Der "Döhner" und die richtige Aussprache

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Der Radiotor

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Zuletzt hatte ich Besuch von einer türkischen Freundin. Ich weiß gar nicht wie wir auf das Thema kamen, aber sie regte sich ziemlich über die Aussprache des Döners im Deustschen auf. Denn der wird im Türkischen nicht wie die Kölsch-Band "Höhner" ausgesprochen, sondern ungefähr so: "Donné". Wie ist bei einem solchen Thema eigentlich die Leitlinie in den elektronischen Medien? Also ich habe noch niemanden gehört, der die Fleischtasche in Radio und TV türkisch richtig ausgesprochen hat. Andererseits gibt man sich Mühe bei Begriffen wie dem südwestdeutschen "Troddewaa" nicht die regional verwurzelte Version, sondern das französische Original (ich weiß, da weiß keiner, wie man das eigentlich schreibt :) ) zu nehmen. Dann müsste man doch auch den Döner richtig aussprechen, ebenso wie das inzwischen ebenso eingedeutschte "Zatzicki", das im Griechischen ganz anders ausgesprochen wird.
 
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Das dürfte wohl auch daran liegen, daß nur wenige deutsche Muttersprachler ohne türkische Wurzeln die türkische Sprache beherrschen. Mit dem Französischen soll sich der eine oder andere ja immerhin in der Schule herumgequält haben, sodaß hier zumindest eine geringe Ahnung über die korrekte Aussprache besteht. Das Türkische, das zudem weder aus dem germanischen noch dem romanischen Sprachraum kommt, hat es dabei selbstverständlich schwerer. Bei anderen (auch näher verwandten) Sprachen ist es doch genau das gleiche. So habe ich z.B. auch noch keinen Deutschen gehört, der den Städtenamen "Göteborg" korrekt nach den schwedischen Ausspracheregeln betont hätte. Das würden hier in Deutschland vermutlich auch die wenigsten tatsächlich verstehen ("Jötteburj"). Ein ähnliches Beispiel wäre "Köbmhaun" für København/Kopenhagen. Nach meiner Einschätzung ist es daher völlig in Ordnung und normal, wenn solche Begriffe an den heimischen Sprachgebrauch angepaßt werden. Man kann nicht jede Sprache beherrschen.
 
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Man muss auch berücksichtigen, dass so Worte wie z.B. "Döner" mitlerweile in den alltäglichen Sprachgebrauch übergegangen sind. Wenn man das jetzt korrekt aussprechen würde, wüsste wahrscheinlich niemand was gemeint ist. Das würde nur für Verwirrung sorgen.
 
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Andererseits gibt man sich Mühe bei Begriffen wie dem südwestdeutschen "Troddewaa" nicht die regional verwurzelte Version, sondern das französische Original [...] zu nehmen...
Das "Trottoir" ist aber nicht nur im Südwesten "regional verwurzelt". Gut, hier im Nordwesten weiß (fast) niemand etwas damit anzufangen, aber in meiner Heimat Mitteldeutschland durchaus; dafür wissen die aber nicht, dass eine "Bäke" unter anderem ein einfacher Chausseegraben ist.

@ Studix:
Bei der schottischen Hauptstadt versucht man sich aber krampfhaft in der richtigen Aussprache.
 
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@Ammerländer: Das Englische bildet da aber auch eine Ausnahme. Da wird auf Teufel komm raus versucht, die Aussprache irgendwie hinzubekommen. Ob es nun stimmt oder nicht. Seltsamerweise hört man im Falle von London hierzulande überwiegend eine eingedeutschte Form (obwohl das englisch betonte "Landn" noch einfacher auszusprechen sein dürfte als das schottische Gegenstück "Ednbra"). Zudem: allgemeingültige Regeln gibt es bei Sprachen sowieso nicht. Die einzige Logik, die hier wirklich greift, ist die Unlogik...
 
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Noch ein Beispiel: Köttbullar. Der Schwede lacht sich über die Aussprache im Deutschen (richtig ist: Schöttbullär) immer wieder schepp. Zuletzt lief aber in irgendeinem Wortprogramm auch ein Beitrag über Norwegen, da ging es unter anderem um den Wintersportort Geilo, und es wurde genau so ausgesprochen wie geschrieben (obwohl es ja mit geil nun mal gar nix zu tun hat). Richtig wäre "Scheiylo" gewesen :D
 
Ein Querverweis

Seltsamerweise hört man im Falle von London hierzulande überwiegend eine eingedeutschte Form (obwohl das englisch betonte "Landn" noch einfacher auszusprechen sein dürfte als das schottische Gegenstück "Ednbra").

Hoffentlich fällt auf, dass wir jetzt zum -gefühlten- 500. Mal das Problem der Exonyme durchdiskutieren und immer wieder bei Parii/Paris oder Rom/Roma landen? Es hat sich nun mal eingebürgert, "Paris" zu sagen - und es hat sich eingebürgert, dass wir die Ewige Stadt im Deutschen nicht "Roma" nennen und London nicht "Landen". Das sind Welthauptstädte - und da gibt es zum Teil Jahrhunderte alte Konventionen.
Bei 'Edinburgh" lautet die zulässige deutsche Variante (Ausspracheduden) "Ehdinburrk", die englische aber natürlich nicht "Äddinböök".
 
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An oberster Stelle steht doch im Medium Hörfunk die Verständlichkeit. Wenn ich weiss, wie Döner auf türkisch richtig ausgesprochen wird, ist das eine nette Fähigkeit, mit der ich mich bei meinem nächsten Türkeiurlaub profilieren kann. Es sei denn, ich plane einen Beitrag, der sich exakt mit der Thematik "eingedeutschte Begriffe" beschäftigt. Dann lasse ich aber besser einen "native speaker" ran, der mir dann die Originalsprechweise verdeutlicht. Für den (On-Air)Alltag bleibe ich dann doch beim Höhner-Döhner (passt ja, da in Deutschland für Döner Kebap ja meist minderwertiges Geflügelfleisch verwendet wird). Witzig fände ich es vielleicht, den Versuch zu starten, ob mich der Dönermann an der Ecke überhaupt versteht, wenn ich versuche, den Begriff türkisch auszusprechen. Vermutlich würde er sich totlachen...
Übrigens meine ich, mich zu erinnern, dass in der Türkei generell eher von Kebap geredet wird. "1 Döner mit alles und scharf" wird glaube ich so (abgesehen von der Sprache) nur in Deutschland bestellt.
 
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1. glaubt man der legende, ist döner eine berliner erfindung, zumindest in dieser zusammensetzung, damit ist eine deutsche aussprache nicht abenteuerlich und auch nicht VERBOTEN!

2. jeder ausländer, überall auf der welt, findet aussprachen seiner eigenen sprache, in anderen ländern, oft sicher verwunderlich. ob man in einem wesentlich grösseren markt, als das mutterland schweden, "köttbullar" richtig ausspricht, kann den leuten bei IKEA reichlich wurst sein, denn sie machen hier milliarden. da können wir ein paar amüsierte schweden echt verkraften. :D
 
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Nachdem man in Deutschelande "Pizzas" oder immerhin "Pizzen" zu sich nimmt und "Schpagetti" nur mit Hilfe eines Löffels auf die Gabel gerollt bekommt, natürlich nur in einer original italienischen Soße von Knorr, wo auch echte "Zutschini" drin sind...
 
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@alqi: Das heisst doch bekanntlich SpaghettiS in der teutonischen Mehrzahl!
 
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Tegtmeier klärt auf:

Dat is vielleicht ein Dingen: De Döhner stammt nisch aussem Türkischen, sondern wurde im Ruhrpott erfunden. Nachdem dat Ehepaar Kowalski nach zehn Jahren Mallorka erstmals in de Türkei fuhr, bekam man Kebab zu essen. Dat hat denen dann so jut jeschmeckt, dat sisch Frau Kowalski die Fleischbrocken selbst zubereitete. Da dat Fleisch und de Salat awwer nisch in die Semmel reinpasste, rief se den Bäcker Müller an unn ließ sisch nen passende Teigtasche für den Kebab herstellen. Dat Ding musste nun noch nen Namen bekommen, und da das Ehepaar Kowalski in dieser Straße in Castrop-Rauxel lebt

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sprisch man seitdem vom Döhner Kebab.
 
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Anfang der 80er Jahre nannte man das Teil beim Duisburger Türken schlicht "Bratentasche", eben so, wie es auf der Karte stand.
Claudia Roth würde dies wohl heute als Zwangsgermanisierung bezeichnen. :)
 
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Wieso sollte man etwas so aussprechen wie es in anderen Ländern ausgesprochen wird? Wir essen doch auch Pommes und nicht Fish'n'Chips oder French Fries. Und ich bestelle auch einen Hamburger, und nicht einen Hämbörgör.
 
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Kurze Zwischenfrage: Du bestellst allen Ernstes "Käseburger" (zweiter Wortteil mit "u" nicht "ö" gesprochen)?
 
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@Badula: Genau! Wir essen doch auch Pommes und nicht Pomm. ;)
Das deutsche Wort "Pommes" (althd: Pommas, mhd: Pommey) hat die indogermanische Wurzel "Pommpor" (heute noch im dt. Wort "Pampe" vulgo "Kartoffelbrei"). Die Steigerungsform ist das frühneuhochdeutsche "Pommpöös". Herkunftsort der Pommes ist Mittelvorpommern.
 
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Was dabei bemerkenswert ist: Mittelvorpommern ist auch der Herkunftsort des seligen Freiherrn von und zu Brats, der uns die nach ihm benannten Kartoffeln beschert hat. Das *muß* einen Zusammenhang haben.
 
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Jaaa, jetzt, wo Du's sagst, McCavity! Über den Freiherrn hat doch Fontane ein Gedicht geschrieben:
"Herr Freiherr zu Brats aus Pommerland - ein Bratkartoffelbaum in seinem Garten stand..."
 
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Über diese Diskusion kann man eigentlich nur den Kopf schütteln. Ich rege mich doch auch nicht über den AFN auf, der immer noch "Wuisbaaden" und "Heidelböörg" sagt ...
Also irgendwie sollte man doch die Kirche im Dorf lassen, ist doch normal, dass - aufs Beispiel Döner bezogen - ein Deutscher ein türkisches Wort nicht perfekt in einer ihm nicht geläufigen Sprache spricht. Bei Metropol FM hört man ab und an auch abenteuerlich ausgesprochene deutsche Worte und das finde ich auch ganz normal, denn logischerweise erwarte ich auch nicht von einem türkischen Muttersprachler, dass er jedes deutsche Wort in Perfektion beherrscht.
 
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