Das Unwort des Jahres...

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Dandyshore

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...ist "Humankapital".

Zum Ende seiner Morningshow auf Münchens GONG 96,3 hat Moderator Mike Thiel doch tatsächlich on air einen Vorschlag für das Unwort des kommenden Jahres gemacht:
"MORNING LIVE EFFECT"

TOUCHÉ !
 
AW: Das Unwort des Jahres...

Das "Unwort des Jahres" ist seit seiner Einführung 1991 ein grandios vermarktetes Privatvergnügen der Professores Hoberg und Schlosser, die sich zu diesem Zweck mit vier weiteren Herrschaften zu einer sechs Personen starken, selbsternannten Jury zusammentun und sich, woher weiß niemand, das Recht nehmen, über Wortschöpfungen und Formulierungen zu urteilen.

Dabei hängt man sich an das bereits seit den 70er Jahren von der Gesellschaft für Deutsche Sprache e.V. gewählte "Wort des Jahres" an, das nicht nur von einer wesentlich größeren, sondern dazu auch erheblich berufeneren Jury gewählt wird.

Fazit: Als letzte Meldung in den Nachrichten, wenn nichts anderes vorliegt, ganz nett, ansonsten aber absolut zu vernachlässigen. Daß Sender wie radioeins das zur Topmeldung machen, vor der geplanten Pfahls-Auslieferung, der Präsentation des A380 und dem im Irak entführten katholischen Geistlichen, ist schlicht albern.
 
AW: Das Unwort des Jahres...

Mittlerweile hat man das in Potsdam anscheinend auch gemerkt - in den 14-Uhr-Nachrichten ist das "Unwort" auf den letzten Platz gerutscht.
 
AW: Das Unwort des Jahres...

Dandyshore schrieb:
Zum Ende seiner Morningshow auf Münchens GONG 96,3 hat Moderator Mike Thiel doch tatsächlich on air einen Vorschlag für das Unwort des kommenden Jahres gemacht:
"MORNING LIVE EFFECT"
Ist es nicht unklug, die Werbung seines Konkurrenten im eigenen Programm noch zu verstärken?
 
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Makeitso schrieb:
Ist es. Vor allem aber ist es kindisch und unsouverän.

Es ist genau das Gegenteil.
Es ist nicht kindisch, sondern auf zynische Art und Weise unterhaltsam für die paar Hörer, die überhaupt etwas anfangen können mit diesem Seitenhieb. Die wenigsten dürften verstanden haben, was der Moderator damit meinte. Eine Positionierung á la "Morning Live Effects" ist nun nicht gerade fest im Bewusstsein eines jeden Hörers (schon gar nicht des Mitbewerbers) verankert.
Es ist auch nicht unsouverän, sondern zeugt von Souveranität, Selbstbewusstsein und individueller Frechheit. Welcher andere MoShow-Host in diesem Lande hätte sich solch einen Spruch überhaupt leisten können (wenn überhaupt Platz zwischen Claims, Pay-Offs und Teasing)? Ob Karde, Wentzke, Moese, Köthe oder Ostermann - keiner hätte sich einen solchen Nackenschlag erlaubt. Denn dort hätte der PD sich nicht zweimal bitten lassen...
 
AW: Das Unwort des Jahres...

So lange mehrere Boxverbände Weltmeister küren und unkar bleibt, wer wirklich der beste Boxer ist, darf vielleicht auch eine selbsternannte Jury böse Wörter küren. Ist denn nicht das Ergebnis entscheidend? Also trifft es ein Wort, das durch die Medien ging und auf eine unschöne Art und Weise etwas darstellte, was der Sache nicht gerecht wurde? "Humankapital" mag nicht das "un"ste Wort sein, aber die Art und Weise, wie seitens politischer und wirtschaftlicher "Entscheider", wie man sie nennt, mit dem Menschenwert umgegangen wird, ist eine an vielen Stellen wahrzunehmende Angelegenheit. Soll man doch den Finger in die Wunde legen, auch wenn man sich selbst ernannt hat.
 
AW: Das Unwort des Jahres...

Es ist nicht kindisch, sondern auf zynische Art und Weise unterhaltsam für die paar Hörer, die überhaupt etwas anfangen können mit diesem Seitenhieb. Die wenigsten dürften verstanden haben, was der Moderator damit meinte. Eine Positionierung á la "Morning Live Effects" ist nun nicht gerade fest im Bewusstsein eines jeden Hörers (schon gar nicht des Mitbewerbers) verankert....Welcher andere MoShow-Host in diesem Lande hätte sich solch einen Spruch überhaupt leisten können (wenn überhaupt Platz zwischen Claims, Pay-Offs und Teasing)? Ob Karde, Wentzke, Moese, Köthe oder Ostermann - keiner hätte sich einen solchen Nackenschlag erlaubt. Denn dort hätte der PD sich nicht zweimal bitten lassen...

Ich möchte Dandyshore recht geben. Ein gelungener Seitenhieb auf Unsinniges von der Konkurrenz schadet bestimmt nicht. Das ist ein Vorurteil aus den Anfangsjahren. Es spricht für einen souveränen Umgang mit einem mündigen Hörer, der doch eh weiß, dass Konkurrenz existiert. Wer's nicht verstanden hat, für den versendet sich der Spruch bestimmt ganz schnell.

Allerdings kann ich mir durchaus noch mehr Mods vorstellen, die sich solche Sprüche leisten, z. B. John Ment in Hamburg.
 
AW: Das Unwort des Jahres...

moonlight schrieb:
Ich möchte Dandyshore recht geben. Ein gelungener Seitenhieb auf Unsinniges von der Konkurrenz schadet bestimmt nicht.
Ich kenne Radio Gong nicht. Ist das denn so ein Sender, der selbst keine unsinnigen Jingles und Sprüche verwendet ("der beste", "der schnellste", "der aktuellste", "die meisten" ...) und somit mündige Hörer erzieht? Wäre ja schön, wenn man diese von den Öffis hinterlassene Lücke schlösse....
 
AW: Das Unwort des Jahres...

Ich kenne Radio Gong nicht. Ist das denn so ein Sender, der selbst keine unsinnigen Jingles und Sprüche verwendet ("der beste", "der schnellste", "der aktuellste", "die meisten" ...) und somit mündige Hörer erzieht? Wäre ja schön, wenn man diese von den Öffis hinterlassene Lücke schlösse....

@freiwild
Ich will hier keine Lanze für Radio Gong brechen, der natürlich alles das tut, was die anderen auch machen; und selbst der für viele geniale Mike Thiel verzapft des öfteren Schwachsinn.

Ich würde mich aber freuen, wenn Radio wieder glaubwürdiger würde. Zur Unglaubwürdigkeit gehört für mich u.a. auch das künstliche Ausblenden vorhandener Tatsachen wie nun einmal die Konkurrenz vor Ort. Unglaubwürdig ist natürlich auch das ständige Getue jedes Senders, der schnellste, aktuellste, beste etc. zu sein.

Mündige Hörer e r z i e ht man sich übrigens nicht...
 
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moonlight schrieb:
Ich würde mich aber freuen, wenn Radio wieder glaubwürdiger würde.
nicht nur Du .....
moonlight schrieb:
Zur Unglaubwürdigkeit gehört für mich u.a. auch das künstliche Ausblenden vorhandener Tatsachen wie nun einmal die Konkurrenz vor Ort.
Natürlich könnte man das jetzt als genial-medienkritische Anmerkung von Gong interpretieren, aber ich nehme an, wenn, dann war das nur versehentlich, und sie wollten einfach nur einen billigen Witz machen. Wenn man besser ist als die Konkurrenz, hat man es weder nötig, diese im eigenen Programm gänzlich zu ignorieren, noch, diese im eigenen Programm künstlich niederzumachen. Dadurch, dass das öffentlich-rechtliche SWR3 die Konkurrenz von Hitradio Antenne 1 mal als "Latrine 1" bezeichnet hat, wurde weder der eine, noch der andere Hitdudler besser.
moonlight schrieb:
Unglaubwürdig ist natürlich auch das ständige Getue jedes Senders, der schnellste, aktuellste, beste etc. zu sein.
jipp! Eher schadet es, v.a. den Öffentlich-rechtlichen.
moonlight schrieb:
Mündige Hörer e r z i e ht man sich übrigens nicht...
das wäre nun ein Thema für einen eigenen Thread, denn darüber kann man streiten......
 
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@ debee:

Damit hättest Du grundsätzlich recht, wenn nicht die Auswahl der "Jury"
1) von den Medien immer wieder als dem "Wort des Jahres" gleichrangig, ja sogar an Wichtigkeit überlegen dargestellt würde und
2) nicht jedes gekürte "Unwort" aus dem konservativen und/oder wirtschaftsnahen Bereich stammte. Man spürt die Absicht und ist verstimmt...

Hinzu kommt, daß nicht selten die Begriffe erst durch die Wahl zum "Unwort" in die Öffentlichkeit gelangten. "Sozialverträgliches Frühableben" zum Beispiel, vor einigen Jahren gewählt, fand niemals Verwendung im allgemeinen Diskurs und war auch gar nicht dafür gedacht. Sein Urheber hatte im Rahmen einer Rede vor der Gefahr gewarnt, daß, wenn nicht die Sozialsysteme schnell reformiert und zukunftstauglich gemacht würden, "sozialverträgliches Frühableben" zum angestrebten Ziel der Politik werden könnte, dies aber eindeutig als ironischen Begriff gekennzeichnet.
 
AW: Das Unwort des Jahres...

Ziel des Unworts ist - wenn ich es richtig verstanden habe, nicht die Konservativen abzustrafen, sondern euphemistische Bezeichnungen als das bloßzustellen, was sie in Wirklichkeit sind. Und da gab es in der letzten Zeit, bedingt durch den Ausfall des Klassenfeinds und den gegenwärtigen politischen Mainstream deutlich mehr Euphemismen auf der konservativ-wirtschaftsliberalen Seite als im anderen Sektor des politischen Spektrums.
Ansonsten steht es natürlich jedem frei, das "alternative Unwort des Jahres" zu küren.
 
AW: Das Unwort des Jahres...

In der F.A.Z. heißt es zu der Wahl heute unter der Überschrift "Simples Feindbild":
(...) Wirklich bedenklich ist jedoch die Wahl des Wortes "Humankapital". Es degradiere Menschen zu nur noch ökonomisch interessanten Größen, lautet der Vorwurf. Also degradieren auch funktionale Kollektivbegriffe wie Personal, Mitarbeiter und Gewerkschaft? Wohl kaum. Der Feind ist das Wort "Kapital". Dabei ist Kapital schlicht Vermögen - und entspringt in jeder Form stets menschlichen Köpfen. Die ganze abendländische Philosophie ist darauf ausgerichtet, daß der Mensch diesen Reichtum vervollkommnet. Vor einem Reflex, der darin Böses sehen will, vermag der Humanismus nur zu kapitulieren.
 
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Der historisch-sprachlich-philosophische Hintergrund ist nicht zu bestreiten. Um ihn aber als Argument heranziehen zu können, muss er auch als solcher in den Köpfen sein. Daran habe ich aber so lange meine erheblichen Zweifel, wie die Franz. Revolution lediglich als historisches Datum und Kant als Gedankenspiel vergangener Zeiten verstanden wird. Und das ist meiner Erfahrung nach fatalerweise der Fall.
 
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Ich will ja nicht kleinlich wirken, aber dass was Makeitso und der beobachter hier so posten, hat nichts, aber auch wirklich gar nichts mit meinem Threadthema zu tun...
 
AW: Das Unwort des Jahres...

@ dandyshore
Oh doch, denn schau dir mal genau den Titel des von dir erstellten Threads an... genau darüber diskutieren die beiden...
UNd selbst wenn es nicht so wäre, muss man doch feststellen, daß sich die Diskutanten mit ihren Beiträgen niveautechnisch um 98% der sonst im Forum vorhandenen Threads positiv abheben.
Und da willst du kleinlich wirken??
 
AW: Das Unwort des Jahres...

@ ds:

Ich will ja nicht kleinlich sein, aber als Threadthema hast Du Dich für "Das Unwort des Jahres... ist Humankapital" entschieden. Über nix anderes debattieren wir.

P.S.: Ups, da war jemand schneller...
P.P.S. @ Steinberg: Danke für die Blumen! ;)
 
AW: Das Unwort des Jahres...

Welch Haarspalterei...

Der Inhalt des Threads ist dennoch ein anderer. Er lässt sich nur leider nicht anders aufhängen als an der Story rund um das "Unwort des Jahres", das ja Grundlage für Thiels Bemerkung war.

Ach...und euer Geschwafel um honorige Professoren und "historisch-sprachlich-philosophische(n) Hintergrund" hat mit Radio genau was zu tun?
Lasst mich kurz überlegen...äääh...mmmh...genau: NICHTS !
 
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Dandyshore schrieb:
Der Inhalt des Threads ist dennoch ein anderer. Er lässt sich nur leider nicht anders aufhängen als an der Story rund um das "Unwort des Jahres", das ja Grundlage für Thiels Bemerkung war.

Ich verrat es dir gerne - Wie wärs mit:
"Mike Thiel macht nen Scherz"
"Formatkritik bei Gong"
oder:
"Heute morgen gehört"

Du aber hast eine andere Überschrift gewählt und schua: das haste nu davon.
Aber ist es nicht ein wenig albern, sich darüber zu beschweren, dass das von einem angeschobene Thema ne Richtung nimmt, die einem nicht gefällt? Jung, so isses hier halt.

Achja und:

Dandyshore schrieb:
Ach...und euer Geschwafel um honorige Professoren und "historisch-sprachlich-philosophische(n) Hintergrund" hat mit Radio genau was zu tun?

Ich sag es dir gerne:
mit Journalismus
mit Themenfindung und Themensetzung
mit der Funktionsweise unserer heutigen Medienmaschinerie
und, ganz wichtig: worüber db und makeitso sich unterhalten, hat mit eigenständigem und kritischem Denken zu tun, und das ist ja auch manchmal im Radio nicht soooo fehl am Platz.
versuch es mal, ich kann es dir nur empfehlen.

@makeitso: gern geschehen, aber es soll ja nicht zu oft vorkommen ;)
 
AW: Das Unwort des Jahres...

Lieber Dandy,
es ist nett von Dir, uns deutlich Deine Meinung zu sagen. So recht erschließt sich mir dennoch nicht, was Du uns sagen willst. Du benennst den Thread mit "Das Unwort des Jahres...", nennst es und präsentierst darüber hinaus eine Alternative, die ein Moderator eines Münchener Senders nannte. Die Alternative - was Du allerdings nicht sagst! - kommt von der Konkurrenz. Du stellst keine Frage. Du forderst zu nichts auf. Du stellst es einfach dar. Und jetzt? Also reden wir über das, was das von Dir Geschriebene am meisten enthält: Unwort und seine Alternativen. Wenn Du das nicht wünschst, was wünschst Du dann?

Makeitso, weil die FAZ in der Sache nicht falsch liegt und Du die Unwort-Erklärer zu PR-Strategen erklärt hast - darf ich so sagen, ja?: Die "Jury" trifft mit ihrer Wahl das Empfinden vieler Menschen sicherlich nicht schlecht. Dass sie das weidlich auszunützen weiß, ist nicht ihr vorzuwerfen, sondern den Medien, die es unreflektiert übernehmen. Denn ohne sie wäre die Jury nichts. Womit wir, lieber Dandy, übrigens auch beim Thema Radio wären, oder hat Dein Sender über das Unwort kein Wort verloren? Fragt sich also, welche Medien den Hintergrund des Wortes, seine Herkunft und Bedeutung einerseits, seine Verwendung und Konnotationen andererseits erklären? Denn dass Hoberg und Schlosser mit der Wahl verbal mit der Wirtschaftsgesellschaft abrechnen, ist unübersehbar und ihnen auch nicht grundsätzlich zu verdenken. Meinungsfreiheit vorausgesetzt. Die Unreflektiertheit mancher Medien scheint mir aber kritikwürdiger als das Selbstbewusstsein der selbsternannten Jury.
Wer hat eigentlich die Jury für das "Wort des Jahres" ernannt?

Danke Steinberg!
 
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