Das Ende des Hessischen Rundfunks - Und dann?

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Dave

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Wie man ja vor einigen Monaten schon in diversen Zeitungen und auf Webseiten lesen konnte geht es dem Hessischen Rundfunk finanziell ja wohl nicht so besonders. Nun habe ich neulich von jemandem, der in dem Laden arbeitet, gehört, daß das hartnäckige Gerücht die Runde macht, der Hessische Rundfunk sei sowieso nicht mehr zu retten und eine Fusion mit einer anderen LRA wäre quasi so gut wie beschlossene Sache, weil eigentlich nicht mehr abzuwenden. Was haltet Ihr davon? Ist dem wirklich so? Und wenn ja: Von welcher Anstalt wird der hr am ehesten geschluckt werden?
 
AW: Das Ende des Hessischen Rundfunks - Und dann?

Vor der Beantwortung Deiner Frage wären bei einer so weitreichenden Angelegenheit schon noch ein paar weitere Informationen hilfreich. Bisher klingt das schon reichlich spekulativ, auch wenn ich mir das eine oder andere durchaus vorstellen könnte.
 
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hr schließt 2003 mit Überschuss ab

Mit einem Überschuss in Höhe von 1,5 Millionen Euro hat der Hessische Rundfunk das Geschäftsjahr 2003 abgeschlossen.

Gegenüber dem ursprünglichen Haushaltsplan wurde ein um 5,8 Millionen Euro verbessertes Ergebnis erzielt. "Im dritten Jahr einer Gebührenperiode mit konstanten Rundfunkgebühren ist dies ein außerordentlicher Erfolg", sagte hr-Intendant Helmut Reitze heute in der Öffentlichen Hauptversammlung des Rundfunkrats. "Er ist ein Beleg dafür, dass die zu Beginn meiner Amtszeit eingeleiteten Konsolidierungsmaßnahmen gegriffen haben. Der hr geht mit dem Geld seiner Gebührenzahler sorgsam um."

Die Jahresrechnung 2003 weist Erträge von 443,6 Millionen Euro und Aufwendungen von 442,1 Millionen Euro aus. Durch den erzielten Überschuss erhöht sich das Eigenkapital von 16,5 auf 18 Millionen Euro. Die Hauptversammlung genehmigte den Jahresbericht und die Jahresrechnung 2003 und entlastete einstimmig den Verwaltungsrat sowie den Intendanten.

?Die Reformen sind auf gutem Weg?, sagte Reitze. Er verwies auf den Anfang dieses Jahres eingeleiteten ?Konsolidierungsplan IV?, der mit weiteren Einsparungen von insgesamt 100 Millionen Euro bis zum Jahr 2008 den Erhalt von rund 10 Millionen Euro Eigenkapital am Ende der kommenden Gebührenperiode ermöglichen soll. Voraussetzung dafür sei allerdings eine Gebührenerhöhung um 1,09 Euro, wie von der KEF vorgeschlagen zum 1.1.2005. ?Kommt die Erhöhung nicht, nicht so hoch oder verspätet, können weitere Einsparungen unumgänglich sein?, so Reitze.

Die in 2003 angekündigten Vorhaben und Reformen seien allesamt umgesetzt oder eingeleitet worden, bilanzierte Reitze sein erstes Amtsjahr als Intendant des Hessischen Rundfunks. Eine umfassende Organisationsreform innerhalb der Hörfunkdirektion habe klare Verantwortungsstrukturen für die einzelnen Programme geschaffen. Die Kulturwelle hr2 biete seit September 2003 ein neu gestaltetes Programm, das verstärkt auch jüngere Hörer ansprechen soll. hr-skyline werde zu einer Nachrichtenwelle ausgebaut und sich Ende August in neuer Form präsentieren. hr1 werde zum tagesbegleitenden Informationsprogramm umgestaltet. Zum gleichen Zeitpunkt werde der Umzug der hr4-Redaktion nach Kassel und die Ausrichtung des Programms als Landeswelle wirksam.

Das hessen fernsehen habe mehr Zuschauer gewinnen können, sagte Reitze weiter. Mit täglich drei zusätzlichen Ausgaben der Nachrichtensendung ?hessen aktuell? und dem wöchentlichen landespolitischen Magazin ?defacto? habe der hr seine Informationskompetenz gestärkt. Auch das Internetangebot ?hr-online? habe sich wie angekündigt auf hessische Themen konzentriert und sei durch die Einrichtung einer zentralen Online-Redaktion schlanker organisiert.

Quelle: hr / TvMatrix
 
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"...der Umzug der hr4-Redaktion nach Kassel und die Ausrichtung des Programms als Landeswelle..."
Was bitte bedeutet denn das? Was soll denn als Landeswelle anders werden? Ist hr4 nicht eine Landeswelle?
Was die Fusion angeht: Das glaube ich persönlich nicht, aber wenn Hessen und Thüringen als Bundesland fusionieren könnte sich auch was im Rundfunk tun.
 
AW: Das Ende des Hessischen Rundfunks - Und dann?

So, der hr hat 'nen Überschuß in 2003 erzielt. Fragt sich nur, ob mit oder ohne
Bilanztricks.
Bei einem Umsatz von 443,6 Mios bleiben gerade mal 1,5 Mios hängen. Na dann...
Der "ursprüngliche Haushaltsplan" sah demnach einen Verlust von 4,3 Mios vor.
Aber "der hr geht mit dem Geld seiner Gebührenzahler sorgsam um".
Als eventueller Übernahmekandidat wird der hr sicher ein sonniges Plätzchen im
Südwesten der Republik finden können. Das macht auch Sinn, da der Intendant
seit seinem Amtsantritt die beiden Wellen hr1 und hr3 auf eine Art schlechte
SWR-Kopie zu trimmen scheint.
 
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Wenn Radio Bremen der arme Sender selbständig bestehen kann, wieso sollte ein Sender wie der HR der viel größer ist nicht überleben können.
 
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Zusammenlegungen bei den ARD-Anstalten werden auf Kurz oder Lang ohnehin ins Haus stehen. Es wird immer unvorstellbar, dass sich die ARD weiterhin so ein teures System leisten kann. Wer da allerdings wo aufgehen wird, kann man wirklich nur spekulieren.
 
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Hannover-radio schrieb:
Wenn Radio Bremen der arme Sender selbständig bestehen kann, wieso sollte ein Sender wie der HR der viel größer ist nicht überleben können.

Weil es net unbedingt auf die Größe einer Anstalt (oder Firma) ankommt.
Auch in der sog. freien Wirtschaft kommt es immer wieder mal vor, daß ein
Unternehmen, das einst Marktführer in seiner Branche war, den Gang zum
Insolvenzrichter antreten mußte. Und hier kommen die von mir erwähnten
Bilanztricks ins Spiel.

Aber der HR ist ja zumindest dem äußeren Anschein nach eine Behörde, die
eigentlich net pleite gehen kann. Nur schützt der Behördenstatus net
unbedingt vor einer Übernahme (momentan im Bankensektor zu beobachten).

BK
 
AW: Das Ende des Hessischen Rundfunks - Und dann?

Also erstens denke ich, dass der hr noch eine ganze Weile bestehen bleiben wird. Wenn er fusioniert, dann am ehesten mit dem SWR. Hochspekulativ wäre dann auch der WDR anzunehmen. Aber mal etwas gesponnen: Wie sähe der hr denn nach einer Fusion mit dem SWR aus?

1. SWR1 bekommt ein neues Teilgebiet (SWR1 HE)und wird auf die jetzigen hr1-Frequenzen aufgeschaltet.
2. SWR2 übernimmt die Frequenzen von hr2
3. SWR3 und hr3 verschmelzen zu "Deutschlands Popradio Nr.1"
4. SWR4 übernimmt als Schalgerwlle mit Regionalfenstern die Landesstudios von hr4.
5. Auf die youFM Frequenzen wird DASDING aufgeschaltet.
6. hr-klassik und hr-skyline werden gestrichen und durch SWR cont.ra auf UKW und MW ersetzt.

Beim WDR sähe es noch grausamer aus:
1. Einslive übernimmt die hr1 Frequenzen
2. WDR 2 übernimmt die hr4 Landesstudios und Frequenzen
3. WDR 3 wird auf die hr4 Frequenzen aufgeschaltet
4. WDR 4 auf die hr3 Frequenzen
5. WDR 5 bekommt sämtliche youFM Frequenzen und natürlich noch ein paar Funzeln mehr.
6. Funkhaus Europa bekommt sämtliche hr-skyline und hr-klassik Frequenzen

Kein schöner Ausblick, wenn auch nur dahingesponnen...
 
AW: Das Ende des Hessischen Rundfunks - Und dann?

Was hat Hessen mit Südwestdeutschland zu tun? Kassel und Konstanz mit dem selben Programm? Dann bräuchte der SWR einen neuen Namen, oder man könnte den Rundfunk gleich zur Bundessache machen.

Dagegen liegt Hessen ja ziemlich zentral und könnte zum 4. MDR-Land werden.
 
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Dann könnte ich dich jetzt aber genausogut fragen, was Hessen mit Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu tun hat, also kurz mit Ostdeutschland.
 
AW: Das Ende des Hessischen Rundfunks - Und dann?

Ich freue mich schon auf den Volksaufstand in Hessen, wenn der hr tatsächlich mit dem mdr fusionieren sollte: "Wir sind doch keine Ossis!"

Daher tippe ich auch auf den SWR, sollte es zu einer Fusion kommen. Allerdings halte ich die Wahrscheinlichkeit dafür für verschwindend gering. Begründung: Anders als der ehemalige SDR hat der hr ein Bundesland mit einer entsprechenden Landesregierung hinter sich. Ein Landesfunkhaus ist für die Politik einfach komfortabler als eine Mehrländeranstalt. Warum sonst hat es über 40 Jahre gedauert, bis der Anachronismus SWF // SDR aufgehoben wurde?
 
AW: Das Ende des Hessischen Rundfunks - Und dann?

Hmmmm, ob unsere derzeitige Landesregierung bedingungslos hinter "ihrem" HR steht,
sei mal dahingestellt. Denn der traditionell sozialdemokratisch geprägte HR dürfte im
Fall einer Entselbständigung net unbedingt mit dem brutalstmöglichen Rückhalt des
Herrn Koch und seines z. Zt. 100% schwarzen Kabinetts zu rechnen haben.

Die im Beitrag #10 aufgestellten Thesen lägen im Falle einer derartigen Fusion meines Erachtens net allzuweit von der Wahrheit weg. Von daher ist zu hoffen, daß man den
Zusammenschluß noch 500 Jahre hinauszögern kann.
 
AW: Das Ende des Hessischen Rundfunks - Und dann?

Dann könnte ich dich jetzt aber genausogut fragen, was Hessen mit Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu tun hat, also kurz mit Ostdeutschland.

Weil der Sender MITTELdeutscher Rundfunk heißt und sowohl Thüringen als auch Sachsen-Anhalt geographisch ziemlich mittig sind (die ganze EX-DDR als Ostdeutschland zu bezeichnen halte ich für unpassend. Das zeugt davon, dass die Wiedervereinigung noch lange nicht abgeschlossen ist).

Politisch gesehen könnte die Übernahme Hessens durch den MDR sogar wünschenswert sein, um auch die mentale Wiedervereinigung weiter zu fördern und das leidige Ost-West-Denken endlich zurück zu drängen. Der NDR ist ja schliesslich auch in MV vertreten.
 
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vielleicht fusioniert ja auch der ndr mit dem br. oder der wdr mit dem rbb.
mal hand aufs herz: eine fusion des hr mit irgendeinem anderen sender (egal mit welchem), ist so derart an den haaren herbeigezogen, daß es weh tut. wieso sollte der hr das tun? und wenn, dann geht eher der mdr im hr auf als umgekehrt. "wir sind doch keine ossis."
und womit? mit recht!
 
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Mal von den politischen Widerständen bei einer Fusion SWR - HR abgesehen: würden dann nicht die ganzen Privatsender in Ba-Wü, RLP, Hessen (und dann vermutlich auch Saarland) protestieren, weil durch eine Fusion Radiosender mit einer doch nicht zu unterschätzenden Marktmacht entstehen würden?
 
AW: Das Ende des Hessischen Rundfunks - Und dann?

würden dann nicht die ganzen Privatsender in Ba-Wü, RLP, Hessen (und dann vermutlich auch Saarland) protestieren,

Ich würde mich an deren Stelle ins Fäustchen lachen.

Ein Kasseler hat sicher schon Identifikationsprobleme mit einem Programm aus Frankfurt, geschweige denn aus Baden-Baden oder sonstwoher. Die Privaten können dann schön auf regionale Kompetenz machen (oder zumindest claimreich so tun als ob). Andere Mehrländeranstalten der ARD können ein Lied davon singen.

Dass heißt aber nicht, dass man nicht erfolgreich bundesland-übergreifendes Radio für die Masse machen könnte. Die ARD hat alle Mittel dazu in der Hand, nur nicht die Fantasie und den Mut, sie einzusetzen, von Eifersüchteleien zwischen den Landesanstalten bzw. Fürstentümern ganz zu schweigen.
 
AW: Das Ende des Hessischen Rundfunks - Und dann?

Die Identifikationsprobleme bestehen in der Tat. Für viele Nordhessen zB ist der HR
eine Art südhessischer Rundfunk, wie mir Bekannte aus der Region Kassel bestätigten

Ich denke, die Privatsender würden kaum dagegen opponieren, falls eine Fusion von
zwei (oder mehreren) ö.-r. Sendern käme. Als vor Jahren der SWF mit dem SDR zum
SWR verschmolzen wurde, war zumindest nix Nennenswertes aus dem Lager der
Privaten zu vernehmen, was nach "auf die Barrikaden gehen" klang. Inzwischen
wissen wir ja, warum. Aus zwei halbwegs hörenswerten Sendern wurde eine Anstalt,
die bis heute net den Eindruck vermittelt, daß hier etwas mit Erfolg "verschmolzen"
wurde. Und dabei haben die ein Sendegebiet, das von der Einwohnerzahl in ganz
Mitteleuropa ziemlich weit vorne liegen dürfte.

BK
 
AW: Das Ende des Hessischen Rundfunks - Und dann?

Da wir gerade so schön beim Spekulieren sind:

Angenommen, Österreich schließt sich mal wieder an - würde der ORF dann mit dem Bayerischen Rundfunk fusionieren oder als eigenständiger Sender in die ARD eingehen?
 
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Also sollte der HR mit dem SWR fusionieren, dann könnte man gleich auch ein SWR4 Radio Burgenland einführen.

Also: Wenn der Föderalismus im Rundfunk weiter bestehen soll, dann nur mit überschaubaren und im Inneren passenden Sendegebieten.
 
AW: Das Ende des Hessischen Rundfunks - Und dann?

alqaszar schrieb:
Ich freue mich schon auf den Volksaufstand in Hessen, wenn der hr tatsächlich mit dem mdr fusionieren sollte: "Wir sind doch keine Ossis!"
Nun, in der Wendezeit dachte man in Thüringen wohl ernsthaft daran, eine gemeinsame Landesrundfunkanstalt mit Hessen aufzuziehen. Ernsthaft genug jedenfalls, daß das DFF-Regionalprogramm für Thüringen als "THR" mit einem ganz offensichtlich an das des HR angelehnten Logo gesendet wurde; mit Beiträgen, die zum Teil fatal an jene erinnerten, die von den Autoren zuvor in ihrer Funktion als Bezirkskorrespondent der Aktuellen Kamera gestaltet wurden (wenn ich mich recht entsinne wurde dieser Umstand sogar in einer Abschiedsdokumentation des DFF angerissen; der altgewohnte Tonfall war einfach zu deutlich).

Bei anderen parteipolitischen Zusammensetzungen der jeweiligen Landesregierungen hätten wir heute wohl keinen MDR, sondern neben der wie auch immer firmierenden NORA den HTR oder wie auch immer nebst dem Sächsischen Rundfunk oder wie auch immer.
 
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