ö/R oder Privat) in Deutschland mit dem absoluten Unterstmaß an Programminhalt und Bedeutung noch Hörer vor die Radios bringen lassen, warum sollte man dann investieren? Dann gehen die besten halt, nimmt man eben die Zweitbesten. Ach, die gehen auch? Nimmt man halt die dritte Garnitur. Stört die Hörer immer noch nicht? Machen wir ganz effizient Voicetracking. Immer noch kein Einfluß auf die MA? Fein!

Zugegeben, so übel unabhängig von den Moderatoren ist es gewiß nicht, aber ein Stück weit kann man das doch wirklich so treiben.
 
Wenn endlich mal wieder ins Personal investiert wird, dann könnte man mal wieder ein hochwertigeres Programm machen. Damit neue Hörer gewinnen, mehr Geld durch Werbung verdienen und noch mehr gutes Personal einstellen!

Wollen denn Hörer ein "hochwertiges Programm"? Ich habe da manchmal so meine Zweifel. Wenn es doch auch mit wenig Geld und unterbezahltem Personal gut läuft, fahren die Stationen doch gut damit. Denn geht es nicht letztlich um Hörerzahlen und Werbeeinnahmen? Ich bin mir sicher, daß ein PD ganz sicher anhand einer Excel-Tabelle zeigen kann, ab wann ein teures Programm mit einer hohen Anzahl an Hörern letztlich weniger Werbeeinnahmen generiert, als ein Billig-Programm mit nur halb so viel Hörern.
 
In Deutschland hat man eben das Untermaß zum Standard erkoren.
Unterschichtenradio UKW, der Rest hört Kabel und Web.
schöne neue Welt.

Beim Privatradio besteht der eine Teil des Programmauftrags im aggressiven Hochpushen von Singles, der andere im Veranstalten von Raterunden für geldgierige Wohlstandsverlierer. Am schlimmsten finde ich, dass sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk immer mehr auf das Level der Privaten herablässt um bei den MAs und damit bei der Werbewirtschaft Punkte zu sammeln. Es ist doch vom Grundgedanken her pervers mit aller Gewalt möglichst viele defizitäre Radiowellen am Leben erhalten zu wollen, die dann nach und nach in substanzlose, weitgehend gleichgeschaltete Beraterformate umgewandelt werden, die sich nach Möglichkeit selbst tragen sollen (also nichts anderes sind als eine Art öffentlich betriebener Privatfunk). Für solche Schildbürgerstreiche braucht man keinen Staatsfunk; da wäre es wirklich besser weniger aber inhaltlich wertvollere Angebote bereitzustellen und den Privatsendern mehr finanziellen Freiraum zu gönnen.
 
Diese Milchmädchenrechnungen via Excel Tabelle sind inzwischen ein alter Hut. Die Markenkerne vielerPrivatstationen sind inzwischen dank Billigproduktion ausgelaugt. Und daß nun so viele Menschen das trotzdem ertragen, kann auch niemand mehr behaupten. Die Einschaltquoten sprechen eine ganz andere Sprache: Gut gemachte Information mit regionalem Touch ist gefragt wie nie, die Musik muß dabei nur erträglich sein. Mal so vom Hörer her gedacht. Die Privaten schneiden sich da inzwischen ins eigene Fleisch, sie bekommen nämlich keine guten Leute mehr - das war mal sehr anders.
Es ist ein Gerücht, daß da so viele gut ausgebildete am Markt sind. Auch bei den Öffis herrscht inzwischen vielerorts echte Personalnot vor allem im Bereich der freien Mitarbeit. Das Problem liegt ganz woanders: Es gibt nicht zuviele freie Journalisten. Es gibt zuviele, die keine Ausbildung, aber ein überhöhtes Selbstbewußtsein haben. Die weder einen Satz sauber und geradeaus rausbekommen, noch wissen, wie z.Bsp. ein gebauter Beitrag überhaupt gestaltet werden muß, damit er ankommen kann. Und die dann für 20 Euro arbeiten, weil sie ihre Klamotten sonst nie los würden. Das ist das Problem.
Wieviele Absolventen hat eine Springer-Akademie? Wieviele Volos gibts im ÖR pro Jahr, wo ja auch wirklich gutes Handwerk vermittelt wird? Und wieviele Azubis im Privatfunk bekommen heutzutage tatsächlich mal einen gut ausgebildeten Redakteur zu sehen?
Die Privaten machen diese Not zur Tugend, verkaufen das als 'Originalität'. Sie würden das Geld niemals bezahlen (können), was nötig wäre, um wenigstens mal wieder eine Grundkompetenz in die Redaktionen zu bekommen. Ein Teufelskreis. Eingeleitet, als PDs und Geschäftsführer meinten, großé Räder drehen zu müssen, weil die Mitarbeiter ja soooo motiviert seien und deswegen auch 'mal' zu Zugeständnissen bereit. Herr Lemmer hat (ausnahmsweise mal) recht. Obwohl er dieses System in leitender Funktion auch mal mitgestaltet hat.
Jetzt gibts die Quittung.
 
Stört's denn jemanden? Zum Beispiel, daß die Regiocast anscheinend ihre Nachrichtenredaktion in Leipzig schlicht aufgelöst hat und ihr sächsischer UKW-Dukatenesel teilweise ganztags als Vollautomat mit Wetter und Verkehr aus der bekannten Satzbausteinmaschine läuft?


Und dann in die echte Wirtschaft einsteigen, die haben übrigens auch gute Presse- und Kommunikationsabteilungen :)

Es wird dabei aber hoffentlich niemand übersehen, daß das ein kompletter Wechsel der Seiten ist.
 
Und dann in die echte Wirtschaft einsteigen, die haben übrigens auch gute Presse- und Kommunikationsabteilungen :)
Es wird dabei aber hoffentlich niemand übersehen, daß das ein kompletter Wechsel der Seiten ist.

Wirklich? Doch nur dann, wenn die Rundfunkarbeit noch irgendwo etwas anderes ist als Verlautbarungs-Vorlesen und akustische Produktplatzierung. Also: wenn ein Mitarbeiter einer öffentlich-rechtlichen Wortwelle, der dort bislang vorrangig mit kritischen, nicht immer bequemen Themen in beachteten Sendungen in Erscheinung trat, nun plötzlich für die Telekom, Google, die BASF oder Rewe die öffentlichkeitsarbeit macht, dann wäre das so ein Wechsel.

Aber wenn es jemand schafft, nach "Claimaufsager" den Absprung zu schaffen und nun Öffentlichkeitsarbeit für irgendwen macht, kanns doch, wenn der "irgendwen" halbwegs bekannt ist, nur ein Aufstieg sein, oder?
 
Nomos schrieb:
Es ist schon leider Realität, dass im Laufe der Jahre ganz gezielt das gut bis sehr gut ausgebildete Personal (Studium, abgeschlossene Berufsausbildungen, belastbare Weiterbildungen usw.) systematisch aus den Radoredaktionen und Studios verdrängt worden ist. Im Gegenzug sind dann die ganzen "Enthusiasten" an Bord geholt worden, die "was mit Medien" machen wollen, oder die "im Radio sein wollen". Praktika für null Bezahlung, Volontärsrotation mit mieser Bezahlung und Rausschmiiss nach zwei Jahren.

Das ist die Sache auf den Punkt gebracht!

Und was den Wechsel in eine Kommunikationsabteilung oder in die Öffentlichkeitsarbeit betrifft: Dort hat man es dann bei Presseterminen mit den null ausgebildeten und null informierten Praktikanten und Freien zu tun, die einem das Mikro unter die Nase halten und statt einer ernsthaften Frage die Aufforderung formulieren: "Sagen Sie einfach, was Sie zu dem Thema sagen wollen!"

Fragt mal den Freiburger Oberbürgermeister. Der hat in einer solchen Situation kürzlich ein Interview abgebrochen und den Kollegen von badenfm rausgeschmissen.
 
nomos schrieb:
Es ist schon leider Realität, dass im Laufe der Jahre ganz gezielt das gut bis sehr gut ausgebildete Personal (Studium, abgeschlossene Berufsausbildungen, belastbare Weiterbildungen usw.) systematisch aus den Radoredaktionen und Studios verdrängt worden ist. Im Gegenzug sind dann die ganzen "Enthusiasten" an Bord geholt worden, die "was mit Medien" machen wollen, oder die "im Radio sein wollen". Praktika für null Bezahlung, Volontärsrotation mit mieser Bezahlung und Rausschmiss nach zwei Jahren. Ist ja kein Problem, weil - wie hier schon richtig gesagt - für das Aufsagen der Station ID und Ablesen der Positionierung brauche ich nur angelernte Kräfte. Und die werden eben auch so bezahlt wie angelernte Kräfte überall in der Wirtschaft: MIES. Und das ist logisch. Gutes Geld gibt es nur für Spezialisten und Fachleute - so ein Hörertelefon kann jeder bedienen. Und bei einer PK das Mikro hinstellen kriegt der interessierte Studi-Praktikant nach zwei Wochen auch hin. Wozu dann einen Vollredakteur bezahlen? Zumal die Nachrichten zum großen Teil nur eingekauft werden - ergänzt durch ein paar lokale O-Ton-Schnipsel.

Eine gute Schilderung, die mich an viele viele Ex-Kollegen erinnert. Allerdings können sich Privatsender ausgehandelte Tarifgehälter oft einfach nicht leisten. Wenn doch bleiben andere Inhalte auf der Strecke und es wird immer mehr rationalisiert und heruntergefahren. Es ist leider so und die anhaltende Wirtschaftskrise gibt keinen Anlass, da auf eine Besserung zu hoffen.

mannis fan schrieb:
Fragt mal den Freiburger Oberbürgermeister. Der hat in einer solchen Situation kürzlich ein Interview abgebrochen und den Kollegen von badenfm rausgeschmissen.
Das ist schon ziemlich peinlich. Was hat der Sender gemacht, das Interview gefakt?
 
Allerdings können sich Privatsender ausgehandelte Tarifgehälter oft einfach nicht leisten. Wenn doch bleiben andere Inhalte auf der Strecke und es wird immer mehr rationalisiert und heruntergefahren. Es ist leider so und die anhaltende Wirtschaftskrise gibt keinen Anlass, da auf eine Besserung zu hoffen.
Hmm... wenn ich dann das hier lese
http://www.radioszene.de/32892/radi...und-mit-herausragendem-kostendeckungsrad.html
wäre nun die Frage, ob das nur in BaWü so ist oder auch anderswo. Nicht, daß sich hier hinter etwas versteckt wird, was gar keine Auswirkungen auf die Bilanzen hat.
 
@laser558
Programmchefin und pers. Referent des OB haben danach im direkten Gespräch "die Irritationen ausgeräumt", wie man so schön sagt.
 
@radiowaves: Die Antwort stand ja in dem verlinkten Artikel: Umsatzrückgang um 2%. Das liest sich wenig, ist aber schon erheblich, wenn man auf Grund steigender Kosten eigentlich 4-5% mehr zielen müsste. Das macht nämlich eine Lücke von circa 7% aus.

Und 13-15% über 100, verteilt auf mehrere Gesellschafter, halte ich nicht für viel. Und besonders dann nicht, wenn sie durch Kostenreduktion erzielt werden mussten!

Fordere mal eine Personalkostenbilanz von FFH an, dann wird dir schwindlig werden. Diese Summe muss erst einmal durch Werbung hereingeholt werden, Monat für Monat. Darüber macht sich niemand Gedanken.
Oder fordere mal eine Personalkostenbilanz vom hr an. Da wirst du wahrscheinlich tot umfallen.

@ mannis fan: Das beste, was sie tun konnten.
 
Vielleicht eine Sache noch. Dem Argument „Die privaten Stationen können oft nicht mehr zahlen“ kann ich nur sehr bedingt folgen. Die Stationen könnten mehr zahlen, das Geld ist durchaus da. Eine Wirtschaftskrise haben wir derzeit auch nicht, im Gegenteil, seit zwei Jahre brummt die deutsche Wirtschaft extrem – siehe auch Entwicklung Arbeitslosenzahlen.
Die imaginäre Krise wird nur sehr gern bemüht, um Gehaltsforderungen abzuschmettern.

Zahle ich der Redaktion aber mehr Gehalt, sinkt der Überschuss / Gewinn – und da liegt der Hase im Pfeffer. Die Stationen verdienen schon Geld, es gilt jedoch das Prinzip der Gewinnmaximierung, deswegen ja die ganze Billigbezahlerei und das Ausdünnen der Programminhalte.

Die Werbewirtschaft steht derzeit nicht schlecht da. Versucht doch mal die Minute vor der Tagesschau für einen Spot zu buchen – es wird nicht möglich sein, die ARD Werbung könnte diese Minute zehnmal verkaufen zum doppelten Preis, es gäbe immer noch eine Warteliste. Gewiss, ein Extrembeispiel, es sollte nur verdeutlichen, dass es mit der Krise nicht so weit her ist.

Was die Pressestellen der Unternehmen angeht. Dort sitzen inzwischen sehr oft die besseren Journalisten. In den Kommunikationsabteilungen der größeren Unternehmen wird inzwischen journalistisch wesentlich sauberer gearbeitet, als in den Medienredaktionen selbst. Klar, es ist die andere Seite vom Schreibtisch, die Kommunikation dort ist nicht unabhängig und überparteilich – aber handwerklich stehen die Presse- und Kommunikationsstabstellen vielfach sehr gut da.

Wer geht denn in eine Pressestelle? Es sind fast ausschließlich aktive langjährige Journalisten, die die Seite wechseln. Die Unternehmen kaufen sich ganz gezielt die besten Leute raus. Oft kennt man sich über Jahre, bevor man mal im geeigneten Moment, ganz unverbindlich natürlich, ins Gespräch kommt - über eine gerade angedachte Umstrukturierung der Kommunikationsabteilung zum Beispiel. Und wenn dann die Unternehmen entsprechende Bezahlung, soziale Absicherung und vielerlei andere Dinge offerieren, dann kann so ein Medienjob sehr viel von seinem eigentlichen Reiz verlieren.
Und das Traurige ist: Vor einigen Jahren war die Bezahlung speziell im Privatradio nicht schlecht – inklusive Weihnachtsgeld.
Allerdings - mal ganz überheblich gesprochen: Das Volontariat einer privaten Radiostation reicht heute nicht aus, um etwa Pressesprecher eines Stadtwerkes oder einer Stadtverwaltung zu werden. Dort werden Voraussetzungen verlangt, wie sie übrigens früher (bis vor 10 Jahren) in der Medienbranche usus waren (abgeschlossene Ausbildungen, StudienABSCHLÜSSE, fundierte Berufserfahrung).

Und was Mannis Fan geschrieben hat, der Vorfall mit dem BM von Freiburg und dem Reporter von badenFM, so was entspricht absolut der Realität. Nicht jeder BM reagiert dabei so drastisch und ehrlich J. Viele grinsen sich innerlich eins, und erzählen den Reportern dann genau ihre Botschaft ins Mikro – die dann ungeschnitten und ohne Nachfrage gesendet wird, ist doch auch schön! ;)

Hatte ich vor kurzem auch mal – es war allerdings ein (freies) Fernsehteam des MDR! „Erzählen Sie doch mal, was Ihnen noch so zu dieser Anlage einfällt!“. Die Fragen hat die vermeintliche Reporterin / Redakteurin gestellt. Der Kameramann hat dann auch noch eine Frage eingeworfen und sogar die Tonassistentin hat eine Frage gestellt. Kein Scherz!
Denen habe ich schön was erzählt ;) … wie schon erwähnt, ungeschnitten und ohne Nachfrage gesendet.

Gibt es einen Ausweg aus dieser Situation? Ich kann es nicht sagen. Es steht und fällt mit der Frage: Honoriert die Werbewirtschaft ein Programm, welches hörbar von Fachleuten gemacht wird? Dann erst ergibt die Investition in höhere Gehälter – und damit in besser qualifiziertes Personal – auch Sinn.
Denkbar wäre es, denn nicht umsonst ist die oben erwähnte Minute vor der Tagesschau so begehrt bei den Werbetreibenden.

Gruß in die Runde – muss jetzt wieder Geld verdienen ;)

PS.
@ laser
Gewiss, die Personalkosten von FFH sind schon ordentlich, der Sender ist auch ein Flaggschiff. Das Ganze aber bitte im Verhältnis zum Gesamtumsatz betrachten, dann sieht die Sache schon anders aus. Ich empfehle einen Blick in die Jahresabschlüsse /Geschäftsberichte der jeweiligen Sender, dann wird die Jammerei unglaubwürdig. Jahresabschlüsse unterliegen der Veröffentlichungspflicht (bei einer GmbH bspw.)
 
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