Chance für Crossover-Programme

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Der Radiotor

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In Deutschland gibt es immer mehr Crossover-Formate, sprich Radioformate, die nicht einer Gattung zugeordnet werden können. Angefangen hat damit Deutschlandradio Berlin, das im Tagesprogramm wildeste Sprünge von The Cure und den Red Hot Chilli Peppers hin zu Beethoven und Händel vollzieht. Das Nordwestradio zog nach, inzwischen versuchen sich auch Private daran: der erste war Vil Radio in Nürnberg, es folgt Radio Apollo (PSR, RTL, NRJ, SLP) in Sachsen, das einen netten Mix aus Klassik, Swing, Jazz, Instrumentals und Wave Music plant. Und selbst Klassik Radio bietet inzwischen nett Überkreuztes. Wie gefallen Euch diese Crossovers und seht ihr Erfolgschancen?

<small>[ 07-05-2003, 08:15: Beitrag editiert von Der Radiotor ]</small>
 
Im Lokalradiobereich habe ich das immer befürwortet. Die erfolgreichsten Lokalradios haben
alle ein Cross-Over-Format, d.h. Sendungen unterschiedlichster Musikfarben.
Das gute alte Sendungs-Radio kommt wieder, nur heißts halt jetzt "Cross-Over-Format", da man ja nicht zugeben möchte, daß man etwas macht, was es zig Jahre lang schon gegeben hat und was man als
"altmodisch" und "Dampfradio" verurteilt hat.
 
Ich habe mich mit den Crossover-Programmen bislang schwergetan. Zumindest dann, wenn innerhalb einer Sendung zu heftiger Stilmix auftrat. Liegt an einer massiven Abneigung gegen Klassik, die in meiner Schulzeit (lange her) und durch die Arroganz derjenigen, die Jugendkulturradio bei uns vor vielen Jahren unmöglich gemacht haben (Kultur=Klassik hieß deren Selbstverständnis) aufgebaut wurde. Zum gezielten Einschalten für bestimmte Sendungen bin ich natürlich bereit und praktiziere dies auch, beispielsweise auf NDR info. Ob ich mich mit Crossover im 5-Minuten-Takt anfreunden kann, wird die Zeit zeigen - und natürlich die Art und Weise, wie die Programme es umzusetzen wissen. Ob das "Familienradio" wiederkommt, bei dem von den Großeltern bis zu den Enkeln alle vor dem (Volks)empfänger hocken, wage ich indes zu bezweifeln. Wir leben nicht mehr in den 50er Jahren, ohne unsere Gesellschaft jetzt deswegen hier bewerten zu wollen...
 
Ich weiß schon einen Claim dafür:

''Die Musikstile des 18. 19. und 20. Jahrhunderts - und das Schlimmste von heute!!!''

Wenn nicht gerade SO verpackt, würde ich es gerne einschalten. Außerdem sehe ich mit dieser Musik ein gutes Umfeld für niveauvolle Wortbeiträge und für Werbung mit kleinerer, aber kaufkräftiger Zielgruppe.
 
Im 5 - Minutentakt ist es natürlich ein Blödsinn !
Es muß schon in Stimmungs-Flächeneinheiten sein.
Man braucht ca. 15 Minuten um in eine bestimmte ( musikalische) Stimmung zu kommen, zum Einhören in eine bestimmte Musikrichtung und diese Stimmung kann so 1 - 3 Stunden dann andauern. Wem es gelingt, so eine Zeit lang einen Hörer zu begleiten, zu fesseln, eben in eine bestimmte Stimmung zu versetzen, der hat begeisterte Hörer !

P.S.: Man sollte die Arroganz, die man in der Kinderheit erlebt hat, nicht weitertragen. Denn sonst tritt dasselbe heute wieder ein: Es gibt Eltern, die sind heute genauso arrogant gegenüber ihren Jugendlichen, nur andersrum.
Ich kenne eine Mutter, die schimpft ihren 14 jährigen Sohn, der gerne mal Omas Operettenplatten auflegt, was der denn für eine "Geschmacksverirrung" habe.
Die Musikrichtung kann nichts dafür, daß es in allen bereichen arrogante Menschen gibt und gab !
 
Muss auch sagen, dass ich mit solchen Wir-spielen-alles-Formaten meine Probleme hab. Liegt auch einfach daran, dass mich Klassik, Schlager, Volksmusik u.ä. im Radio einfach "abschreckt". Wenn es wirklich eine ansprechende Wortsendung (mit ein wenig von genannter durchmischter Musik) gibt, dann mag ich mir das wohl durchaus noch antun. Zum nebenbei hören irritiert mich sowas aber doch ziemlich.
 
Wer "Cross-Over" sendet, muss sein Programm genauer erklären, dann hat er sicherlich ganz gute Karten, weil er sich gegen Dauergedudel durchsetzen kann.
Ich glaube, dann funktioniert es auch als "Nebenbei-Medium", dem man aber aufmerksamer zuhört als dem zur Zeit üblichen (Verkaufsargument ggüber Werbewirtschaft).
Ich muss meine Musik also erklären. Welcher Künstler/Interpret, aus welcher Zeit, Stil, Bandmitglieder, Entstehung etc.
Mir geht es jedenfalls so: Wenn ich unbekannte Musik höre, dann will ich genauer wissen, was dahinter steckt. Dann lass' ich mich sehr gerne darauf ein, weil ich einordnen kann, was ich höre. Der Moderator muss es mir also nahe bringen - und entsprechend informiert sein über sein Programm. Denn mit Unbekanntem allein gelassen zu werden, ist fatal.

Ansonsten sehe ich es wie Pirni: EIN Stil muss sich über längere Zeit hinziehen, damit ich mich an ihn gewöhnen kann und zuhören nicht anstrengend wird.
Auf der anderen Seite will ich irgendwann etwas anderes hören. Deshalb hielte ich 2 bis 3 Stunden pro Sendung für sinnvoll, weil vermittelbar.
 
Crossover-Programme sind unheimlich erfolgreich. Wenn ich mir die jüngste MA für Berlin Brandenburg anschaue dann leite ich für das Programm DeutschlandRadio Berlin gerade mal 2000 Hörer pro Stunde ab. Und das ist ja wohl der Hit !
Oder etwa nicht ? Wenn man bedenkt, was das früher für eine Sender war (vor 1994) ... mit Einschaltquoten von bis zu 40 % und mehr ...
Dann lieber Abschalten und Gebühren sparen.

Gerald
 
@Gerald:
Ist 1994 einfach mit 2003 vergleichbar? Medienentwicklung, Konkurrenzsituation?
Liegt's am "Crossover" oder an der Machart?
Dass die "Crossover"-Art vom DLR etwas merkwürdig ist, wurde schon angemerkt. Deshalb plädieren hier ja auch einige (ich inkl.) für eine andere Machart von "Crossover"-Programmen.
 
Aber eigentich ist es ja ein Wahnsinn. Da wettere ich schon jahrelang gegen die blinden Durchformatierer, die 24 Stunden das ganze Jahr lang gnadenlos immer denselben Einheitsbrei spielen, da bringe ich Beispiele, wie ein Lokalsender durch "Formatbruch" zu bestimmten Zeiten Erfolg hat ( z.B. Frühschoppen-Volksmusik am Sonntag vormittag....)
und da werde ich dann aber von "Beratern" niedergemacht, daß das niemals Erfolg haben kann usw..
Jetzt nennt irgendein "Berater" diesen Formatbruch ganz einfach "Crossover-Format" und schon ist es wieder salonfähig und was Neues !

Crossover-Format ist nichts anders als das gute alte Radio mit bestimmten Sendeflächen zu bestimmten Zeiten, wo man sich denkt, da paßt diese Stimmung am besten. Z.B. Frühschoppenmusik zur Frühschoppenzeit !

An alle Gesellschafter und PDs von Radios: Sollte irgendeine Radio-Beratungsfirma Ihnen was vom neuen "Crossover-Format" erzählen wollen: Ich machs um die Hälfte Geld !!
 
Hey Pirni, du musst dich locker machen! <img border="0" title="" alt="[Breites Grinsen]" src="biggrin.gif" /> <img border="0" title="" alt="[Breites Grinsen]" src="biggrin.gif" /> <img border="0" title="" alt="[Breites Grinsen]" src="biggrin.gif" />
Nenn dich Berater, bastel dir eine lange Liste mit Anglizismen und "übersetz" dein Ideal in diese "Sprache".
Erkläre, dass es keine Sendungen gibt, sondern "überschaubare music events", die eine tolle "music-colour" ergeben, so dass der Hörer in dem feeling lebt, durch die große Welt der music zu "cruisen". Nicht: "Wir müssen über die Grenzen des Bekannten hinaus gehen", sondern "crash the border". So in der Richtung. Dann wird's was! Du bist einfach zu bodenständig, Pirni! <img border="0" title="" alt="[Winken]" src="wink.gif" /> <img border="0" title="" alt="[Winken]" src="wink.gif" /> <img border="0" title="" alt="[Winken]" src="wink.gif" />

Vielleicht merken einige PDs auch endlich, dass sie etwas ändern müssen. Oder sie sind so sehr verdummt, wie die Berater schon immer über Hörer sagen, wodurch die Berater dann aber leider recht hätten:
Es ist völlig egal, was du einem PD verkaufst, du musst es nur richtig benennen und mit "pride&passion" verkaufen. Says John "the only" Mönninghoff.
 
Es wird dann hoffentlich wieder Programme geben,bei denen man intensiver Hinhören kann.Die Musikauswahl kunterbunt muss man eben wieder lernen.Verblöden a`la Dudelclaimfunk hat man ja uns Hörern auch über mehrere Jahre(10) angelernt.Es wird in der Zukunft vieleicht wie beim TV und Print aussehen,die Menschen mit kleinem IQ bleiben bei den Dummclaimern und Bild und SATSchrott und Co;für die Menschen mit höherem IQ wird ein eventuell "Neues" Angebot gestartet.
Letzendlich stellt sich die Frage,wer kann das neue Format bieten und ausfüllen?Bei den derzeitigen Antenne/HitradioDummfunkern sehe ich da kein Potential.Im Fernsehbereich gibt es ja mit XXP schon sehr gute Sendungen aus dem Bereich der sog.Privatsender.Ich denke,das muss sich beim Radio erst entwickeln.

<small>[ 07-05-2003, 22:20: Beitrag editiert von Handydoctor ]</small>
 
Das "Cross-Over-Format" vom Deutschlandradio Berlin z.B. gefällt mir ziemlich gut. Jedoch muß man dazu sagen, daß die Stücke schon irgendwie aufeinander abgestimmt sind. Es wird ja nicht wirklich alles an Musik gespielt, sondern eher anspruchsvollere Rock- und Popmusik, Weltmusik und kurze, temporeiche Klassik-Tracks. Diese Vielfalt an Musikrichtungen ermöglicht natürlich die "echte Abwechslung", von der so viele Sender reden.

Bei Klassik Radio habe ich eher den Eindruck, daß die mit der Diversifizierung ihres Musikprogramms lediglich versuchen, sich ein bißchen in die Mainstream-Ecke zu drängeln und das Programm massentauglicher zu machen. Mit dem Anspruch von DLR Berlin hat das in meinen Augen (bzw. Ohren) nichts zu tun, Klassik Radio ist meiner Meinung nach ein ganz normales Superhit-Radio mit anderer Musikrichtung.

Ich befürchte, daß "Cross-Over-Programme" sich kommerziell nicht halten können. DLR Berlin, Nordwestradio und Vil Radio sind ja eher (von der Hörerzahl her) kleine Nischen-Anbieter, und jfk 98,2 in Berlin hat sich von dieser Idee auch schnell wieder verabschiedet. (Und genau das ist einer der Gründe, warum wir den öffentlich-rechtlichen Rundfunk brauchen.)
 
Meine Meinung: Es gibt keinen kommerziell orientierten Berater, der ein Radio mit für den Hörer undurchschaubarer und nicht die Erwartungen erfüllender Musikauswahl empfiehlt, weil es nicht massenkompatibel ist.

Beim öffentlich-rechtlichen Deutschlandradio und auch beim geplanten Gemeinschaftsprivatprogramm mit dem göttlichem Namen stecken ganz andere, jeweils völlig unterschiedliche Strategien/Ziele dahinter, diese Programme so zu machen, wie sie nun mal sind (bzw. sein werden). Und die lauten nicht: maximale Kommunikationskraft aufzubauen, um diese Kommunikationskraft gewinnmaximierend zu vermarkten.
Sind keine Geheimnisse, warum es bei den zwei Programm so ist, denkt sich die Jasemine

<small>[ 07-05-2003, 23:54: Beitrag editiert von Jasemine ]</small>
 
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