DAB+ wirklich besser als UKW (Reichweite, Klang, Angebot)?

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96kbps / DAB+

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Servus

Mich interessiert mal was ihr so vom neuen DAB+ Digitalradio haltet. Kann es tatsächlich UKW ablösen?

Schon seit Jahren habe ich mal beide Verfahren miteinander verglichen, wobei mir bei DAB+ noch ein bisschen mehr Klangfülle fehlt. Wenn da noch in den nächsten Jahren gefeilt wird steht einer UKW Abschaltung in meinen Augen nichts mehr im Wege. Auch der Ausbau des Netzes könnte flinker sein

Wie seht ihr das? Ist es mit DAB+ möglich irgendwann so zu fahren wie es heute UKW bereits tut?

Vorallem interessiert mich auch wie so die Abdeckung bei euch ist (Z. B. Bundesmux oder eure Landesmuxe)

In diesem Sinne einen guten Rutsch.


Fan Gab Radio


PS: Falls es ein ähnliches Thema hier bereits gibt könnt ihrs gerne verschieben.
 
Vielleicht ist ein neuer DAB+-Grundsatzthread gar nicht so schlecht. Dann können wir in den einzelnen Thementhreads tatsächlich beim Thema bleiben, und für die Grundsatzdebatte hierauf verweisen. Und inzwischen haben wir alle ja schon einiges an Erfahrung gesammelt.

Was den Klang betrifft: Da kann DAB+ durchaus mehr als UKW: Kein Rauschen mehr, und wenn hinreichend Bandbreite genutzt und die Encoder richtig eingestellt sind, klingt es auch richtig gut. Aber DAB+ kann auch im Sparmodus betrieben werden, das ist dann für den Veranstalter günstiger, klingt aber auch entsprechend bescheidener. Bei UKW haben die Veranstalter nicht die Möglichkeit, an der Bandbreite herumzudrehen, weil die im Standard festgeschrieben ist, aber auch hier wird viel am Klang herumgebogen, wobei es oft dann nicht besser, sondern schlechter, dafür "fetter" klingen soll.

Die Abdeckung ist schon recht ordentlich, vor allem beim Bundesmux. Das größte Problem dürften die Störungen durch die Kabelnetze sein. Ich bin mal gespannt, ob die Analogabschaltung der Kabelnetze nächstes Jahr dazu führt, dass dort das Band III erstmal leersteht, und DAB+ plötzlich in vielen Häuserschluchten einwandfrei geht, wo es bislang zu Aussetzern kam.
 
Mehrere Nachteile hat DAB:

1. Die Reichweite: Derzeit reicht DAB nicht an den Reichweiten von UKW heran. Referenz ist der Standort Wuppertal. Analog gehen Programme aus NL, RP, BEL (niederländisch, französisch und deutsch) sowie schwach der NDR und HR. Bei DAB mit Glück mal NL und RP, mobil allerdings nicht. Hier sehe ich ein klarer Vorteil bei UKW (auch wenn ich mal Skyradio und 538 von Roermond vergleiche, beide knapp 3 kW).

2. Bougetzwang: Nur mehrere Radiosender können auf einen Kanal senden. Dies führt bei der Versorgung zu Streitigkeiten. Je nach Ansicht wird mit geringerer Sendeleistungen gesendet. Es führt zum Beispiel beim 5c zu Ausbauschwierigkeiten, da der DLF andere Vorstellungen hat als Energy.

3. Klang: Es ist schon schwierig, dort einen Unterschied rauszuhören, wenn man mit ordentlichen Datenraten sendet. Aber selbst beim SWR hört man den Unterschied. DAB+ hat einen blechernen Ton (warum auch immer). Ganz schlimm finde ich Sender wie Absolut Relax, was auch von der Datenrate aber auch von anderen Faktoren her abhängig ist. Dass DAB besser klingt als UKW kann ich so nicht bestätigen. Das Rauschen bei UKW fällt weg, allerdings wo es rauscht ist bei DAB nichts zu hören. Gerade mobil ist es dann sehr störend.

4. Kosten: Immer wieder wird gesagt, dass die Kosten bei DAB geringer sind als bei UKW. Dies kann ich leider so nicht beurteilen. Die Zahlen, die bei der Versorgung von Hamburg oder Berlin so genannt wurden hören sich günstig an. Als Referenz würde ich allerdings die öffentlich-rechtlichen Sender gerne vergleichen. Hier in Wuppertal ist der Sender Langenberg für die Versorgung zuständig. Die regionalen Versorgungen von WDR2 berücksichtige ich mal nicht. Gesendet wird mit einer Leistung von 100kw (ich glaube bis auf 1Live und DLR). Im Versorgungsgebiet von UKW wird bei DAB von mehreren Standorten gesendet, von Düsseldorf, Langenberg, Dortmund, Wuppertal. Die Versorgung gerade in den Gebäuden ist dennoch nicht sichergestellt (im Gegensatz zu UKW). Ich bin mir nicht sicher, ob die wahrscheinlich geringeren Kosten nicht auch Reichweite kosten. Dennoch scheint DAB kostengünstiger zu sein.

5. Störanfälligkeit: Warum auch immer ist DAB sehr störanfällig. Selbst bei starken Überreichweiten fällt das Signal innerhalb von Gebäuden sehr stark ab. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber es ist bei allen, auch ortsüblichen Empfang so. Im Büro kann ich z.B. den WDR auf 11D nur am Fenster empfangen. der Empfang ist nur am Fenster möglich. Bei UKW sieht es bekanntlich anders aus. Hier ist der Empfang problemlos möglich.

Vorteile:

1. Programmvielfalt: Hier liegen die Vorteile bei DAB, auch wenn ortsmögliche Programme nicht empfangbar sind.

2. Kostengünstig: Wenn man Abstriche bei Reichweite und Datenrate in Kauf nimmt, kann man kostengünstig ein Radioprogramm verbreiten und es gibt mehr Spartenprogramme.

Fazit: Ansich finde ich DAB gut. Mit einer vernünftigen Datenrate und Soundeinstellungen kriegt man ein vernünftigen Klang hin. Die Sendeleistungen, auch bei 10 kW, reichen einfach nicht aus, eine vernünftige Versorgung zu gewährleisten. Aussetzer sind gerade mobil immer sofort hörbar (im Gegensatz zum Rauschen bei UKW). Dennoch ist es eine tolle Ergänzung zu UKW, aber kein Nachfolger. Der sogenannte Overspill ist anscheinend nicht gewollt und wird derzeit verhindert. Dies halte ich für nicht produktiv, zumal bei DVB-T und DVB-T2 gerade hier die Nachbarsender (3. Programne) verbreitet werden und somit zum Erfolg von DVB-T beigetragen haben. Hier muss es einfach ein Umdenken geben. Argumentiert wird mit der Frequenzknappheit bei DAB. Dies stimmt aber eigentlich nicht. Man muss schauen, ob dieser Reichweitenverlust anders vermieden wird und Lösungen müssen noch gefunden werden. Packt man es vernünftig an, sehe ich für DAB für Landes- und bundesweite Programme hier eine Zukunft. Für regionale und lokale Angebote finde ich DAB hingegen eher ungeeignet. Die Insellösungen, die gerade in NL auf Sendung gehen, halte ich für nicht so geeignet, da man mit 150 Watt sicherlich keine große Reichweite erzielen kann. DAB alt war mit 1-2 kW damals kein Genuss.
 
Der wievielte DAB+-Faden ist das jetzt schon? Ich zähl schon gar nicht mehr.....

Ich höre selbst oft über DAB+, auch oft über Satellit! Aber muss man dieses Thema immer wieder von vorne durchkauen? Sorry, es reicht!
 
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Der Thread dürfte eh bald geschlossen werden. Ich nutze ihn aber mal noch schnell, um nichts zu DAB, aber etwas zu UKW zu posten.

Hier ein Mitschnitt, Bayern 2, von Kabel-UKW. Quelle ist hierbei das DVB-S-Signal, also 320 kbps MP2. Danach mit einem professionellen digitalen UKW-Modulator umgesetzt und durch ein steinaltes (Kabel von 1982) "DDR-Kabelnetz" von der Kopfstelle den Feldweg entlang, den Berg runter durch den Wald und über dutzende Dachböden und ca. 8 Verstärker an die Anschlussdose bei meinen Eltern transportiert. Dort mit einem Studer A 764 empfangen (die RDS-Anzeige dieses Fotos aus dem Netz ist purer Zufall) und am geregelten unsymmetrischen "Hilfsausgang" des Studer (der Hauptausgang ist Festpegel-XLR) mit einem PCM-Recorder aufgenommen.

Bitteschön: https://we.tl/UDgOgrulYH

Die kurze Pause vor dem Trenner, den ich ans Ende kopiert habe, ist nicht von UKW. sondern digitale Stille. Ich wollte nur den Trenner noch servieren in all seiner Räumlichkeit.

Und nun meine Frage: wieviele DAB-Programme gibt es in diesem Land, die diese klangliche Qualität erreichen? Und welche sind das? Und: stört bei dieser UKW-Aufnahme irgendwas, was auf UKW zurückzuführen wäre?

(Ja, ich weiß: Studer A 764, das ist einer der besten 10%. Aber wenn wir immer schon Systemvergleiche machen, müssen wir auch mal sowas berücksichtigen.)
 
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