DAB vor dem Aus

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Die Kanäle oberhalb von 60 sind ein schlechtes Beispiel, da sie eigentlich nur in Deutschland nicht genutzt wurden, ansonsten in Europa aber schon. Als dieser Bereich in den 60er Jahren geöffnet wurde, hat es sich bereits nicht mehr gelohnt, nur für Deutschland besondere Tuner zu produzieren. In einem anderen Zusammenhang, auch regulatirosch bedingt, ist früher genau das pasiert: Kurzwellenempfänger, die den Bereich von 26,1 bis 30 MHz abdeckten, durften in Deutschland nicht verkauft werden. Daher boten deutsche Firmen (z. B. Grundig) immer auch eine "internationale" Version für den Weltmarkt an. Lästig, aber damals nicht zu vermeiden.

Zwangs-DAB dürfte wohl nicht so einfach duchzuführen sein. Nach Weihnachten habe ich mir eine Squeezebox Touch zugelegt, ein WLAN-Radio, das Internet-Streams wiedergeben kann. Es ist überhaupt nicht möglich, die sich daraus ergebende Programmvielfalt überhaupt noch zu beziffern, was soll ich da zu Hause mit einem DAB-Radio?

Interessanter ist DAB für unterwegs, für den mobilen und portablen Betrieb. DAB kann hier seine technischen Vorzüge gegenüber UKW (bessere Empfangsqualität, weniger Störungen) ausspielen. Aber auch hier stellt sich die Frage, ob das Smartphone im kommenden LTE-Netz nicht die bessere Alternative ist.

Das einzige Argument für DAB wäre, dass es auch künftig keine echten mobilen Internet-Flatrates geben wird. Oder das selbst die hohen Übetragungskapazitäten nicht ausreichend, wenn sich zu viele Endgeräte im selben Gebiet befinden (Fußballstadion, Großveranstaltung etc.). Allerdings wären auch dort Lösungen möglich.

Vor diesem technsichen Hintergrund fragt man sich schon, ob es sich eine Regierung traut, den Bürgen das teure DAB aufs Auge zu drüclen. Warum muss man mit Gewalt ein digitales Radio einführen, wenn sich einerseits das analoge Radio immer noch als funktionierende Cashcow erweist und sich andererseits schon andere Wege abzeichnen, wie künftig Radio in einem viel größerem Rahmen übetragen wird als mit ein paar scheppernden AAC-Streams über eine teure Infrasstruktur.
 
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@ammer
Positiv ist, dass ab 2015 neue Radios ein DAB-Empfangsteil besitzen müssen;

WO steht das ? Die Aussage ist falsch !!!
 
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@ WAZmann:
Gut, ich hätte statt "müssen" das Wort "sollen" verwenden müssen, weil der Wortlaut Nadine Hantkes aus dem Link
Ab 2015 sollen die Hersteller von Radios zumindest schon einmal verpflichtet werden, Digital-Tuner in die Geräte zu integrieren - so steht es in einem Referentenentwurf zur Novellierung des Telekommunikationsgesetzes.
ist. - Kommt also darauf an, ob die "Volksverdreher" oder (wie so oft) die Industrie dem Gesetz die Endfassung geben werden.
 
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alqaszar schrieb:
Nach Weihnachten habe ich mir eine Squeezebox Touch zugelegt, ein WLAN-Radio, das Internet-Streams wiedergeben kann. Es ist überhaupt nicht möglich, die sich daraus ergebende Programmvielfalt überhaupt noch zu beziffern...
Stimmt! :cool:

Ich erlebe es ja gegenwärtig in diversen Foren, dass Internetradio hier und da schlecht geredet wird (angeblich schlechter Klang, Angewiesenheit auf einen einzigen Verbreitungsweg usw.). Meistens stammen diese Einwände von Leuten, die sich nie intensiv mit dem Medium auseinandergesetzt haben.
Wer sich jedoch etwas näher damit beschäftigt, wird feststellen, dass sich beim Webradio ganze Welten im Hinblick auf die Vielfalt auftun.
Es spielt auch keine Rolle mehr, wo genau sich das Sendestudio befindet: Streams aus Neuseeland klingen genauso gut wie welche aus Deutschland. Entscheidend ist vielmehr die Bitrate und da hat es in den letzten Jahren ebenfalls merkliche Verbesserungen gegeben: 128 kbit/s, MP3, gehören heute zum Standard und klingen, vorausgesetzt man verwendet einen guten Encoder, ganz passabel.
Selbst wenn man ganz leichte Artefakte hört, ist das immer noch besser, als das Gerausche und Gekratze auf UKW.

Bei mir zu Hause höre ich praktisch ausschließlich Internetradio, wobei ich einfach ein altes Notebook an den Hifi-Verstärker angeschlossen habe, um ebenfalls Spotify nutzen zu können. Das ist sozusagen die nächste Dimension des Radios (sofern man dabei überhaupt noch von "Radio" sprechen kann): Du wähltst einen bestimmten Titel oder ein konkretes Album aus und dieses wird Dir instantan mit circa 160-kbit/s Ogg Vorbis abgespielt. Kein umständliches Downloaden mehr; - einfach anklicken uns sofort ertönt die Musik! :)
Finanziert wird das ganze durch zwischenzeitliche Werbeeinblendungen. Man benötigt dazu allerdings in Deutschland einen niederländischen, britischen, französischen oder skandinavischen Proxy, über den man sich von Zeit zu Zeit anmelden muss; für die Praxis stellt dies allerdings kein allzu großes Problem dar.
Mit Simfy existiert in Deutschland ein eigener Ansatz, allerdings gibt es dabei noch keinen externen Player, sondern es läuft alles über den Webbrowser (eine eigene Player-Software wie bei Spotify ist jedoch angedacht).

Ich ärgere mich nun nicht mehr über die mangelnde Vielfalt auf UKW oder DAB: Sollen die Hitradios ruhig den ganzen Tag lang Beyoncé, Shakira oder Lady Gaga spielen; - für mich gibt es genügend andere Alternativen, um diesen Mist nicht hören zu müssen. ;)
 
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Die Zukunft des Radios kann man bereits heute bei Slacker.com bestaunen. Der Dienst bietet an die 100 professionell betreute und von DJs gepflegte Genrestationen und Radioformate, die nach Beliebien modifiziert und an persönliche Vorlieben angepasst werden können. Des weiteren gibt es rund 10.000 "artist-specific-stations", also Programme, die sich schwerpunktmäßig an bekanntere und genretypische Interpreten anehnen, aber auch ähnliche Sänger und Bands vorrätig halten. Zusätzlich hat jeder Nutzer die Möglichkeit, seine eigene Station zu kreieren, die er mit der Festlegung bestimmter Geschmackspräferenzen und durch die Eingabe einiger Schlüsselinterpreten genau umreißen kann ("fine-tune").

Der Dienst orientiert sich am Empfindungsprofil der Gesamtnutzerschaft sowie am bisherigen Hörverhalten des Einzelnutzers und steuert zum festgelegten Stationsprofil eine Reihe verwandter Titel und Interpreten bei, was dem Anwender ständig neue musikalische Horizonte eröffnet, so er dies will. Auf Wunsch kann man eigene Stationen auch mit DJ-programmierten Formaten koppeln. Natürlich können bestimmte Interpreten von vornherein gebannt oder aufgewertet werden.

Für den Nachrichtenhungrigen stehen laufend aktualisierte Wortbeiträge von "ABC News" bereit und können jederzeit mit dem favorisierten Sender verwoben werden. Slacker.com hat gegenüber allen Mitbewerbern den Vorzug, überall innerhalb des Verbreitungsgebiets mit mobilen Endgeräten wie "Cell Phones" (Handys) und portablen Kleincomputern wie iPhone, iPod, WebOS, Android, BlackBerry oder Smartphones einschränkungsfrei genutzt werden zu können. Nach Belieben lassen sich vertiefende Musikecherchen anstellen, so können beispielsweise Künstlerbio- und discographien, Albumcovers, Track-Listings und Neuigkeiten aus der Welt der Musik abgerufen werden.

Zusätzlich zum kostenfreien Basisangebot gibt es auch noch eine kostenpflichtige Erweiterung namens "Slacker Plus", die dem Anwender die Möglichkeit eröffnet, Radiostationen ausnahmslos mit seinen Lieblingsinterpreten zu beschicken, Songs beliebig oft zu überspringen und sich synchron zum Playback Liedtexte anzeigen zu lassen (je nach Abo-Modell $ 3-4 pro Monat). Außerdem entfallen die kurzen Werbeunterbrechungen. Leider ist Slacker derzeit nur in den Vereinigten Staaten und Kanada verfügbar.

Angebote wie Slacker oder Pandora haben den allmählichen Niedergang des amerikanischen UKW-Radios eingeläutet, das sich seit der Etablierung diverser Webstreaming-Dienstleister vorwiegend um Immigranten und sozial schwächere Schichten bemüht und ein Maß an Industriehörigkeit an den Tag legt, das immer mehr Menschen am Radio verzweifeln lässt; wie die einschlägigen Erhebungen beweisen, gehen Gesamthörerzahl und Hördauer von Jahr zu Jahr drastisch zurück. Selbst digitale Netze wie das europäische DAB oder das nordamerikanische HD-Radio können die Unzufriedenheit der Hörer nur bedingt auffangen.
 
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Trotzdem frage ich mich bei all diesen schicken Musikdiensten, die hier aufgezählt werden, wo da noch das Persönliche vom Radio bleibt. Gelegentlich eingestreute Kurznachrichten sind nett, aber wenn ich auch einfach mal von den Moderatoren "begleitet" werden will, bringen mir auch diese supertollen selbst zusammenstellbaren Senderchen nichts. Oder bin ich mit meinen 28 Lenzen einfach schon total oldschool, wenn ich mir hier in der Schweiz Sender wie VIRUS über DAB antue?
 
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@Wrzlbrnft, Internetradio bedeutet ja nicht das man nur diese zusammenstellbare Senderchen hat, sondern das man zugriff auf Sender der ganzen Welt hat, oder vielleicht nur aus der Nachbarregion. Ich kann bei mir normalerweise Radio F nicht über UKW hören. Wenn ich am Samstag in Nürnberg war hab ich mir aber immer gerne auf Radio F die Sendung "Horch zu" angehört. Eine Sendung rund um Fränkische Liedermacher und Kabarettisten. Dank Internetradio kann ich diese Sendung nun auch zu hause in Amberg hören. Internetradio bedeutet für mich das ich das ich nach Lust und Laune entscheiden kann was ich hören möchte.

Aber nun zurück zu DAB, das ist hier in Amberg so eine Sache, erstens gibt es hier nicht die Auswahl an Sender die es z.B. in München oder Nürnberg auf DAB gibt, und zweitens ist der Empfang von DAB hier auch nicht berauschend, da wird es Zeit wen DAB+ kommt auch die Empfangsleistung endlich zu erhöhen.
 
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Da bin auch einmal gepannt, welche Partei bzw. welche Regierung es wagt, den Deutschen mitzuteilen, dass sie ihre ca. 300 Millionen UKW-Endgeräte mittelfristig wegschmeißen und sich komplett neue (DAB-) Empfänger kaufen müssen :)

Dies unbesehen davon, dass das schon einmal grandios gefloppte DAB der derzeit größte technische Schwachsinn ist, den man als Zukunftsmodell für Radio "verkaufen" kann...........ich sag nur: W-Lan, LTE etc.
 
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Trotzdem frage ich mich bei all diesen schicken Musikdiensten, die hier aufgezählt werden, wo da noch das Persönliche vom Radio bleibt.

Dazu muss gesagt werden, dass alle automatisiert eingebundenen Wortbeiträge Anmoderationen enthalten und damit durchaus so etwas wie Radioatmosphäre aufkommen lassen. Für mich steht außer Frage, dass es auch in Zukunft jede Menge moderierter Sendungen geben wird, eine besondere Chance liegt dabei in der Syndikation, innerhalb derer Spezialsendungen mit echten Musikexperten vorproduziert werden, die von den angeschlossenen Stationen zu beliebigen Zeiten übernommen werden.

Ehe jede Kleinstation pausenlos mit dilettantischen Volontären herumwurstelt, wäre es doch besser, zu bestimmten Zeiten professionell gestaltete Sendungen mit charismatischen Moderatoren aufzuschalten. Bevor ich mir von unterbezahlten Aushilfskräften strunzdumme Gewinnspielfragen und Telefonnummern vorbeten lasse, verzichte ich lieber ganz auf Moderation und lasse mir stattdessen meine Leib- und Magenmusik vorsetzen. Die Radioanbieter der Zukunft werden neben Musikstreams auch vorproduzierte, moderierte Sendungen mit speziellen musikalischen Schwerpunkten bereitstellen, die auf Servern zum jederzeitigen Abruf vorgehalten werden. Die Streamingseiten der BBC weisen ja bereits den Weg.

Dazu muss man anmerken, dass es in Großbritannien und den USA noch reichlich Starmoderatoren gibt, die in ihren Sendungen bestimmte Musikrichtungen porträtieren, Neuerscheinungen vorstellen, alte Zeiten aufleben lassen oder Künstler zu Gast haben. In Deutschland haben sich abgesehen von der "journalistischen Speerspitze" der ÖR Radiowellen fast überall Dumpfbackenradio und 08/15-Dudelbeschallung durchgesetzt.
 
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@ricochet: Danke für den Tipp mit Slacker.
Ich höre den Anbieter gerade über einen US-Proxy und muss sagen, die sind wirklich lecker! :D

Bisher kannte ich nur Pandora und wusste gar nicht, dass es noch etwas vergleichbares gibt.

Wenn Du noch weitere Dienste dieser Art kennst, dann würde ich mich freuen, wenn Du diese kurz nennen könntest. ;)
 
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Tja... die haben wirklich so gut wie alles, was je auf den englischsprachigen Musikmarkt geworfen wurde, und sei es noch so ausgefallen. Pandora ist da verhältnismäßig schwach bestückt. Auch was die geschmackliche Treffsicherheit betrifft ist Slacker Pandora absolut ebenbürtig. Wer das mal getestet hat, nutzt terrestrisches Radio nur noch in Notsituationen.
 
AW: DAB vor dem Aus

Tja... die haben wirklich so gut wie alles, was je auf den englischsprachigen Musikmarkt geworfen wurde, und sei es noch so ausgefallen. Pandora ist da verhältnismäßig schwach bestückt. Auch was die geschmackliche Treffsicherheit betrifft ist Slacker Pandora absolut ebenbürtig. Wer das mal getestet hat, nutzt terrestrisches Radio nur noch in Notsituationen.

zum Vergleich:

Pandora hat 700.00 Titel in der Datenbank, Slacker 2,4 Millionen.
 
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Zitat von Internetradiofan: "Ich höre den Anbieter gerade über einen US-Proxy und muss sagen, die sind wirklich lecker!"

Bräuchte mal nen Tipp wie das geht mit nem US-Proxy. Wie komm ich da rein?
 
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twen2705 schrieb:
Bräuchte mal nen Tipp wie das geht mit nem US-Proxy. Wie komm ich da rein?
Der einfachste und stabilste Weg wäre die Verwendung eines VPN, bei dem der komplette Traffic über einen Server in den USA geleitet wird.

Der billigste Anbieter ist momentan ibVPN: http://www.ibvpn.com

Damit kann man gleichzeitig auch anonym surfen.

ricochet schrieb:
Wer das mal getestet hat, nutzt terrestrisches Radio nur noch in Notsituationen.
Stimmt. Wobei Slacker sogar die ABC-News bringt, wie ich eben hörte, was bei Pandora nicht der Fall ist.
 
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Mein Problem mit Internetradio (wobei da ja schon zu unterscheiden wäre zwischen Livestreams "regulärer" Programme und Automatenabspielern, egal wie clever gestrickt und egal wie genial anpaßbar) bleibt: ein riesiges Angebot, in dem man lokal immer alleine sitzt. Die Erinnerung daran, tags drauf in der Schule oder später auch noch im Studium mit Freunden Austausch betrieben zu haben, was das gestrige Programm betraf, was Deicke gemacht hat, was Blumenthal gesagt hat, welchen herrlich derben und zutreffenden Kommentar Bochow gab, welch spannende Band Luckas portraitiert hat - das fällt da alles weg. Man kann jeden beliebigen Menschen im eigenen Umfeld fragen - die Wahrscheinlichkeit, etwas Gemeinsames zu finden, geht bei solchen Internetradios gegen null. Jeder sitzt in seiner digitalen Gummizelle und zelebriert seine ein-Personen-Welt. Man kann dann auch nicht mehr auf die regionale Kulturszene verweisen, so daß auch eine gezielte Förderung auf diesem Wege ins Leere läuft. Dafür weiß man aber vielleicht was von Tornadowarnungen in den USA...

Irgendwie konnte ich mich damit noch nicht abfinden, denn es hat für mich weiterhin nichts mit Radio zu tun. Radioergänzung ist es allemal, aber eine wichtige soziale Komponente von "Radio" gehlt mir halt. Daß die heute auch im herkömmlichen Radio kaum noch gegeben ist, weil es keine Angebote mehr gibt, die man selbst oder die der Freundeskreis hören wollen würde, steht auf nem anderen Blatt.
 
AW: DAB vor dem Aus

Mein Problem mit Internetradio (wobei da ja schon zu unterscheiden wäre zwischen Livestreams "regulärer" Programme und Automatenabspielern, egal wie clever gestrickt und egal wie genial anpaßbar) bleibt: ein riesiges Angebot, in dem man lokal immer alleine sitzt. Die Erinnerung daran, tags drauf in der Schule oder später auch noch im Studium mit Freunden Austausch betrieben zu haben, was das gestrige Programm betraf, was Deicke gemacht hat, was Blumenthal gesagt hat, welchen herrlich derben und zutreffenden Kommentar Bochow gab, welch spannende Band Luckas portraitiert hat - das fällt da alles weg. Man kann jeden beliebigen Menschen im eigenen Umfeld fragen - die Wahrscheinlichkeit, etwas Gemeinsames zu finden, geht bei solchen Internetradios gegen null. Jeder sitzt in seiner digitalen Gummizelle und zelebriert seine ein-Personen-Welt. Man kann dann auch nicht mehr auf die regionale Kulturszene verweisen, so daß auch eine gezielte Förderung auf diesem Wege ins Leere läuft. Dafür weiß man aber vielleicht was von Tornadowarnungen in den USA...

Irgendwie konnte ich mich damit noch nicht abfinden, denn es hat für mich weiterhin nichts mit Radio zu tun. Radioergänzung ist es allemal, aber eine wichtige soziale Komponente von "Radio" gehlt mir halt. Daß die heute auch im herkömmlichen Radio kaum noch gegeben ist, weil es keine Angebote mehr gibt, die man selbst oder die der Freundeskreis hören wollen würde, steht auf nem anderen Blatt.

Das stimmt keinesfalls. Betrachtet man Internetsender wie RauteMusik oder TechnoBase, die Communities mit mehreren 100.000 Usern haben. Größtenteils Jugendliche, die sich untereinander kennen, die Sender untereinander weiterempfehlen und sich sehr wohl über das Programm austauschen. Auch, wenn das heute nicht mehr ausschließlich auf dem Schulhof, sondern auch digital passiert.

Will sagen: Sehr viele Internetradionutzer haben einen Stammsender, den sie in ihrem privaten Umfeld weiterempfehlen und der in diesem ebenso gehört wird. Dieses vielbeschworene "Rumzappen" durch "Sender auf der ganzen Welt" findet meines Erachtens gar nicht so häufig statt.
 
AW: DAB vor dem Aus

Auch ich habe die Erfahrung gemacht dass es z.B. bei meinen Last.fm-Stationen einen regen Austausch gibt, bis hin zu musikalischen Tipps, Kritik, Diskussionen per PN usw. Allerdings ist es schon etwas anderes, mit Nils, Anette und Tatjana in der Studenten-Bude das neue Midnight Oil-Album zu hören (Der Radiotor vor 20 Jahren) als von bluenightmagic68 neue Musik-Tipps online geschickt zu bekommen.
 
AW: DAB vor dem Aus

Mein Problem mit Internetradio (wobei da ja schon zu unterscheiden wäre zwischen Livestreams "regulärer" Programme und Automatenabspielern, egal wie clever gestrickt und egal wie genial anpaßbar) bleibt: ein riesiges Angebot, in dem man lokal immer alleine sitzt. Die Erinnerung daran, tags drauf in der Schule oder später auch noch im Studium mit Freunden Austausch betrieben zu haben, was das gestrige Programm betraf, was Deicke gemacht hat, was Blumenthal gesagt hat, welchen herrlich derben und zutreffenden Kommentar Bochow gab, welch spannende Band Luckas portraitiert hat - das fällt da alles weg. Man kann jeden beliebigen Menschen im eigenen Umfeld fragen - die Wahrscheinlichkeit, etwas Gemeinsames zu finden, geht bei solchen Internetradios gegen null. Jeder sitzt in seiner digitalen Gummizelle und zelebriert seine ein-Personen-Welt.

Irgendwie konnte ich mich damit noch nicht abfinden, denn es hat für mich weiterhin nichts mit Radio zu tun. Radioergänzung ist es allemal, aber eine wichtige soziale Komponente von "Radio" gehlt mir halt. Daß die heute auch im herkömmlichen Radio kaum noch gegeben ist, weil es keine Angebote mehr gibt, die man selbst oder die der Freundeskreis hören wollen würde, steht auf nem anderen Blatt.

Das Problem was du hier beschreibst ist doch nicht erst seit Internetradio so, dieses Problem fing doch schon an wie immer mehr Sender sich zum Dudelfunk und reinen Nebenbeiradio entwickelten.

Radio, egal ob über Internet, Sat oder UKW hat sich für richtige Zuhörer schon längst zu einer Welt für sich entwickelt.

Heute wird man doch generell schon schief angeschaut wenn man davon erzählt wie begeistert man immer noch beim Radio hören ist.

Heute unterhaltet man sich in Studentenbuden darüber was im Dschungelcamp los ist, oder wie schräg wieder der eine beim Casting von DSDS gesungen hat.

Übers Radio wird sich schon lange nicht mehr unterhalten, und nicht erst seit Internetradio.
 
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Das stimmt keinesfalls. Betrachtet man Internetsender wie RauteMusik oder TechnoBase, die Communities mit mehreren 100.000 Usern haben. Größtenteils Jugendliche, die sich untereinander kennen
Ist das wirklich so, daß die sich real kennen? Oder sind es nur die virtuellen Freundeslisten, die man vom Facebook kennt? Und die keinen Cent wert sind, wenn es um menschliche Werte wie Verbindlichkeit oder Nähe geht?

Ich lass mich gerne eines besseren belehren, denn ich bin ein alter Sack (knapp 37), habe ein analoges Modem und hätte gerne kein Mobiltelefon, finde SMS ätzend und persönliche Treffen mit den richtigen Menschen erfüllend. Das scheint ja heute alles irgendwie anders zu sein. Immerhin habe ich einen meinVZ-Account und auch da Freunde - die ich alle auch persönlich kenne, sonst hätte ich sie dort nicht.

die Sender untereinander weiterempfehlen
Das kenne ich wiederum sogar: das habe ich mehrmals mit Byte.FM gemacht. Meist mit dem Ergebnis, daß da vielleicht einmal reingehört wurde, es sogar für gut befunden wurde - und dann wieder vergessen wurde, weils so anonym im Netz und eben nicht allgegenwärtig ist.

Auch ich habe die Erfahrung gemacht dass es z.B. bei meinen Last.fm-Stationen einen regen Austausch gibt, bis hin zu musikalischen Tipps, Kritik, Diskussionen per PN usw.
Och nööö, noch länger am Rechner sitzen? Ich mach das nur, wenn ich sozial grad allein bin. Wie meist. Sobald eine andere Möglichkeit besteht, bin ich im realen Leben unterwegs.

Vielleicht sehe ich das aber auch alles viel zu unmodern.


Heute wird man doch generell schon schief angeschaut wenn man davon erzählt wie begeistert man immer noch beim Radio hören ist.
Interessant ist dann immer, von wem: von denen, die gutes Radio mögen und glauben, das gäbe es nirgendwo mehr (also auch nicht via Satellit oder so, es gibt solche Leute tatsächlich) - die schauen einen dann komisch an, weil sie enttäuscht sind, daß ihr Gegenüber doch so unerwartet platt ist. Oder von denen, die überhaupt nicht verstehen können, daß man sich für Radio begeistern kann, weil sie es nur als Hintergrundgeräusch kennen.

Heute unterhaltet man sich in Studentenbuden darüber was im Dschungelcamp los ist, oder wie schräg wieder der eine beim Casting von DSDS gesungen hat.
Dann scheint es da auch eine bemerkenswerte Bandbreite zu geben. Ich habe 2007/2008 wider Willen 9 Monate in Studenten-WGs zugebracht. In zweien gab es ein Radio in der Küche. In der einen WG lief tatsächlich Jump oder Landeswelle Thüringen (in ihrer Ansprechhaltung grundverschieden, eingestellt vom gleichen Mitbewohner, ihm war das wohl nicht zu unterscheiden), in der anderen lief entweder MDR Info oder D-Kultur. Und wehe, jemand hatte mal was anderes eingestellt, wie ich z.B. Top40, an dem Oktobertag 2007, als Olli Schulz eine Stunde lang Studiogast war und u.a. Musik von Bonnie 'Prince' Billy (!) spielte. Da rastete Frau Mitbewohnerin, eine kleine Psychologiestudentin mit Hang zum leichten Borderline, aber aus. Musik im Radio mache sie aggressiv. Es gibt also durchaus Variationen zum Thema Studenten-WG.
 
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Ich lass mich gerne eines besseren belehren, denn ich bin ein alter Sack (knapp 37), habe ein analoges Modem und hätte gerne kein Mobiltelefon, finde SMS ätzend und persönliche Treffen mit den richtigen Menschen erfüllend. Das scheint ja heute alles irgendwie anders zu sein. Immerhin habe ich einen meinVZ-Account und auch da Freunde - die ich alle auch persönlich kenne, sonst hätte ich sie dort nicht.

Aber Hallo, ich werde in Mai auch 37 und fülle mich nicht wie ein alter Sack. Aber von solche Sachen wie "meinVZ und Co." da lasse ich die Finger davon, da bin ich zu misstrauisch.


Interessant ist dann immer, von wem: von denen, die gutes Radio mögen und glauben, das gäbe es nirgendwo mehr (also auch nicht via Satellit oder so, es gibt solche Leute tatsächlich) - die schauen einen dann komisch an, weil sie enttäuscht sind, daß ihr Gegenüber doch so unerwartet platt ist. Oder von denen, die überhaupt nicht verstehen können, daß man sich für Radio begeistern kann, weil sie es nur als Hintergrundgeräusch kennen.

Bei meinen Bekanntenkreis eher die letztere Gattung, bei denen ist Radio wirklich mehr Hintergrundgeräusch und können es kaum glauben das sich einer dafür interessiert.
 
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Aber Hallo, ich werde in Mai auch 37 und fülle mich nicht wie ein alter Sack.
Das ist auch besser so, denn wenn man sich zu sehr füllt, wird man fett. :D

(SCNR)

Aber von solche Sachen wie "meinVZ und Co." da lasse ich die Finger davon, da bin ich zu misstrauisch.
Ach nee, so schlimm ist das nicht. Man gibt halt "nur" seine Daten aus der Hand. Eben genau so viel, wie man will. Wenn ich nackt übern Marktplatz laufe, muß ich auch damit rechnen, daß mich jemand erkennt, also...

Ich habe auch schon Bewerber im VZ abgegrast, bevor ich sie zum Gespräch eingeladen habe. Ob ich einen Auftritt im VZ dann allerdings wirklich (illegalerweise?) zum Vorauswahlkriterium genutzt hätte, bezweifle ich. Es sind oft zwei völlig unterschiedliche Welten.

Problem in unserem Alter nur: ein Großteil der realen Freunde ist dann doch nicht dort (Beruf, 2 Kinder und so fordern eben die Zeit, die für sowas dann nicht zur Verfügung steht, oder mit anderen Worten: die kommen gar nicht auf solche Ideen) und man fühlt sich oft wie ein alter Sack. Von mir sind auch fast nur deutlich jüngere Freunde dort.

Und inzwischen sind viele bei Facebook, aber den Amis gebe ich meine Daten dann doch nicht.

Bei meinen Bekanntenkreis eher die letztere Gattung, bei denen ist Radio wirklich mehr Hintergrundgeräusch und können es kaum glauben das sich einer dafür interessiert.
Ich habe auch den Typ "geh mir weg mit dieser scheiß Radiomusik!" im Umfeld. Promovierter Physiker, mitte 40, 2 erwachsene Kinder (letztes Jahr u.a. ne Rechnung über ca. 800 EUR wegen eines Empire-of-the-Sun-Albumdownloads der Tochter) - er verachtet jede englischsprachige Musik. Musik muß französisch sein oder spanisch oder russisch oder irgendwas aus Afrika. Ihm kannste nicht mal Indie andrehen, wenns englisch ist - er macht sofort zu. Englischer Kulturterrorismus ist das für ihn. Ich denke, das ist auch Folge einer Überdosis Radio + TV. Die französischen Chansons, die er mal von nem Kollegen mitgebracht bekam, waren im Büro arg depressiv, hatten aber durchaus was. Viel schöner, als mit den üblichen MDR-1-Hörern um die 30 (kein Scherz!) im Büro zu sitzen, deren Handy sich mit "Jede Stunde" von Karat meldet und die nichtmal wissen, daß das Karat war. Wäre auf nem Ostrocksampler draufgewesen und eigentlich wollte er ja "Schwanenkönig". Im Treppenhaus trällert dann kurz darauf obiger Kollege russische Volksweisen. Da macht man was durch. *fg*
 
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In den USA gibt es den begnadeten Zyniker Howard Stern, der mit großer Leidenschaft gegen alle Gebote der politischen Korrektheit verstößt, was in Amerika zwar kein Sakrileg, für viele Hörer aber ein unerträgliches Ärgernis bedeutet. Dazu muss man anmerken, dass man im amerikanischen Radio zwar alles sagen und fordern darf (auch die öffentliche Erschießung des Nachbarn oder die Wiedereinführung der Konzentrationslager), dabei aber tunlichst auf die politische Einstellung des Arbeitgebers zu achten hat. Sonst ist man auch wegen wesentlich harmloserer Delikte schnell seine Stellung los.

Zudem lässt die oberste Aufsichtsbehörde namens "Federal Communications Commission" zwar nahezu jeden politischen Ausraster durchgehen, wer im Radio Fäkalworte benutzt, wird aber ratzfatz mit immensen Bußgeldern oder gar mit indirekten Sendeverboten belegt. Da war es für Howard Stern nur konsequent beim Satellitenradio Sirius anzuheuern, über den die FCC keine Rechtshoheit besitzt. Millionen Hörer folgten Stern zu seinem neuen Arbeitgeber und entrichteten lieber eine monatliche Abogebühr, statt ihrem Guru dauerhaft entsagen zu müssen. Der lässt sich seitdem auf mehreren Kanälen über Gott und die Welt aus und treibt seine dollen Späße ohne Rücksicht auf irdische Instanzen und kleinkarierte, beamtete Wortklauber.

Was ich damit sagen will: Das Radio braucht in Deutschland dringend Personalities und Institutionen, syndizierte Shows mit prominenten, charismatischen Persönlichkeiten und echte Einschaltgründe, deretwegen die Hörer sogar Geld hinblättern! Denn so wie es derzeit läuft, wird das nix. Tag für Tag dieselbe Hitgrütze, dieselbe Rätselspielabzocke und dieselben unqualifizierten Jubelmoderationen und Selbstbeweihräucherungen, die angesichts des krassen Spardiktats nur noch lächerlich wirken! Für gutes Programm muss man Geld in die Hand nehmen, und schon hat man einen Wettbewerbsvorteil.
 
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