Das nenne ich mal einen echten Beleg. Denn wenn sie nicht mit dem Hörfunkangebot zufrieden wären, würden auch nicht Radio hören, gelle?
Die Zahlen sagen immerhin, daß die Haupt-Radionutzung auf Programme entfällt, die allesamt die fettesten UKW-Ketten haben (und damit kaum Bedarf für einen weiteren Empfangsweg besteht). Weiterhin zeigt die Gesamthördauer, daß große Frustration resultierend in Abschalten wohl nicht zu erkennen ist. Und der Blick auf Kulturprogramme zeigt, daß selbst fette UKW-Versorgung nicht genügt, um manche Programme überhaupt wahrzunehmen. Beispiel: DKultur in Sachsen-Anhalt. Hauptsender mit 100 kW aufm Brocken und keiner hört's...
Aus all dem entnehme ich: volle UKW-Versorgung reicht nicht zur Akzeptanz. Und die Akzeptanz der Massenprogramme ist ungebrochen hoch. Diese Programme gibt es alle auf UKW. Einen DAB-Kauf-Grund haben damit nur Minderheiten (Radio-Interessierte, die sich auf UKW nicht versorgt fühlen und der Ansicht sind, auf DAB gäbe es besseres für sie - das kann ich zunehmend nur bei der Schlager-Fraktion erkennen). Jenseits dessen gibt es bislang keinen Grund, DAB zu kaufen.
Und zumindest in meinem Radiohobby-fernen Umfeld (um die 40, durchweg Akademiker) ists tatsächlich so: es wird nicht mehr gehört, vielleicht mit Ausnahme der Nachrichten aufm Infodudler in der Küche oder aufm Weg zur Arbeit. Da kauft niemand DAB und experimentiert mit Scheibenklebeantennen oder Magnetfußantennen herum. Das Radio bleibt halt aus. Es gibt meist wichtigeres (Kinder, Job, direkt erlebte Kultur, Reisen). Auch Internetradio wird nicht genutzt - habe ich noch nirgendwo gesehen bei meinen Leuten, als Hardware sowieso nicht, als Software aufm PC auch nicht in Nutzung. Eher erlebe ich, daß das Netzwerkkabel unmittelbar nach Abruf der Emails wieder rausgezogen wird aus Angst vor Angriffen auf den Rechner (Firewall?) oder die Online-Nutzung in Familien (!) faktisch auf das Abrufen von Emails alle paar Wochen (!!!) beschränkt ist. TV-freie Haushalte hat es da teils auch und mein bester Freund (promovierter Physiker, 2 Kinder) hat nichtmal ein Mobiltelefon, ist nur abends auf dem Festnetz zu erreichen. Es geht da auch niemand auf "Perlentauchen". Da man weiß, daß ich dieses obskure Hobby habe, wird halt ab und an (eher selten) an mich herangetreten so derart "die haben beim
TFF gesagt, daß es Mitschnitte im Radio geben soll, kannst Du da was finden?" und ich buddele dann halt die Konzertmitschnitte von DKultur, WDR 3, MDR Kultur oder BR Klassik aus, die da so entstanden sind und liefere sie als MP3 konvertiert ab, teils auch als klassische Audio-CDs, weil man nichts anderes praktikabel abspielen kann.
Und im Alter: da nehme ich erst recht den Rückzug wahr, wenns nicht mehr paßt. Mein Vater (82) versteht dank des neuen Dudel-Bettes den Wetterbericht bei MDR Aktuell nicht mehr. Ich stellte sein Radio also auf DLF um, aber er schaltet nicht mehr an. Ist ihm zu unflexibel (keine Nachrichten um halb), also Schluß damit. Obwohl die reinen Nachrichten bei MDR Aktuell ja noch trocken gelesen werden. Die Konsequenz, mit der sowas passiert, finde ich selbst erstaunlich, ist aber so. Die Ansicht, im Alter müsse man sich zunehmend von Dingen verabschieden, ist da sehr präsent. Ähnliches zunehmend auch bei einem kulturinteressierten Paar um die 80, denen das Radio (erst DSR, dann nach dessen Abschaltung UKW) ein jahrzehntelanger täglicher Begleiter war. Sie finden sich zunehmend in den verjüngten Kulturwellen nicht wieder und schalten halt zunehmend weniger ein. Von der Idee, DAB zu kaufen, würde ich sie schon abbringen (weils für sie mit DLF, DKultur, MDR Kultur, Bayern 2, BR Klassik, hr2, WDR 3 und NDR Kultur im UKW-Kabel ein extremer Rückschritt wäre). Und auf die Idee, sich einen Internetanschluß zu beschaffen (sie haben keinen Computer), um sich daran ein Internetradio zu konfigurieren und das Suchen nach Klassik-Stationen zum Hobby zu machen, werden sie wohl nie kommen. Da genießen sie lieber so gut es noch geht den gemeinsamen Tee mit "Fernsehen" am Südfenster in den Garten.