AW: Bitter Lemmer im Juni: Privilegienstadl: Geiz ist Geil
Lieber Christoph,
ich stimme jedem einzelnen Deiner Argumente zu. Niemand hat etwas zu verschenken. Zudem gibt es gute Gründe dafür, warum sich in den meisten Firmen nicht irgendein Vertriebsmitarbeiter, sondern der Pressesprecher um die "Anträge" der Journalisten kümmert. Wenn ich mit meinem Presseausweis wedele, um einen Rabatt zu bekommen, werde ich automatisch zum Bittsteller, da es bekanntlich keinen Anspruch auf diese Rabatte gibt. Allein das ist in meinen Augen hochnotpeinlich. Auch in heutigen Zeiten der Honorarkürzungen gehören Journalisten ganz sicher nicht zum schlechtbezahlten Teil der Gesellschaft.
Außerdem gehört es zur Aufgabe eines Journalisten, Verwaltungen und andere Entscheidungsträger zu kontrollieren, was Vorteilsnahme im Amt einschließt. Solche Kritik zu üben, sich beim eigenen Vorteil jedoch - zumindest theoretisch - in die Nähe der Korrumption rücken zu lassen, ist bestenfalls naiv, schlimmstenfalls völlig unglaubwürdig. Noch schlimmer wird es, wenn selbige Journalisten den Anspruch auf Wirtschaftlichkeit bei ihren Arbeitgebern kritisieren und fordern, dass deren moralische Integrität überwiegen sollte. Jeder kann zu jeder Zeit für sich entscheiden, ob er unter den gegebenen Bedingungen arbeiten möchte, oder nicht. Kritik, u.a. an der redaktionellen Bevorzugung der Werbepartner, kann man jedoch nur üben, wenn man vor sich selber die Distanz zur Wirtschaft wahrt.
Also: Entweder ich habe Prinzipien, oder ich habe sie nicht. "Ein bisschen Prinzipien" dürfte es kaum geben.
Viele Grüße
Die Hexe