AW: Der neue Bitter Lemmer: "DAB-Radio ist tot. Endlich!"
Zwar ganz unterhaltsam, aber da habe ich schon bessere DAB Polemik gelesen. Naja, DAB ist halt auch ein gern gewähltes und leichtes Opfer. Mich wundert, dass der bärtige Joke mit der Biermarke gar nicht kam.
Ich kann die Punkte, die AVB als Anforderung an ein Hörfunksystem stellt, nur voll unterschreiben. UKW erfüllt das alles, ist aber kapazitätsmäßig quasi am Ende. Sollte jemals ein Digitalsystem UKW ernsthaft ablösen wollen in den nächsten 10 Jahren, dann tippe ich trotz allem Geunke am ehesten auf DAB, evtl. auch DRM. Weil nur diese Systeme oben genannte Punkte im Kreuz haben. Dass die Realität anders aussieht, liegt nicht an DAB alleine, sondern an den Verantwortlichen, und das beschreibt der Lemmer nun wieder ganz gut. Da müsste halt mal jemand Dampf machen.
Die Zusatzdienste, die mit DAB möglich sind, sind schon ganz nett. Da sind schöne Sachen möglich, auch in Kombination mit Navigationssystemen etc. Aber der große Mehrwehrt für die breite Masse ist das denke ich nicht, genausowenig wie der gegenüber UKW eigentlich bessere Klang (sofern man vernünftige Bitraten einsetzt), den hört einfach kein Mensch. Einzig beim Autofahren merkt man deutlich den Vorteil von DAB, da man permanent störungsfreies Signal hat. Das betrifft aber auch nur die Autonutzung. Der wirkliche Mehrwert kann eigentlich nur über ein Mehr an Programmen kommen. Da muss man mal sehen, wie es 2008 aussieht, wenn dann mehr Kapazitäten da sind, ob da dann ein Aufschwung (einschließlich Abbildung von UKW) drin ist. [*]
Derweil muss aber das Medium Hörfunk auch ein klein wenig aus seiner Krise raus, denn solange die große Masse mit 1-2 Hintergrunddudelprogrammen vollauf zufrieden ist und nicht mal auf UKW in großen Städten verbreitete Musikspartenprogramme wie Klassik Radio oder Jam FM Gewinne einfahren, braucht man über zusätzliche Programme via DAB nicht zu denken.
Der Vorteil von Hörfunk ist eben wie oben beschrieben, die Einfachkeit und die kostenlose Verfügbarkeit überall. Die Gefahr dabei ist aber eben, dass dadurch das Medium auch ein Hintergrundmedium wird, wie heute eigentlich der Fall. Man drückt auf einen Knopf, lässt sich berieseln, hört gar nicht wirklich hin, und gut ist. Da brauchts natürlich kein DAB mit weiteren Spartenprogrammen oder dem x-ten gleichwertiegn Dudelradio.
[*] Zur Begründung, bevor wieder der Spruch kommt "aber die Ensembles sind doch eh tlw. halb leer":
- Das L-Band ist zu teuer und nicht für Flächendeckung geeignet, es bleibt also außen vor und taugt nur für Großstädte als Zusatzversorgung
- Eine Auswahl von maximal 7 Programmen im Band III ist keinerlei Kaufanreiz für die Kunden. Ohne Kaufanreiz keine Hörer, ohne Hörer nur Kosten, deshalb bleiben die Ensembles tlw. halb leer. Ein Programmanbieter kann getrost auf DAB verzichten, da es auf absehbare Zeit nur Kosten verursacht, keine Hörer bringt.
- Eine Auswahl von deutlich mehr Programmen würde den Kaufanreiz erhöhen, ergo mehr potenzielle Hörer locken, ein Grund mehr für den einen oder anderen Programmanbieter, bei DAB mitzumachen, nicht dass er bei einem eventuellen Durchbruch dann nicht an Bord ist. Je mehr so denken, umso mehr Programme, umso attraktiver, umso mehr Hörer.
=> Der DAB Teufelskreis kann meiner Meinung nach also nur dadurch durchbrochen wird, dass man 2008 auf einen Schlag massig Kapazität an Hörfunkanbieter ausschreibt. Grundvoraussetzung dieser Netze: guter Indoorempfang, Overspill wie von UKW bekannt.