Das-Erste-Chef Herres möchte Hörfunkkorris im TV

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Gerade im Herres-Interview von DWDL aufgefallen: Volker Herres möchte im Ersten bei Breaking News auf Hörfunkkorrespondenten zurückgreifen, es gäbe beim NDR schon konkrete Pläne. Mehr zusätzliche Arbeit, oder Wertschätzung, dass auch Hörfunk Journalismus ist und nicht nur Dudelfunk?

https://m.dwdl.de/a/73525
 
Wahrscheinlich beides. Nun ist allerdings die Idee von Herres nicht neu. Und oft genug standen und stehen Hörfunkkorris auch vor der Kamera, wenn der Fernsehkollege nicht greifbar ist. Ich erinnere mich an das Jahr 1989, als bei der "Eroberung" der BRD-Botschaft in Prag durch flüchtende DDR-Bürger der hr-Hörfunkkollege Walter Tauber wacker über Wochen alle Vorgänge "im On" kommentierte und dabei eine großartige Figur machte. Journalistische Qualifikation ist bei beiden Medien gewiss gleichermaßen gegeben. Vielleicht können die Radiokollegen noch ein bisschen intensiver in die Materie einsteigen, weil sie als "Staff" nur Mikrofon, Stift und Köpfchen brauchen - und vergleichsweise mehr Sendeplätze in den ARD-Programmen haben.
 
Es heißt ja:

"...hervorragende Journalisten, deren Berichte und Reportagen wir etwa mit Livebildern unterlegt im „Breaking-News-Fall“ übernehmen könnten. "

Ich verstehe dass so, das man im Fall vom Notre Dame etwa das Live-Bild aus der EBU aufschaltet (das gab es ja auch als Stream auf tagesschau.de) und als Audio eine Nachrichtenminute des Hörfunk-Korrespondenten aus dem Sammel-Angebot darauf abfgefahren hätte. Keine Mehrarbeit für den Korri. Der hat ja im Breaking-News-Fall selbst genug damit zu tun, die ganzen Hörfunkwellen zu versorgen.
 
Ich glaube nicht, dass ARD-Aktuell dann einfach den Audiobeitrag aus der Audiodatenbank übernimmt, so wie die Infowellen. Wenn, dann wollen die was eigenes und natürlich live, und bei Sondersendungen dann natürlich auch alle fünf-zehn Minuten neu. Für den konkreten Korrespondenten heißt das nicht nur mehr Arbeit, sondern, was noch gravierender ist: viel weniger Zeit zum recherchieren.

Das wird ja gerne bei Rundfunkredakteuren (egal ob Radio oder TV) vergessen: das, was sie da ins Mikrofon sprechen, müssen sie sich ja vorher erst einmal erarbeiten. Wenn die ganze Zeit nur Sprechrollen hat (egal ob im Bild oder nicht), hat keine Chance, auch nur die letzten Meldungen mitzubekommen. Das gibt das vor allem bei den privaten Nachrichtensendern (wo es mehr auf Optik ankommt als auf Inhalte) gerne diese absurden Szenen, bei denen die Redakteure im Studio mehr Ahnung von der aktuellen Lage haben als die Korrespondenten vor Ort.
 
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Ja warum eigentlich nicht, gibt ja auch schon die Tageschau im Radio -natürlich ohne Bild. Besonders schön wenn der Reporter sagt "Hier im Hintergrund spielen sich gerade dramatische Szenen ab, wie Sie sehen können brennen Autos..." :)
 
Wenn es zur Entlastung der Gebührenzahler beiträgt okay! Vielleicht kann man dann auch gleich damit anfangen, Doppelstrukturen abzubauen und Radio und TV zusammenzuführen. Aber wetten, dass dies nicht passiert und auch nicht beabsichtigt ist.
 
Wenn es zur Entlastung der Gebührenzahler beiträgt okay!

Die Gebührenzahler haben weder inhaltlich noch finanziell etwas davon, wenn den Redakteuren noch mehr zugeschoben wird, und sie dann ihre Arbeit nicht mehr vernünftig machen können.

Vielleicht kann man dann auch gleich damit anfangen, Doppelstrukturen abzubauen und Radio und TV zusammenzuführen. Aber wetten, dass dies nicht passiert und auch nicht beabsichtigt ist.

Inzwischen haben sechs der neun ARD-Landesrundfunkanstalten gemischte Zuständigkeiten über die klassische Radio-/TV-Grenze hinweg. Herres' Heimatanstalt, der NDR, die er hier als Vorreiter präsentiert, interessanterweise übrigens nicht.
 
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Ich find' ja, dass die Übernahme der Tagesschau im Radio (z.B bei hr-iNFO) funktioniert. OK, manchmal muss man ein bisschen raten, wer da gerade im Beitrag spricht. Aber das ist vernachlässigbar. Wir hatten mal den FAZ-Herausgeber Werner D'inka als Feedback-Journalisten bei hr-iNFO zu Gast. Er kritisierte heftig die Übernahme der Tagesschau im Radio. Kann ich nicht nachvollziehen. Wenn ich in der Küche koche, laufen Riewa und Kollegen aus dem Dampfradio.
 
Ich erinnere mich, von einem Versuch - ich glaube bereits in den 1970er Jahren - gelesen zu haben: die eine Gruppe sah und hörte die Tagesschau, die andere hörte die Tagesschau ohne Bild. Letztere Gruppe konnte die Inhalte anschließend besser wiedergeben.

Ich meine, das liegt daran, dass FernsehAutoren ihren Job gerne so verstehen, bzw. es eben so gelernt bekommen haben, Infos im Wort zu übermitteln und Texte zu formulieren. Anschließend (dummerweise ist ja beim Fernsehen) muss das Ganze noch mit Bildern
werden.

Vom Erzählen mit Bildern, von Bildjournalismus oft keine Spur.

Weil Bilder auf den Menschen viel eindrücklicher wirken, bleiben diese beim Zuschauer nachdrücklicher hängen. Das heißt die recherchierte und die bleibende Botschaft unterscheiden sich oft stark. Leider beschäftigt man sich, wie mir scheint, mit derartigen Subtexten wenig in den Redaktionsstuben. Neu ist das alles aber nicht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wie_informiert_das_Fernsehen
 
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Es heißt ja:

"...hervorragende Journalisten, deren Berichte und Reportagen wir etwa mit Livebildern unterlegt im „Breaking-News-Fall“ übernehmen könnten. "

Ich verstehe dass so, das man im Fall vom Notre Dame etwa das Live-Bild aus der EBU aufschaltet (das gab es ja auch als Stream auf tagesschau.de) und als Audio eine Nachrichtenminute des Hörfunk-Korrespondenten aus dem Sammel-Angebot darauf abfgefahren hätte. Keine Mehrarbeit für den Korri. Der hat ja im Breaking-News-Fall selbst genug damit zu tun, die ganzen Hörfunkwellen zu versorgen.

So hätte ich das auch interpretiert, auch als eine Art erste Berichtswelle bevor man den Fernsehreporter nebst nötiger Übertragungstechnik in die Spur geschickt bzw. einen Fernsehbeitrag erstellt hat.
Für eine Nachrichtenminute Hörfunk reicht ein geladenes Smartphone mit gutem Empfang, und ein stilles ruhiges Örtchen zum Aufsagen.
Beim Buntfernsehen mit Bild muss ein bischen mehr organisiert werden. Und im Mutterhaus bei ARD-Aktuell ist das Bildmaterial (Agenturen, EBU-Austausch etc.) zu einem Ereignis viel eher greifbar, als in einem Korrespondentenstudio "an der Front".
 
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