Der Holzmichel

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German

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Aktuelles Beispiel für Schubladendenken-aber nur noch im Radio.

Der Holzmichel ist ein volkstümliches Lied und läuft daher auf SWR 4 - im Schlagerradio mit der Zielgruppe Ü 50 (schätze ich mal)

Dummerweise ist der Titel jetzt aber ein Hit der Jugendlichen, den ich auf jeder Schulparty höre, der in der hieigen Disco zwischen Eamon und O-Zone gespielt wird.

Das Fernsehen hat reagiert ---- Der Holzmichel läuft auf Top of the Pops

Die Jugendpresse hat reagiert--- Der Holzmichel wird im Jugendmagazin Yam vorgestellt

Das Radio --- Keiner meiner Schüler hat den Titel bisher im Radio gehört, obwohl auf Nachfrage der Bedarf besteht, also zumindest keiner umschalten würde, ich hör ihn ab und zu --aber wie oben erwähnt auf SWR 4.


Der Titel ist ein ---zugegeben selten gewordenes Beispiel, dass eine vermeintliche Vorsortierung in Schubladen aufgebrochen wurde.

Holzmichel=Volksmusik=keine jugendliche Zielgruppe.

Das Radio reagiert nicht, oder hab ich das bisher überhört. Der Titel würde meiner Ansicht hoch in die Charts auch auf SWR3 einsteigen.

Davon abgesehen: auch SWR 4-Hörer hören ab und zu Anastacia---hier wird auch immer so getan, als würde man über 50 keine aktuellen Pop-Hits mehr hören wollen. Diese Generation ist mit Schlagern UND den Rolling Stones aufgewachsen. Für diese Zielgruppe (vergleiche auch Ilja Richters Disco-von Schlager bis Rock) gibt es nur eines --- Sender häufiger wechseln
 
AW: Der Holzmichel

Der Holzmichel ist jetzt in der 23. Woche in den Charts und erlebt zur Zeit seine bisher höchste Platzierung: #5
 
AW: Der Holzmichel

Gott schuf das Grauen und nannte es Holzmichl ... Ich kann es inzwischen nicht mehr hören !
 
AW: Der Holzmichel

DJ Ötzi war mit seinem Anton aus Tirol seinerzeit die Nr. 1 in den Jahrescharts 2000. Hatten ihn MTV oder VIVA oder die Jugendsender jemals außerhalb der Chart-Sendungen gespielt? Nein. (ein Umstand über den ich eigentlich ausnahmsweise gar nicht mal so unglücklich bin)
 
AW: Der Holzmichel

@ German

Der Versuch einer ernsthaften Antwort.

Die (Single-)Charts spiegeln in erster Linie die Vorlieben der Jungen, also Teenager, wieder (z.B. Deiner Schüler), da hauptsächlich die die Singles kaufen. Ein Durchschnitts-Radioprogramm hat i.d.R. die Zielgruppe 14-49 J. - heißt, Chartsplatzierungen sagen (ebenfalls i.d.R.) nichts über die Radio-Kompatibilität eines Songs aus. Da gelten nur die Ergebnisse der Musik-Tests, sprich des Researchs. Testet der Titel nicht gut genug (innerhalb von Zielgruppe und Sendegebiet), wird er halt nicht gespielt.
Im Holzmichl-Fall könnte ich mir außerdem vorstellen, daß man sich, sollte der Song gut testen, dennoch nicht den Gesamt-Klang-Eindruck, also mehr oder weniger das Musik-Image, versauen will. Um mal wieder das beliebte McDonald's-Beispiel zu bringen: Currywurst und Pizza schmecken den McD-Besuchern sicherlich ebenso gut wie BigMäc, aber passen tut's zum Laden und zum Image halt nicht...
 
AW: Der Holzmichel

Also öfter den Sender wechseln. Wobei wir wieder beim Problem der Wechselhörer wären. MC Donalds Besucher essen sicher gern mal einen BigMc aber nicht immer und nicht ausschließlich. Also wechseln sie zur Currywurst (oder zum Sender mit dem Holzmichel). Ergo : durch ignorieren des Trends (Holzmichel) Umschaltgründe und Verärgerung produziert. Der Hörer sagt : "Das sollen die aktuellen Hits sein? Nicht mal der Partykracher Holzmichel ist auf Sendung." :confused:
 
AW: Der Holzmichel

Man kann über den Michel ja denken wie man will. Aber was die Macher, sprich die Randfichten angeht, gönne ich Ihnen den Erfolg. Ich hab die Anfänge in den tiefsten 90er miterlebt. Da haben sie noch auf den kleinsten Dorffesten vor n paar 100 Hanseln gespielt, und das jahrelang. Und jetzt wo der Erfolg da ist (wobei die Biathlon-WM als "Ausschlag" für sie ja sowas wie ein 6er im Lotto gewesen sein muß), haben sie einen NICHT vergessen. Sie grüßen nach wie vor freundlich auf der Straße, und wenn man verdutzt (wie ich) zurückfragt, woher sie dich kennen, sagen sie: "na du warst doch früher ab und na mal bei uns..."

Was den Michel angeht: ich kann´s auch nimmer hören, aber früher auf den besagten Festen war´s eben ganz lustig, aber auch nur das. Es war, ist und bleibt eben mehr oder weniger ein Song, der nur wirklich live Stimmung macht. Im radio oder auf CD: Nein, danke. Dennoch: Ich gönne den Dreien den Erfolg und den damit verbundenen warmen Geldregen wirklich...
 
AW: Der Holzmichel

@ Schulfunk

Naja, ich denke, die Gefahr, daß jemand umschaltet, weil er einen laufenden Song nicht ausstehen kann ist wesentlich größer als die, daß er umschaltet, weil er etwas NICHT hört, das er mag... Der Böhse-Onkelz-Song ist auch ganz oben in den Charts, den vermißt ein "Dudelfunk-Sender"-Hörer ja auch nicht.
Und, ganz ehrlich, die Hörer wünschen sich jeden Tag alles Mögliche und Unmögliche bei mir, aber den Holzmichl wollte in den letzten Monaten noch niemand haben.
 
AW: Der Holzmichel

Ohne den Erfolg der Randfichten schmälern zu wollen, nur mal folgende Anmerkungen:

1. Wie schon erwähnt sagt Charterfolg so gut wie gar nichts darüber aus, ob ein Song auch radiokompatibel ist. Insbesondere nicht mehr angesichts der heutigen, katastrophalen Absatzzahlen gerad im Single-Bereich. Natürlich ist der Holzmichl super erfolgreich, allerdings ist der Song in erster Linie ein regionales Phänomen und z.B. für jeden Sender, der kein Schlagerformat fährt, ganz extrem eine Imagefrage.

2. Es ist das alte Lied, wie es auch schon immer bei PUR, der Kelly Family oder beim Burgerdance gewesen ist: Die Titel polarisieren so stark, dass vielleicht 25 Prozent der Zielgruppe den total töfte finden, 75 Prozent dagegen sofort umschalten. Und jeder Titel, der im Research mehr als 15 Prozent Ablehnung erfährt, wird nicht gespielt. Oder um noch eine ganz einfache Rechnung aufzumachen: Wenn der Holzmichl von einer Million Menschen gekauft wurde, haben ihn ca. 82 Millionen nicht gekauft und der Grossteil davon steht dem Song höchstwahrscheinlich mit einem Höchstmass an Ablehnung gegenüber. Was also hätte Radio XY davon ,den Song zu spielen? Nichts...
 
AW: Der Holzmichel

Sorry Keek, aber das ist eine Milchmädchenrechnung !
Um deinen Vergleich mal aufzugreifen: Wieviele von den Leuten, die einen bestimmten Sender hören, haben auch die entsprechenden Platten im Schrank stehen und wieviele nicht (Bitte für jeden gespielten Titel berechnen) ? Zum durchführen von albernen Gewinnspielen mit noch albernen Schlagerschnulzen reicht es, zum ausspielen dieser Schnulzen nicht. Sicher sind solche Extremsongs wie der Holzmichl unterm Strich eine Imagefrage, aber es gibt wesentlich "seichtere" Songs als diesen und die könnte so mancher Sender problemlos spielen. Eine wirkliche Vergrößerung der Rotation funktioniert nur, wenn auch die Regeln für die Researches ein wenig geändert werden. Vielleicht wiederhole ich mich ja, aber "unbewußtes Hintergrunddudelprogramm" und genaues Schauen auf das was man spielt paßt nun mal irgendwie nicht zusammen.
 
AW: Der Holzmichel

clezzar schrieb:
Aber was die Macher, sprich die Randfichten angeht, gönne ich Ihnen den Erfolg. Ich hab die Anfänge in den tiefsten 90er miterlebt.

Ich kann dem nur zu stimmen, denn ich komme auch ursprünglich aus der Region, dem Erzgebirge. Ach in zwei Wochen ham de Leitle miech wieder....
;)

Doch es ist schon ein Phänomen. Denn dieser Song, wie auch die Konzerte von den Rafis, sprechen alle Schichten und Altersgruppen an. Da müssen sich Werbeleute sich was einfallen lassen. Dort trifft man Opa und Oma Helga und Günther mit Ihrem Enkel Paul, wie auch Mutti Edelgard mit ihren Mann Andreas. Das ist Wahnsinn, das transportieren sie nun weiter.

Jeodch konnte ich der Musik der Gruppe noch nie soviel abgewinnen. Da hört jeder Lokalpatriotismus auf. Ich weis aber, dass das Vogtlandradio ihn gerne mal spielt.

Und die Randfichten haben mit dem Lied, wahrscheinlich, den Song des Jahres abgeliefert. Kein Song konnte sich dieses Jahr bisher 23 Wochen in den Charts halten.

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AW: Der Holzmichel

Könnte denn nun mal endlich jemand richtig erklären, wie ein "Research" funktioniert ?

1.Wer wählt die Titel aus ???????????? (wichtigste Frage)
2.Wie werden die Leute aus der Zielgruppe ausgewählt ?????
3.Wieviel Titel und wie lange werden/wird gespielt ?

Danke schon mal im Voraus :)
 
AW: Der Holzmichel

Ist es nicht bedenklich, dass gerade die Klingeltonwerbung nicht ganz unbeteiligt daran ist, dass dieser Titel immer bekannter wird ?
Braucht es da überhaupt noch Klingeltoncharts wenn die Media Control Top 10 mit O-Zone, Holzmichel und Eamon wie die Weltmeister bimmeln.

Oh, einen hab ich vergessen, den Yamba Hippo, den neuen Herrscher der Klingeltoncharts. Wenn der noch in die Media Control Top 100 wandern sollte sehe ich schwarz für die Zukunft.

Radiokult schrieb:
Bayern 3 hat soeben [...]

Schlager der Woche. Die trauen sich wohl noch was.

[OT]
Küsst ihm die Füße, dem Yamba - Hippo, neuer Herrscher der Klingeltoncharts !
[/OT]
 
AW: Musik für Blöde

Ich möchte zu der gesamten Problematik einen beliebten Hörfunkmoderator vom WDR zitieren:

"Seit wann werden gute Platten denn wieder Hits?"

Hier ist natürlich der Umkehrschluß anzuwenden. Falls jemand fragen sollte.
 
AW: Der Holzmichel

Ich finde die Frage von "radiowatcher" sehr interessant. Obwohl ich bald 54 werde, bin ich noch nie von so einer Research-Truppe befragt worden.
 
AW: Der Holzmichel

radiowatcher, die Vorgehensweisen sehen unterschiedlich aus.
  • Musikredakteure wählen aus unter Berücksichtigung div. Parameter.
  • Auswahl der Zielgruppe wird anhand des Senderprofils und der definierten Zielgruppe des jeweiligen Senders (Peer-Group) vorgenommen.
  • Die Titel werden
    • als Hooks zB am Telefon vorgespielt,
    • in längeren Auschnitten bis komplett einem Auditorium vorgespielt.
    Diese müssen nach festgelegten Kriterien beurteilen.
 
AW: Der Holzmichel

Ich habe diesen Titel letztens onair als "Fall von akuter Hirnamputation" beschimpft. Muss ich mich jetzt schämen? ;)
 
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