Chris Howland ist tot!

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Ich habe als Kind schon gerne die Sendung "Musik aus Studio B" gesehen, eriinnere auch gerne an seine
Rolle in den Karl-May-Filmen. Vor allen Dingen habe ich gerne auch seine "Plaudereinen mit Schallplatten gehört.

Seine Stimme im Äther wird mir fehlen. Er war eine richtige Radiolegende.
 
Hier ein Nachruf von Hans-Holger Knocke. Den Nachruf findet man auch auf seiner Teamseite:
http://www.wdr.de/radio/wdr4/team/howland_chris.html

Hans-Holger Knocke, langjähriger Musikchef bei WDR 4 erinnert sich

Das magische Auge: Ein rundes und bei Empfang grün schimmerndes Licht vorne am Radioapparat. Ich war vielleicht zehn Jahre alt, als Chris Howland in mein Leben trat. Ich starrte in das magische Auge. Natürlich kannte Chris mich nicht, denn ich lebte in Münster und Chris irgendwo in diesem Apparat aus Furnierholz.

Die meisten Menschen kennen Chris Howland vermutlich aus dem Fernseher, von „Vorsicht Kamera“ und „Musik aus Studio B“. Und sie haben ihn in kleinen, sympathischen Rollen als englischen Butler in Unterhaltungsfilmen gesehen – irgendwas mit Karl May. Er hat auch Schlager gesungen: die „Hämmerchen-Polka“ und „Das hab ich in Paris gelernt“ (wo er aus irgendeinem Grund nie hingefahren ist). Er war ein richtig guter Sänger, und ich glaube auch, dass Chris wusste, was er als Sänger wert war, obwohl er vor Publikum immer tief stapelte.

Chris Howland war ein Radio-Pionier im Deutschland der Nachkriegszeit. Er war cool. Die Musik aus Amerika und England, die er auflegte, war auch cool, aber dieser hemmungslos radebrechende Disc-Jockey schuf dafür erst das entsprechende Raumklima. Mittwochabend halb sieben war seine Zeit, und ich kann sagen, ich bin dabei gewesen. Pünktlich zur Stelle für „Melody fair“ und alles, was danach kam. Ich empfinde ein bisschen Stolz dabei. Wie eine Auszeichnung. Ob ich diesem Disc-Jockey überhaupt folgen konnte, weiß ich heute nicht mehr. Anfangs konnte er selbst ja nicht einmal richtig deutsch – und ob sich das irgendwann ergeben hat, darüber gibt es verschiedene Meinungen. Letztlich war es egal.

Chris Howlands Vater war so was wie die Stimme der BBC gewesen, ein hoch angesehener Rundfunksprecher. Der Sohn erbte die Stimmwerkzeuge des Vaters, sein Timbre und den Tonfall. Und er lernte bei der BBC die Präzision, mit der er ans Werk ging. Eine Stoppuhr war bei jeder Sendung sein wichtigstes Requisit. Ich weiß, wovon ich rede, schließlich war ich jahrelang sein Redakteur.

2004 haben wir Chris’ alte NWDR-Sendung „Spielereien mit Schallplatten“ bei WDR 4 wieder aufleben lassen. Das Radio, sagte Chris immer, sei ihm das liebste Medium, es gehe nichts darüber. Zuhörer und Sprecher sehen einander nicht, aber trotzdem ist der Kontakt dank der Stimme sehr eng. Manchmal traf ich mich mit Chris und seiner Frau Monika in einer kleinen Kneipe in der Nähe des Funkhauses. Wir setzten uns dann in eine abgeschirmte Ecke – Chris mit dem Rücken zum Schankraum, um nicht erkannt zu werden. Es gelang ihm nie, vielleicht, weil ihn seine Stimme verriet. Jedenfalls ging es nie ab, ohne dass sein Autogramm auf irgendeinem Bierdeckel landete.

Oft war ich verblüfft, wie viele Menschen Chris schon von Weitem erkannten und dann meist zielstrebig auf ihn zusteuerten. Wie erkennt man im Greis den Jüngling? Körper und Statur eines Mannes über 80 sind mit dem Abbild desselben Mannes um die 30 oft nur schwer überein zu bringen. Das Funkhaus-Café des WDR am Wallrafplatz in Köln zeigt an seinen Wänden u.a. ein Foto des jungen Chris Howland. Wir sehen einen schlanken, konzentriert wirkenden Mann vor einem Mikrophon. Das ist das Bild, das in Erinnerung bleibt: ein Mann und ein Mikrophon.
 
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Sehr schade. Chris war wirklich ein Radiopionier, eigentlich hätte er sich "der erste Radio-DJ der Welt" nennen können.
Wie ich aus zuverlässiger Quelle (Familie) erfahren habe, gibt es noch zwei Ausgaben der "Spielereien", die Chris im heimischen Studio aufgenommen hat, die zweite ist erst am vergangenen Donnerstag fertiggestellt worden. Man weiß es zwar noch nicht genau, ich gehe aber davon aus, dass diese morgen und am 10.12 noch ausgestrahlt werden.

R.I.P Chris!
 
Die letzten Monate war eh eh nicht mehr live da. Muss dann aber dann doch ganz plötzlich für ihn gekommen sein. Lange hätte WDR 4 die Sendung eh nicht mehr im Programm lassen wollen... :(
 
Richtig, Terhorst. Die letzten Sendungen entstanden in seinem Heimstudio in Hoffnungsthal bei Köln. Die Moderationseinschübe waren zuletzt auch immer kürzer geworden, meist nur ein bis drei Sätze. Immerhin, er war 85 Jahre alt, und dennoch hat er weiter Sendungen produziert.
 
Wirklich sehr schade um ihn. :(
Ich werde seine Songs immer in guter Erinnerung behalten.
 
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Litt denn Chris Howland an irgendetwas Aspezifischem oder ist er jetzt an reiner Altersschwäche gestorben?
Am 08. Januar war er meines Wissens das letzte Mal live on air, denn da gab es auch ein Übergabegespräch mit Alix Gabele. Seitdem gab es wochenlang nur alte Sendungen und dann so ab März oder April wieder kurz vorher produzierte Sendungen.
Aber von der Musik her waren sie zuletzt auch nichts mehr Besonderes. Sie bestand vorwiegend nur noch aus Liedern, die eh im Tagesprogramm rauf-und runterdudeln. Das war vor zwei, drei Jahren noch anders. Da wurden richtige Raritäten ans Gehör befördert. Einem Bekannten wurde noch vor einigen Wochen mitgeteilt, dass man die "SmS" noch so lange laufen lassen, wie Chris Howland es möchte.
Er sagte ja immer noch so optimistisch: "Ich bin nächsten Dienstag wieder hier...". Ich hatte noch gehofft, dass man die Sendung vorher einstellen würde, bevor sich diese Aussage nicht mehr bewahrheiten würde. Nun ist es leider doch so gekommen. :(
 
Unglaublich... da wird in den 13 Uhr-Nachrichten noch ein längerer Beitrag über den Tot gebracht und der eigene Kollege Jürgen Renfordt beginnt seine Stunde mit den Worten "gute Laune Musik, Hands up".
Klar muss der Sendebetrieb weitergehen, aber wenn der bekannteste Moderator stirbt (wenn auch nicht ganz unerwartet), dann kann man doch auch mal einen Tag "Halbmast"-Moderation durchhalten - aber das passt ja scheinbar nicht ins Format.
 
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Wie kleingeistig, jemandem, dem es zu Recht die Zehnägel aufrollt, wenn er solch haarsträubende Schlampereien (um nicht zu sagen: Unkenntnisse) lesen muss, der Korinthenkackerei zu zeihen. Dass jemand namens legasthenix hier keinen Kulturschock bekommt, mag man ja noch verstehen, aber jeder, der beruflich mit Wort und Sprache zu tun hat, kann das einfach nicht durchgehen lassen.
 
11.25 Uhr Exactly like you Chris Howland

Das soll alles vom eigenen Sender heute gewesen sein? Eigentlich sollte man, wenn man sich nicht schon wenigstens eine halbe Stunde ausschließlich Chris Howland widmet, heute zumindest 2-3 Titel von Chris Howland in der Stunde spielen.
Wenn heute der "Schlagerabend" wäre, würde man sich sicher darin um ihn kümmern. Aber eine richtige Würdigung wird er wohl von Seiten WDR 4 erst am Sonntagabend in der "Schallplattenbar" bekommen.
 
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