Burnout im Radio

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AW: Burnout im Radio

Pfui!" schrieb:
Ich kenne keine Fälle von Burnout, sondern nur welche, die sich dafür halten. In Wirklichkeit "mopsen" sie sich. Danke an den Autor Walter Richartz ("Büroroman") für diesen Begriff. "Mopsen" ist sowas wie "anöden". Sie sind angeödet durch eine weitgehend durchrationalisierte, automatisierte, geregelte Sitztätigkeit im Warmen, bei der es eigentlich - Routine vorausgesetzt - nicht viel zu tun gibt.
Doch, solche Fälle kenne ich. Die sitzen an ihren Bildschirmen rum, klicken mal hier, klicken mal da. Spricht man mit ihnen sagen sie unverhohlen, daß sie sich eigentlich langweilen. 8 Stunden Nichtstun macht einen echt fertig, und man schleppt sich nur noch müde abends nach Hause. Zwischendrin werden Highlights gesetzt: Kaffeepause (den Kaffeekonsum in Redaktionen sollte man wissenschaftich erfassen - das Ergebnis wäre erschreckend), Zigarettenpause, Pinkelpause, "ich-geh'-mal-schnell-zur-Bank"-Pause, Mittagspause... Und dazwischen: Klick - Klick - Klick. Im Warmen. Sitzend.
Dafür gibt's auch schon einen Begriff: Boreout. Kein Scherz.
 
AW: Burnout im Radio

Burnout und Depression liegen nicht weit auseinander, bzw. der Burnout dürfte eine berufsbedingte Depression sein. Leider hervorgerufen durch die heutige, schnellebige Zeit: man muss sich härter behaupten, man wird schneller austauschbar, der Konkurrenzdruck ist größer geworden, die Halbwertzeit im Showbiz ist kürzer (alles im Vergleich zu früher).

Butnout ist auch bei vielen Firmen (wenn auch hinter vorgehaltener Hand) eine sehr unbeliebte Krankheit die ein langes Wegbleiben und eine darauf folgende Wiedereingliederung des MAs zur Folge hat. Während der Eingliederung ist der/die MA auch nicht voll einsetzbar. Schlimm, dass ebensolche Firmen auch für den Burnout mancher MA verantwortlich sind und diese Krankheit dann als psychische Schwäche einstufen.

Wenn Radioleute wie oben erwähnt unter ständigem Druck stehen, kann es durchaus zu einem Burnout kommen. Bloß das zu bemerken und dann öffentlich zu machen, das dürfte der größte Schritt sein.
 
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die heutige, schnellebige Zeit: man muss sich härter behaupten, man wird schneller austauschbar, der Konkurrenzdruck ist größer geworden, die Halbwertzeit im Showbiz ist kürzer (alles im Vergleich zu früher).
http://de.wikipedia.org/wiki/Vergessen schrieb:
Ereignisse werden in Abhängigkeit von ihrem emotionalen Gehalt vergessen. Dinge, die uns gleichgültig sind, werden schneller vergessen als solche, die starke Emotionen hervorrufen. Darunter halten wiederum positive Emotionen die Dinge länger im Gedächtnis als gleichstarke negative. Die alten Zeiten waren deshalb die guten Zeiten, weil selektiv die neutralen und negativen Dinge zu Gunsten der positiven vergessen werden.
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Wir haben einen Kollegen im Unternehmen, der hat den ganzen Tag nur Däumchen gedreht, echte Arbeit an Kollegen oder Agenturen abgedrückt, pünktlich zum Gongschlag den Griffel fallen lassen und sich dennoch ständig über "unglaublichen Stress" beklagt. Als er wirklich mal etwas tun sollte, ist er zusammengebrochen und gilt jetzt als Burnout-Opfer.
In Wirklichkeit ist er natürlich eine Boreout-Opfer:
http://www.boreout.com/index.php?op...6f92c862e44c=2b179ca360fd12b6ffb28964a2cb4059

Unterforderung bei permanenter Selbstüberschätzung!
 
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Funktioniert aber nur bei einem sicheren Arbeitsplatz, sprich: im öffentlichen Dienst.

Ich kenne da aus meinem privaten Umfeld ein ganz anderes Beispiel - und zwar aus der freien Wirtschaft. Weil die Aufträge ausblieben (die Firma hatte ihr komplettes US-Geschäft verloren), hatte er nichts mehr zu tun. Und das in einem Großraumbüro, wo jeder jeden beobachtet. Nun konnte er aber nicht den ganzen Tag in der Teeküche rumhängen oder alle fünf Minuten aufs Klo, und im Internet rumsurfen war leider auch nicht möglich.

Nachdem sämtliche Akten, Rechnungen und Briefe der Abteilung sortiert und nochmal und nochmal sortiert waren und das Nichtstun allmählich an die Substanz ging, hat er irgendwann in seiner Not sein Italienisch-Lehrbuch aus dem Sprachkurs mit zur Arbeit genommen, auf dem Schreibtisch unter irgendwelchen Unterlagen versteckt und heimlich italienische Vokabeln gelernt, um nicht völlig durchzudrehen. Das ging einige Wochen so. Um jeden Auftrag, der reinkam, haben sich drei Kollegen gekloppt.

Nach einigen Monaten, als sich die Lage immer noch nicht gebessert hatte, kursierte dann erstmals die Vokabel "Restrukturierung" durch den Raum. Da ging das Mobbing dann erst richtig los. Tja - und das Ende vom Lied: An die frische Luft gesetzt wurden schließlich alle drei.
 
AW: Burnout im Radio

Nach einigen Monaten, als sich die Lage immer noch nicht gebessert hatte, kursierte dann erstmals die Vokabel "Restrukturierung" durch den Raum. Da ging das Mobbing dann erst richtig los. Tja - und das Ende vom Lied: An die frische Luft gesetzt wurden schließlich alle drei.

...aber dafür konnte wenigstens einer eine südeuro Sprache sprechen...
 
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an HIV hat ja auch jahrelang keiner geglaubt - und genauso behandelt ihr jetzt BURNOUT und tut es mit begriffen wie BOREOUT ab.
hochbegabte werden ja auch dauernd zu faulenzern abgestemmelt, ohne das wahre problem zu erkennen.

insofern können sich BURNOUT'ler glücklich schätzen unter euch zu leben ...

Gruss
 
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Ich freue mich dass hier neben Kollegenschelte mal ernste Themen aufs Tablett kommen. Leider ist man mal wieder nicht vor Schrottpostings sicher und mit was für dümmlichen Reaktionen man hier konfrontiert wird ist krass. Menschenverachtend zu behaupten dass nur Weicheier von dieser "Modekrankheit" betroffen sind. Durch Druck von oben und außen kann es NATÜRLICH zu Burn Out kommen. JA! Ich habe persönliche Erfahrungen und jeder der die Gefahr leugnet hat keine Ahnung wie es zum Teil in Redaktionen abgeht!
 
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Wer von "Weicheiern" spricht, ist ein arroganter, unwissender, menschenverachtender Pinsel. Im Radiobetrieb braucht man den kommunikativen und sensiblen Moderator - der Klotz eignet sich nun mal nicht fürs Radio. Doch dann muss einem auch klar sein, dass diese Menschen vielfach zu der besonders gefährdeten Gruppe von Menschen gehören. Ferner ist "Burn Out" keine Krankheit, sondern eine Umschreibung von Symptomen. Meistens steht am Ende eine schwere Depression. Diese Erkrankung mit ihren zweistelligen Selbstmordraten gehört zu den schlimmsten, die es gibt. Sie quält ohne Ende, ist wie Folter.
 
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...aber dafür konnte wenigstens einer eine südeuro Sprache sprechen...

Ja, das hat ihm dann letztlich auch wieder einen neuen Job verschafft - wo nämlich Italienischkenntnisse verlangt wurden.

Ich wollte mit diesem Post übrigens das Thema keinesfalls ins Lächerliche ziehen, sondern im Gegenteil sagen, dass das Gegenteil von Burnout ebenso gefährlich werden kann. Klar, bei einem gesicherten, unkündbaren Arbeitsplatz kann man den Tag mit Kaffeetrinken und eBay-Verkäufen am Dienstcomputer locker rumkriegen.

Aber in diesem von mir geschilderten Fall hing das Boreout mit massiver Angst um den Job zusammen, und es wurde jeden Tag schlimmer. Das möchte ich keinem wünschen.
 
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mannis fan schrieb:
Deshalb komme ich zur These: Solange Arbeit erfüllt, Spaß macht, herausfordert und dich positiv herausfordert, kriegst du keinen Burnout. Sobald aber Frust überwiegt, folgt Burnout auf dem Fuße.

Das sehe ich etwas anders. In den Anfangsjahren von Privatradio waren 24-Std-Einsätze nicht selten. In den Aufbauphasen wurden Sender betreut, weit weg vom Wohnort. Fernab von Freundin oder Frau, manche Beziehung zerbrach daran. Die Beziehung war nur noch telefonisch und an Wochenenden existent, wenn es überhaupt ein freies Wochenende gab.
Der Radiotag endete nicht mit dem Verlassen des Senders. Nachts lag man in seinem Hotelzimmer wach und hörte auf UKW das Programm. Und hörte man einen Fehler, raus aus den Federn und ins Studio gedüst.
Die Arbeit machte zwar Freude, schliesslich war man am Gestehen und Entstehen eines Senders aktiv beteiligt. Aber es schlauchte ungemein und war immer nahe am burnout. Fast food, ein hastiger Kaffee und eine Kippe beim Erwachen, literweise Muckefuck tagsüber und randvolle Aschenbecher. Das war der Normalzustand.
Das war kein Einzelfall, mehreren Kollegen erging es ebenso. Sie magerten ab und liefen mit tiefen Augenrändern herum, andere verfielen dem Alkohol.
Dieser verschärfte Stress ist heute nicht mehr gegeben, denn das meiste ist gemacht und läuft von selbst.
Bis zur nächsten Positionierung...
 
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Die Arbeit machte zwar Freude, schliesslich war man am Gestehen und Entstehen eines Senders aktiv beteiligt. Aber es schlauchte ungemein und war immer nahe am burnout
Um eine Depression zu bekommen, muss man noch nicht einmal Stress haben. Diese Erkrankung entsteht im Zusammenspiel von genetischer Prädisposition und auslösenden Ereignissen, die allerdings auch positiver Natur sein können. Natürlich kann auch ein stressiges oder traumatisches Ereignis Auslöser sein. Stress verschlimmert im Zweifelsfall immer die Situation eines Kranken.
 
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Die von pfui! beschriebenen Zeitgenossen gibt es sicherlich auch. Solche, die sich unersetzbar halten und nicht delegieren können.
Der Einwand von crunchnroll ist aber berechtigt. Oft gibt es Situationen in der man keine Wahl hat. Und es gibt auch Aufgaben und Verantwortung, die man nicht delegieren kann!
Wenn etwas entsteht und gedeiht gibt es einem erst einmal ein ungeheures Glücksgefühl. Ein positiver Adrenalinstoss, so wie es auch positiven Stress gibt.
Wer aber in einer Schraube von mobbing, Existenzangst, Angst um den Arbeitsplatz und dadurch erhöhtem Arbeitseinsatz steckt wird früher oder später unweigerlich die Beine von sich strecken. Es bleibt oft nicht nur beim burnout: Die Folgeschäden können dramatisch sein.
 
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