Bitter Lemmer: Plädoyer für die Radio-Globalisierung

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AW: Bitter Lemmer: Plädoyer für die Radio-Globalisierung

Lemmer schrieb:
Diese Kultur der Unfreiheit hat in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass News- und Talkformate entweder nicht existieren oder zum Weglaufen langweilig sind und dass die Vielfalt der Musikformate einfach nur zum Jammern eintönig ist. ... Und der Konsequenz, dass wir landauf, landab Sender haben, die nichts anderes dürfen oder/und können als die größten Hits von einst und jetzt.
Bei aller Liebe, aber ich habe selten so viel Unsinn gelesen. Wie wäre es denn, wenn die vermeintlichen Größte-Hits-Dudler erstmal ihre Möglichkeiten gemäß der Sendelizenz wahrnehmen und tätsächlich eine größte Vielfalt senden würden? Das würde den Enheitsbrei abschaffen und hätte erstmal rein gar nichts mit irgendwelchen Gesetzlichkeiten zu tun. Ist es nicht doch eher Faulheit, weil mehr Bandbreite im Programm nunmal mehr Arbeit bedeuten würde, bzw. das Märchen der Beraterzunft, dass "weniger" manchmal mehr sein kann, siehe Malak & Co., die diesen Zustand hervorgerufen haben? Wer hindert denn die Dudelsendermacher ein paar Streams ins Netz zu stellen? Derzeit so ziemlich niemand. Hören wird diese Streams trotzdem so gut wie niemand, weil von vornherein bekannt ist, was da vermutlich zu hören sein wird, derselbe Brei wie im restlichen Programm, siehe beispielsweise das hoch angepriesene und nun vor sich hin dudelnde ffn digital. Das angesprochene Problem ist meiner Ansicht nach hausgemacht. Mal wieder alles auf den bösen "Staatsfunk" zu schieben ist aber offenbar einfacher, als sich einzugestehen, dass man für den festgefahrenen Zustand zumindest mitverantwortlich ist.
 
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Da spricht offenbar ein "Kenner" der Sachlage. Fang mal an, dich zu hinterfragen. Und nicht nur das. Frag doch mal z.B. bei RPR1 nach den Zugriffszahlen auf ihre Streams. Du wirst dich wundern. Versprochen!
 
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Zugriffszahlen sind keine Hörerzahlen. Wenn beispielsweise 20 Leute 20 mal am Tag einen Stream anklicken, sieht das zwar nach viel aus, es bleiben aber dennoch nur 20 Hörer. :p
 
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mir tun die ganzen Programmchefs der privaten Dudelsender auch sehr leid. Und vor allem die (armen) Berater. Sie würden ja so gerne mal vernünftiges Programm machen, aber der Staatsfunk (Brüller) hindert sie daran. Und wenn nicht der Staatsfunk, dann die "anspruchsvollen" Hörer. Laut Malak und Müller (die müssten Sie kennen, Herr Lemmer) wollen die Hörer doch die größten Hits der 80er, 90er und das beste von heute. Damit ist doch RTL sooooo erfolgreich. (ein weiterer Brüller)
 
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@ Radiokult.

Der Begriff "Unique Visitors" sagt dir was? Ich gehe davon aus. Wie man sie erhebt ist gleichgültig. Die Zeiträume der Neuzugriffe lassen sich beliebig definieren. Und ich glaube in der Grössenordnung "20" wird da nicht mehr gedacht. Glaube ich zumindest. Wissen kann ich's ja nicht.

@Berlinradio

Nochmal den Artikel lesen und dann auch nochmal über das Posting nachdenken. Vielleicht läßt sich ja noch was retten. Aber "Polemik" ist ja nach wie vor gern genommen... vor allem von selbsternannten "Medienfachleuten".

In diesem Sinne: Erfreulichen Sonntag Abend!
 
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Die 20 war nur als Beispiel gedacht. Das es mehr sind räume ich gerne ein. Das ist aber nicht der Punkt. Da derzeit DSL-Anschlüsse größtenteils noch ortsgebunden sind, derartige Streams also nicht oder nur bedingt "portable" empfangbar sind, halte ich derartige Streams derzeit noch für keine wirkliche Alternative. Man redet sich eine Technik schön, die zwar mit schnellen Schritten kommt, deren Zeit aber trotzdem noch lange nicht wirklich da ist. Und genau deshalb halte ich diese Zugriffszahlen auch für schöngefärbt, ähnlich dem MA-Zahlen-Spiel was da zweimal im Jahr stattfindet.
 
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Das Übliche "It's the content, stupid!" in der 5678. Variante. Das größte Problem sind wohl nicht Staatsfunker oder Medienbürokraten, sondern die Copyright-Mafia.
 
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Ja, das Radio verändert sich gerade. Nur nicht in Deutschland.

Die ARD biete eine ganze Reihe hervorragender Internet-Auftritte an, in denen durchaus mehr läuft als langweilige "individualisierte Musikstreams". 2006 berichtete "Cut" über den Internet-Auftritt des DLF mit mehreren 100.000 Downloads gerade etwas längerer Strecken, wie z.B. der Reihe "Hintergrund". Inzwischen dürften sich die Zugriffe weiter erhöht haben. Wo findet sich wohl das interessantere Podcast-Angebot, auf www.antenne.de oder auf www.radioeins.de?

Hinter der Phrase "Content Is King" steht die Strategie: Es geht nicht länger darum, als Sender eine bestimmte Frequenz zu vertonen, sondern bestimmte Inhalte zu produzieren - seien es Nachrichten, Reportagen, Hörspiele, Hörbücher, Musikkanäle,

Das ist ein deutlicher Widerspruch zu

...der überflüssigen Medienbehörden, des überflüssigen Staatsfunks oder den überflüssigen DAB-Unsinn.

Wer steht denn bei uns für Radio mit Inhalten, auch für guten Musikjournalismus? Wer hat denn da die Kompetenz? Sind das etwa RTL und FFH? Niemand hindert die Privatdudler wieder mit Journalismus ins Rennen zu gehen, und sei es auch nur im Internet. Sie dürften sogar Geld damit verdienen, lauter bunte Werbepopups um ihre Streams bauen. Statt dessen herrscht dort nur Langeweile.

Die "Berater" haben in den letzten 20 Jahren dieses langweilige Gedudel doch immer wieder als das Radio der Zukunft angepriesen. Viele hirnrissige Programmreformen haben wir ihnen zu verdanken. Jetzt entdecken die gleichen Leute das Internet, fordern "Content" und halten das vermutlich für revolutionär. Das ist scheinheilig und lächerlich.
 
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Volle Zustimmung, Herr Lemmer! Es ist ja jetzt schon eine Wohltat sich mit dem ein oder anderen Podcast eine gute Zeit zu machen, als sich so manche Sinnlosmorgensendung antun zu müssen...
 
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was ist denn eigentlich die These?
Content ist wichtig? ui...
Die öffentlich-rechtlichen Sender verhindern Podcasting? mehr als fragwürdig..
mit "freiem" Zugang hätten wir mehr content? hihi....

Aber vielleicht hab ich es auch einfach nicht verstanden, vielleicht kann mir jemand helfen.
 
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@ Programmreport

Du kannst Dir alle Mühen sparen, die Hörererfassung tiefer gehend diskutieren zu wollen, als auf dem Niveau dessen, was man sich mit seinem Alltagsverstand gerade noch erschließen kann. Das ist hier zwecklos, weil unpopulär. Auch jener Satz aus einem anderen Thread beweist es:

Diese 5000 hochzurechnen auf die Gesamtbevölkerung ist die eigentliche, blauäugige Lotterie.

Von schließender Statistik und Signifikanztests hat man entweder schon mal was gehört - oder eben nicht.
 
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Aber hier hat er Recht:
Hierzulande drehen sich die Debatten dagegen um die Zukunft der überflüssigen Medienbehörden, des überflüssigen Staatsfunks oder den überflüssigen DAB-Unsinn. Mit dem Segen der Volksvertreter, die das Volk zur Zahlung für diesen Humbug verpflichten.
 
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Bisher standen dem plötzlich geforderten "Content" jedoch weniger Behörden oder DAB, als viel mehr die neunmalklugen Radioberater selbst im Wege. Ohne diese Blender hätte die für den Inhalt Zuständigen auch wieder eine Chance, meinetwegen dann auch im Netz.

Sorry für die polemische Ausdrucksweise, jeder hat so seine Erfahrungen...
 
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" Wer sich das klarmacht, versteht plötzlich, was im Rest der Welt gerade passiert. Warum also verkauft Clearchannel einen Teil seiner Sender, behält aber andere? Weil sich die Firma strategisch auf die "Content-Is-King"-Ära einstellt."

Tja Herr Lemmer, in Deutschland kann kein Privatsender seine Lizenzen verkaufen, geht nämlich nicht nach dem deutschen Medienrecht.

Content is.. ist eine wundervolle Idee. Das Problem Privatradio hat seit Jahren keine Inhalte mehr. Das Programm ist ein Nichts bestehend aus einer Rotation von 350 fast immergleichen Musiktiteln, Papageien (Entschuldigung, Moderatoren) die fortwährend die gleichen Sprüchlein runter beten, mit Inbrunst Abzock-Hörerspiele promoten (wollen die alle einen Job bei Neun Live?) oder die gnadenlos "lustige" Morningshows veranstalten, die den interlektuellen Anspruch eines Kindergartens haben. Der Rest wird dann mit der dpa-Nachrichteneinheitssoße abgerundet.
 
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Radiohexe schrieb:
Von schließender Statistik und Signifikanztests hat man entweder schon mal was gehört - oder eben nicht.
Geschätzte Radiohexe,
nicht überbewerten, aber würdest du bitte die Güte haben mich vollständig zu zitieren, wenn du es denn tust? Ich hatte im gleichen Posting des anderern Fadens auch angemerkt, dass die Erfassung über diese 5000 sehrwohl genauer ist, als beim Radio. Das Non plus Ultra ist es dennoch nicht. Sie betrifft ausserdem das Fernsehen und nicht das Radio.
 
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Das ändert freilich nichts daran, dass der Rückschluss von der Stichprobe (gleich welchen Umfangs und welcher Methodik) auf die Grundgesamtheit keineswegs Rätselraten oder Lotterie ist, sondern Wissenschaft im Sinne der mathematischen Stochastik. Insofern taugt das - willkürlich herausgegriffene - Zitat als Beleg dafür, dass es einfach keinen Sinn macht, über die MA oder andere Methoden der Hörererfassung zu diskutieren, sofern es um anderes geht, als intuitiv die Ergebnisse abzulehnen. Nicht persönlich nehmen.
 
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Dass bei uns der "Einheitsbrei" regiert, liegt z.T. auch daran, dass Radio Ländersache ist. Und auf dieser Ebene eben häufig nur Mainstream funktioniert (sich verkaufen lässt). Bundesweit (über Antenne - nicht Kabel), wären durchaus auch andere Formate überlebensfähig.
Das News-Talk-Format kostet nun mal viel Geld. Und wenn dies nur über Werbung in einem kleinen Markt refinanziert werden soll (ohne Gebühren), funktioniert das eben nicht. Bundesweit könnte das schon anders aussehen - ist aber durch unsere Struktur nicht möglich.
Das gilt übrigens auch für einige andere Formate.

Schönen Tag,
Theo
 
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aber bevor es jetzt wieder abdreht ins Nirvana des Dudelfunk-Bashings und DAB-Genörgels...
Was bitte ist - in wenigen Worten - der argumentative Faden von Lemmer? Ich sehe ihn nicht, bzw. der den ich sehe, der erscheint für zu aberwitzig, um nicht zu sagen , albern. Aber wie gesagt, womöglich liege ich einfach daneben und bitte euch, mal den Kern des Erlebnis-Aufsatzes zu referieren.
 
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Dass bei uns der "Einheitsbrei" regiert, liegt z.T. auch daran, dass Radio Ländersache ist. Und auf dieser Ebene eben häufig nur Mainstream funktioniert (sich verkaufen lässt). Bundesweit (über Antenne - nicht Kabel), wären durchaus auch andere Formate überlebensfähig.

Sehe ich nicht so. Allein in NRW leben 16 Millionen Menschen. Da wären auch andere Formate überlebensfähig, wenn man denn nur wollte. Guck dir an wieviele Formate es in den Niederlanden gibt und vor allem wie viele ganz ohne Format auskommen und siehe da alle überleben. Das dürfte nach der Auffassung deutscher Radiomacher gar nicht möglich sein.
 
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Hi Tweety,

gerade NRW ist ein super Beispiel, um meine These - "Ländersache verhindert Formatvielfalt" - zu untermauern, denn dort gibt es doch gar keinen Wettbewerb.
EIN Privatsender, der die ganzen lokalen Sender versorgt, so dass weder diese noch Radio NRW ein durchhörbnares 24-Stunden-Programm anbieten.

Und sonst?
Lizenzierung privater 24-Stunden-Programme für NRW? Fehlanzeige!
Es gibt schlicht keine anderen Formate, die überleben könnten, weil man gar keine Frequenzen auschreibt.

Viele Grüße,
Theo
 
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gerade NRW ist ein super Beispiel, um meine These - "Ländersache verhindert Formatvielfalt" - zu untermauern, denn dort gibt es doch gar keinen Wettbewerb.
EIN Privatsender, der die ganzen lokalen Sender versorgt, so dass weder diese noch Radio NRW ein durchhörbnares 24-Stunden-Programm anbieten.

Und sonst?
Lizenzierung privater 24-Stunden-Programme für NRW? Fehlanzeige!
Es gibt schlicht keine anderen Formate, die überleben könnten, weil man gar keine Frequenzen auschreibt.

Da stimme ich dir zu, aber das ist eine Sache der Politik, nicht des Marktes

Und auf dieser Ebene eben häufig nur Mainstream funktioniert (sich verkaufen lässt). Bundesweit (über Antenne - nicht Kabel), wären durchaus auch andere Formate überlebensfähig.

worauf du dich bezogen hast. In anderen Bunderländern funktioniert es ja auch.
 
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Hallo Steinberg,

frei interpretiert: Die Medienpolitik der 80er Jahre hat ihr Ziel verfehlt. Sie wollte Vielfalt, geschaffen hat sie Einfalt. Schuld ist (auch) die Überregulierung der Zugangsbedingungen. Das könnte sich mit der Digitalisierung ändern - aber die Behörden suchen nach neuen Wegen, auch diesen Markt zu regulieren. Das findet der Autor blöd.
So verstehe ich den Text.
Viele Grüße
Die Hexe
 
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