Der langsame Tod des Mediums Radio

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Zu diesem Thema passt auch der neue Mennicken:

http://www.radioszene.de/85708/radio-deutschland-zweiklassengesellschaft.html

Recht hat er, aber wie für jeden Berater gibt es auch für ihn nur das Verbleiben auf UKW oder der komplette Strategiewechsel auf Apps/Streaming. Das Thema DAB wird bewusst ausgeklammert. In der Branche herrscht ja bekanntlich ein Verbot für diese drei Buchstaben, und wehe es kommt einer auf der Idee hier von möglichen Chancen zu reden...

Also: Wir haben dann nur zwei Möglichkeiten: Weiter auf eine lange Existenz von UKW hoffen und jede Bedrohung des ach so heiß geliebten Biotops ignorieren. Das garantiert vielleicht noch 20 Jahre Selbstbeweihräucherung mit den besten Gits der 80er, 90er usw. Oder in Richtung Streaming (also Digitalstrategie) ausbrechen. Und neue Formatideen über DAB? Ach, ich vergaß, ist ja verboten darüber zu reden.
 
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@Gegenstromanlage: Den Inhalt des von dir verlinkten Artikels sehe ich deutlich kritischer als du.
Er fordert zwar die Hinwendung zum Inhalt, propagiert aber doch Mittel zur endgültigen Verflachung des Programms. Erwähnt seien drei der Vorschläge des Grauens (im Folgenden kursiv dargestellt):
1. Einen Kickertisch zur Mitarbeitermotivation. Ich habe in der Tat schon beobachtet, dass nicht mehr das Brennen für die Arbeit beim Radio dazu motiviert zum Radio zu gehen, nein, cool will man sein. Die coolen Typen vom Schulhof finden so einen Kickertisch bestimmt total lässig. Gute Entertainer waren aber schon immer die Leute, die leicht einen an der Waffel haben. Im positiven Sinne radioverrückt. Wenn ein Sender tatsächlich einen Kickertisch braucht, um die Mitarbeiter zu halten, dann hat er eindeutig die falschen Mitarbeiter.

2. Hörer-Reporter, die mit ihren Smartphones von überall berichten. Das sind dann wohl eher Horror-Reporter und Radio wird noch beliebiger. Sozusagen die Umsetzung von YouTube auf UKW. Endlich darf jeder ins Radio. Kostet nichts und spart sogar echte Reporter ein. Der feuchte Traum der BWLer in der Führungsetage würde endlich wahr.

3. Wenn man den Mitarbeitern schon nicht mehr Geld anbieten kann, dann solle man doch zumindest Vergünstigungen mit regionalen Unternehmen aushandeln und etwa Einkaufsgutscheine an die Mitarbeiter verteilen. Das ist Arbeit für Almosen nach dem Motto: Es reicht zwar nicht für die Rente, aber hey, immerhin gibt’s bei uns eine Thai-Massage pro Woche umsonst, für unsere Moderatoren sogar mit Happy End. Willkommen im großen Radiopuff der Zukunft.
 
Vergünstigungen mit regionalen Unternehmen aushandeln
Das läuft auf Kompensationsgeschäfte mit jenen regionalen Unternehmen hinaus, die Radiowerbung schalten. Und wer schaltet Radiowerbung? Unternehmen, die ein Produkt oder eine Dienstleistung anbieten, welche man nicht braucht. - Sonst müssten sie ja nicht beworben werden?
Dieses überflüssige Zeug soll ich also dann als Radiomitarbeiter "vergünstigt" nachgeschmissen bekommen, wo ich doch eigentlich Brot und Butter und ein Dach über dem Kopf bräuchte.
 
örer-Reporter, die mit ihren Smartphones von überall berichten. Das sind dann wohl eher Horror-Reporter und Radio wird noch beliebiger. Sozusagen die Umsetzung von YouTube auf UKW. Endlich darf jeder ins Radio. Kostet nichts und spart sogar echte Reporter ein. Der feuchte Traum der BWLer in der Führungsetage würde endlich wahr.

Kost nix, taugt nix - dann lieber gleich Youtube, da kann man wenigstens aus dem Vollen schöpfen.

Das ist Arbeit für Almosen nach dem Motto: Es reicht zwar nicht für die Rente, aber hey, immerhin gibt’s bei uns eine Thai-Massage pro Woche umsonst, für unsere Moderatoren sogar mit Happy End. Willkommen im großen Radiopuff der Zukunft.

Ist da Hartz IV nicht würdevoller?
 
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Die Vorschläge des Herrn M. sind wirklich teilweise unterirdisch.

Es gibt für Journalisten auch des Privatfunks mittlerweile Tarifkataloge. Und auf die kann man sich berufen. Wenn der zukünftige Arbeitgeber das nicht zahlen will, dann ist es Zeit, sich einen anderen zu suchen.
 
Ich fürchte, viele dieser zweifellos gruseligen Vorschläge werden genau so umgesetzt werden. Es geht dabei sicher auch nicht darum, inhaltliche Verbesserungen zu erzielen. Das ist nur hübsch klingende Vertuschungstaktik, um die wahren, knallharten wirtschaftlichen Absichten dahinter zu verbergen.
Sicherlich werden sich genug Dumme finden, die den kostenlosen Smartphone-Reporter machen, und Praktikanten, die sich über Carglass- und Burgerkinggutscheine einnässen vor Freude. Wer in diesen Zeiten auf Tarifverträge pocht, muss schon verdammt fest im Sattel sitzen, sei es bei den Privaten oder Öffentlich Rechtlichen.

Alle, denen noch ein sicherer Arbeitsplatz vergönnt ist, sollten aufhorchen: Die Vorschläge aus dem Mennicken-Artikel könnten für manch einen das schleichende Ende des Arbeitsverhältnisses bedeuten.
 
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