Der Faden mit den schönen deutschen Fachbegriffen

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Warum aber dann die Differenzierung zwischen "synchron" und "lippensynchron", wenn das eine doch gleichbedeutend mit dem anderen sei

Nix Differenzierung. Ist dasselbe. Oder wie meine Tante immer zu sagen pflegte: Ein Ei und ein Kuchen.
Synchron heißt in diesem Fall synchron mit den Lippen (bzw. in Italien mit den Händen) :cool:
Natürlich nur, wenn wir von Filmsynchronisation sprechen.

In der Autobranche meint man mit dem Begriff "synchronisiertes Getriebe" natürlich nicht lippensynchron, sondern motorsynchron.
Hach Gotte nee, is det allet komplottiert!

Und, wo wir gerade beim Thema sind, hier ein Auszug aus meinem absoluten Tucholsky-Lieblingstext:

Begrüßungen
Guten Tag, wie fühlen Sie?
Heute ist ein wahrlich feiner Tag, ist es nicht?
Sie sehen aus wie Ihre eigne Großmutter, gnädige Frau!
Darf ich Ihnen meinen lieben Mann vorstellen; nein, dieser hier!
Ich bin sehr froh, Sie zu sehen; wie geht es Ihrem Herrn Stiefzwilling?
Werfen Sie das häßliche Kind weg, gnädige Frau; ich mache Ihnen ein neues, ein viel schöneres.
Guten Morgen! (sprich: Mahlzeit!)
Guten Tag! (sprich: Mahlzeit!)
Guten Abend! (sprich: Mahlzeit!)
Danke, es geht uns gut – wir leben von der Differenz.

("Deutsch für Amerikaner", 1929)
 
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Hier meine Anmerkungen zu den o.g. Begriffen:
- das nenn ich einfach "kaltes Ende" - ist m.E. etwas eindeutiger als Schluss und steht im Gegensatz zu "blendet langsam aus". Sonst gibt es übrigens noch den "auskomponierten Schluss". Und wenn's langweilig blendet, könnte man sagen, es "fadet aus" :)

Früher stand auf den Bandkartons als Bemerkung "geblendet". Wenn nichts drauf stand gab es einen richtigen Schluß. Einfacher gehts eigentlich nicht.
 
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...und wenn's denn mal ein besonders schlussiger war ("Volldampfradio" von Leinemann beispielesweise), dann war ein roter Stempel drauf, der hieß "ACHTUNG SCHLUSS!".

Gruß TSD
 
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...und wenn's denn mal ein besonders schlussiger war ("Volldampfradio" von Leinemann beispielesweise), dann war ein roter Stempel drauf, der hieß "ACHTUNG SCHLUSS!".

Gruß TSD

Oh, den habe wir mal aus Jux abgeschnitten! Jeder kannte den Schrei "Volldampfradiooo!!". Alle warteten. Nix kam. Nur Gelbband - und, ach so - ein Loch, so schön wie die Ruhe nach dem Überschallknall.
(wenn jetzt einer sagt, das sei Zerstörung von Funkeigentum gewesen: Ich hab's wieder zusammengeklebt. Mit weißem Kleber, denn der blaue kam erst ein paar Jahre später)
 
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Warum aber dann die Differenzierung zwischen "synchron" und "lippensynchron", wenn das eine doch gleichbedeutend mit dem anderen sei

Lippensynchron ist ein speziellerer technischer Begriff und bezieht sich auf einen hinreichend präzisen Gleichlauf von Bild und Ton; so präzise, daß die Lippenbewegungen zum Ton passen. Das Thema betrifft nicht nur synchronisiertes Material, sondern auch Originalton (bei Film ist das zwangsläufig eine komplett getrennte Aufnahme), und es ist beim heutigen Digitalzeuxxx ein regelrechter Dauerbrenner.
 
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Syncronisieren und (übersprechen) sind beides Begriffe, die, so wie mir scheint, im Funkhausflur gerne für die selbe Tätigkeit gebraucht werden, allerdings von unterscheidlichen Gewerken. Es mag regional bedingt sein, aber gewöhnlicherweise wird zumindest in meinem Arbeitsumfeld beim Fernsehen von Syncronisieren gesprochen, wenn auf die MAZ ein Off-Text (;)) aufgezeichnet werden soll, während wir beim Hörfunk Originaltöne übersprechen. Zumindest ist das der hier verwendete Ausdruck. Voiceovern oder overvoicen oder wie auch immer sagen nur die (Hörfunk-)Techniker, die sich selbst Producer schimpfen.


Wir haben die hiesige "Syncronisier-Debatte" gestern mal mit ein paar Kollegen verschiedener Gewerke von Film, Funk und Fernsehen bei eins, zwei Hefeweizen ;) neuerlich aufgenommen. Die zum Teil erschreckenden Ergebnisse wollte ich Euch gerne mitteilen:

1.) Da das Wort syncronisieren inzwischen auch erhebliche Bedeutung in technischen und organisatorischen Prozessen erlangt hat, wird es gegenwärtig in allen Medienproduktionen inflationär benutzt. Da werden - je nach Gewerk - automatisierte Sendepläne, Zeitfenster oder Werbeblöcke genauso 'syncronisiert', wie mehrere Kamera-Steuerungen oder ganze Bildübertragungsstrecken. Video-Bandmaschinen 'syncronisieren' sich über ein gleichnamiges Signal sogar selbständig. Das schreit ja wohl nach Begriffs-Präzisierung, sonst redet man zukünftig in seiner eigenen Betriebs-Kantine nur noch aneinander vorbei.

Bleiben wir aber mal bei der Sprach-Syncronisation:

2.) Hier scheint den Kollegen vom Spielfilm (und teilweise denen vom Dokfilm) vorrangig der Anspruch an Begriff und Tätigkeit des Syncronisierens zuzufallen. Sie tun es halt mit dem künstlerischen und handwerklichen Anspruch der Glaubwürdigkeit des gesprochenen Wortes im Bild.

3.) Alle anderen sprechen letztlich nur deutsche Übersetzungen und Kommentare. Dafür wird der Sprecher seinen Text vorzugsweise einsprechen - oder eben direkt übersprechen. das bleibt eine Frage des Produktionsverfahrens. Im fertigen Produkt wird in jedem Fall der deutsche Kommentar dominant auf oder über dem Orginalton liegen. Da ein Übersprechen begrifflich aber auch ein technischer Fehler sein kann, darf der Radio-Sprecher die Übersetzung gern auch voiceovern. Das hat sich im Hörfunk offenbar halbwegs durchgesetzt, beim Fernsehen scheint dieser Begriff eher unüblich.

4.) Der mit dem Schnitt, der Tonmischung oder der Produktion beauftragte, wird die Sprache über den Orginalton drüberlegen. Vielleicht wird er sie dort auch aufsetzen und einmischen. Geschieht das live, wird er sie eventuell sogar drüberfahren. Film- oder Fernseh-Cutter wollen den Ton hingegen eher fein säuberlich anlegen. Manchmal wollen sie ihn auch unter-Bild-legen.

5.) Die fertige deutsche Sprachfassung eines Fernseh- oder Hörfunk-Beitrages ist dann wiederum mit einem deutschen Kommentar unterlegt.

...wir hingegen überlegen noch, worüber wir beim nächsten Bier debattieren werden ;)
 
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Themenvorschlag:

Wie nennt man die in osteuropäischen Ländern anzutreffende Form von Film"bearbeitung", wo ein Sprecher sämtliche Rollen spricht, während gleichzeitig der Originaldialog zu hören ist?
 
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Das wurde oder wird übrigens auch bei Filmfestivals so gemacht. Ich erinnere mich an die Dokfilmwoche in Leipzig. Da saßen die Kollgen in einer Kabine im Kino und sprachen live die Übersetzung ein. Das fand ich übrigens schöner als Untertitel. Man kann sich doch besser aufs Bild konzentrieren, wenn man nicht mitlesen muss. Das Fachwort ist mir leider auch unbekannt.
 
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Das ist doch geradezu ein Paradebeispiel für Voice-over? Ansonsten könnte man auch von Simultanübersetzung sprechen. Man erinnert sich an Parteitage der KPdSU, im ersten Programm mit, im zweiten Programm ohne Dolmetscher. 1986 war das dann auf einmal hochinteressant ...

Bei Spielfilmen finde ich diese Methode übrigens schauderhaft, und für einige Leute manifestiert sich in diesem Brauch das ganze Grauen polnischen Fernsehens.
 
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Genau, Kontrollraum, Simultanübersetzung ist das Wort, das mir nicht einfallen wollte.:rolleyes:
 
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Das wurde oder wird übrigens auch bei Filmfestivals so gemacht. Ich erinnere mich an die Dokfilmwoche in Leipzig. Da saßen die Kollgen in einer Kabine im Kino und sprachen live die Übersetzung ein.

Jaaaaaa, beim Dokfilmfestival kann man das ja auch verstehen. Das würde sich nicht lohnen, für eine zwei- oder dreimalige Vorführung ist das zu teuer.
Ich meine aber Spielfilme, die in "richtigen" Kinos laufen, und das lange.

Richtig lustig fand ich das mal in der Schweiz, da hab ich einen englischen Film gesehen und da war die ganze Leinwand voll mit Untertiteln: französisch, deutsch und italienisch. Da hätte ein Simultanübersetzer aber zu tun! :wow:
 
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Hallo,

passt zwar nicht ganz in den Thread, dieses "Denglish at its best" will ich euch aber wirklich nicht vorenthalten. Der arme Kerl, der diesen Slogan erfunden hat. Dabei hätte ein simples "s" am Ende voll genügt...


Gesehen auf dem Dach des Ausstellungspavillions eines nicht genannt werden wollenden Autohauses in Luzern/Schweiz. Ich bin extra nochmal ums Carree gefahren, weil ich nicht glauben konnte, was ich zunächst nur kurz im Augenwinkel sah. ;)


vG Zwerg#8
 
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Ich will Dir ja nicht den Spaß verderben, lieber Zwerg. Aber meines Wissens ist der Begriff "Occasion" im Schweizerischen so gebräuchlich wie bei uns die "Nudelsuppe".
 
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Sowas hatte ich schon fast geahnt. Schweiz halt... Der Schock sitzt trotzdem tief. ;)

Grüzi Zwergli#8li
 
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Ludwig schrieb:
Ich will Dir ja nicht den Spaß verderben, lieber Zwerg. Aber meines Wissens ist der Begriff "Occasion" im Schweizerischen so gebräuchlich wie bei uns die "Nudelsuppe".
Völlig richtig. Das ist aus dem Französischen entlehnt, wo "occasions" "Gelegenheiten" bedeutet, aber auch als Begriff für Gebrauchtwaren steht.
 
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Also auf gut Deutsch bedeutet das also "Top Gebauchtwagen". Okay, wieder was gelernt. Ich ziehe den vermeintlichen Gag offiziell zurück, obwohl ich noch akute Probleme mit der richtigen Aussprache dieses Wortes habe. Ich habe immer die englische Aussprache "drauf" und muß dann praktisch noch ein deutsches "en" dranhängen. Das klingt nun wirklich erbärmlich. ;)

vG Zwerg#8
 
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Üb doch einfach ein bischen an "Frühstückscerealien".

Aber es sollte eigentlich um Fachbegriffe aus dem Radiobereich gehen.
Ich gebe zurück ins Funkhaus.
 
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Üb doch einfach ein bischen an "Frühstückscerealien".

Das war jetzt wohl ein echter Blue-"KO" - Gag. Okay, wenn ich "Frühstückscerealien" 100x hintereinander fehlerfrei "aufsagen" kann, darf ich 30 Minuten lang durch deine Maxi-Sammlung schlendern und Platten mitnehmen, soviel ich tragen kann. Das wäre überaus fäir... :D Ansonsten lohnt es sich wirklich nicht, dieses (Un)Wort zu üben. Derjenige, der diese Wortkreation vor ein paar Jahren in den deutschen (Werbe)Sprachraum geschleppt hat, gehört 'eh bestraft.

Ich kann mir gut vorstellen, daß die "Bio-Müsli-Tante", drei Ecken weiter, nicht genau beschreiben kann, was "Zerelalien" überhaupt sind. Zum Glück bin ich nicht auf diesem Trip und muß das also nicht wissen. Das "deutsche Reinheitsgebot" für Bier oder ein richtiges (!) Hühnerei vom Bauern auf dem Land spricht mich mehr an. Ein solches Ei schmeckt (und riecht!!!) halt nicht nach Fischmehl oder sonstwas.



BTW: "Voice-Over" bezeichnet auch einen Schalter an vielen Mixern insbesonders für DJs. Wie die Wahl der Bezeichnung schon erahnen lässt, ist bei Benutzung die Stimme über den Mic-Eingang immer "über der Musik" und damit verständlich. Das ist hier aber sicherlich bekannt. Ich wollt jetzt nur nicht ganz OT daherkommen...


vG Zwerg#8
 
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Im übrigen zwingt Dir keiner was auf, Du darfst selbstverständlich Deine engliche Scheinfachsprache weiter verwenden und Dich bei mir lächerlich machen. Ich bin mir meiner Miteiferer gewiß.


Gruß TSD

gott, mit was für eiferern man in einem land lebt. ein armer ritter, der den kampf für das deutsche sprachgut aufgenommen hat und - zusammen mit seinen ebenfalls verstaubten gefährten - gegen windmühlen kämpft und bei dem man sich lächerlich macht, wenn man eine eigene meinung vetritt.
selten so etwas borniertes gelesen!

weisst du was engländer und amerikaner uns voraus haben? sie agieren und reagieren nicht nur.

wir deutschen übernehmen alles, jahrelang und unreflektiert und beschweren uns dann(allerdings jahre später) daß es so ist wie es ist!

andere länder haben sich beizeiten für den schutz ihrer sprache stark gemacht!! bei uns war und ist es immer eine mischung aus ewigem komplex (geschichte???) und möchtegern-trendsettersprache, die uns veranlaßt "handys" und "slips" zu kaufen!

und nun kommst DU, jahrzehnte zu spät und willst die verhältnisse ändern??? ich lache mich kaputt......

p.s. ich bin auch für den schutz der deutschen sprache, allerdings haben sich manche worte in unseren sprachgebrauch geradezu "eingebrannt"!!!
......zu spät, zu spät!!!!
 
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