Ich verstehe auch eine Menge Sachen nicht bei der ARD. Warum man mit Jump und Sputnik auch zwei fast identisch klingende Programme anbieten muss, warum der hr 3 Popwellen betreibt mit ebenso heftigen Überschneidungen, warum der BR eines der reichweitenstärksten Hauptprogramme weitgehend aus dem Automaten fährt, warum es Popkultur bei manchen Anstalten gar nicht mehr gibt oder man glaubt, die "Popkultur" mit dem Abdudeln deutschsprachiger Songwriter auf dr Kulturwelle abhaken zu können.
Da will ich mich gar nicht mehr wundern über die NDR-Popwellen, sondern einfach nur froh sein, dass die Popkultur auch nach dem Tode von Klaus Wellershaus auf NDR Info eine Heimat gefunden hat und der Jazz gleich mit. Eigentlich braucht man 2 Kulturwellen je Anstalt, eine für die "E-Musik", für Klassik - und eine für Popkultur im weitesten Sinne. Schon hätte ich ein Problem, wohin ich z.B. den Jazz stecken würde und manche produzierte Wortsendung könnte glattweg auf beiden Wellen laufen - warum nicht sogar zeitgleich? So wie es am Abend vielleicht auf dem Klassik-lastigen Programm eine Konzertübertragung aus der Philharmonie gibt, könnte es auf dem Popkultur-Programm eine Übertragung eines Konzertes von The National oder einen Poetry-Slam geben. Und das Feature über ein Wiederaufforstungsprojekt in Brasilien kann parallel ausgestrahlt werden.
Auf UKW werden wir das wohl nicht mehr erleben, auch wenn es ganz einfach wäre: einfach eine der redundanten Popwellen je Anstalt beenden. Falls es weiterhin öffentlich-rechtlichen Rundfunk geben sollte, haben wir in der nach-UKW-Zeit, also dann in der Zeit ohne diese 3-5 besonders herausgestellten Angebote je Anstalt, vielleicht eine Chance dazu.
Die "verwässerte Infowelle" ist seit DAB auch nicht mehr das ganz große Problem. NDR Info Spezial übernimmt ja die ARD-Infonacht ab 0:25 nach dem Seewetterbericht.
Und ja - ich empfinde die Popkultursendungen von NDR Info auch als angenehm "uncool" - und es klingt auch einfach um Welten besser. Die Radio-Eins-Sendungen habe ich jahrelang (Ausnahme war die AMIGA-Nacht letztes Jahr) nicht mehr gehört, weil ich den verzerrten Mulm klanglich nicht ertrage. Und die AMIGA-Sendung habe ich mir auf Umwegen als Vor-Soundprocessing-Mitschnitt beschafft, sonst wäre mehr als leises Hintergrundhören auch nicht möglich gewesen.