Bitter Lemmer: Die Nazis und wir

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Natürlich fänden wir das nicht gut. Du machst es Dir mit Deinem Vergleich aber auch zu einfach.
 
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@ Makeitso

Die PDS vor zehn Jahren ist mit der heutigen PDS nicht zu vergleichen! Mit der Aussage, daß die PDS keine demokratische Partei sei, würde ich vorsichtig sein. Woran machst du das fest? Immerhin erringt diese Partei ihre Wahlsiege in demokratischen Wahlen. Sie ist stärker als die SPD! (Im osten natürlich nur) Mit der PDS wurde vor Jahren bei den Wahlsendungen ähnlich umgegangen, wie heute mit der NPD. Aber die PDS hat im Gegensatz zur NPD viel Ideologie über Bord geworfen. Wenn man sich die Leute im Land mal anhört (PDS Wähler) dann sind deren Positionen durchaus bürgerlich zu werten, eher in der Nähe zur CDU, weniger zur SPD. Die PDS wird eine regionale Eigenart des Ostens bleiben. Jegliche Versuche diese Partei im Westen zu installieren sind ja kläglich gescheitert, nicht ohne Grund. Die etablierten Parteien haben sich von Anfang an falsch mit der PDS auseinandergesetzt. Der Spuk hätte nach zwei drei Jahren vorbei sein können. Allerdings haben CDU/SPD die PDS absolut ignoriert, und dabei den Fehler gemacht, auch das Wählerpotential hinter dieser Partei zu ignorieren. In den frühen Neunzigern hätten sich die Volksparteien sich um diese Wähler kümmern müssen. Inzwischen ist die PDS im Osten verbürgerlicht, sie stellen Bürgermeister, Landräte, Landtagsfraktionen usw. Im Land denken da viele pragmatisch ohne Parteiengezänk. Da bleibt das Parteibuch erstmal außen vor. UNd wenn sich ein Stadtrat über ein Schwimmbad oder Theaterhaus einig ist, dann wird entsprechend abgestimmt. Aus die Maus! Da stimmt doch kein CDU Fraktionsboß gegen ein neues, repräsentatives Theater, nur weil die PDS dafür ist?! Nein, die PDS ist nicht der linksextreme Laden, zu dem sie gern gemacht wird, der sie sicher auch mal war! Die Wahlerfolge dieser Partei haben das Ausland zum Beispiel kaum interessiert. Die Wahlerfolge der Rechten um so mehr! Das Wahlergebnis der NPD in Sachsen ist von der Tschechei besorgt kommentiert worden! Wenn die althergebrachten Volksparteien ihre Hausaufgaben richtig gemacht hätten, dann wäre die PDS schon seit langem nur eine Splittergruppe unter der 5 % Hürde. Auf die Rechten träfe dies ebenso zu. Was hat Jam Master so im Zorn gesagt "...die kreidefressende, mehrfach schafpelzverhüllte PDS". Ganz unrecht hat er nicht. Diese Partei hat sich bis zur Selbstverkennung ins bürgerliche Lager entwickelt. Nur deswegen ist sie noch da. Ob die NPD so einen Spagat ebenfalls schafft, wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Soviel Kreide gibt es im ganzen Universum nicht....
 
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*hüstel*

"tschechei" ist ein begriff aus der nazizeit, nur mal so am rande. es heißt richtig tschechien, wo hier schon so richtig dolle *krümelgekackt* wird! ;)
 
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@ Nomos:

Nein, die PDS ist nicht der linksextreme Laden, zu dem sie gern gemacht wird, der sie sicher auch mal war!

Ich bin nur ein Journalist, der versucht objektiv zu bleiben!

Kannst Du mir sagen, wie diese beiden Ausagen von dir zusammenpassen sollen? Ich glaube, Du bist alles andere als objektiv ... Schade, daß sich jeder Journalist nennen darf. :(
 
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@ der beobachter:

Ganz einfach: Wenn ich sage, "die PDS ist nicht der linksextreme Laden, zu dem sie gern gemacht wird", hat das für mich nichts mehr mit Objektivität zu tun. Damit ist Nomos' Versuch objektiv zu bleiben meiner Meinung nach gescheitert.
 
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@Nomos

Wie weit die PDS demokratisch ist oder nicht läßt sich am Programm festmachen und an den Leuten die dort den Ton angeben. Janz eenfach!

Auch die NPD erringt ihre Siege in demokratischen Wahlen, auch die NPD ist in einigen Landstrichen größer wie die SPD. Ich bin mir sicher auch in Sachsen wird ein Beschluß nicht gekippt nur weil die NPD AUCH dafürstimmt. Die Wähler der NPD sind überwiegend bürgerliche Menschen - wie bei der PDS. Auch bei der NPD wird dieser Spuk NICHT in 2-3 Jahren zuende sein, wenn es so weitergeht. Merkst Du wie Deine Argmentation bedenklich ins Wackeln kommt????

Ich finde nur erstaunlich, daß es in den Medien zum Thema REP/DVU/NPD usw. wesentlich gesitteter zugeht als in den 90ern.

ist es eigentlich bekannt, daß sich im Stuttgarter Fraktionshaus sich FDP und REP Räume und Arbeitsmaterialien geteilt haben? Das die REP immer fleißig und gerne zu den Festen der LfK kam, meist zusammen mit den CDU- und SPD-Leuten? Man merke sich den Politikerspruch: Schlecht und Böse ist alles, was mir gerade nicht in den Kram passt. Bei allen runden Tischen bei Wahlen im Sender saßen alle immer einträchtig zusammen und haben sich interviewen lassen. Keiner ist aufgestanden oder gegangen bloß weil der Rechte auch da war. Die BLM hat allen Sender freigestellt ob sie Wahlwerbespots ausstrahlen möchten oder nicht. Fast alle wollten (...auf die Kohle nicht verzichten.)

Übrigens zu den besorgten Reaktionen aus CZ: Schau mal wer da grad an der Macht ist...

Wir sollten uns aber hier nicht mit solchen Fragen auseinandersetzen, sondern wie wir in unserer Arbeit damit umgehen. Was macht der gepflegte Lokalredakteur hier, wenn bei der nächsten Kommunalwahl ein NPD-Vertreter mit an Tisch sitzen soll?

@iknow
Kein Begriff aus der Nazizeit sondern eine Umbennung auf Wunsch des CZ-Außenministerium von 1992, da -man höre und staune!- sich Tschechei wie Türkei anhört und das wolle man nicht. Ich hab damals das als Memo auf den Tisch bekommen. Der Vorgang läßt sich sicherlich im Netz noch irgendwo finden....
 
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Das ist aber lediglich Deine Bewertung, andante2003. Die Einordnung einer Aussage als objektive oder nicht objektive bedarf als Basis eigener Objektivität - oder zumindest des Versuchs einer solchen. Objektivität lässt sich nicht über Meinung "für mich" bewerten, sondern lediglich anhand von Fakten feststellen.
Wenn Du Nomos also gescheiterte Objektivität vorwirfst, dann erkläre, wo die PDS tatsächlich der "linksextreme Laden [ist], zu dem sie gern gemacht wird".
 
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@ der beobachter:

Anders als Nomos habe ich meine Aussage nicht als objektiv deklariert. Darüberhinaus - um deiner Argumentation zu folgen - müßte Nomos seine Aussage belegen, um sie nicht als Meinung respektive Wertung da stehen zu lassen. Deswegen habe ich lediglich eingeworfen, daß die beiden zitierten Aussagen nicht zusammen passen. Wenn ein Radiojournalist in den Nachrichten erzählt, die PDS sei nicht der linksextreme Laden [...], dann würde ein Aufschrei durch Radiodeutschland gehen ...
 
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@andante

1.
das wort"krümelgekacke" ist ein eigenbegriff, da gibts also keine regel, er steht ja auch in klammern :rolleyes:

2.
tschechien stimmt genau so wie tschechische republik :rolleyes:


@schwabe

der begriff "tschechei" stammt sehr wohl aus der nazizeit und galt als verunglimpfend :rolleyes:
 
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Gruß in die Szene - und Kompliment: Ich staune über die temperamentvollen Beiträge. Gleichwohl ein paar Ergänzungen zur Klärung: Nicht die PDS, auch nicht das Wahlverhalten im Osten war mein Thema, sondern der Umgang der Medien mit NPD und DVU. Was die PDS betrifft - hier ging es mir allein um die Person Peter Porsch. Porsch stammt aus Wien und zog 1968 - damals bereits Mitglied der ÖKP - nach Berlin, zunächst West. 1973 übersiedelte er aufgrund seiner marxistischen Überzeugung in die DDR. Dieser Lebenslauf darf zumindest als ungewöhnlich gelten. In der DDR trat er der SED bei. Ein Übertritt in die PDS war nicht notwendig, weil die PDS tatsächlich nicht der Nachfolger der SED ist, sondern nur der neue Name der alten Partei. Inwieweit sich die Partei in ihren Grundsätzen gewandelt hat, ist umstritten. Das Attribut "postkommunistisch" ist dagen korrekt, weil es den Status präzis wiedergibt. Die SED hatte sich selbst als kommunistisch bezeichnet, die heutige Partei befindet sich in einem "post"-Stadium der damaligen Ideologie.
 
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Ganz recht, Du hast Deine meinung nicht als "objektiv" deklariert. Musst Du aber auch nicht. Denn wer jemandem mangelnde Objektivität vorwirft, muss, um der Logik der eigenen Kritik genügen zu können, selbst diese Position einnehmen, auch wenn er sie nicht als solche deklariert. Denn welches Kriterium legst Du bei der Kritik an mangelnder Objektivität an, wenn nicht genau das, das Du einforderst?
 
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Das ist ein bisschen zweischneidig. Es gibt in der PDS ja mehrere Flügel, von denen einige eher bürgerlich sind und andere streng kommunistisch. Letztere werden vom Verfassungsschutz beobachtet, z.B. kenne ich einen Landtagsabgeordneten, der dadurch auffällt, dass er Demos organisiert, bei denen die Teilnehmer regelmäßig die Deutschlandfahne verbrennen. Andererseits lässt sich daraus aber kein Gesamturteil über die PDS ableiten. Ich habe dort schon Parteiveranstaltungen erlebt, bei denen es wesentlich demokratischer in der Aufstellung der Kandidaten zu- und durch regen Austausch auch vorstandskritischer Positionen wesentlich heißer herging, als bei ähnlichen Veranstaltungen der "etablierten" Parteien. Und bei der CDU und ihrer Schwesterpartei gibt es ebenso Politiker, welche zumindest als rechts-konservativ mit sehr nationalistischer Prägung eingestuft werden müssen - ohne, dass jemand auf den Gedanken käme, der gesamten CDU extremes Gedankengut vorzuwerfen.
Dass Nomos aber objektiv betrachtet recht hat, weiß jeder, der den großen Knall auf dem Bundesparteitag 2003 beobachtet hat, der eine wesentliche Veränderung des Programms nach sich gezogen hat. Und ich stehe hier sicher nicht im Verdacht, heimlich PDS zu wählen.
(Nur das mit dem Persilschein hat nicht immer funktioniert. Siehe Sabine Hingst und Frank Liehr.)
 
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@ DerSchwabe:
Danke, Du hast mir viel Schreibarbeit zu Nomos' Posting erspart!

@ Nomos:
Aber leider nicht alles: Daß die SPD die PDS ignoriert habe, kann man wohl kaum behaupten. Sollten Dir die seit Jahren bestehenden Koalitionen in MäcPomm und Berlin etwa entgangen sein?

@ Hexe:
Und bei der CDU und ihrer Schwesterpartei gibt es ebenso Politiker, welche zumindest als rechts-konservativ mit sehr nationalistischer Prägung eingestuft werden müssen - ohne, dass jemand auf den Gedanken käme, der gesamten CDU extremes Gedankengut vorzuwerfen.
Warum auch? Rechtskonservativ oder national eingestellt zu sein, hat wohl kaum etwas mit Extremismus zu tun. Allerdings: Wenn wir uns an den Fall Hohmann erinnern - da hatten einige in der SPD nichts besseres zu tun, als die gesamte CDU sofort unter Generalverdacht zu stellen. Es kommen also schon einige auf die Idee.

"Nationalistische" Gesinnung übrigens ist mir bei der Union bislang noch nicht untergekommen.
 
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So, jetzt habe ich die Zeit, mal ein etwas längeres Pamphlet zu der gesamten Diskussion abzulassen, die ich teils mit Amüsement, teils mit Bauchschmerzen verfolgt habe. Ich sehe das ganze ja nun quasi aus der Binnenperspektive, und da stellt sich einiges durchaus anders dar. Zweifelsohne war der Auftritt der ZDF-Dame unsouverän. Aber insgesamt ist das alles nicht ganz so leicht, wie es hier einige darstellen.

Fehler und Ursachen für das Wahlergebnis lassen sich viele ankreiden. Mir fällt da spontan ein, dass die Politiker und auch die Medien die Ostdeutschen nach 1989 bis in diese Tage hinein in dem Glauben gelassen hat, der "Goldene Westen" sei im Prinzip Sozialismus, in dem man sich aber alles kaufen kann. Der harte Fall kommt nun. Das spielt in politischen Analysen, die nach einem Warum suchen, eine große Rolle.

Nicht so stehen lassen möchte ich, dass die Medien (wenn wir es insgesamt sehen, und nicht nur auf das Radio) die NPD im Vorfeld hätten. Die Zeitungen hatten auf den Aufschlagzeiten Analysen, welche Passagen des Wahlprogramms und des Grundsatzprogramms weshalb gegen die Verfassung verstoßen. Diese teils schwammigen Ausdrücke wurden übersetzt. Wer in den einzelnen Regionen Erfahrungen mit NPD-Politikern in den Kommunalparlamenten gemacht hat, hat diese wiedergegeben. Es lief der Ton von Apfel, der auf einer früheren Veranstaltung gesagt hat: "Ja, wir sind verfassungsfeindlich." Es wurde darüber berichtet, dass NPD-Kandidaten zu Gesprächsrunden eingeladen waren, aber nicht erschienen sind.

Und in letzterem zeigt sich eine weitere Wahrheit: Es ist nicht gerade so, dass die NPD den Kontakt zu den "gleichgeschalteten Systemmedien" sucht, oder die Lektüre selbiger empfiehlt. (Ein Blick auf die NPD-Homepage von Sachsen ist da ganz hilfreich.) Die Wahlparty fand unter Ausschluss der Medien in einem Autohof an der A4, bei verhängten Fenstern und mit einem riesigen Aufgebot an Ordnern statt. (Die wirklich heißen Sachen besprechen die "etablierten Parteien" ja auch nicht auf den öffentlichen Veranstaltungen. Aber es sind wenigstens Beobachter zugelassen.) Folglich erreichst Du die harten Wähler ohnehin nicht. Und da "Wahrheit" immer gedeutet werden kann, wird mit den "Protestwählern" ähliches passieren. Die Wahlanalysen, welche ich gesehen habe, lassen im übrigen nicht überdurchschnittlich darauf schließen, dass die Leute das Kreuz bei der NPD gemacht haben, um die Politiker zu ärgern. Da sind tatsächlich mehr Leute ins Lager der Nicht-Wähler oder wo anders hin abgewandert. Oder sind eben trotzdem auf die platten Phrasen herein gefallen, weil vielleicht jeder mitunter glauben möchte, was er glauben will.

Wenn also jemand auf die Frage: Wie gehen wir künftig damit um? nur antworten kann: "Enthüllen und Entlarven", dann ist das wie im Wahlkampf, wenn mal wieder ein Politiker feststellt, dass wir dringend Arbeitsplätze brauchen. Das WIE wäre mal interessant, aber da kam von vielen nur heiße Luft. Was denkt Ihr Euch denn: Dass man nur mal drei Leute anrufen muss, und die Strukturen der NPD liegen offen?! Ich sehe hier tagtäglich, wie sich gestandene Journalisten daran die Zähne ausbeißen. Das ist der Teil, der mir Bauchschmerzen bereitet: Da glauben irgend welche Journalisten, welche von außen auf ein Ergebnis und dessen Folgen schauen, dass sie aus einem Satz des Spitzenkandidaten alles folgern können. Wer aber ebenfalls den Wahlkampf verfolgt hat, der wird festgestellt haben, dass die Parolen entschärft und damit allgemeintauglicher waren und die gesamte Wahlkampfstruktur wesentlich professioneller als bei anderen Wahlen. Spricht das nicht etwas gegen die These des dummen, dicken Neonazis? Obwohl es zahlreiche Journalisten gibt, die bundesweit daran arbeiten, sind die Strukturen, welche hier so heldenhaft entlarvt werden sollen, nahezu unbekannt.

Ich will mich nun nicht zur moralischen Instanz aufspielen, aber ich arbeite nach bestem Wissen und Gewissen in einer Redaktion, in der die redaktionelle Richtlinie etwas mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu tun hat. "Objektiver Journalismus" ist immer relativ. Insofern habe ich kein schlechtes Gewissen, ebenfalls zur Wahl aufgerufen zu haben, wenn diese möglicherweise in Gefahr gerät. Das unterlassen zu haben, ist ja auch ein Vorwurf, der den Medien nach 1933 gemacht wurde. Immerhin ist der Verbotsantrag nicht daran gescheitert, dass das BVG die NPD-Leute umfassend rehabilitiert hat.

Wie also weiter? Ich persönlich habe die Frage für mich ähnlich entschieden, wie Nomos, der den Vergleich mit anderen Parteien fordert. Aber ich hefte mir nicht auf die Brust zu wissen, ob das nun der einzige, perfekte, wirkungsvolle Weg ist, mit der NPD umzugehen, die wohl auch künftig nicht zu allem befragt werden wird. Fakt ist nur eins: Sämtliche Berichterstattung geht durch den automatischen Filter des Journalisten, der diese Gegenmeinung holt, oder jene betont. Das kann keiner von uns abstellen. Auch die nicht, welche das hier so lauthals fordern.
 
AW: Bitter Lemmer: Die Nazis und wir

Völlig unsinnig, das einer Person in die Schuhe zu schieben. Das Problem ist, dass der "Kampf gegen Rechts" gescheitert ist. Wahrscheinlich hat der NPD nichts so sehr genutzt wie die Sebnitz-Panne der Bild. Deren hauptsächlicher rheotorischer Trick ist es, sich und die "Deutschen" als Opfer darzustellen. Dabei bedienen sie sich der gleichen Mittel wie in den 90er Jahren gegen sie angewendet wurden.

Vgl. hier: http://www.npd.de/npd_startseiten/fragen_an_die_npd.html.

Keine zackige, markige Propaganda, sondern ein vordergründig seriöser Ton, der angeblich sachlich die Sichtweisen der Nationalparanoiker darlegt. Diese sind natürlich noch der selbe Unsinn wie vorher, jedoch nun formuliert als "Kritik" an den vorgeblichen Sichtweisen der "Mächtigen", die "Deutschland und das deutsche Volk vernichten" wollen.

Wenn das entlavt werden soll, erfordert dies eine gute Denkarbeit. Doch leider strebt unsere Kultur aktuell lediglich auf das Oberflächliche. Weil das Populäre ein bequemes Vehikel für das Kommerzielle ist, bricht jegliche Hemmung und Skupel weg, wenisgtens noch ein Fünkchen Verantwortung zu übernehmen.

Dummheit ist inzwischen völlig normal geworden, und genau hier liegt das Versagen der Medien!

Und auch der Schulen, denn noch immer gilt: Wer brav nachplappert, kann es schaffen sein Abi mit einer Eins zu bestehen. Wer jedoch anfängt zu denken, gar anzuecken, der wird allzuschnell Opfer von persönlichen Eitekeiten und Borniertheiten. In diesem Sinne also schon eine Vorbereitung auf das "richtige Leben".

Wenn also dieser braune Abschaum irgendwie bekämpft werden kann, dann mit echter Kantscher Aufklärung. Das hört sich unlustiger und anstrengender an als es ist. Nur müssten wir halt aufhören, irgendwelche Suprstars und Fit&Fun-Lifestyle-Scheiße zum ALLEINIGEN soziokulturellen Lebensinhalt zu stilisieren.
 
AW: Bitter Lemmer: Die Nazis und wir

@ Ray:

Danke für die Links. Ich hatte heute keine Zeit, selber bei Spiegel online reinzuschauen.
Den Verlauf des Apfel-Gesprächs in der "Tagesschau" erklärte von der Tann mit einem einmaligen "Überraschungseffekt", den es künftig so nicht mehr geben werde.
Nach scharfer Kritik rechtfertigt sich die Journalistin jetzt: Apfel habe von Anfang an nur "Parolen ablassen" wollen.
Na, das kam ja auch wirklich völlig überraschend und es konnte vorher definitiv niemand ahnen, daß 1) die NPD ins sächsische Parlament einziehen und 2) der Spitzenkandidat jedes Mikro, das ihm unter die Nase gehalten wird, für Propagandasprüche nutzen würde. Sowohl von ihm, als auch von den Wählern, ist es echt fies und hinterhältig gegenüber den öffentlich-rechtlichen Journalisten, daß man ihnen keine Zeit gegeben hat, sich auf die Interviewsituation vorzubereiten...
Allerdings bräuchten die Sender Zeit, sich journalistisch mit NPD und DVU auseinanderzusetzen.
Klar, denn die Wahlen kamen ebenfalls völlig überraschend. Wieviel Zeit braucht man denn so bei ARD und ZDF? Müssen da erst die Hauptabteilungsleiter Information klausurtagen und einen Interviewleitfaden entwickeln? Wofür bekommen Leute wie die Schausten eigentlich ihre gewiß nicht unterdimensionierten Gehälter? Wo war, als sie wirklich gebraucht wurde, die gerade in Gebührendiskussionen immer wieder behauptete Informationskompetenz der Öffis? Mit welchem Recht nennen sich solche Leute "Journalisten"?
Die "Frankfurter Rundschau" von heute sieht im Verhalten der Fernsehjournalisten den Versuch, "sich durch blanke Unhöflichkeit einen antifaschistischen Glorienschein zu verschaffen." Die "tageszeitung" moniert, ARD, ZDF, RBB und MDR hätten der Demokratie in der Wahlnacht "einen schlechten Dienst erwiesen". Der journalistische Umgang mit den Rechtsextremen habe letztlich mehr erschüttert als ihr Wahlerfolg in Brandenburg und Sachsen.
Ich bin mit der FR und der taz ja nun wirklich selten einer Meinung, aber besser kann man es kaum formulieren.
 
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Im RTL Fernsehen kam vorhin ein Beitrag im Boulevardmagazin EXTRA. Da wurde ein NPD-Mann interviewt, der nicht beantworten konnte, wann die Berliner Mauer fiel, was im §1 GG steht, wieveil Prozent der Sachsen arbeitslos sind, wie viele Einwohner Sachsen hat... Kleiner Schönheitsfehler: RTL suggerierte, daß die NPD auch in Brandenburg in den Landtag einzieht.

Moderatorin verteidigt Interview-Abbruch:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,319088,00.html
 
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Da wurde ein NPD-Mann interviewt, der nicht beantworten konnte, wann die Berliner Mauer fiel, was im §1 GG steht, wieveil Prozent der Sachsen arbeitslos sind, wie viele Einwohner Sachsen hat.
Tja, da hätten wohl auch die meisten nicht der NPD angehörigen Sachsen und Nichtsachsen versagt (man erinnere sich nur an den "Erstwählercheck" bei Stefan Raab). So etwas ist genauso billiger "Journalismus", wie die Leistung von ARD und ZDF am Wahlabend.

Übrigens: Vor der letzten Abgeordnetenhauswahl konnte Klaus Wowereit, heute bekanntlich Regierender Bürgermeister von Berlin, bei Friedmann auch nicht sagen, wie viele Menschen an der Mauer, die ja irgendwie in eben dieser Stadt stand, ermordet worden sind...
 
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@ andante2003

Lies einfach mal richtig! Ich habe bewußt geschrieben..."ein Journalist, der VERSUCHT objektiv zu bleiben". Die Objektivität eines Journalisten ist immer ein wünschenswerter Idealzustand, den wir zwar bewußt anstreben, aber nie vollkommen erreichen können. Warum? Weil wir als Journalisten Bestandteil des ganzen Systems (nicht des politischen!) sind. Ein völliges Heraustreten aus diesem ist uns (niemandem) nicht möglich...deswegen werden journalistische Statements immer eine subjektive Färbung behalten...aber damit will ich dich jetzt nicht überanstrengen. Übrigens finde ich es ziemlich vermessen von dir, mit Sätzen um dich zu werfen wie ...."wer sich jetzt schon alles Journalist nennen darf". Ich bin Journalist, ich habe es gelernt und studiert! Das will nichts heißen, aber seit zehn Jahren bekommen ich auch regelmäßig Geld für meine Arbeit, insofern scheine ich mit meiner Berufswahl nicht falsch zu liegen! :mad:

Was die PDS angeht: ich muß mich seit Jahren mit diesem Laden beruflich beschäftigen. Am Anfang stand für mich die kopfschüttelnde Frage: Wie kann diese Partei so einen Zulauf habe? Der anhaltende Erfolg der PDS beruht für mich darauf, daß der Laden eben nicht mehr linksextrem ist! Oder wie die Radiohexe sehr richtig formulierte, es gibt Strömungen in der PDS die durchaus verfassungsfeindlich und linksextrem sind. (und demzufolge vom Verfassungsschutz beobachtet werden) Aber die Wahlerfolge werden nicht mit den "Ultras" gemacht, sondern mit absolut bürgerlichen Positionen. Deswegen werde ich die PDS als Redakteur nicht als linksextrem bezeichnen. Weil ich damit fast 30 % der Wählerschaft im Osten beleidigen würde, die sich niemals als Linksextreme sehen würden. Man kann aber auch nicht sagen..." die inzwischen fälschlicherweise für linksextrem gehaltene PDS..." zumal dies in den Nachrichten auch eine Wertung gewesen wäre.
 
AW: Bitter Lemmer: Die Nazis und wir

Vorab: Wenn man über die PDS diskutiert, dann vergesse man bitte nicht die alten Steigbügelhalter der Nationalen Front und deren Verbleib. Dasselbe gilt für frühere SED-Kader, die heute nicht in der PDS aktiv sind, sondern ihre Fahne eifrig in den neuen Wind hängen.


Zum eigentlichen Thema:

Tatsächlich sind wir derart hinter dem Mond, daß uns schon die schlichte Bezeichnung dieser Spezies schwerfällt.
Erinnert mich daran, wie ich mich schon vor Jahren mal ausgesprochen schwertat, eine Bezeichnung für Ernst Zündel zu finden. Herausgekommen war übrigens "Neonazi".


Vermutlich feiern das diejenigen als Erfolg, die medial alles daransetzten, bloß jeden an die Urne zu treiben.
Darüber räsonierte vor ein paar Tagen ein Bekannter, die, wie er formulierte, Massenmeedchen würden Nichtwähler als "Undemokraten" bezeichnen, und: "Was sind dann aber NPD-Wähler?"


Da waren ja durchaus auch Radiosender beteiligt (z.B. solche, die problemlos die absurden Werbespots der DVU sendeten und sich dafür gut bezahlen ließen).
Inwiefern "problemlos"? Lief irgendwo Wahlwerbung, ohne sie in nur leicht umschriebener Form als vom Gesetzgeber aufoktroyiertes Zwangsprogramm zu kennzeichnen?


Hat übrigens jemand mal Schausten ./. Apfel und das entsprechende ARD-Debakel als Ton?
 
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Man darf ihnen unter keinen Umständen die Möglichkeit geben, sich in die Opferrolle zu fügen. Es ist eine Strategie der NPD sich als Medienopfer zu präsentieren. Die Journalisten sollten auf anderen Wegen versuchen über die NPD zu berichten. Auf der ersten Pressekonferenz der NPD wurde diese Partei anders behandelt, da stellten einige komplizierte Fragen und die NPD Chefs hatten keine richtige Antworten darauf. Wenn die Medien immer die NPD angreifen wird, dann geht Sie bei den nächsten Wahlen gestärkt hervor.
 
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Einige Frage stellte ich mir beim Lesen dieses Bitter Lemmers:
Warum stellt er die hohe Prozentzahl für die NPD nur als Protestwahl dar?!
Ich finde diese Verharmlosung des Ergebnisses als "Protestwahl" äußerst gefärlich.
MDR Info hatte einen der wenigen einen kritischen Reporter (allerdings auch nur in Brandenburg), der sinngemäß sagte: "Bisher wurde die DVU als Protestwählerpartei angesehen, die bei der nächsten (also 2004'er) Landtagswahl, auch auf Grund ihres politischen Versagens und ihres aktiv-politischen Nicht-Vorhandenseins im Land, verschwinden werde.
Nun ist dies nicht der Fall und es zeigt damit Tendenzen auf, die nicht mehr abgetan werden können." (D.h., er sagte durch die Blume, das es durchaus genug rechtes Potenzial in BB gibt, die diese Partei im Landtag hält.) Jedoch war das leider der einzige, der bei MDR Info solch kritischen Töne anschlug. Alle anderen Reporter sprachen von Hartz IV-Protest, Protestwahl und "abwatschen der Regierung".
Wenn nun BL sagt, die Knapp 10 Prozent der NPD seien primar eine Protestwahl, so leugnet er damit konkrete politischer Tendenzen in Teilen der Bevölkerung.
Ein strukturübergreifendes "Nationales Bündnis Dresden" (NPD, REP, Freie Nationale) sitzt im Stadtrat. Es gab genug "undemokratische" Tendenzen bei den Kommunalwahlen.
Der SSS-Prozess hat gezeigt, das in Sachsen eine sehr starke und gefährliche Naziszene existierte und diese durch diesen Prozess nicht wirklich quantitativ geschwächt wurde.
Es existieren genug "National Befreite Zonen" im sächsischen Hinterland und deren LokalpolitikerInnen schauen weg.
Das sind keine Protestwähler gewesen, sondern zum großen Teil auchg einfach "stramme Deutsche".
Das ist leider so.

Deshalb hier nochmal meine Kritik an der Glosse: Die NPD-Wahl in Sachsen war keine mehrheitliche Protestwahl der Konservativen oder was-auch-immer-ausgirchteten WählerInnenschaft gegen Hartz IV! Es war mehrheitlich eine durch die starke politische Aktivität der Rechten in Sachsen erkämpfte Wahl, basierend auf der unkritisierten Existenz im Land und der Akzeptanz in der sich jetzt formierenden rechten Volksfront.
Dieser Bitter Lemmer ist leider soweit medial zwar gerechtfertigt aber im demokratischen Sinne verharmlosend.
Warten wir auf 2008 / 2009 und wir könnten eine böse Überraschung erleben, die zeigt, das dies keine Protestwahl war. :(
 
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