Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
AW: BITTER LEMMER: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Beim "AS&S Radio-Club" wurden die Privatradios böse düpiert - vor Augen und Ohren ihrer Werbekundschaft. Jetzt herrscht dicke Luft. mehr...

Na ganz schlimm kann es nicht gewesen sein. Bekanntlich ist Berlin kein Zentrum der Werbetreibenden und Agenturen die Mediagelder verplanen.
Eigentlich wird Berlin von sehr Vermarktern, die Roadshows veranstalten, links liegen gelassen. Im Falle der AS&S war die Veranstaltung wohl aus Proporzgründen in Berlin terminiert worden.

Die Gf's von Privatsendern das werden wohl die GFs von Paradiso, Spreeradio, RTL gewesen sein. Da klingt dicke Luft schon etwas anders denke ich.

Auf welchem Niveau sich deutsche Privatsender seit Jahren bewegen, kann jeder täglich im Radio hören. So etwas auf einem Podium zum Besten zugeben, ist eigentlich nur Fishing for Compliments bzw. redundant.

Die Werbekundschaft? Die zählt im Allgemeinen eigentlich lieber die GRPs und vergleicht die Preise. Eine nicht kleine Anzahl von Kunden würde sogar in Sendern werben, die nur ein Pausenzeichen ausstrahlen, wenn sie denn ordentliche MA- oder GfK-Reichweiten und Preise hätten.

So jetzt werde ich in Ruhe meine Dim Sun essen. Sagt mir Bescheid, wenn wirklich einmal was wichtiges passiert.
 
AW: BITTER LEMMER: Privatradio vor Werbekunden düpiert

die rätselhafte(?) Anmerkung, dem Privatfunk gehe es ja sehr gut, von Einschlägen sei nichts zu spüren. Komödiant Ingolf Lück begründete das so, dass es da halt keinen Journalismus gebe, nur Musik, Trailer und Gewinnspiele.
Zumindest das kommt mir dann doch vor wie die gängige Meinung in diesem Forum...;)
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Ist der Begriff "düpiert" neuerdings gleichzusetzen mit "mit der Realität konfrontiert"? Wurde auf besagter Veranstaltung nicht der "fehlende Inhalt" angeprangert, mit dem die einschlägigen Sender eben auch nicht ihre Homepages füllen können und eben keine "Mediathek" auch nur im Ansatz präsentieren können? Wäre spannend zu erfahren, wie die Privatradiovertreter auf den kommenden Veranstaltungen kontern, wenn sie denn kontern.
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

@BitterLemmer
Ich fand den Beitrag sehr informativ, sowohl in der "Fakten"schilderung als auch hinsichtlich der Gerüchte und Mutmaßungen
für künftige Auftritte bei der AS&S-Tour.
Vielen Dank dafür!
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Wurde auf besagter Veranstaltung nicht der "fehlende Inhalt" angeprangert, mit dem die einschlägigen Sender eben auch nicht ihre Homepages füllen können und eben keine "Mediathek" auch nur im Ansatz präsentieren können?

Ja und? Die Sender beschränken sich, mangels erzwungener Gebührengelder, auf ihr Kerngeschäft. Woher soll's denn kommen? Wer zahlt denn den dicken 'Content' der ARD?

Wie kann man nur immer wieder ein GoKart mit einem V8 vergleichen (den auch noch Papi bezahlt hat)...?
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Ich bin nicht vom Fach, aber ist eine gute Homepage nicht ebenso teuer wie eine primitive? Eigentlich reichen 2 Administratoren aus, um die HP zu betreuen.

Sehe ich das falsch?
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Jingleberger schrieb:
Ja und? Die Sender beschränken sich, mangels erzwungener Gebührengelder, auf ihr Kerngeschäft. Woher soll's denn kommen? Wer zahlt denn den dicken 'Content' der ARD?

Wer hat denn die Sender gezwungen, der ARD Konkurrenz machen zu wollen? Die Bedingungen dürften doch bekannt gewesen sein? Dann sollen sie eben ihr Kern“geschäft“ machen! Ich bezweifel nämlich, dass sie inhaltlich Konkurrenz machen wollten, selbst wenn sie könnten. Daher bin ich froh über Angebote aus den Mediatheken der öffentlichen.
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Entschuldigung, Herr Lemmer, aber wer den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als "Staatsfunk" bezeichnet, der deklassiert sich selbst.
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Ich bin nicht vom Fach, aber ist eine gute Homepage nicht ebenso teuer wie eine primitive? Eigentlich reichen 2 Administratoren aus, um die HP zu betreuen.

Sehe ich das falsch?

Ja. Wie die Homepage aussieht (Layout) spielt nur eine untergeordnete Rolle. Aber der Inhalt... Der Inhalt kostet! Welcher Privatfunker kann denn schon ein Korrespondentennetz im Sendegebiet unterhalten, das möglichst alle 2 Stunden neue Inhalte liefert, nicht nur in Form von Text, sondern auch als Fotos, Audios und Videos?
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Ja. Wie die Homepage aussieht (Layout) spielt nur eine untergeordnete Rolle. Aber der Inhalt... Der Inhalt kostet! Welcher Privatfunker kann denn schon ein Korrespondentennetz im Sendegebiet unterhalten, das möglichst alle 2 Stunden neue Inhalte liefert, nicht nur in Form von Text, sondern auch als Fotos, Audios und Videos?

Ok, danke! Das leuchtet mir jetzt ein.
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Verstehe ich nicht ganz, viele Privatsender sind doch Verleger bzw in anderen Medienkonzernen eingebunden, da gibt es doch Synergieeffekte, die man Nutzen kann und kaum Mehrkosten bringen....

ich schätze aber, dass die Webseiten der Privatfunker nicht den Stellenwert haben, wie etwa die er öffentlich-rechtlicher Sender und Informationskompetenz ohnehin weniger angestrebt wird

PS: was ist mit Mediatheken beim Radio eigentlich gemeint, Podcasts?

Diese verbrauchen doch ohnehin nur Webspace/Serverkapazitäten, da bereits gesendet und keine redaktionellen (Mehr)-Investitionen...
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Wie ich schon an anderer Stelle sagte: Sie könnten "Content" produzieren. Dazu gibt es genug Synergien, zum Beispiel eine zentrale Nachrichtenredaktion der Regiocast. Zumindest ab und an mal ein informativer Beitrag... Sie könnten durchaus. Natürlich quantitativ nicht so wie die ARD, aber qualitativ könnten sie eine schöne Ergänzung zur ARD sein.
Erinnern wir uns an die Zeit, als die Privaten voller Enthusiasmus gestartet sind: Sie waren originell, erfrischend anders. Sie waren so gut, dass die ARD kopierte. Davon ist, bis auf die Kopie, nichts mehr übrig geblieben, weil die Leidenschaft vom Anfang abhanden gekommen ist. Und warum sollten sie auch Inhalt liefern, wenn die MA-Zahlen stimmen. Aber sich dann darüber aufzuregen, dass die ARD ihren Content vermarktet... was soll man da sagen?
Der Hinweis mit den Verlegern ist kein unwichtiger.
Und "Staatsfunk" ist wohl bei Lemmer aus einer gewissen Frustuation heraus gefallen?
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Und "Staatsfunk" ist wohl bei Lemmer aus einer gewissen Frustuation heraus gefallen?

Dann sollte Herr Lemmer aber einmal eine Therapie machen, da er ziemlich häufig gefrustet zu sein scheint, da der Begriff "Staatsfunk" als Synonym für "offentlich-rechtlich" zum Standard des Herren Lemmer gehört.
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Dann sollte Herr Lemmer aber einmal eine Therapie machen, da er ziemlich häufig gefrustet zu sein scheint, da der Begriff "Staatsfunk" als Synonym für "offentlich-rechtlich" zum Standard des Herren Lemmer gehört.

Um auch nicht zu vergessen: es ist immer sein persönlicher Eindruck und Statement. Man muss nicht zwingend seiner Meinung sein, obgleich ich seine zynische Art mag!
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Dann sollte Herr Lemmer aber einmal eine Therapie machen, da er ziemlich häufig gefrustet zu sein scheint, da der Begriff "Staatsfunk" als Synonym für "offentlich-rechtlich" zum Standard des Herren Lemmer gehört.

Nicht Frust, Herren Ammerlaender und Sachsenradio2, sondern purer Spaß daran, Widersprüche zu beleuchten. Etwa hier: http://www.radioszene.de/news/bitterlemmer_110907.htm

Dann noch was, Herr Ammerlaender: Entschuldige Dich gefälligst für Deinen Vorschlag, jemand möge in die Therapie, weil er nicht Deiner Meinung ist. So etwas hatten wir lange genug, genauer: Bis 1989.
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Interessanter Bitterlemmer, den du verlinkt hast zum Thema "Staatsfunk". Eine klare Argumentation. Nur: Im Vergleich zum tatsächlichen Staatsfunk in Rußland, Frankreich, Italien oder auch der DDR ist das, was in der medialen Bundesrepublik abgeht, sehr sehr zahm. Und dass die Versuche der Politik, sich in die Gremien und Redaktionen der Öffentlichen einzumischen, oft scheitern und sich beim ZDF senderintern Widerstand bildet, hier kein Präsident per Dekret seinen Willen durchsetzen kann, zeugt davon, dass die (Binnen-)Pluralität innerhalb der Sendeanstalten noch funktioniert. Glücklicherweise.
Und es ist nur billig von den Privaten, ständig auf die bösen Öffis zu blicken und sie ständig, manchmal nicht mal zu Unrecht, für ihre Aktivitäten zu kritisieren, ohne überhaupt etwas entgegensetzen zu wollen. Ob sie es können, weiß ich nicht. Aber, so kam es hier schon mal durch, sie könnten zumindest ihre "Synergien" dazu nutzen, mehr daraus zu machen. Tun sie aber nicht. Dudeln vor sich hin und schimpfen weiter auf die böse ARD und das böse ZDF. Allen voran der VPRT. Und das wird langweilig.
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Bleib im Kontext: Hier geht's darum, wer auf den neuen Plattformen die besten Chancen hat. Natürlich haben wir hier keine Diktatur, aber die Sorte Staatsfunk, die bei uns dominiert, ist nicht unbedingt der Hort der Medien- und Meinungsfreiheit und bestimmt wie kein anderes Medium den öffentlichen Diskurs. Dagegen ist die Bild ein Waisenknabe. Das ist übrigens in Italien und Frankreich anders. Beide Länder haben auf unterschiedliche Weisen sehr vielfältige private Radios und Fernsehsender. RTL und France Info sind z.B. nicht nur viel gehört, sondern ganz klar meinungsbildend.

Ansonsten hast Du nicht Unrecht. Natürlich haben viele Manager bei den Privaten ein bisschen den Tunnelblick und sehen erst spät, was links und rechts gerade auf sie zukommt. Klar ist aber auch, dass die Ressourcen extrem ungleich verteilt sind. Das Gebührensystem hat einfach immer ein paar hundert Millionen für Experimente übrig. Die gibts woanders halt nicht.
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Einspruch: Beispiel: Frontal mit Hauser & Kienzle. Report Mainz und Report München. Fakt und Monitor. Kabarett, Harald Schmidt. Die Kommentare in den tagesthemen von unterschiedlichen Sendeanstalten und Färbungen...
Um beim Fernsehen zu bleiben: N 24 ist eindeutig politisch gefärbt. RTL und Sat.1 könnten zur politischen Meinungsbildung beitragen, tun sie aber nur in gewissem Maße. RTL beispielsweise im Nachtmagazin. Sie verzichten auf diese Chance zu Gunsten der Quote.
Im Radio ist es ähnlich. Sie verzichten darauf und nutzen ihre vorhandenen Mittel nicht. Und das auch bestimmten Motiven heraus. Sprich: Sie wollen nicht. Können würden sie schon in gewissem Maße wie gesagt. Wie das Programm von RTL France ausschaut, weiß ich nicht. Aber deinen Worten nach ist es wohl inhaltsschwerer als das, was wir in Deutschland im Radiobereich mit den Buchstaben RTL verbinden.
Und zu Italien: Ich kenne mich nicht sehr detailliert mit dem Mediensystem aus. Aber wenn ich mich recht entsinne, hat Berlusconi nicht nur Kraft seines politischen Amtes einen großen Einfluss auf die RAI und die dortigen Journalisten, sondern auch auf seine vielfälltigen Rundfunksender, die speziell im Wahlkampf sehr angenehm über ihn berichten.

Und klar: Die Öffentlichen bei uns sind finanziell deutlich besser aufgestellt. Das wird in anderen Ländern auch nicht anders sein. Auch nicht im Staatsfunk. Die Kunst ist allerdings, aus wenig viel zu machen. In Deutschland macht die private Konkurenz aus wenig wenig. Und ich unterstelle: Sie wollen auch nicht anders, denn das schmälert die Rendite. Ob als Argument taugt, dass Rundfunk bei uns in Deutschland Ländersache ist, also förderale Strukturen vorhanden sind? Die Sender sind durch ihre Konzerne derartig miteinander vernetzt, dass sie sich schleichend über diese hinweg setzen könnten durch Programmaustausch, wie es ja im Bereich mittlerweile zentral produzierter Nachrichtensendungen passiert. Dies passiert aber nicht, um Synergien für mehr Qualität zu nutzen, sondern um das, was sie machen müssen qua Lizenzauftrag, nämlich Nachrichten zu produzieren, noch kosteneffizienter zu gestalten.
Das ist der Casus Knacktus.
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Natürlich haben wir hier keine Diktatur, aber die Sorte Staatsfunk, die bei uns dominiert, ist nicht unbedingt der Hort der Medien- und Meinungsfreiheit und bestimmt wie kein anderes Medium den öffentlichen Diskurs. Dagegen ist die Bild ein Waisenknabe.

Und jetzt wären mal konkrete Beispiele interessant, dann könnte das sogar eine substantielle Diskussion werden.

Ich meine allerdings keine Dinge „in eigener Sache“. Wenn man die als Maßstab nehmen will, dann bewegt sich auch die deutsche Presse auf dem Niveau der Prawda vor 1985.
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Die Kommentare in den tagesthemen von unterschiedlichen Sendeanstalten und Färbungen...
Na die sind ja nur dämlich und überflüssig. Mit Diskurs meine ich viel mehr den Zwang, Parteikram rauf und runter zu zelebrieren. Wer interessiert sich wirklich dafür, wie die innere Psyche von SPD oder CDU ist? Oder die kulturell angemalte Kapitalismuskritik, egal, ob in Nachrichten, im Tatort (da sind die Mörder ja meisten eher reich), in Kultursendungen (z.B. die eigentlich unerträglichen Moderationen von Dieter Mohr), etc.

Wie das Programm von RTL France ausschaut, weiß ich nicht.
Die haben eine nationale Frequenzkette und senden ein ziemlich buntes All-Service-Programm. Sie gelten als Freunde der Sozialisten, auch, wenn sie das selber ungern hören. Dank ihrer nationalen Verbreitung über UKW haben sie keine Geldsorgen.

Und zu Italien: Ich kenne mich nicht sehr detailliert mit dem Mediensystem aus.
Dann solltest Du Dich da zurückhalten. Die RAI ist im Prinzip mit der ARD vergleichbar. Ihre Programme sind aber eindeutig unerhaltungslastiger. Wirklich spannend ist in Italien die Radiolandschaft. Es gibt ca. 2000 private Sender, vom Dorfsender, der ein paar Stunden über Nachbarschaftskram redet, bis zu diversen Ketten, die hauptsächlich Musikformate bringen. Eigentlich alles dabei. Berlusconi hat Einfluss auf die Sender, die er selber aufgebaut hat. Die Rai gilt eher als Berlusconi-kritisch. Das Bild und die schnelle Meinung ohne Detailkenntnis verdanken wir nach meiner Überzeugung übrigens genau dem, was ich vorhin schon angemerkt habe: Der Diskursmacht der Öffentlich-Rechtlichen. Oder woher hast Du Deine Meinung über Italien?

Und klar: Die Öffentlichen bei uns sind finanziell deutlich besser aufgestellt. Das wird in anderen Ländern auch nicht anders sein.
Doch. Es gibt weltweit kein anderes Land, das seinem ÖR-System jedes Jahr 7,6 Milliarden schenkt und einfach den angemeldeten Finanzbedarf akzeptiert. Ist tatsächlich einmalig auf der Welt.


Die Kunst ist allerdings, aus wenig viel zu machen. In Deutschland macht die private Konkurenz aus wenig wenig.
Finde ich nicht. Wenn ich mir anschaue, wie virtuos manche Kollegen aus Open Office, einem lahmen Altcomputer, einem Drucker und einem unbedienbaren Mischpult Nachrichten zaubern, staune ich schon.

Und ich unterstelle: Sie wollen auch nicht anders, denn das schmälert die Rendite.
Dass wirtschaftlicher Ertrag in diesem Land etwas zum Entschuldigen ist, ist für mich eindeutig eine Folge des öffentlich-rechtlichen Diskurses. Ohne Gewinn kann aber kein Unternehmen existieren, übrigens auch keine Volkswirtschaft, übrigens letztlich auch kein Gebührensystem. Komischerweise schaffen es die Staatsfunker zudem, möglichst wenig über die nicht nur hohen, sondern auch extrem sicheren Einkommen ihrer eigenen Festangestellten zu reden. Im WDR gibt es z.B. mehr Leute mit Gehaltshöhe und Versorgung eines Staatssekretärs als im Staatsdienst von NRW. Dass solche Leute Gewinnstreben als schnöde erklären, finde ich ziemlich unsäglich.

Ob als Argument taugt, dass Rundfunk bei uns in Deutschland Ländersache ist, also förderale Strukturen vorhanden sind?
Das liegt wieder an einer deutschen Besonderheit: Hierzulande gelten Medien als Kulturgut, nicht als Wirtschaftszweig. Und die Kulturhoheit liegt bei den Ländern. Steht so im Grundgesetz.

Die Sender sind durch ihre Konzerne derartig miteinander vernetzt, dass sie sich schleichend über diese hinweg setzen könnten durch Programmaustausch, wie es ja im Bereich mittlerweile zentral produzierter Nachrichtensendungen passiert.
Willst Du den Privaten jetzt etwa verbieten, Networknachrichten zu senden? Ich frage mich echt, wie man auf sowas kommen kann. Warum muss das überhaupt jemand regulieren? Warum zählt die HAM die Wortminuten bei den Privaten, die deutlich über den Wortminuten von n-joy liegen, während n-joy einer der wortärmsten Sender der Republik ist? Ist n-joy darum qua dekretierter Zwangsdefinition als niveauvoll zu bezeichnen, weil halt in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft? Warum glaubt alle Welt, alles sei gut, so lange es halt nur nicht gewinnorientiert, kapitalistisch oder einfach frei und unabhängig ist? Und wie erklärst Du mir dann, warum FAZ, Süddeutsche, Zeit, brandeins, Cicero und sonstige privatkapitalistischen Druckerzeugnisse derart niveauvoll sind, dass das angebliche Qualitätsprogramm der Öffis dagegen ziemlich dünn aussieht? Und was meinst Du mit Konzerne? Ist Konzern wieder nur so ein Buzzword, mit dem Du eigentlich Stimmung machen willst? Konzern - wie das klingt. So groß, so fies, so bös, mit so klarer Konoation... Sag mir nur einen, der größer wäre als ARD und ZDF.

Dies passiert aber nicht, um Synergien für mehr Qualität zu nutzen, sondern um das, was sie machen müssen qua Lizenzauftrag, nämlich Nachrichten zu produzieren, noch kosteneffizienter zu gestalten.
Das ist der Casus Knacktus.
Was ist schlimm daran, kein Geld aus dem Fester zu werfen? Warum müssen Sender verpflichtet werden, Nachrichten zu senden? Warum ist es dann nicht gleichermaßen vorgeschrieben, auf jede Musik-CD einen Track mit geistig-anspruchsvollen Vorleseinhalten zu packen? Und dann: Definiere Qualität!
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Verstehe ich nicht ganz, viele Privatsender sind doch Verleger bzw in anderen Medienkonzernen eingebunden, da gibt es doch Synergieeffekte, die man Nutzen kann und kaum Mehrkosten bringen....

Wenn derselbe Content einmal auf der Seite des Tageszeitungsverlages und genauso auf der Seite des Radiosenders des Tageszeitungsverlages zu lesen ist, ist die Exklusivität aber futsch. Und die Werbekunden würden sich fragen: Wo werbe ich denn nun?
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Herr Lemmer,

ich verbiete niemandem, zwecks Produktion von Nachrichten zusammenzuarbeiten. Sollen sie es machen. Von mir aus sollen sie mit Billigprogramm Kohle scheffeln. So lange es die Öffis nicht auch so machen. Nur darf sich dann auchauf Werbemessen niemand darüber aufregen, dass die Öffis Inhalt zu bieten haben und "wir" Private nicht.
Du sprachst von Pluralismus und die Deutungshoheit, die die Öffis hier übernommen haben. Ich sprach davon, dass die Privaten gar nicht beabsichtigen, eine (Meinungs-)Hoheit zu erlangen. Es sei denn, ein Schüler schießt in einer Schule um sich.
Ich habe nie behauptet, dass die Öffis durchweg ein qualitativ hochwertiges Programm machen.
Und ob der innere Zustand von CDU und SPD gut ist oder nicht, interessieren täglich ca. 6 Mio. Zuschauer der tagesschau und 4 bei "heute". Die tagethemen incl. Kommentar interessieren in der Regel auch 5 Mio.

Und dann also sendet RTL France national ein All-Service-Programm. Um nochmal auf die Konzerne zurückzukommen: In Deutschland regieren auch im Radiobereich gemeinhin Springer hier und RTL da. Beide Konzerne sind in Deutschland im Radiobereich weit vernetzt. Beide Konzerne verlegen auch Zeitungen. Somit haben theoretisch die Sender die Möglichkeit, sich untereinander an Infos auszutauschen und somit auch in Sachsen, S-H oder Hessen ein ansprechendes Serviceprogramm zu machen. Insofern finde ich nicht schlecht, dass es Konzerne gibt, wenn es auch dem Inhalt gut tun würde.
Ich habe mit keinem Wort gefordert, Networknachrichten zu verbieten. Dies war ja nur als Beispiel dafür genannt, dass man sich vernetzen kann, es aber eben nur da tut, wo die Rendite gesteigert werden kann. Aber nicht, um sich evtl. durch ein ansprechenderes Produkt von der Öffi-Kopie oder dem Konkurenzsender abzusetzen.
Warum müssen Sender verpflichtet werden, Nachrichten zu senden?

Diese Frage verstehe ich nun, Herr Lemmer, am allerwenigsten. Ich zitiere dich selbst aus dem Kontext des Staatsfunks heraus:
Natürlich haben wir hier keine Diktatur, aber die Sorte Staatsfunk, die bei uns dominiert, ist nicht unbedingt der Hort der Medien- und Meinungsfreiheit und bestimmt wie kein anderes Medium den öffentlichen Diskurs. Dagegen ist die Bild ein Waisenknabe. Das ist übrigens in Italien und Frankreich anders. Beide Länder haben auf unterschiedliche Weisen sehr vielfältige private Radios und Fernsehsender. RTL und France Info sind z.B. nicht nur viel gehört, sondern ganz klar meinungsbildend.

Vielleicht liegt hier des Rätsels Lösung?

Um noch einmal daran zu erinnern: Ausgangsthese dieses Fadens war es, vereinfacht gesagt, dass die Privaten sich über die Öffis beschweren, weil die auf der Werbemesse damit werben, Inhalte zu haben.
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Nur dies:

1. Ob einer Nachrichten senden will oder nicht könnte man ihm ja auch selber überlassen. Je nachdem, was er erreichen will. Wo Du einen Widerspruch siehst , ist keiner. Tageszeitungen sind ja auch diskursiv - wenn sie das wollen. Ohne es zu müssen. Allerdings nicht gegen einen fast acht Milliarden schweren Gebührenkonkurrenten - da nimmt der Wille zum Diskurs von allein ab und der Wunsch nach der leichten Nische zu.

2. Die Privaten haben sich nur darüber geärgert, dass sie auf der Bühne ihres eigenen Vermarkters vor ihren Kunden lächerlich gemacht wurden. Nicht mehr, nicht weniger.
 
AW: Bitter Lemmer: Privatradio vor Werbekunden düpiert

Mir ist bisher noch gar nicht aufgefallen, dass im „Tatort“ die Mörder „meisten eher reich“ sind. Da kann man mal sehen, wie gefährlich ich schon beeinflusst bin! Selbst wenn ich es bemerkt hätte, hätte ich dahinter wahrscheinlich auch keine Verschwörungstheorie gegen den Kapitalismus entdeckt! Da kann man mal sehen, wie wachsam man sein muss! Staatsfunk haben wir ja schon, ich dachte immer, auch den gab’s nur bis 1989! Oh Gott, hoffentlich kommen diese Zeiten nie wieder, der Privatfunk möge dagegenhalten! Er wird unsere Jugend und kommende Generationen mit seinen diversen kulturell wertvollen Magazinen und Nachrichtensendung allerbester Qualität und Objektivität vor Schlimmem bewahren! Wir sollten dankbar sein, den Privatfunk seit den Achtzigern zu haben! Ist doch auch unmöglich, dass der Offi sich jetzt auch noch so „aggressiv“ um ein umfangreiches Online-Angebot kümmern will!
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben