Caspary vs. Lachmann (betrifft Helene Fischer)

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Naja.... auch bei Radio1 läuft so mancher Titel der zwar englischsprachig ist, an inhaltlicher Belanglosigkeit der Musik von Helene Fischer aber in nichts nachsteht. Insofern finde ich die Argumente der ansonsten durchaus geschätzten Anja Caspary etwas dünn.
Davon ab trifft aber vermutlich am ehesten zu, dass Helene Fischer ähnlich wie Dieter Bohlen, mehr ein Marketinggenie ist als ein Künstler. Sie kann zwar zweifellos singen, überläßt aber ansonsten nichts dem Zufall.
 
Lachmann ist ok mit seinen Aussagen, Caspary ist zu grün hinter den Ohren, die Einschätzung als "Musikchefin" ist total daneben....
 
Ob jene Musikchefin, die sich an Helene Fischer stößt, Texte wie "ich fahre meinem Wagen gegen die Brücke, ist mir egal, ich mag' das so" wirklich besser findet? Das Interview lässt es jedenfalls befürchten.
 
Davon ab trifft aber vermutlich am ehesten zu, dass Helene Fischer ähnlich wie Dieter Bohlen, mehr ein Marketinggenie ist als ein Künstler. Sie kann zwar zweifellos singen, überläßt aber ansonsten nichts dem Zufall.

Wie übrigens jeder(!) andere Musik-Act, der auch nur halbwegs erfolgreich ist, oder es sein will.

https://www.zdf.de/kultur/musik-und-theater/champions-der-charts-100.html

versucht hier, ein wenig Aufklärung zu leisten und läßt die Illusion, dass kommerzielle Musik und deren Protagonisten auch nur ansatzweise authentisch wäre, platzen.
 
Bei Casparys Einschätzung über die Fähigkeiten von Helene Fischer als Künstlerin, deren Texten und der Art der Produktion ihrer Musik kann ich ja noch mitgehen. Als Musikjournalistin darf und soll sie solche Meinungen gerne äußern, wenngleich die Frage erlaubt sein muss, ob die der von ihr implizit geforderte musikalische Standard bei dem von ihr musikalisch verantworteten Radio1 immer eingehalten wird.

Was ich aber überhaupt nicht in Ordnung finde ist Ihr Urteil über die Leute, die auf Helene Fischer Konzerte gehen: "Helene Fischer ist etwas für Leute, die keine Ahnung von Musik haben - würde ich behaupten". Dieses Urteil steht ihr als Journalistin nicht zu, zumal sie zu Beginn der Diskussion selbst zugegeben hat, dass Sie eine geschenkte Eintrittskarte vernichten würde. Um aber beurteilen zu können, wer warum auf ein solches Konzert geht, müsste sie sich dort selbst ein Bild machen. Aber aus dem supercooolen Hipster-Radio1-Elfenbeinturm urteilt es sich halt leicht. Und auch gegenüber Ihrem Kollegen Lachmann, der ja ebenfalls Musikchef ist, finde ich die Aussage extrem respektlos.
 
Davon ab trifft aber vermutlich am ehesten zu, dass Helene Fischer ähnlich wie Dieter Bohlen, mehr ein Marketinggenie ist als ein Künstler. Sie kann zwar zweifellos singen, überläßt aber ansonsten nichts dem Zufall.

Helene Fischer & uns Dieter sind mir eigentlich egal. Nur wer als Musiker über viele Jahre erfolgreich ist, der ist in der Regel immer diszipliniert und hat weitestgehend die Kontrolle von es Komposition, Besetzung, Studioarbeit, Konzerte, PR-Auftritte geht. Natürlich gibt man sich nach außen ein anderes Image. Nur dahinter stehen immer Planung.

Ich würde auch immer die Aussage: "Ein guter Musiker ist nicht unbedingt ein erfolgreicher Musiker" unterschreiben. Ich finde die B- und C-Liga meist viel interessanter. In meiner aktiven Schallplattenkaufzeit, war in meinem Freundeskreis Bestseller, Greatest Hits etc. ein No Go, unsere D-Märker haben wir in Geheimtipps, Insider etc. investiert.
 
Helene Fischer kann man gut finden, muss man aber nicht. Das gleiche gilt auch für die Amigos oder Dieter Bohlen. Letzterer versteuert immerhin sein Vermögen in Deutschland, das ist in seiner Liga auch nicht immer selbstverständlich. Interessanter wäre eine Diskussion im Inforadio gewesen woher dieser Schlagerboom im Radio kommt? Der Öffentliche Rechtliche Rundfunk hat inzwischen 4 solcher Sender installiert: MDR Schlagerwelt, NDR Plus, Bayern Plus, SR3 Schlagerwelt. Man könnte auch sagen, in Deutschland werden wieder Schlager gehört soviel wie noch nie!
 
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dieser Schlagerboom im Radio
Hä?
Der Öffentliche Rechtliche Rundfunk hat inzwischen 4 solcher Sender installiert: MDR Schlagerwelt, NDR Plus, Bayern Plus, SR3 Schlagerwelt.
Und damit den Schlager aus dem normalen Programm in technische Nischen abgeschoben, die die meisten Hörer nicht einmal kennen. Daher ist auch die Aussage
in Deutschland werden wieder Schlager gehört soviel wie noch nie!
absoluter Quatsch.
 
@Dr. Fu Man Chu bringt es auf den Punkt: Man kann Künstler wie Costa Cordalis, Heino, Lindenberg, Grönemeyer, Bohlen, selbst Roberto Blanco etc... mögen oder beschissen finden, sie haben alle eines gemeinsam. Sie halten sich über Jahrzehnt am Markt und sind selbst eine Marke. Das hat mit "guter" oder "hochwertiger" Musik gar nichts zu tun, sondern mit einem Können, das aus mehr als nur dem Musizieren besteht.
 
Wir sollten uns in Deutschland einmal langsam abgewöhnen immer in Schwarz - Weiß oder Gut und Böse zu denken. Ich empfehle einfach mal einen Blick in der USA. Da ist es seit zig Jahren üblich, dass Musiker aus ganz verschiedenen Genres mit einander Musik machen. In Deutschland fast undenkbar, ein Sakrileg für alle Musik-Taliban.

Egal welchen Stil man spielt, richtige Musiker können zusammenspielen und haben daran sogar Spaß, nur die Musik-Puristen mögen so etwas nicht, denen ist eine reine Lehre wichtiger. Was absoluter Unsinn ist, denn es gibt kaum einen Musikstil, der nicht von anderen Stilen beeinflusst ist.

Ich würde mich freuen wenn Doro Pesch, Ina Müller mit Helene Fischer singen würden und von mir aus säße uns Udo am Schlagzeug. Wär mal was und das exklusiv im Radio... Darauf einen Maotai.
 
Es ist echt faszinierend - die binäre Unterscheidung zwischen "E-" und "U-Musik" gibt es in der Form nur hierzulande, das aber schon seit über 100 Jahren (interessanter Artikel bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/E-_und_U-Musik). Man könnte meinen, sie ist eine liebgewonnene Tradition, die auch noch von jungen Köpfen gepflegt wird. Radio Eins macht dabei aber durchaus umfangreiche Zugeständnisse an den (vermeintlichen) "Mainstream", der das Programm zu einer einzigartigen Mischung und sehr angenehm hörbar macht.
 
Und damit den Schlager aus dem normalen Programm in technische Nischen abgeschoben, die die meisten Hörer nicht einmal kennen.
Man kann man es auch ganz anders sehen. Es wurde eine Nische erschaffen, weil diese Schlager sehr beliebt sind. Der Trend um deutsche Popmusik ist ja auch off the air zu beobachten. Es gibt natürlich auch gefühlt 1000 digital Radiokanäle von Radio NRJ, die keiner kennt oder hört, da stimme ich dir zu. Und dann gibt es auch noch African No.1 aus Paris, ein Sender der nur Hits spielt aus Westafrika, weil sie im Mainstream AC ignoriert werden, verständlicherweise. Das kann ich aber bedauerlicherweise über Schlager nicht sagen.
 
Der Öffentliche Rechtliche Rundfunk hat inzwischen 4 solcher Sender installiert: MDR Schlagerwelt, NDR Plus, Bayern Plus, SR3 Schlagerwelt. Man könnte auch sagen, in Deutschland werden wieder Schlager gehört soviel wie noch nie!
Der ör Rundfunk hat ohne Not den Schlageranteil vorher massiv zurückgefahren. Ein Fehler, der jetzt durch Auslagerung korrigiert wird. Das hat auch zum massiven Akzeptanzverlust in Teilen der Bevölkerung geführt...
 
Interessanter wäre eine Diskussion im Inforadio gewesen woher dieser Schlagerboom im Radio kommt?

Ich kann bei meinem Radio von 87,5 bis 108,0 rauf und runterdrehen, da kommt schon seit Jahren kein einziger Schlager mehr! Weder echter Schlager noch das, was heutezutage als "Schlager" verkauft wird.

Der Öffentliche Rechtliche Rundfunk hat inzwischen 4 solcher Sender installiert: MDR Schlagerwelt, NDR Plus, Bayern Plus, SR3 Schlagerwelt.

Das sind absolute Nischen-Sender, deren Einschaltquoten nicht ausgewiesen werden, weil sie unter "Meßfehler" rangieren.

Man könnte auch sagen, in Deutschland werden wieder Schlager gehört soviel wie noch nie!

Das ist definitiv nicht der Fall. Auch nicht, wenn man den Discofox-Müll mit einberechnet, der, warum auch immer, als "Schlager" vermarktet wird.
 
Anja Caspary aus SPO schrieb:
"Helene Fischer ist etwas für Leute, die keine Ahnung von Musik haben - würde ich behaupten", sagt Caspary"
Mit solchen Äußerungen disqualifiziert sie sich als gute Musikjounalistin und erst recht als Musikchefin.
Oder ist es gar nur eine vorgeschoben vermeintlich "coole" Aussage, um damit Beifall eigener Hörer für mehr Quote zu erringen?
Egal, welche Beweggründe sie für diese Aussage gehabt haben mag: Professionell eine glatte Sechs, wie ich meine.
 
Ihre Aussage ist ad hominem und damit in ihrer Form natürlich ein No-Go. Von der Musik auf ihre Hörer zu schließen, ist unsachlich. Aber ein Musikredakteur muss Musik bewerten. Zumindest, wenn er noch weitreichend selbst über die Auswahl entscheiden darf, die es ins Programm schafft. Wenn er sich vom Geschmack der Masse abhängig macht, ist er überflüssig. Und in diesem Zusammenhang steht ihr das Urteil zu, dass der Schlager nicht von musikalischer Kreativität geprägt ist (sie untermauert dies ja auch mit Argumenten).
 
Wenn er sich vom Geschmack der Masse abhängig macht, ist er überflüssig. Und in diesem Zusammenhang steht ihr das Urteil zu, dass der Schlager nicht von musikalischer Kreativität geprägt ist (sie untermauert dies ja auch mit Argumenten).
Ja, ein Musikredakteur wäre überflüssig, wenn er sich allein vom Geschmack der Masse abhängig machte. Ein nicht überflüssiger Musikredakteur muss sich aber zwingend mit dem Geschmack der Masse auseinandersetzen, das bringt der Beruf mit sich. In der Entscheidung, welche Musikproduktionen in seinem Programm stattfinden sollen und dürfen, muss er die für sein Programm passenden selektieren. Er darf sich dabei aber nicht anmaßen, über "gute Musik" oder magelnder musikalischer Kreativität Noten zu verteilen. Das ist extrem dünnes Eis. Ich behaupte sogar, so manche Schlagerproduktion, auch von Fischer, mangelt es nicht an musikalischer Kreativität. Ob diese allen Titeln zugesprochen werden kann, die bei radioEins laufen, wage ich vorsichtig zu bezweifeln.
 
Also ich stimme Anja zu 100% zu, aber ich beweifle, dass diese Wertung "pc" ist:cool:
Ich hab´s mir gerade angehört, und finde eigentlich wirklich alles von Ihr zutreffend bewertet. Auch die genannten Beispiele, wie z.B. die wunderbare Balbina, sind m.E. gut gewählt.

Schwierig ist aber, so zu tun, als wäre im Rock/Pop-Buisness das Niveau generell besser, da gibt es natürlich genauso eine kommerzielle Kackscheiße, wie im Schlagerbereich. Die Frage ist halt, ob es nicht auch Schlager gibt, die ein wirklich anspruchsvolles Niveau erreichen? (Ich kenn keinen, aber ich hör ja auch keine) Oder ist das gar nicht gewollt, weils halt dann auch kein "Schlager" mehr ist.

Generell ist es halt, wie immer, quasi unmöglich, über Kunst zu diskutieren. Und letztlich, sollen alle halt das hören, was Ihnen gefällt. Aber ich gestehe: Ich liebe Helene-Bashing. Danke dafür, Anja.....
 
Die Frage ist halt, ob es nicht auch Schlager gibt, die ein wirklich anspruchsvolles Niveau erreichen? (Ich kenn keinen, aber ich hör ja auch keine) Oder ist das gar nicht gewollt, weils halt dann auch kein "Schlager" mehr ist.
Oh ja, den gibt es. Hier ein Lied von Hans Hass Jr., bekannt gewesen in den 60ern als Schlagersänger, das ich textlich und musikalisch ganz wunderbar finde (gehört in der ebenso wunderbaren Sendung Kaleidoskop auf Radio Eins, die man am frühen Samstagabend leider viel zu selten hört). Der melancholische Sound des Liedes, das er selbst geschrieben und produziert hat, ist seiner Zeit irgendwie voraus.
 
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Ich kann bei meinem Radio von 87,5 bis 108,0 rauf und runterdrehen, da kommt schon seit Jahren kein einziger Schlager mehr! Weder echter Schlager noch das, was heutezutage als "Schlager" verkauft wird.
Da habe ich einen anderen Eindruck als du, grade bei SWR4 lief letzte Woche noch die Helene Fischer After-Show. 4 Stunden Musik von Helene Fischer und Resonanzen zum Konzert in Mannheim. Die Website wirbt mit einem Radiokonzert mit Howard Carpendale und begrüßte Bernhard Brink im Studio. So fällt dort auch die Musik aus. Auch im Elsass wird bei Est Fm, Radio Liberté und France Bleu Elsass ziemlich viel Deutsche Popmusik gespielt. Im Süden wird diese Musik stark gepuscht. In den Programmen des Nordens deutlich weniger, vielleicht hat man sie deshalb deutschsprachige Musik in den Digitalkanal abgeschoben. Aber niemand muss heuer noch UKW hören nur um Radiosender zum empfangen.
 
Die Frage ist halt, ob es nicht auch Schlager gibt, die ein wirklich anspruchsvolles Niveau erreichen?
Selbstverständlich gibt es die. Dazu müßte man sich halt nur mal die Alben anhören und nicht nur die ausgekoppelten (Hit-)Singles, die ja in der Regel immer etwas seichter sind. Paradebeispiele waren und sind Juliane Werding und die späte Gitte Haenning (ab den 80ern). Selbst bei Roland Kaiser und Howard Carpendale finden sich anspruchsvolle Texte. Und das übrigens nicht erst in der fortgeschrittenen Karriere.
Weil es mir gerade spontan einfällt, Bernd Clüvers "Mike und sein Freund", Mitte der 70er, dt. Fassung von "Under one roof" von den Rubbettes - deutscher Schlager mit gesellschaftskritischem Inhalt, der, wenn ich mich recht erinnere, sogar von einigen Sendern aus den Playlisten verbannt wurde und dennoch ein recht erfolgreiches Stück war.
Man kann auch beim Genre Schlager nur schwer pauschalisieren und verallgemeinern, denn den Schlager gibt es nunmal nicht.

Hier ein Lied von Hans Hass Jr., bekannt gewesen in den 60ern
Und da sind wir wieder beim deutschen Kategorisierungswahn... ;):D Rein musikalisch betrachtet würde ich das nicht in der Kategorie Schlager unterbingen. Das geht schon eher in die Richtung Singer-/Songerwriter oder besser Liedermacher, wie man das damals betitelt hätte. Der Song ist davon ab ein schöner Beleg dafür, dass es die heute gern als neudeutschen Betroffenheits-Pop verschrieene Musik auch schon vor 40 Jahren gab....
 
egal, ob nun Deutsch-Pop oder typischer Schlager. Die Musik Chefin findet alle Leute blöd, die Helene Fischer hören. Und somit auch die Menschen, die kein schlaues Radio Eins hören, was natürlich erst ab 18 erlaubt ist.
 
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