Der Feature-Thread

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..., dass es gerade in der Feature-Produktion viele Quereinsteiger gibt, die noch nie was mit (Radio-)Journalismus zu tun hatten und daher nicht in den Genuss eines Praktikums oder Volontariats gekommen sind.
Wenn man weiß, was man will, kann man durchaus auch ohne diese "Ausbildungsstufen" erfolgreich sein. Wer es im Blut hat, braucht den Drill nicht, wenngleich er für Anerkennung besser ist.

Ich habe vor einiger Zeit bei einem Hessischen Bürgerradio ein Feature gehört, das auch kein Profi gemacht hat. Wenn die etwas ungelenke Spreche nicht gewesen wäre, hätte das wohl niemand gemerkt.

Mach einfach und lass dich nicht von Profi oder nicht von der Schiene kicken.

Zur Equipmentfrage äußere ich mich lieber nicht mehr, ...
Das gilt hier auch. Klein anfangen ist halt nötig, wenn man nicht gerade Dukaten ka**t und es kommt hier immer wieder vor, dass dir gesagt wird: "Wenn du nicht soundsoviel 1000 Oironen...."

Wenn du dir vergegenwärtigst, dass du als Quereinsteiger ohnehin beste Chancen hast, Hobbyist zu bleiben, macht das kompromissträchtige Kaufentscheidungen viel leichter. Am Ende fragt keiner, womit du deine Arbeit gemacht hast und die Erfahrung hat gezeigt: Wenn du doch gefragt wirst, werden bisweilen staunend bis anerkennd die Brauen hochgezogen, was mit vermeintlichem Unequipment doch möglich ist.
 
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...Auch bei einem Interview kommen in stereo wichtige subaudible Informationen
auf das Programmmaterial, die einfach den Gesamthöreindruck in der Qualität
deutlich steigen lassen...
Wenn man es gut macht und seine Stereo Technik beherrscht "säuft" nichts ab.
Im Gegenteil man bereichert seine Aufnahmen um etwas, was den Höreindruck brillianter
macht, weil es ganz einfach realistischer für den Hörer wird. Echter!
Für die "Atmo" stimme ich sofort zu, möglichst immer Stereo - der Unterschied ist gewaltig. Aber: wozu bitte das Interview in Stereo? Außer in perfekten Umgebungen (studioähnlich und mit am Sessel festgebundenem Interviewpartner) handle ich mir damit nur Probleme ein - als Hörer wird mir schwindlig, wenn der Interviewte mit mir Achterbahn fährt :)
 
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Die Sache ist doch ganz simpel: Man hat zwar zwei Ohren, aber nur einen Mund. Also macht man alle Interviews in Mono und setzt sie in die Mitte. Atmos nimmt man in Stereo auf, zum Beispiel mit zwei Kugeln in einem Kapselabstand von etwa 20 cm, dann kann man daraus tolle Mischungen machen. Übrigens: Gerade im Auto finde ich es schön, eine gute Stereo-Mischung zu hören.

Matthias
 
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Also, es mag sein, dass kaum jemand hört, wenn eine Geschichte wirklich astrein produziert ist, mit allem, was dazu gehört, Stereo, O-Töne halb-rechts, halb-links, zentriert etc.. Wir streben ja auch gar nicht an, dass der Hörer sagt: "Oh, toll, eine Stereoatmo, das Auto fährt von rechts nach links." Das wäre wie diese Kinofilme, die man sich eher wegen der Effekte ansieht, als wegen der Geschichte. Ich bin mir aber recht sicher, dass eine eher lustlose Produktion dagegen durchaus auffällt.

Ich denke, wir reden hier vom Feature? Also von hoher künstlerisch-journalistischen Form der Radioarbeit. Vergleichbar mit dem Hörspiel. Danach kommt dann nix mehr, das beste, wo gibt. Da gibt es noch Hörer, die suchen sich das auf www.radio-today.de oder im Programmheft extra ein interessantes Feature raus, oder hören regelmäßig einmal in der Woche diesen einen Programmplatz, den es bei ihrem Sender noch gibt, und machen es sich vor der heimischen Stereoanlage gemütlich, womöglich noch über die Satanlage in noch besserer Qualität als in UKW-Stereo. Ich kenne auch Leute, die laden sich Features und Hörspiele auf den MP-3-Player für längere Autofahrten. Für die machen wir auch noch Radio. Dabei werden mehrere Gesprächspartner durchaus üblicherweise halb links und halb rechts positioniert.

Zudem müssen freie Autoren auch berücksichtigen, dass die ersten Hörer ihrer Aufnahmen oft Techniker, Tonmeister und Regisseure sind. Die hören in ihrem Studio immer, ob sie sauber gearbeitet haben. Eine schlechtes Feedback aus dem Produktionsstudio an die Redaktion kann über den nächsten Auftrag entscheiden.

Ansonsten bin ich auch sehr dagegen, immer nur das Beste und Teuerste zu empfehlen. Wenn wir Schulungen bei uns in der Umgebung haben, Schulen, Jugendvereinen etc., sagen wir den Leuten auch, die sollen sich zunächst mal um ihre Geschichten kümmern, das Entwickeln ihrer Figuren, um die Dramaturgie, nicht so sehr um Mischpulte und Mikrofonfragen. Wenn die Radio-AG einer Schule 30 Minuten über irgendein aktuelles Thema machen will, werde ich in der Vorbereitung ganz sicher nicht die Stereophonie in den Vordergrund stellen. Aber ganz vernächlässigen kann man diese Sachen nicht, und wenn in einem Technik-Forum die Frage danach gestellt wird, kann man auch nicht so tun, als wären rumpelfreie Aufnahmen bis hin zur Stereophonie nicht auch Teile des radiofonen Erzählens.

Ansonsten möchte ich mich für meine pampigen Antworten vom Wochenende entschuldigen.
 
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Na ja, stell mir mal vor, Du hörst über eine längere Strecke drei, vier Leuten zu, oder gar einer Debatte von zwei Menschen, bei sich zu Hause, ein Feature über das Leben auf den Almen, zwei in der Hütte (nur so eine Idee;)). Da ist es doch viel natürlicher, wenn sie nicht alle gleich laut aus der Mitte quaken. Wenn das nicht schon in Stereo aufgenommen wurde, werden sie eben im Studio auf das Stereobild verteilt. Das machen praktisch alle. Oder auch eine Reportagesituation, freies Feld, im Hintergrund quaken die Kuhe, zwei Leute reden aufeinander ein, für solche Situation verwende ich immer ein x/y-Mikro, weil einfach die die Gesprächssituation so viel plastischer rüberkommt und die Leute auch dort aus dem Lautsprecher zu hören sind, wo sie auch standen. Zudem werden sie besser verständlich, eine X/Y Anordnung sind ja zwei Nieren, die nach rechts und links zeigen. Du musst also nicht hin- und her schwenken mit dem Mikro und vermeidest das dadurch erzeugte störende Gerumpel in der Aufnahme. Bei 3,30 macht es natürlich kaum jemand.
 
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Mit Pannen meint ja auch keiner Links- oder Rechtsanschlag. Ich werde das Gefühl nicht los, dass den Kritikern diesbezüglich etwas extremes vorschwebt. Außerdem macht es, aber da wiederhole ich mich selbst und stimme divy klar zu, einfach nicht immer Sinn. Von einem MUSS spricht keiner.

Ein Feature ist ja nun nicht einfach nur irgendein langgezogenes Interview. Ganz im Gegenteil: Je geringer die Anteile trockener Interviews sind, desto weniger spricht etwas dafür, die Gesprächspartner akustisch zu positionieren.

Davon abgesehen würden Hörer von Programmen, wo Features laufen, auch gar keine Effekthascherei erwarten. Nicht einmal im Auto. Stereo und Auto in Verbindung ringt mir ohnehin ein Schmunzeln ab. Dort hört man genauso wenig vernünftiges Stereo wie unter Kopfhörern. Es ist also gut, es wirklich nicht überzubewerten.
 
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Stereo ist plastisch. (Scheppern kommt vom 30" Subwoofer und speziell gemasterten Techno CDs)

Natürlich kommt eine Stimme, auch aus nur einem Mund, in stereo dennoch räumlich, beim Hörer an.
Der sprechende, berichtende, erzählende Mensch benötigt keine zwei Münder um Stereo erzeugen zu können.
X/Y ist der Freund des Interviewers, denn die Fresnelzone der beiden Mikros hält seinen Mund wunderbar in der Mitte der Stereoeben.
Dennoch kann das Gehirn des Zuhörers bei der stereo Wiedergabe die Laufzeitenunterschiede deutlich heraushören.
Das macht man völlig automatisch und unterbewusst.
Diese unterbewusste, subaudible Information ist das was stereo eigentlich ausmacht.

Man muss mal weg kommen von dem Links/Rechts Stereo-Panning Denken.
Es bildet sich kein Stereo wenn aus der linken Box das eine, und aus der rechten etwas anders kommt.
Das hat mit stereo nicht viel zu tun.
Stereo heißt nicht gleichzeitig zwei Ausspielwege auf einer Frequenz zu haben.

Sondern Stereowiedergabe bildet ein drittes Mischprodukt, aus verschiedenen Phasen die aus Laufzeiten resultieren, zwischen den Boxen (Kopfhörerkapseln) einen plastischen, in der Mitte stehenden, 3-dimensionalen Hörraum ab. Das ist Stereo!

Diesen Raum im Stereodiamanten gilt es sinnvoll zu befüllen. Und das macht man schon bei der Aufnahme in stereo.

Oder schickt jemand heutzutage noch Journalisten mit schwarzweiß Kameras los, weil auf einem s/w Reportage Bild/Film schließlich auch alles ganz genau zu erkennen ist?
Nein! Aber mit mono Mikrofonen im Feld arbeiten.

Dort wo es passiert will ich als Hörer, - und nicht aus dem Studio, wo ich vom Zettel, vom lieben Onkel in mono vorgekau... äh, vorgelesen bekomme, -
da an diese Stelle will ich mit meinem Mind hin, in diese Situation, im Feld.
Alle Informationen will ich bekommen die mir als Hörer zustehen, ich will das so real und natürlich erleben können wie es geht.
Selbstverständlich in perfekter Qualität!


Gruß Codo
 
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... nur das bei einem Feature nun wirklich die Informationen wichtiger sind als ein HighEnd-Hoererlebnis.
Das sparen wir uns dann fuer Konzerte auf :)
Sendetechnisch kommt Mono sogar besser "durch" (wenn Sender noch in Mono senden wuerden, wuerden sie auf UKW ihre Reichweite UNGEFAEHR verdoppeln).
 
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... was stereo eigentlich ausmacht.
"Echten Profis" - die Provokation sei mir auch mal gegönnt - musst du sicher nicht erklären, was Stereo ist, vor allem keinen, die sich neben klangvollen Namen und schweinsteuren Klamotten mit dem befassen, was wirklich zu hören ist.

Aber deine blühenden Argumente sind ein Traum. Sie lassen mich vermuten, dass du, wenn du Sendung fährst, zwingend in stereophone Schallwandler moderierst oder gar einen Kunstkopf vor deiner Nase bequasselst. Schließlich kommen deine Hörer ja sonst gar nicht in den Genuß, dich live und quasi hautnah in deiner momentanen Umgebung wahrzunehmen.
 
Stereo-Aufnahmetechniken

Hallo,
X/Y ist der Freund des Interviewers, denn die Fresnelzone der beiden Mikros hält seinen Mund wunderbar in der Mitte der Stereoeben.
Dennoch kann das Gehirn des Zuhörers bei der stereo Wiedergabe die Laufzeitenunterschiede deutlich heraushören.

Hier gibt es offenbar gravierende Wissenslücken zum Thema Stereo-Aufnahmetechniken. Auf den Downloadseiten der Firma Schoeps finden sich zum Einstieg in dieses Thema die sehr empfehlenswerten Mikrofonaufsätze von Jörg Wuttke (pdf 11,2MB). Dort ist nirgends die Rede von einer Fresnelzone, die zur Funkübertragung gehört, aber nichts mit stereo zu tun hat.

Da liest man eher Begriffe wie "Intenstitätsstereofonie" (oder besser "Pegeldifferenzstereofonie") und "Laufzeitstereofonie". XY und MS gehören zur Intensitätsstereofonie, die völlig ohne Phasen- und Laufzeitunterschiede auskommt. Laufzeitunterschiede gibt es bei der Laufzeitstereofonie und bei koinzidenten Aufnahmetechniken.

Fundierte Kenntnisse über die verschiedenen Stereo-Aufnahmetechniken gehören unbedingt zum Handwerkszeug eines jeden, der sich mit tontechnischen Themen beschäftigt, also auch Radiomacher.

Gruß tenor
 
Monokompatibilität

Das tun die Sender zwar nicht, aber Empfänger empfangen in Mono - wodurch auch das Thema "monokompatibel" noch nicht ganz vom Tisch ist - was aber natürlich nicht featurespezifisch ist ;)

Stimmt, man sollte vielleicht wirklich einmal auf dieses Thema hinweisen: Stereoaufnahmen müssen sich auch in Monowiedergabe einwandfrei anhören und dürfen dabei nicht „komisch“ klingen.

Selbst wenn man die durchaus vorkommenden Monoausstrahlungen (AM, Bayern 5, über ARD Digital auch weitere Infowellen u.a.m.) ebenso ausschließen will wie Küchenradios: Bei Empfangseinbrüchen fallen Autoradios auf Monoempfang zurück. Und spätestens die wird man selbst bei legerem Umgang mit diesem Thema nicht ernsthaft abtun können.
 
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Dort ist nirgends die Rede von einer Fresnelzone, die zur Funkübertragung gehört, aber nichts mit stereo zu tun hat.

Hier ist die Fresnelzone bei einer Richtfunkstrecke gemeint.
Die Fresnelzone gehört aber nicht auschließlich nur in die Begriffswelt der Funkübertragung.

Bei der X/Y Anordung zweier Mikrofonkapseln kann man die Überlappung der "Keulen" ebenso als Fresnelzone bezeichen, nicht?

Etwa so wie hier zu sehen ist:
220px-XY-Stereo.png


IMHO hat Fresnel diesen Begriff ja eigentlich auch für die Wellenausbreitung bei optischen Effekten eingeführt.
Lässt sich doch auch effektiv als Begriff für Schall-Wellen Ausbreitung anwenden. Es bildet sich eine akustische "Linsen" Form durch die Überlappung, in der sich die Stimme befinden muss um den Seitenwechsel-Effekt von R nach L zu unterbinden.

In der Tat sind Laufzeitunterschiede innerhalb der "Keulenüberlappung" nicht gegeben.
Aber alle außerhalb dieser Zone stattfindenden Schallereignisse, wie Raumhall, weitere Klangquellen sind schon damit behaftet. Und schon steht das zentrale Schallereignis (Stimme) wieder "hörbar" im Raume.

Ich brauche einfach nur emphirisch hin hören um meinen Ohren zu trauen.
Das kann doch jeder, der bei der Aufnahme Monitorkopfhörer trägt und kurz geschult wurde, oder?


Aber deine blühenden Argumente sind ein Traum.

Ooooch, Schade. ;)

Nun ich dachte, das sich die Stereoübertragung im UKW Radio, doch tatsächlich
eines Tages realisieren ließe, da sie nun seit 1961 eigentlich schon läuft?

Mir sind alle bedeutenden stereo Gegenargumente seit den 70ern bekannt die die Techniker
quasi aller ÖR Sender dazu bewegt hatten, grundsätzlich auf mono bei der O-Ton Erfassung
zu pochen. Doch denke (träume?) ich, das diese Argumente nun technisch längst
überholt sind. Man kann ja mal nach ein paar Jahrzehnten aus seinem Schneckenhaus
(vergl. Ohrschnecke) herauskommen und neu gewichten.

Im letzten Jahrhundert:
- Phasendreher durch rausgerutschen, o. defekten Stecker/Kabel
- sehr teure dynamische stereo Mikrofone
- hochkant gehaltene stereo Mikrofone
- Senkelschneiderei auf mono Maschinen
- mehr Bandsättigung, mehr Dynamik Pegel auf mono Band, dadurch höhere SNR als bei halben stereo Band, usw.


Heute ist das Dank der digitalen portabel Technik, mit bereits eingebauten
hochwertigen Elektret-Mikrofonen in X/Y Anordnung und der sauberen verlustfreien
Kopiererei, dem nachfolgenden digital Schnitt auf DAW, aber längst keine Thema mehr.

Die etwas angestaubte mono Argumentation kann ich einfach aus bisher gemachter Erfahrung seit etwa 10 Jahren in der digitalen Broadcast on air Produktion, nicht mehr nachvollziehen.

Meine Diskussionsbeiträge sollen der Anregung und nicht der Besserwisserei dienen.
Jeder kann das machen wie er will.
Nur ich, möchte das rausholen aus einem Schallereignis was geht.
Das ist "nahe" dran. ;)


Gruß Codo

P.S. Sonst überholt uns das Fernsehen bald schon mit 3-D.
 
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Die etwas angestaubte mono Argumentation kann ich einfach aus bisher gemachter Erfahrung seit etwa 10 Jahren in der digitalen Broadcast on air Produktion, nicht mehr nachvollziehen... möchte das rausholen aus einem Schallereignis was geht...
Das verstehe ich schon, und dieses Ziel ist sehr löblich - was ich nur meine: mit dem Pochen auf Stereo zur Aufnahme von Monoquellen - Stimmen - handelt man sich bei nicht perfekter Durchführung immense Probleme ein. Unsere an sich recht feinen ÖR-Sender hier in Ösiland FM4 und Ö1 sind Spezialisten für nicht monotaugliche Ausstrahlungen und Stereobeiträge, bei denen dem Hörer schwindlig wird. Das wär für mich ein Grund gegen Stereo um jeden Preis, auch in diesem Jahrhundert.

Diejenigen, die's aufnehmen, sind halt auch nur Menschen und nicht fehlerfrei (grade die, die mit den Billig-XY-Recordern rumlaufen) - wenn auch nicht alle völlig ahnungslos sind
... hochkant gehaltene stereo Mikrofone...
hab ich bislang noch nie gehört - köstlich :) Aber es gibt auch Leute, die in die seitlich zu besprechende Membran von oben reinbrabbeln :)

Was mich aber noch interessieren würde: ist iyho die oben beschriebene "Räumlichkeit" der Stimme auch gegeben, wenn du die Stereostimme über eine Stereoatmo drüberlegst? Ich bezweifle es gerade mal, hab das aber noch nie probiert. Und würdest du ein "Stereointerview" einem Monointerview mit darunter liegender Stereoatmo vorziehen - oder doch umgekehrt? Aufwand ist es imho ja kein größerer...
 
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Hallo! Ich denke, es bringt wenig, in atmofreier Umgebung Stereomikrofonie einzusetzen. Ich sehe aber auch nicht, dass es schaden würde, wenn es sich um professionell durchgeführte Aufnahmen handelt. Ich sprach von Stereophonie bei Gesprächen in atmoreicher Umgebung. Da legt man natürlich nicht noch eine weitere Atmo drunter.

Grundsätzlich gehört zum Einsatz der Stereophonie natürlich ein bisschen Erfahrung und Wissen um die Gefahren. Also, der Hörer soll nicht Achterbahn fahren und der Gesprächspartner nicht mal von scharf links kommen und dann wieder hart von rechts. Natürlich hört man Stereoproduktionen auch auf ihre Monokompatibilität ab, unbedingt. 100 mal passiert nichts, und plötzlich klingeln die Hörer Sturm, weil sie auf ihrem Küchenradio nichts mehr hören. Aber ein Feature wird ja eigentlich im Studio von erfahrenen Technikern und Tonmeistern produziert, da wird auch auf solche Probleme geachtet.

Ansonsten, seid doch mal nicht so dogmatisch! (nett gemeint;)). Ob der Begriff Fresnelzone nun richtig verwendet wurde oder nicht, jeder weiß doch, was codo gemeint hat. Jeder zieht aus den hier geäußerten Ansichten seine eigenen Schlüsse, und arbeitet hinterher so, wie er es für richtig hält. Wenn Codo mit dem Kunstkopf moderieren möchte (was er ja gar nicht behauptet), bitte, und wenn jemand meint, seine radiofonen Erzählungen eine Stunde lang auf knallharte O-Töne reduzieren zu können,, werde ich ihn nicht davon abhalten. Allerdings bin aber auch relativ sicher, dass kein mir bekannter Sender ein solches Projekt abkaufen würde, es sei denn, er verkauft es als avantgardistische Dekonstruktion. Ich halte plastische Atmos im Radio für vergleichbar mit dem Bild im Film. Da gibt es dann auch gute und schlechte Kameraleute.
 
AW: Der Feature-Thread

... Es bildet sich eine akustische "Linsen" Form durch die Überlappung, in der sich die Stimme befinden muss um den Seitenwechsel-Effekt von R nach L zu unterbinden... In der Tat sind Laufzeitunterschiede innerhalb der "Keulenüberlappung" nicht gegeben...
Ein großes Probelm mit diesen Stereoaufnahmen ergibt sich dann aber schon, da ja die XY-Anordnungen durch übereinander positionierte Kapseln realisiert wird: Wenn ich in dieser Zone bleibe (und relativ nah am Mikrofon bin), dann ist das System äußerst sensitiv gegenüber kleinsten Höhenschwankungen der Schallquelle - eine halben Zentimeter zu hoch oder zu tief, und schon bin ich im "Wirkungebereich" einer der beiden Kapseln - mit einer Auswirkung im Stereobild, als wär ich einen halben Meter zur Seite gehüpft. Wie umgeht man das (außer durch absolut starre Sitzposition)?
 
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Hallo bots,

man kann den Aufnahmebereich (weiter oben auch fälschlich "Fresnelzone" genannt) einstellen, in dem man den Winkel der XY-Mikrofone zueinander und/oder den Abstand des Mikrofonsystems zur Schallquelle verändert. Von "superfettbreit" mit Ping-Pong-Effekt bis "fast mono-schmal" mit "Annageln" der Schallquelle im Center ist so ziemlich alles möglich.

In Jörg Wuttkes Mikrofonaufsätzen ist das sehr gut beschrieben. Ich kann den o.g. Link nur nochmals wärmstens empfehlen. Lesen muss man aber schon.

Gruß tenor
 
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Hallo!

Ich lese in diesem Thread schon lange mit, habe aber bisher geschwiegen. Es ist ja auch nicht nötig, meine private Meinung penetrant kundzutun. Es reicht, wenn ihr euch nicht einig seid, obwohl ihr mitunter gar nicht so weit voneinander entfernt seid.


Ich habe beispielsweise länger über die Postings #25, #34 und #40 - von Codo - nachgedacht. Er spricht sich dafür aus, immer in Stereo aufzunehmen. X-Y selbstverständlich.

Im Prinzip bin ich ja auf seiner Seite: UKW-Rundfunk sendet Stereo und wir haben heute die technischen Mittel in der Hand, mit denen jeder Reporter seine Aufnahmen auch in Stereo beim Sender abliefern kann. Die ganze Sache ist aber doch nicht so einfach und wird daher hier auch kontrovers diskutiert.


Die Überschrift "Der Feature-Thread" finde ich übrigens gut gewählt, Frau Klotz. Schönes Wortspiel. Zum einen geht es um die künstlerischen Belange eines Features im Radio, zum anderen um die technischen Features, die die verwendeten Gerätschaften zur Produktion mitbringen müssen (sollten). Das aber nur am Rande bemerkt. ;)

Nun zurück zur Aufnahme eines O-Tons für ein Feature.

Stereo ist sicher "schick", aber zunächst sollte doch der Gesprächspartner so gut wie möglich "aufs Band" kommen. Ohne Störgeräusche. Wir können an dieser Stelle zwei Extreme definieren:

Situation 1: Bauer Müller steht auf einer einsamen Wiese hoch oben auf seiner Alm. Seine Kühe rennen im "Hintergrund" (25 Meter Abstand oder mehr mit ihrem Glockengebimmel durch das "Stereobild"). Da praktisch kein Raumhall vorhanden ist, könnte man die beiden Mics in xy-Anordnung durchaus in 50 cm Abstand positionieren. Man hat die Stimme (laut und deutlich ohne Hall) und die Umgebung "hinten". Den Mic-Abstand muß man natürlich austesten. Wenn alles richtig gemacht wurde, klingt die Aufnahme sicher gut und ist eine Aufnahme, die man sich für ein Feature sicherlich wünscht. Schön. Aber so einfach ist das nicht. Man braucht Übung und Erfahrungen. Ich würde mir eine solche Aufnahme "aus dem Bauch raus" sicher auch nicht zutrauen. Garantiert nicht.


Situation 2: Presslufthammer Bernhard. Scheißbeispiel was? Na gut - dann mußt du halt ran auf 5cm und in Mono die Stimme aufnehmen. Hinterher nimmst du halt ein paar Minuten "Presslufthammer-Atmo" in feinsten Stereo auf und mixt das dann mit -20db unter das Interview. Wo ist das Problem? Oder anders: Hast du einen besseren Einfall?


Das waren nur zwei extreme Beispiele. Es gibt kein Licht und keinen Schatten. Entweder man ist "Tonguru" oder man muß probieren. Zum Probieren gehören auch die verschiedenen Mic-Anordnungen bzw. die Entscheidung zwischen Kugel und Niere. Man kann und sollte natürlich nachlesen, man sollte aber auch experimentieren und hören, damit man die Feinheiten kennenlernt.


Tenor brachte gerade einen Spruch, der mir sehr gefallen hat:

man kann den Aufnahmebereich einstellen, in dem man den Winkel der XY-Mikrofone zueinander und/oder den Abstand des Mikrofonsystems zur Schallquelle verändert. Von "superfettbreit" mit Ping-Pong-Effekt bis "fast mono-schmal" mit "Annageln" der Schallquelle im Center ist so ziemlich alles möglich.

Der ganze Sachverhalt wurde von dir mit einfachen Worten richtig beschrieben. Im Falle von "fast mono-schmal" mit "Annageln" der Schallquelle im Center ist so ziemlich alles möglich." kommst du aber auch "fließend" in den A-B-Bereich (mit Basisbreite = 0).


Last but not least: Bei der ganzen YX-Positionierung kommen wir automatisch auf die Besprechung der Mic-Membranen "von der Seite". Bei 90° Anordnung und Besprechung aus der "Mitte" sind das logischerweise 45°. Kleinmembranmics macht das wohl nicht so viel aus...


vg Zwerg#8
 
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Hallo bots ... Lesen muss man aber schon.
Ich nehme an, das geht mich an? Ich weiß jetzt nicht wirklich, was mir den Vorwurf einbringt - hab die Mikrofonaufsätze gelesen, gebe aber zu sie sicherlich nicht fehlerfrei aus dem FF wiedergeben zu können - aber das, was du mir gerade erklärt hast, hab ich trotzdem schon verstanden ;) hilft mir aber bei der Beantwortung meiner Frage nicht weiter :( ich wage daher, sie nochmals zu stellen:

XY sind zwei Kapseln genau an der selben Position - allerdings ausschließlich im Stereobild. In der Realität sind sie weit voneinander entfernt - vertikal. Für Aufnahmen aus 1-2 Metern Entfernung ist das kein Problem - bei Interviews im Nahbereich aber schon, denn dann wirkt sich eine geringe vertikale Bewegung des Interviewpartners gewaltig aus (in der Aufnahme genau so wie LR-Pingpong). Daher habe ich die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Stereo-Interviews gestellt, was die Aufnahme eines einzelnen Gesprächspartners angeht (nicht die Atmo, da steht das ja außer Zweifel.

Situation 1: Bauer Müller steht auf einer einsamen Wiese hoch oben auf seiner Alm...
Ich stell auch hier meine Frage: Atmo in Stereo (Kühe und Alm), darüber das Interview in Mono - würde auch nur ein Radiohörer den Unterschied hören können (gebe zu, ich kann es nicht mal wirklich beim Abhören von Aufnahmen):confused: Welchen Nachteil hab ich durch das Mono-Interview (das mir vom Handling her ja doch wesentlich praxisnahe Vorteile bietet, die ja nicht näher erläutert werden müssen)?

Sorry, aber ich schnall's offenbar nicht :wall: aber vielleicht wird's ja noch
 
AW: Der Feature-Thread

Ich habe in der Praxis aber noch nie einen Ping-Pong-Effekt im Gespräch vernommen, und ich setze für längere Reportagen und Features auch sehr gerne ein X/Y-Mic gerade für Interviews ein. Ich gebe gerne zu, dass der Einsatz ein wenig Erfahrung bedingt, man sollte ein wenig ein Bild von der Positionierung beider Kapseln haben und wo sich der überlappende Bereich von r-l befindet und die Entfernung des Mikros zum Gesprächspartner entsprechend einzustellen wie auch die zentrale Positionierung zum Mund, evtl. ist sogar ein Nachführen notwendig, wenn sich der Gesprächspartner bewegt. So ein Landwirt ist ja zum Glück kein mikrogeschulter Politiker.

Zur zweiten Frage, warum nicht erst Mono das Gespräch führen und hinterher die Stereoatmo drunter legen: Weil man es deutlich hört. Denn auch das Monogespräch ist ja nicht frei von Geräuschen. Und es ist nie die gleiche Atmo, wie sie im Moment des Gesprächs bestand. Ich finde die Arbeit mit dem Stereomikro eher komfortabler, auch gerade in der anschließenden Produktion.

Aber ich bin da nicht dogmatisch, natürlich gibt es Situationen, in denen das Stereomikro nichts bringt, laute Demos, von rechts und links schreien Leute, wie willst da Du mit zwei Nieren, die je nach rechts und links zeigen, noch den O-Ton-Geber hören? Da geht es wirklich nicht anders als mit einer Niere.

Ein zweiter Fall, wo ich das Stereomirko in der Tasche lasse, ist in windreicher Umgebung. Selbst mit einem ordentlichen Windschutz verrumpelt es die Aufnahmen. Da habe ich mit einer Kugel die besten Erfahrungen gemacht.
 
AW: Der Feature-Thread

...Und es ist nie die gleiche Atmo, wie sie im Moment des Gesprächs bestand...
ok - ich gehe immer davon aus, dass ich die Stereo-Atmo (außer bei spontanen Straßeninterviews, aber das ist sowieso ein Kapitel für sich) gleichzeitig mit der Monospur (bzw 2 Monospuren für 2 Mics) aufnehme - aber eben mit dem Vorteil, sie danach gezielter im Pegel anpassen zu können...
 
AW: Der Feature-Thread

Hallo bots,
Lesen muss man aber schon.
Ich nehme an, das geht mich an?
Nein, das war eine allgemeine Empfehlung und nicht speziell auf dich gemünzt.

XY sind zwei Kapseln genau an der selben Position - allerdings ausschließlich im Stereobild. In der Realität sind sie weit voneinander entfernt - vertikal.
Das mit dem Stereobild verstehe ich nicht. Zur Verdeutlichung, wie ein XY-Mikrofonsystem aussieht, hier mal ein auf die Schnelle gemachtes Bild. Den Tisch muss man sich natürlich wegdenken.

XY.jpg

Die Kapseln sind direkt übereinander positioniert und nicht weit von einander entfernt. Damit kann man auch ganz nahe an einen Gesprächspartner herangehen (dann natürlich mit "Spuckschutz"). Die Richtcharakteristik der Mikrofone ist nierenförmig, sowohl zur Seite als auch nach unten und in alle anderen Richtungen. Es ist zwar förderlich, das System axial auf die Schallquelle auszurichten, aber leichte Abweichungen von der Ideallinie machen nichts aus.


Zu den anderen Fragen gibt es sicher kompetentere Antworter.

Gruß tenor

P.S.: Wie stelle ich es an, das Bild direkt im Text sichtbar zu machen? Muss ich einen externen Bilderhoster bemühen? Die Forumssoftware ist unübersichtlich.
 
AW: Der Feature-Thread

ok - ich gehe immer davon aus, dass ich die Stereo-Atmo....mit der Monospur (bzw 2 Monospuren für 2 Mics) aufnehme - aber eben mit dem Vorteil, sie danach gezielter im Pegel anpassen zu können...

Das verstehe ich nicht. Mit einer Spur eine Stereoatmo aufnehmen, waehrend Du gleichzeitig mit einer nromalen Niere das Gespraech fuehrst, und das auf der zweiten Spur aufzeichnest? Bestimmt habe ich was falsch verstanden.
 
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