Bitter Lemmer: "Radio Heuschrecke"

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AW: Bitter Lemmer: "Radio Heuschrecke"

Ich glaube da besteht doch mal Ergänzungsbedarf.

Ein deutscher Anbieter hat jetzt über den großen Teich geschaut und versucht, das einigermaßen neue und in Nordamerika erfolgreiche Modell “Satellitenradio” hierzulande zu etablieren.

Hä? Versucht er nicht! Er will ein europaweites terrestrisches Spartenradio für LKW-Fahrer und Countryfreunde machen. LKW-Fahrer hören unterwegs tendenziell eher weniger Satellitenradio, wird sicher auch in 5-10 Jahren so sein. Sieht Herr Meister auch so. Herr Meister bevorzugt DRM/DAB/DMB usw. derzeit mangels Stückzahlen bei den Endgeräten jedoch etwas schwierig durchzusetzen. Herr Lemmer, in der Schule würde man hier vom Beginn einer Themaverfehlung reden.

Anmerkung:
Sirius und XM haben trotz Marktmacht, Promotion usw. AFAIK noch keinen Cent Gewinn eingespielt und sind auch noch weit davon entfernt ihre horrenden Anfangsverluste wieder einspielen zu können.

Ihre Anteile sind echte Aktien und keine “Genußrechte”. starlet media scheint dagegen eine “kleine AG” zu sein. Die “kleine AG” wird nicht an der Börse gehandelt und ist nicht publizitätspflichtig.

Auch bei Truckradio konnte man im Rahmen mehrerer Kapitalerhöhungen "richtige" Aktien kaufen. Diese sind auch handelbar - wenn auch nicht an der Börse. Warum nicht an der Börse? Die Messlatten dort liegen in vielerlei Hinsicht hoch. Es würde keinen Sinn machen. Der Kapitalstrom mittels Kapitalerhöhung scheint nun versiegt. Warum? Altaktionäre haben dabei einen begrenzten Spaßfaktor und die Mehrheitsverhältnisse wollen gewahrt bleiben. Auch das Modell der "atypischen stillen Gesellschafter" geht nicht mehr so einfach, wenns nach der letzten Gesetzesänderung überhaupt noch Sinn macht. (Hab mich da aktuell nicht eingelesen). Um weiter an Geld zu kommen, ohne das jemand mitreden darf, bleiben dann nicht viele Möglichkeiten. Genußschein oder Bankkredit. Jeder darf sich selber ausmalen, was da wohl das Geschicktere wäre...

Die "kleine AG" ist übrigens sehr wohl publizitätspflichtig! Ich zitiere:
HGB § 326 Größenabhängige Erleichterungen für kleine Kapitalgesellschaften bei der Offenlegung
Fassung vom 24. Februar 2000

Auf kleine Kapitalgesellschaften (§ 267 Abs. 1) ist § 325 Abs. 1 mit der Maßgabe anzuwenden, daß die gesetzlichen Vertreter nur die Bilanz und den Anhang einzureichen haben. Der Anhang braucht die die Gewinn- und Verlustrechnung betreffenden Angaben nicht zu enthalten.


Man mag über die Niedlichkeit der Truckradio-Vorgehensweise lachen, aber letztlich ist es der politisch gewünschte Rahmen, der jeden in die Grauzone treibt, der nicht “dazu” gehört.

Na, na, na! Das es auch anders gehen kann beweist z. B. Klassikradio, oder früher Pro7. Auf dem Kapitalmarkt konnte man sich immer schon was holen, nur die Konditionen sind halt die Frage. Truckradio treibt nicht das Gesetz zu dieser Vorgehensweise sondern das Firmenkonstrukt als solches. Der Gesetzgeber selbst will lediglich stabile und von ihm genehmigte Machtverhältnisse innerhalb der Lizenz haben - zurecht! Wie wäre der Aufschrei groß wenn sich der "Deutsche Stimme Verlag" nach einem Lottogewinn plötzlich Vogtlandradio käufte?

Der Newsletter “Capital Vertraulich” hat das Angebot vor wenigen Tagen als “dubiose Offerte des grauen Kapitalmarktes” bewertet.

D´accord. Ich auch.
 
AW: Bitter Lemmer: "Radio Heuschrecke"

Ist irgendwie ein déjà-vu.... mit Mega Radio war es ähnlich. Nur dass in diesem Fall das Kapital aus einer Quelle stammte, wo es nicht unbedingt so knapp zu sein schien. Trotzdem war klar: Ohne UKW-Frequenzen geht zur Zeit gar nichts. Trotz relativ starker Partner (GIGA-TV, McDonald's) hat es alleine über Kabel und die Mittelwelle nicht gereicht.

TruckRadio hat offensichtlich noch sehr viel weniger Kapital zur Verfügung, sendet nicht einmal über Kabel und hat in Deutschland bisher nur wenige Mittelwellensender und Plätze in DAB-Paketen, für die aber im ganzen Land überhaupt nur wenige Tausend Empfänger existieren.

Das Projekt ist sehr alt, schon vor Jahren konnte man Webseiten der Starlet Medien AG bewundern, welche für die Idee warben. Die Renditeversprechen sind natürlich zu hoch, wenn TruckRadio mit einem erfolgreichen landesweiten UKW-Privatsender verglichen wird, der eine Reichweite von 500.000 Hörern täglich hat.

Andererseits spricht ja nichts gegen die Idee von TruckRadio. Es deckt eine Sparte ab, die von den existierenden Radiosendern noch nicht gefüllt wird. Das Problem liegt daher allein bei der Empfangbarkeit. Das aber setzt einen langen Atem bei den Investoren voraus, da man auf die Digitalisierung warten muss, welche überhaupt erst zusätzliche Übetragungskapazitäten schaffen wird.

Und das vor dem Hintergrund, dass DAB immer noch unsicher erscheint und für die mögliche Alternative DRM nicht einmal geeignete Empfänger tatsächlich auf dem Markt sind. Natürlich stehen für DAB nach der RRC06 weitere Kapazitäten zur Verfügung, natürlich gibt es Gerüchte, dass es bereits marktfähige DRM-Radios irgendwo auf Lager gibt.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass jetzt noch unklar ist, wie die meisten Menschen in zwei bis 5 Jahren Radio hören. Bleibt es bei UKW, hat TruckRadio wegen der fehlenden Kapazitäten keine Chance. Kommt es zu einer Digitalisierung, kommen hohe Investitionskosten auf die kleine Gesellschaft zu.

Die existierenden Mittelwellensender verursachen derweil Kosten, ohne dass das Programm dadurch nennenswerte Reichweite einfährt. Bis auf ein paar Freaks hört doch kaum jemand Mittelwelle, besonders nicht im Auto, wo jede Brücke und Hochspannungsleitung den Empfang abbrechen lässt. In Städten ist der Störnebel sowieso zu groß, was auch den stationären Empfang einschränkt.

Wer also in TruckRadio investiert, der sollte das aus Leidenschaft tun, einer Idee zur Realisierung zur verhelfen. Dabeigeht man ein relativ großes Risiko ein, und man muss sehr lange warten, bis die Rendite kommt.

Aber ob es wirklich "grauer Markt" ist, das kann auch ganz einfach an der Phantasielosigkeit der Investment-Leute liegen es so zu sehen. Andererseits besitzen diese Leute ja auch eine Menge Erfahrung und Gespür für gute Geschäfte, denn das ist ja schließlich ihr Job.
 
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